Die Grünen wollen das "Ehegattensplitting" abschaffen und damit insbesondere Einverdiener-Ehepaare steuerlich schlechterstellen. Wie findet Ihr das?


09.01.2025, 11:50

Aus meiner Sicht ist das ein typisches Beispiel für den Eifer der Grünen, den Menschen vorzuschreiben, wie sie ihr Leben nach den Vorgaben der Weltanschauung der Grünen zu gestalten haben.

Ich finde, der Staat sollte sich bitte aus diesen privaten Lebensentscheidungen der Menschen heraushalten. Bei der Besteuerung eines Ehepaares darf es keine Rolle spielen, wie die Menschen ihr Erwerbsleben organisieren.

Finde ich schlecht 57%
Finde ich gut 43%

28 Stimmen

5 Antworten

Finde ich schlecht

Ehegatten sind gesetzlich unterhaltsverppflichtet und wirtschaften zusammen.

Maßgeblich für die Steuerbelastung ist die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit. Die Ehegatten getrennt zu beurteilen ist Praxisfremd.

P.S. Ich bin nicht verheiratet

Bei der Besteuerung eines Ehepaares darf es keine Rolle spielen, wie die Menschen ihr Erwerbsleben organisieren.

Dann müssen wir das Ehegattesplitting aber abschaffen. Denn genau das ist ja mit dem Splitting genau der fall. Und auch das argument dahinter.

Wenn einer Viel verdient. Dann sparen sie satt Steuern wenn der andere möglichst wenig oder gar nichts verdient.

Bei gleichen verdienst werden quasi maximale steuern gezahlt.

Folglich hat das ehegattensplitting eine grosse rolle darin wie die menschen ihr erwerbsleben organisieren. Paare bei denen einer viel und der andere wenig verdient haben mehr vom Brutto.

Du kannst den grünen das also schlecht zum vorwurf machen wenn das bestehende system doch gar genauso ist.

Was ich von der idee grundsätzlich halte weiss ich nicht. Die Frage ist halt ob man menschen die in einer ehe leben. Steuerlich begünstigen will.

Falls ja: dann ist es natürlich sinnvoll das so zu tun, das beide partner zusammen die gleiche steuerlast haben egal wie sich die gehälter aufteilen. Sprich:

Wenn beide 10k zusammen verdienen zahlen sie exakt die gleichen steuern als wie wenn nur einer 10k verdient und der ande gar nicht. oder beide 5k verdienen.

(Das ist heute anscheinend ja nicht so wie ich das verstanden habe.)

Gleichzeitig muss die steuerlast für die ehepartner aber geringer sein als wenn beide nicht verheiratet währen.

Sofern entsprechend ein solches system das ehegattensplittign ersetzt. Sehe ich kein grund dafür das derzeitige system unbedingt zu behalten.

Mit ausnahme dessen das es ggf. eine verstecke steuererhöhung ist.

Schade das du hier weg lässt was wie genau sich denn die neuregelung auf alles auswirken soll.

Natürlich kann man ausser dem durchaus auch noch den Punkt diskutieren pb ehen überhaupt einen steuerlichen vorteil bekommen sollten.

Finde ich gut

Das Ehegattensplitting per se ist doch genauso eine Entscheidung, durch die eine Partei eine gewisse Art zu leben vorgeschrieben hat? Eigentlich jede politische Entscheidung tut das. Aber dir schmeckt das offenbar nicht weil es eben eine Entscheidung ist die nicht aus deinem politischen Lager kommt. Die konservative Crybaby Mentalität ist wirklich immer wieder erstaunlich. Da muss ich 16 Jahre mit den dümmsten und schlechtesten Entscheidungen der CDU leben, die mir völlig gegen den streicht gehen, aber kaum ist eine tendenziell linkere Regierung gestellt wird jede Entscheidung unverhältnismäßig hart und unsachgemäß bekämpft.

Die Grünen legen deutlich dar, weshalb sie diese Entscheidung treffen und das ist ein Ziel, hinter dem ich stehe. Denn diese "freie" Entscheidung von der du sprichst, dass der Mann arbeiten geht und die Frau daheim bleibt ist nicht so frei wie du hier behauptest. Da stecken viele komplexe Mechanismen dahinter, die zwar Fakt und Realität sind aber nicht in eine konservative Weltanschauung passen.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Teilgebiet meines Studiums
Finde ich gut
Berlin: (hib/VOM) Bündnis 90/Die Grünen fordern, das steuerliche Ehegattensplitting in eine Individualbesteuerung mit übertragbarem Höchstbetrag von 10.000 Euro für Unterhaltspflichten unter Ehe- und Lebenspartnern umzuwandeln. Wie es in einem Antrag der Fraktion ( 16/1152) heißt, soll die Neuregelung sowohl für Ehepaare als auch für gleichgeschlechtliche Paare gelten. So soll bei unterschiedlichen Einkommen beider Ehegatten oder Lebenspartner ein Teil des Einkommens des einen auf den anderen steuerfrei übertragbar sein. Alle einkommensteuerpflichtigen Personen sollen dabei in Höhe ihres individuell erzielten Einkommens besteuert werden. Durch diesen übertragbaren Höchstbetrag würden die Unterhaltspflichten zwischen Ehe- und Lebenspartnern steuerlich berücksichtigt und das verfassungsrechtliche Gebot der "sozialrechtlichen Einstandspflicht" in der Ehe eingehalten. Die Individualbesteuerung hätte den Effekt, heißt es weiter, dass für einkommensstarke Haushalte die bisherige Ersparnis aus dem Ehegattensplitting sinkt. Die steuerlichen Mehreinnahmen von 4 bis 5 Milliarden Euro wollen die Bündnisgrünen zum Ausbau und zur Finanzierung der Kinderbetreuung verwenden. Die Abgeordneten halten es für sozial gerecht, den Effekt des Ehegattensplittings für einkommensstarke Haushalte, in denen mehr oder weniger nur eine Person erwerbstätig ist, zugunsten einer stärkeren Förderung von Familien mit Kindern zu begrenzen. Der maximale Vorteil des Ehegattensplittings tritt nach Angaben der Fraktion bei Alleinverdienern ein und könne derzeit bis zu 8.349 Euro jährlich einschließlich Solidaritätszuschlag betragen. Dieser maximal mögliche Splittingvorteil würde durch das vorgeschlagene Modell der Individualbesteuerung eingeschränkt. Er würde sich bei einem zu versteuernden Einkommen von 45.000 Euro jährlich für einen Alleinverdiener um 784 Euro und bei einem sehr hohen Einkommen von 120.000 Euro jährlich um 4.316 Euro verringern. Für kleine Einkommen entstünde dagegen kein finanzieller Nachteil, betonen die Grünen. Bei der Individualbesteuerung würde das Existenzminimum von 7.664 Euro jährlich berücksichtigt und den Aufbau einer eigenständigen Altersvorsorge für den geringer verdienenden Ehegatten oder Lebenspartner ermöglicht, heißt es in dem Antrag.

https://webarchiv.bundestag.de/archive/2009/0729/aktuell/hib/2006/2006_117/01.html

Alter Hut. Den Antrag gabs schonmal.


RhenusFluvius 
Beitragsersteller
 09.01.2025, 11:51

Das Thema ist ein Fetisch der Grünen. Kampf gegen das "Patriarchat".

Finde ich gut

Grüß Dich RhenusFluvius

Hier bekommst Du alles darüber! 😊

Aus: https://www.deutschlandfunk.de/ehegattensplitting-abschaffen-nachteile-vorteile-100.html

Was spricht dafür, das Ehegattensplitting abzuschaffen?

Weniger Geschlechter-Ungleichheit

Laut dem Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) würde eine Abschaffung des Ehegattensplittings die Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern auf dem Arbeitsmarkt reduzieren.

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Denn die Hauptkritik lautet, dass das Splitting ein starker Anreiz für Frauen in Gutverdiener-Ehen sei, nicht oder sehr wenig zu arbeiten. Ähnlich argumentiert auch der Sachverständigenrat für Wirtschaft, der die Bundesregierung berät. Er – und besonders die Wirtschaftsweise Monika Schnitzer – empfehlen, das Ehegattensplitting zu reformieren, damit Zweitverdiener Anreize bekommen, mehr zu arbeiten.

Zu den prominenten Befürwortern einer Abschaffung des Ehegattensplittings zählt auch der Internationale Währungsfonds (IWF). Er greift das Thema in seiner Konjunkturprognose auf – und sieht im Splitting einen der Gründe, warum in Deutschland 2,3 Millionen weniger Frauen als Männer erwerbstätig sind.

Denn: Der Steuervorteil durch das Ehegattensplitting fällt besonders groß aus, wenn der eine viel und der andere sehr wenig oder nichts verdient.

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Der Anreiz wird dadurch verstärkt, dass Ehepartner, die nicht arbeiten, in der gesetzlichen Krankenversicherung des Partners kostenlos mitversichert sind. Und: Um den Splittingvorteil nicht zu verlieren, stecken Frauen auch häufig in steuerbegünstigten Minijobs fest – ohne soziale Absicherung.

Erhöhtes Bruttoinlandsprodukt

Volkswirtschaftlich hätte die Abschaffung des Splittings laut Simulationen des RWI positive Folgen: Durch die höhere Erwerbsbeteiligung von Frauen könnte das Bruttoinlandsprodukt um bis zu 1,5 Prozent steigen.

These: Ohne Ehegattensplitting mehr Fachkräfte

Das RWI geht außerdem davon aus, dass eine Abschaffung des Splittings gegen den Fachkräftemangel helfen würde: Wenn das Steueraufkommen gleich bliebe, würden durch den Wegfall des Splittings mehr als eine halbe Million zusätzliche Vollzeitkräfte zur Verfügung stehen. Die Ökonomin Nicola Fuchs-Schündeln sagt, durch das Splitting gehe dem Arbeitsmarkt viel Talent verloren. Die Hälfte der Uniabsolventinnen seien Frauen.

Pro und Contra: Abschaffung des Ehegattensplittings

https://www.deutschlandfunkkultur.de/pro-und-contra-abschaffung-des-ehegattensplittings-dlf-kultur-e8c643db-100.html

Parteimitglied bei Bündnis90/Die Grünen 🌻

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