Wird man als introvertierter geboren?
Hey,
Ich werde bald 22 Jahre alt und war schon immer ein sehr schüchterner Mensch, schon in meiner Kindheit habe ich mich sehr unwohl unter Menschen gefühlt und habe deshalb große Menschenmengen möglichst gemieden.
Z.B. wenn mal Besuch bei uns war - egal ob es gleichaltrige oder Erwachsene Personen waren - habe ich mich immer in meinem Zimmer verschanzt und gewartet bis die Besucher gingen. In der Schule hatte ich verschiedene Phasen, zeitweise hatte ich einen größeren Freundeskreis aber es gab auch Zeiten wo ich kaum mit anderen geredet habe.
Ich weiß nicht wie ich dieses Gefühl genau in Worten beschreiben kann aber ich fühle mich unter Menschen sehr unwohl und das unbeabsichtigt, also ich möchte das eigentlich gar nicht. Und meine Lebensqualität leidet deutlich darunter.
Es ist ein sehr bedrückendes und elendes Gefühl.
Obwohl ich mittlerweile Erwachsen bin und ein rationales Denkvermögen entwickelt habe, kommt dieses ungewollte Gefühl jedes mal wieder wenn ich mich unter Menschen befinde(Schule, Arbeit, Straße, Besuch usw. ...)
Nur in der Gegenwart meiner Eltern fühle ich mich halbwegs wohl(ich bin Einzekind).
Ansonsten fühle ich mich außerhalb meiner Komfortzone unwohl.
Es ist nicht so das ich überhaupt nicht unter Menschen sein kann, aber wie gesagt dieses unwohle Gefühl ist immer da.
Ist das angeboren also wird es vererbt oder entwickelt das sich im laufe der Kindheit? Kann man sich das irgendwie abgewöhnen?
Mein Vater besitzt auch ähnliche Charaktereigenschaften.
10 Antworten
Tja. Ich bin weiblich, werde in wenigen Monaten 26 und bin auch schüchtern und introvertiert.
Schüchternheit kann entstehen, wenn man schlechte Erfahrungen mit Menschen gemacht hat, aber sie kann auch durch Familienmitglieder vererbt werden.
Man kann nur versuchen, Selbstbewusstsein aufzubauen. Dazu gibt es einige gute Übungen im Internet.
Ja. Das kam einfach mit der Zeit.
Aber zum Teil trug auch ein Junge aus meiner alten Schule dazu bei, dass ich meine Schüchternheit teilweise überwunden habe.
Ich habe erfahren, dass Liebe einen Menschen positiv beeinflussen kann.
2016 gab es einen Jungen, in den ich verliebt war. Ich lernte ihn in der Schule kennen, als ich meinen Realschulabschluss nachmachen wollte. Ich bin aber direkt ins zweite Semester eingestiegen. Aufgrund dessen war ich mit den Fächern total überfordert und kam überhaupt nicht mehr mit. Ich brach ab, meldete mich aber nach ein paar Monaten Pause wieder erneut an, da ich unbedingt meinen Realschulabschluss schaffen und haben wollte. Ich stieg ins erste Semester ein und es klappte gut. 1 Jahr später kam der Junge, den ich 2016 dort kennenlernte zufällig in unsere Klasse, da er wiederholen musste und so kamen wir wieder in Kontakt. Schließlich stand irgendwann unser Schulabschluss bevor. Ich war sehr schüchtern und habe ihm nie gesagt, dass ich Gefühle für ihn habe. Da es unser letztes gemeinsames Jahr war, weil danach alle ihre eigenen Wege gingen, war ich bereit, für ihn auf der Abschlussfeier zu singen. Und nicht nur das. Ich war auch noch bereit, meine eigene Rede zu halten, die ich selbst geschrieben habe.
Der Tag der Abschlussfeier war da. Leider kam er nicht zur Abschlussfeier, weil er arbeiten musste, aber ich sang dennoch das erste Mal in meinem ganzen Leben vor einer großen Menschenmenge und hielt auch noch meine eigene Rede. Die Liebe hat mich positiv verändert. :)
Die Tendenz wird sicher mit den Genen weitergegeben, ihre Ausprägung ist eine Folge der Sozialisierung.
Natürlich kann man aus schüchternen Menschen keine Draufgänger machen, aber Schüchterne können trainieren, etwas mutiger und selbstsicherer zu werden. Dazu müssen sie sich immer wieder selbst Aufgaben stellen, bei denen sie sich etwas mehr trauen als bisher und sich belohnen, wenn sie das geschafft haben etc.
Ich denke nicht, dass sowas angeboren ist, sondern es kommt vom Zusammenspiel aus Erziehung, Erfahrungen, Sozialisation, dem eigenen Umfeld, usw.
Meine Eltern sind auch ausgesprochen introvertiert. Dass ich in der Schule dann noch gemobbt wurde, half auch nicht dabei, mir Vertrauen in Menschen zu vermitteln. Deshalb war ich lange ebenfalls ein introvertierter Stubenhocker, der sich am wohlsten gefühlt hat mit Büchern, Videospielen, Keyboard oder dem Zeichenstift in der Hand.
Irgendwann lernte ich dann echt nette Leute kennen, die mich gedrängt haben, mit ihnen auszugehen. Und dort traf ich andere, die ähnliche Interessen und Musikgeschmack hatten wie ich. Da ich mit denen dann nur noch sehr positive Erfahrungen machte und plötzlich sehr beliebt war, veränderte ich mich vom introvertierten zum extrovertierten.
Und ein paar Jahre später veranstaltete ich selbst Parties und kleinere Konzerte, war stets in Kontakt mit Menschen, Bands, Crew, Catering, usw... es war nichts mehr von meinem "introvertierten Ich" übrig geblieben.
Also langer Rede kurzer Sinn: Ich denke, Introvertiertheit basiert auf jahrelangen, schlechten Erfahrungen mit Menschen und einer Erziehung, die in diese Kerbe schlägt. Und genauso kann man durch viele gute Erfahrungen mit Menschen und einem veränderten Mindset das ganze ins Gegenteil drehen.
Hallo, danke für die Antwort.
Ich teile deine Ansicht. Meiner Meinung nach liegt es ebenfalls an den schlechten Erfahrungen mit Menschen in der Vergangenheit eventuell sogar schon in der frühen Kindheit, stattgefundene Ereignisse an die man sich vermutlich nicht mal mehr erinnern kann aber diese sich im Unterbewusstsein der Person sehr stark verankert haben und sie jedes mal beim Versuch neue Kontakte aufzubauen manipulieren.
Ich glaube dagegen kann man nur ankämpfen in dem man möglichst rational bleibt und die nötigen Schritte wagt.
Eine Frage noch. Wie alt warst Du damals als Du dich vom introvertieren zum extrovertierten umgewandelt hast? Ist das in den 20er Jahren noch möglich?
Ich war damals 19. Ich denke das klappt in jedem Alter noch.
Hallöchen. Hier muss man sagen, der Apfel fällt nicht weit vom Stamm;
Ich komme aus einem Haus, in der Mutter, Vater Introvertierte sind/waren. Demnach bin ich es auch. Kennst du den Spruch, "erziehen ist zwecklos, die machen eh alles nach". Ich habe das so beobachtet und mit meinen 21 Jahren ist es jetzt nicht anders. Die liebe Frau Tante dagegen hat einen Extrovertierten geheiratet, und die Kiddies sind jetzt zum Teil richtige Freigänger.
Aber auch wenn man mehr oder weniger Introvertierter bleibt, kann man sich dennoch etwas ändern wenn man öfters raus geht.
Aber meistens bleibt man wer man ist.
Viel Glück :)
schon aber das reißt meistens später ab.
zB unter Kollegen ...unwohl?? bloß eine Gewöhnungssache....
Und hast du es geschafft die Schüchternheit teilweise zu überwinden?