Wieso sterben Deutsche seit den 2000ern früher als ihre europäischen Nachbarn?
Die Sterblichkeit bei Menschen ab 65 Jahren liegt in Deutschland höher als bei Gleichaltrigen in Westeuropa. Der Abstand nimmt seit der Jahrtausendwende stetig zu.
Die durchschnittliche Lebenserwartung der älteren Bevölkerung in Deutschland ist im westeuropäischen Vergleich weiter gesunken. Während Menschen der Altersgruppe ab 65 Jahren hierzulande im Jahr 2000 im Schnitt 0,7 Jahre weniger lebten als Gleichaltrige im restlichen Westeuropa, hat sich diese Sterblichkeitslücke inzwischen auf 1,7 Jahre vergrößert. Das geht aus einer aktuellen Studie des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB) und des Max-Planck-Instituts für demografische Forschung hervor.
Quelle: https://www.zeit.de/wissen/2024-05/lebenserwartung-in-deutschland-sinkt-weiter
Dazu hätte ich gerne ein paar Einschätzungen und Ideen aus der Community.
43 Stimmen
24 Antworten
Nun, wenn man über den Atlantik schaut, sieht man dass die US-Amerikaner nochmal deutlich früher sterben.
Ich fände plausibel, dass die Deutschen deswegen früher sterben, weil wir uns mehr an den Amerikanern orientieren als unsere europäischen Nachbarn. Insbesondere bzgl. Ernährung, aber auch Arbeiten, Wohnen, Verkehr, Freizeit.
Vor allem Männer haben oft Probleme mit Gesundheitsvorsorge und einem allgemein gesunden Lebenswandel, ganz besonders dann, wenn sie keine Partnerin an ihrer Seite haben, die auf die Gesundheit des Mannes achtet und durch Fürsorge gesundheitsschädlichen Stress reduziert. Singlemänner sind daher im Nachteil, was ihre Lebenserwartung angeht. Die Anzahl der Singlehaushalte ist in Deutschland gestiegen. Das wird ein Grund dafür sein, dass Menschen (vor allem Männer) in Deutschland früher sterben.
Zwar geht die Differenz zwischen Männern und Frauen gerade in den Industrieländern immer weiter zurück, aber selbst im Jahr 2018 war der Unterschied noch deutlich: Hier lag die Lebenserwartung in Deutschland für Männer im Schnitt bei 78,5 Jahren und für Frauen bei 83,3 Jahren.
Frauen gehen bei Krankheiten früher und häufiger zum Arzt. Auf diese Weise erhöhen sie ihre Chancen dafür, dass Krankheiten rechtzeitig erkannt und behandelt werden. Das verbessert den Gesundheitszustand im Durchschnitt erheblich und sorgt so besonders bei sehr gefährlichen Krankheiten auch für eine höhere Überlebensrate.
Studien zeigen zudem, dass sich Männer im Durchschnitt gesünder fühlen als Frauen. Sie schätzen ihre eigene Gesundheit meist als grundsätzlich gut bis sehr gut ein und gehen auch bei tatsächlichen Krankheiten oder Verletzungen seltener zum Arzt. Dieser Unterschied relativiert sich erst ab dem 75. Lebensjahr.
Darüber hinaus beschäftigen sich Frauen mehr mit ihrer Gesundheit. Sie geben öfter an, sich für das Thema Gesundheit zu interessieren und nehmen Angebote wie Gesundheitskurse deutlich häufiger wahr.
Ungefähr 12 Millionen Menschen in Deutschland sind Raucher (Stand 2018). Das ist eine beträchtliche Zahl. In allen Altersgruppen ist dabei erkennbar, dass Männer mit 27 Prozent häufiger rauchen als Frauen mit 20 Prozent. Das schlägt sich auch in der Lebenserwartung nieder. Denn was viele nicht wissen: Rauchen erhöht nicht nur das Risiko für Krebs und Herzinfarkt, sondern es verringert auch die Stabilität der Knochen und schwächt das Immunsystem. Außerdem ist Rauchen bekannter Maßen der größte Risikofaktor für Lungenkrebs. Die Lebenserwartung von starken Rauchern liegt sogar 10 Jahre unter dem Durchschnitt.
Ein ähnliches Bild zeigt sich bei Alkohol: Frauen in Europa trinken im Schnitt nur etwa ein Drittel so viel Alkohol wie Männer. Auch das hat Auswirkungen auf die Sterblichkeit: Alkohol wird mit über 200 Krankheiten in Verbindung gebracht. So belastet regelmäßiger Alkoholkonsum nicht nur die Leber, sondern erhöht auch den Blutdruck und das schädigt wiederum das Herz- Kreislauf-System. So kommen Frauen auch durch einen insgesamt gesünderen Lebensstil mit weniger gefährlichen Genussmitteln auf ihre Extra-Jahre.
Quelle und weitere Infos siehe hier:
Zudem spielen die Aspekte Bildung, Arbeit und zur Verfügung stehende Geldmittel eine Rolle, wenn es um Gesundheit und Lebenserwartung geht. Bildung trägt auf zwei Arten zur Gesundheit bei: Man erhält gesundheitsbezogenes Wissen, das man anwenden kann und Bildung führt in der Regel zu einem besser bezahlten und körperlich weniger anstrengendem Job. Durch die bessere Bezahlung kann man sich qualitativ höherwertigere Lebensmittel, mehr Urlaub und einen allgemein komfortableren, stressärmeren Lebenswandel leisten. Stress, zu wenig oder qualitativ minderwertiger Schlaf und schlechtes Essen verkürzen die Lebenserwartung.
Leider haben wir zudem das Problem mit dem Zweiklassengesundheitssystem in Deutschland. Reiche können sich schnellere und bessere medizinische Versorgung leisten als Arme, wodurch es bei Armen zu einer kürzeren Lebenserwartung kommt.
Steht doch in dem von Dir verlinkten Artikel:
Als Ursache machen die Forscher eine mangelnde Prävention und Früherkennung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen aus. Ähnlicher Nachholbedarf gelte für den Tabak- und Alkoholkonsum sowie im Bereich der gesunden Ernährung.
Frage beantwortet!
Gesundheitssystem von Deutschland ist Mittelmass, viele Länder haben in den letzten Jahren mehr investiert als es hier der Fall war
Ich folge da einfach den Forschern, die sich mit dem Thema befassen, anstatt sinnlose Ratespiele zu veranstalten.
Als Ursache machen die Forscher eine mangelnde Prävention und Früherkennung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen aus. Ähnlicher Nachholbedarf gelte für den Tabak- und Alkoholkonsum sowie im Bereich der gesunden Ernährung.
zu viel Stress in der Arbeit - hohe Leistungsanforderungen und immer späterer Rentenbeginn
schlechte Wohnverhältnisse = schlechte Lebensbedingungen, da zu hohe Bevölkerungsdichte
und wenn wir noch ein wenig warten: schlechte und viel zu teure medizinische Versorgung
jaja - ich höre das Geschrei jetzt schon ......