Guten Tag,
ich stehe gerade vor einer recht schweren Entscheidung. Ich möchte meinen Psychologen wechseln, jedoch weiß ich nicht, ob es die richtige Entscheidung ist, da ich Angst habe, die Situation aufgrund meines aktuellen psychischen Zustands falsch einzuschätzen.
Also fange ich mal an, meine Gründe aufzuzählen:
Schon von Anfang an kam mir meine Psychologin etwas seltsam vor. Ich weiß nicht, wie ich es beschreiben soll, aber sie wirkt eher wie eine Sozialpädagogin, die man aus der Schule kennt, als wie eine wirkliche Psychologin. Sie ist auch Kinder- und Jugendpsychologin, deswegen dachte ich, das sei normal, da sie ja auch jüngere Patienten hat. Als die Therapie dann losging, störte mich genau dieses Verhalten – nicht wirklich im schlechten Sinne, denn sie ist freundlich und nett. Dennoch hat dieses Verhalten dazu geführt, dass ich sie eher als jemanden sehe, mit dem ich einmal pro Woche über interessante Dinge rede, die aber nicht wirklich etwas mit meiner Psyche zu tun haben bzw. mir mit meiner psychischen Verfassung helfen. Genau da begannen die Probleme:
Denn als ich realisierte, dass mir die Gespräche, die ich mit ihr geführt habe, nicht wirklich geholfen haben und sich meine Verfassung immer weiter verschlechterte, habe ich versucht, ein wirklich psychotherapeutisches Gespräch über meine psychische Verfassung zu führen. Das fiel mir sehr schwer, weil ich sie in meinem Kopf bereits als eine Art Freundin abgespeichert hatte, und ich mit Freunden nicht über meine psychischen Probleme reden kann.
Als ich ihr dann von meinem Suizidversuch erzählte, merkte ich direkt, dass das höchstwahrscheinlich ein Fehler war, denn sie reagierte genauso, wie ich es von Menschen kenne, die mir nahe stehen. Genau diese Reaktion hasse ich, und genau diese Reaktion hat dazu geführt, dass ich alles in mich hineinfresse. Sie war total schockiert, fast so, als würde ich es meiner Mutter erzählen. Ich war verwirrt, weil ich erwartet hätte, dass eine Psychologin bei so etwas abgebrüht ist und kein großes Thema daraus macht – aber sie tat es. Das war der erste Vorfall, bei dem mir klar wurde, dass es ein Fehler gewesen sein könnte, ihr so etwas zu erzählen.
Jedoch dachte ich mir, dass das nur eine Ausnahme war, und erzählte ihr mehr, von Selbstverletzungen bis hin zu weiterhin aktiven, passiven Suizidgedanken. Doch immer wieder kam genau die Reaktion, die mich davon abhält, überhaupt jemandem von diesen Dingen zu erzählen. So habe ich mich immer weiter darin eingeschränkt, was ich ihr erzähle – was ja eigentlich bei einer Psychologin nicht sein sollte.
Sie redet auch meine Interessen an anderen psychischen Erkrankungen schlecht, da sie meint, dass ich mir durch diese ganze Informationsbeschaffung eventuell psychische Krankheiten einbilden könnte. Zudem sagt sie oft, dass ich mir all meine Gedanken nur einbilde und einfach mal meine Sichtweise ändern sollte. Ich meine, ich würde es ja tun, wenn ich könnte. Auch weise ich sie oft darauf hin, dass ich ADHS habe und daher manche Probleme kommen könnten, jedoch stellt sie es oft so dar, als würde ich mein ADHS als Ausrede nutzen.
Fast bei jedem Thema, das ich ihr sage und das mit Selbstverletzung, Selbsthass, Selbstvernachlässigung und so weiter zu tun hat, wird sie wütend, fast so, als würde ich es meiner Mutter erzählen. Letztens hat sie mir sogar damit gedroht, meine Großeltern, bei denen ich wohne, über die Dinge zu informieren, die ich ihr anvertraut habe (nähere Details dazu findet ihr in meinem letzten Beitrag).
Nun hadere ich mit mir selbst, ob ich mir nicht alles nur einbilde, ob sie vielleicht recht hat und ich es als persönlichen Angriff sehe, oder ob sie wirklich eine schlechte Psychologin ist. Zurzeit kommt es mir so vor, als ob ich sie mit meinen Problemen zu sehr belaste, weil sie normalerweise jüngere Patienten hat. Ich weiß wirklich nicht, ob es die richtige Entscheidung ist, mir einen anderen Psychologen zu suchen – besonders, weil es so wenig Plätze gibt. Ich hatte schon relativ Glück, nach zwei Monaten Suche einen Platz bei ihr zu bekommen. Aber ich merke, wie es mir immer schlechter geht und sie meine Situation nicht wirklich verbessert.
Deswegen wollte ich hier einfach mal in die Runde fragen, wie ihr das seht. Vielleicht sind hier Psychologen, die mir sagen können, ob ihre Reaktionen angemessen sind.
Zusätzlich kommt noch hinzu, dass ich Angst vor der Konfrontation habe, die auf mich zukommt, wenn ich ihr sage, dass ich einen anderen Psychologen aufsuchen werde. Für mich ist das gerade die reinste Hölle und eine sehr schwere Entscheidung.
Falls ihr noch nähere Details braucht, fragt einfach nach.