Ist es wichtig alte Kinderlieder zu verbieten oder umzuwandeln?

Koernchen79  31.03.2023, 06:49

Inwiefern ist "Drei Deutsche mit einem Kasten Bier" nicht rassistisch?

Kapitalkleber 
Beitragsersteller
 31.03.2023, 06:53

Ist es auch aber mir ging es nie darum Anti-Rassistische Lieder zu gestalten, sondern zu irritieren.

earnest  31.03.2023, 07:36

Inwiefern sind die "3 Chinesen" rassistisch? Oder habe ich dich jetzt falsch verstanden?

Kapitalkleber 
Beitragsersteller
 31.03.2023, 09:21

Weil das Lied darauf abzielt über Chinesen zu lachen, die mit einem primitiven Kontrabass spielen. Gibt zwar deutsche Chinesen die das Lied nicht schlimm finden aber egal.

earnest  31.03.2023, 09:24

Was daran ist rassistisch? Was an einem Kontrabass ist "primitiv"?

Kapitalkleber 
Beitragsersteller
 31.03.2023, 13:13

Weiß ich auch nicht. Wurde im Artikel nicht näher erläutert.

18 Antworten

Von Experte earnest bestätigt

Es gibt im traditionellen deutschen Kinderliedergut etliche Lieder mit Quatsch- oder Blödeltexten.

Ich halte diese Lieder nicht für "gefährlich" oder verdammenswert und finde, sie brauchen nicht verboten zu werden.

Man kann schon als Kind lernen, zwischen Quatsch-Texten und Vorstellungen mit Wirklichkeitsbezug zu unterscheiden.

"Drei Chinesen mit dem Kontrabass" müssen nicht die Vorstellung von realen Angehörigen des chinesischen Volks prägen, ebenso wenig wie die in Kinderliedern vorkommenden Indianer und Eskimos einen Bezug zu den entsprechenden indigenen Völkern und deren Würde und Lebensbedingungen haben.

Auch durch "Hoppe, hoppe Reiter" werden Kleinkinder nicht traumatisiert.

Political Correctness und Cancel Culture finde ich im diskutierten Zusammenhang unangebracht, falsch und einfach zu bierernst.


Guardianangel1  31.03.2023, 08:21

Es nervt. Ich lasse mich nicht herumschubsen.

ich kann an schwarz nichts diskriminierendes sehen und die 3 Chinesen sind für mich auch ok. Wer sollte sich dadurch beleidigt fühlen.

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ZuckerRatte202  31.03.2023, 16:43
@Guardianangel1

Bist du denn von Rassismus betroffen? Ansonsten ist ja klar, dass du dich davon nicht diskriminiert fühlst.

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Guardianangel1  31.03.2023, 16:58
@ZuckerRatte202

Meiner persönlichen Meinung nach sind viele als Rassimus bezeichneten Worte, Redewendungen oder Handlungen, gar keine.

Solange Afroamerikaner oder Afrikaner zu mir Weisse sagen, sag ich Schwarze.

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In meiner Kindheit (60er Jahre) spielten wir das Fangspiel "Wer fürchtet sich vom schwarzen Mann?!" Vermutlich stammt das Spiel aus der deutschen Kolonialzeit Ende de 19. Jhdts.Natürlich sickern damit Klischees spielerisch in das Bewußtsein ein. Der schwarze Mann ist in diesem Sinne eine wilde, unheimliche fremde Kreatur vor dem sich gerade Kinder in acht nehmen sollten. .

Die Frage wieweit man mit solch negativen Klischees im Spaß oder auch in Liedtexten gehen kann, ist eng damit verknüpft, was dieser Gruppe in der jüngeren Vergangenheit durch uns widerfahren ist. Vor allem in Bezug auf Juden und Schwarzafrikaner sollte man in dieser Hinsicht genug Sensibilität aufbringen. Was anderes sind die kulturellen Sticheleien z.B. zwischen Preußen und Bayern oder Bayern und Österreicher. Diese sehe ich als harmlos und sie pointieren nur die Unterschiede in der Mentalität..


Paguangare  31.03.2023, 08:54

Beim Spiel "Wer fürchtet sich vorm schwarzen Mann? - Niemand! - Und wenn er kommt, dann laufen wir!" habe ich mir als Kind keinen Subsahara-Afrikaner oder Afro-Amerikaner vorgestellt. sondern einen schwarz gekleideten Mann, so ähnlich wie ein Schornsteinfeger, oder auch eine Gestalt, wie sie in Märchen vorkommt, wie ein Troll oder Riese.

Deswegen hatte es auch nichts mit Rassismus zu tun, dieses Spiel zu spielen.

Es wird erst rassistisch, wenn man die Konnotation der Farbe Schwarz mit "gefährlich", "illegal" und "unheimlich" darauf überträgt, diese Eigenschaften dunkelhäutigen Menschen zuzuschreiben.

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Tuedelsen  01.04.2023, 20:56
@Paguangare

...genau so ging es mir auch...nicht die Hautfarbe war das Entscheidende, sondern eben die dunkel gekleidete Gestalt, die eine Gefahr bedeutete. Man muss nicht auf Krampf überall Rassismus hineindeuten, wo bestimmte Farben erwähnt werden.

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cybersenior  01.04.2023, 21:27
@Paguangare

Daran denkt man als Kind vielleicht nicht beim Spiel, wenn man aber zu einem späteren Zeitpunkt einem Schwarzafrikaner begegnet, dann wird die gedankliche Verbindung hergestellt.

In meiner Kindheit (60er) war das in Bayern auf dem Land ein heißes Thema, weil es viele dunkelhäutige amerikanische GIs gab, die auch mal auf dem Land eine lokale Freundin hatten. Und die Kirche unterstützte damals noch rassistische Klischees, in dem sie von armen unzivilisierten Wilden sprach, die dringend missioniert (und kultiviert) werden müssten.

Auch dachte sich niemand etwas dabei schlechte Witze über Schwarze und Juden zum Besten zu geben.

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Kapitalkleber 
Beitragsersteller
 31.03.2023, 07:23

Wer hat Angst vorm schwarzen Mann kenne ich auch. Habe ich auch damals gespielt. Bloß habe ich da auch eigene Umwandlungen gemacht und gebrüllt "Wer hat Angst vorm weißen Mann." Weiße Frau konnte auch vorkommen. Fanden viele nur nicht lustig.

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mulan  31.03.2023, 07:29
@Kapitalkleber

Daran sieht man, wie empfindlich man dann plötzlich ist und es gar nicht mehr lustig ist, wenn es umgekehrt ist.

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cybersenior  31.03.2023, 07:29
@Kapitalkleber

Ist ja gerade der Clou: diejenigen, die sich selbstverständlich das Recht herausnehmen Menschen mit fremder Kultur und Aussehen herabzuwürdigen reagieren äußerst empfindlich auf Kritik gegen die eigene Kultur. Wobei manchmal gar nicht so genau klar sein dürfte, was genau dieser Personenkreis unter der eigenen Kultur versteht.

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Kapitalkleber 
Beitragsersteller
 31.03.2023, 07:37
@cybersenior

Ja. Das zu testen habe ich als Kind und Jugendlicher geliebt. Ich finde es Schade, dass man jetzt vieles pauschal moralisch verbietet und dadurch keine Möglichkeit gibt sich mit solchen Empfindungen auseinandersetzen.

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cybersenior  31.03.2023, 07:43
@Kapitalkleber

Ich gebe Dir insofern Recht, dass man mit Verboten kaum die Gesinnung ändern kann, dass Ressentements dann eben noch subtiler und hinterhältiger geäußert werden. Was Du mit Deinen Liedmodifikationen gemacht hast, war den anderen einen Spiegel vorzuhalten: Wie fühlt es für Euch an zum verunglimpften Objekt zu werden..

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mulan  31.03.2023, 08:10
@cybersenior

Ich habe das hier gefunden, was ich ausgesprochen treffend finde. Das Buch, was die Autorin erwähnt und für nicht wenige schon beim Titel unangenehm ist, habe ich in einem Zuge verschlungen, nicht nur gelesen. Für mich war’s wie eine Offenbarung.

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Kapitalkleber 
Beitragsersteller
 31.03.2023, 08:58
@cybersenior

Ja. Das war es auch was ich getan habe. Ich bin selbst ohne Migrationshintergrund aufgewachsen aber habe keine Ausnahme gemacht mit dem Spiegel vor anderen halten. Ich selbst habe mir gerne auch einen davor gehalten, was andere total geärgert hat, weil sie mich verbal nie fertig machen konnten. Da gab es nur noch die physische Gewalt für meine zahlreichen Feinde. Verloren ist mir die Eigenschaft nie. Mache ich jetzt im digitalen mit Abstand, weil Real können so manche richtig übel reagieren. Bis auf wenige, bei denen ich sicher weiß, dass sie es mir nicht übel nehmen.

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Nein.

Denn dann müsste man alle alten Schriftstücke und Lieder, die vor unserer Zeit geschrieben sind, verbieten, weil sie z.B. andere Wörter und Ausdrücke benutzten, weil anders damals gelebt wurde (Kirche, Rollenbild von Mann und Frau, Gleichberechtigung, Jungfrau Maria usw.).

Auch alte Gemälde, die solche damaligen Klischees darstellen, müssten dann vernichtet werden.

Das wäre Vernichtung von Kulturgut und Geschichte. Dafür gibt es keinen Grund, denn früher waren andere Werte "normal" als heute. Und in der Zukunft werden wieder andere Werte gelten.

Genauso wie Sprache einem ständigen Wandel unterliegt, alte Ausdrücke verschwinden, neue kommen hinzu.

Es ist also nicht angebracht, alte Kinderlieder oder Märchen zu verbieten oder zu ändern, sie sind ein Spiegel der Zeit, in der sie geschrieben wurden.

Denn sonst müsstest du auch sofort die Bibel, die Thora und den Koran verbieten, les mal nach, was dort so drinsteht... Aber so war es halt vor 2000 Jahren, als die Bibel verfasst wurde. Dass es heute nicht mehr zeitgemäß ist, wissen alle.

Literatur ist Kulturgut, spiegelt den Zeitgeist. Den Suppenkaspar oder Zappelphilipp wird keine Mutter mehr als Erziehungsmittel einsetzen oder als Gutenachtgeschichte vorlesen. Trotzdem sollte das Buch nicht geändert werden, auch nicht in Teilen, nicht überarbeitet, nur weil wir es heute als verheerend empfinden, nur weil es uns nicht mehr entspricht.

Bücher aus früheren Tagen haben Schriftsteller mit Liebe zum schreiben, mit Liebe für Kinder verfasst, dass sie dabei andere Worte und Bezeichnungen gebrauchen, ist der Zeit angemessen, in dem sie entstanden sind. Keiner wollte einen Schwarzen diskriminieren, keiner den Indianer blossstellen..damals waren es gebräuchliche Bezeichnungen ohne rassistischen Hintergrund. Bücher geben Einblicke in vergangene Zeiten, sie sind wichtig, ein Stück Geschichte, Fantasie, Weitblick.

Jeder kann Kindern erklären, warum es genau so da steht und wie wir heute dazu stehen. Aber Bücher, die über Jahre Menschen begeistert haben, einfach zu korrigieren, finde ich absolut falsch und dem Schriftsteller gegenüber respektlos.


Kapitalkleber 
Beitragsersteller
 31.03.2023, 12:18

Ich lese und höre gerne alte Geschichten an. Für mein Jahrgang 1991 nicht selbstverständlich. Ich kenne Bücher die kaum einer kennt und heute niemals mehr so geschrieben werden. Allein von 1968 Normen Spinrad mit Champion Jack Barron. Spanische Literatur lese ich auch mit. Gerne auch jene ab 1500 aufwärts die es kostenlos digitalisiert gibt.

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Man verbietet sie nicht, man schreibt sie auch nicht um, man wird sie einfach nicht weiter beachten.

Keine Ahnung, wer dir die Nummer mit dem Kontrabass beigebracht hat, die war schon in den 60er Jahren öde und out. :-)


annie80  01.04.2023, 20:40

Bei diesem Lied geht es nicht um den Inhalt, sondern darum, dass Kinder sich spielerisch im Spracherwerb üben. Man kann es auch als logopädische Übung betrachten. Dabei werden kognitive Fähigkeiten geübt, das Gehirn vernetzt.

Sowas ist also nie out.

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spanferkel14  31.03.2023, 13:10

Vielleicht war dieses Lied für DICH öde und out. Du kannst aber nicht von deiner Einzelmeinung auf andere schließen. Wir haben das als Vorschulkinder mit Begeisterung gesungen, weil es einfach Spaß machte, diesen Text mit verschiedenen Vokalen durchzuprobieren.

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Kapitalkleber 
Beitragsersteller
 31.03.2023, 06:29

Ich habe gestern gelesen, dass die Lieder nicht mehr in den politisch korrekten Gebrauch gehören in Kindergarten oder Schulen. Natürlich kann das niemand kontrollieren wer es trotzdem verwendet.

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Adzea  31.03.2023, 06:31
@Kapitalkleber

Solche Lieder werden dort schon lange nicht gesungen. Es gibt schließlich haufenweise modernere, gefälligere und bessere.

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Suchfinder72  31.03.2023, 06:43
@Adzea

Deshalb war es bei uns in den DDR-Schulen so "cool". Wir hatten einen Haufen solcher "gefälligen" Lieder. Die sollten angeblich auch den neuen Menschen repräsentieren.

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Kapitalkleber 
Beitragsersteller
 31.03.2023, 07:06
@Adzea

Ab und zu kann man schon noch so Lieder hören, wenn auch seltener

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