Wieso gibt es unterschiedliche Uniformen (z.B. rote und blaue) bei der Feuerwehr?

6 Antworten

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Was du meinst sind keine Uniformen. Das ist Persönliche Schutzausrüstung (PSA).

Die PSA muss in Deutschland einschlägigen Normen entsprechen. Das sind in der Regel die HuPF bzw. EN 469. Die EN 469 gibt keine Farben vor und wenn sich die Feuerwehr im Rahmen ihrer Gefährdungsanalyse entscheidet PSA nach der Norm zu beschaffen dann gibt es da halt Freiheiten.

Uniformen sind eine ganz andere Baustelle. Hier hat jedes Bundesland eigene Vorgaben und so sollten "eigentlich" die Uniformen in einem Bundesland einheitlich sein. Siehe Dienstuniform bei deutschen Feuerwehren

Weil Feuerwehr eine kommunale Aufgabe ist. Sprich, jede Kommune ist dafür verantwortlich, eine ausreichend leistungsfähige Feuerwehr zu haben. Diese auszurüsten und dergleichen.

Und dementsprechend kauft auch jede Kommune ihre eigene Einsatzkleidung für die Feuerwehr. Unabhängig von den Nachbarkommunen. Die eine Kommune kann beschließen, dass sie dunkelblaue/schwarze Einsatzkleidung am sinnvollsten findet, die nächste kann beschließen dass sie rote Einsatzkleidung am sinnvollsten findet, die dritte kann Sandfarben am sinnvollsten finden, irgendwoanders findet man eine Mischform sinnvoller...

Einfluss darauf nehmen ggf. Landesvorschriften, z.B. gab es in Niedersachsen lange Zeit eine Vorschrift, dass die Jacken orange zu sein haben.

Die Gründe, weshalb diese und jene Farbe sinnvoller sein soll, sind vielfältig. Ist z.T. eine sehr emotionale Diskussion, von "das haben die anderen, das wollen wir auch" bis hin zu "das haben die anderen schon, unsere muss anders sein".

  • Der eine findet dies cooler, der andere jenes...
  • Sandfarbene Einsatzkleidung soll sich in praller Sonne etwas weniger aufheizen (bei dicker Isolationskleidung völlig irrelevant, man heizt von innen)
  • Auf sandfarbener Einsatzkleidung sieht man Schmutz besser und denkt eher an eine Reinigung - was der eine blöd findet, der andere gut
  • Je nach Lichtverhältnissen sieht man die eine Farbe oder die andere Farbe besser - der eine argumentiert mit der hellen Grundfarbe, der andere argumentiert mit dem hell/dunkel-Kontrast mit den Reflexstreifen
  • Es gibt ein besonders teures und überragendes Obermaterial für Einsatzkleidung (PBI), das ist sandfarben und war anfangs nicht einfärbar... daher denken manche, sandfarben sei automatisch "das gute Zeug" (man kann aber das Standard-Material sandfarben färben...)

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Was tatsächlich landeseinheitlich ist, ist die Tagesdienstkleidung oder die formelle Uniform. In dem Dress sieht man Feuerwehrs aber selten in der Öffentlichkeit, das ist eher was für interne Veranstaltungen oder z.B. als Wachkleidung bei der Berufsfeuerwehr.


Trubelschuster 
Beitragsersteller
 04.11.2023, 17:46

OK, danke, das hilft schon mal :-)
Meine Frage bezog sich allerdings mehr auf die Unterschiede zwischen Dienst- und Schutzkleidung innerhalb einer Feuerwehr. Kannst Du dazu vielleicht noch etwas sagen?

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RedPanther  04.11.2023, 17:58
@Trubelschuster

Naja, wenn du im Brandeinsatz mit schwerem Atemschutz in den Innenangriff gehst, brauchst du einen Schutz für den Fall, dass dich eventuell mal eine Flammenzunge überrollt oder dich ein Flashover überrascht und du plötzlich in einer 1000 °C heißen Hölle stehst und einen beschleunigten Rückzug (Flucht) antrittst. Dementsprechend trägt man zu diesem Einsatz eine Einsatzkleidung, die das kann. Mit dem Nachteil, dass man sich in dieser dick isolierten Kleidung zu Tode schwitzt, auch im Winter. Und diese Kleidung ist natürlich auch am teuersten, eine Jacke kostet 1000 €...

Machst du gerade keinen Innenangriff unter Atemschutz, brauchst du trotzdem eine Einsatzkleidung, die nicht gleich kaputt geht und dich schützt, wenn du damit mal über Glasscherben und Metallkanten schrammst oder beim Vegetationsbrand vielleicht mal ein paar brennende Grashalme rumfliegen. Und da viele Einsätze im Bereich der Straßen sind, solltest du auch gut sichtbar sein damit dich niemand überfährt. Aber diese Kleidung braucht natürlich nicht die dicke Isolation, die im Innenangriff dein Leben retten kann.

Aber man will nunmal auch nicht mit "Straßendreck", wie Ölflecken von einem Unfallfahrzeug, Rußrückständen von einem Feuer usw. durchs ganze Feuerwehrhaus laufen. Überall hinterlässt man ein Wenig von diesem Dreck, der z.T. krebserregend ist. Deshalb tragen insbesondere Berufsfeuerwehrleute, die zwischen den Einsätzen in der Werkstatt arbeiten oder ähnliches, eine Tagesdienstkleidung die nicht mit zum Einsatz geht.

Diese Tagesdienstkleidung ist robust und praktisch, aber wenig repräsentativ. Also brauchst du zu repräsentativen Zwecken wie eine Feuerwehrversammlung oder eine Vorsprache beim Gemeinderat eben auch eine richtige Uniform.

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Was Du meinst, ist die Einsatzschutzkleidung, nicht die Unniform.

Die Farbe ist dabei eher Geschmackssache.

Bei uns hat man beispielsweise bis in die 1980er Jahre hinein tatsächlich eine "Uniform" im klassischen Sinne auch bei Einsätzen getragen. die war dann halt dunkelblau, mit silbernen Knöpfen, Dienstgradabzeichen usw.

Dann kamen orange-rote Baumwolljacken mit dunkelblauen Arbeitshosen.

Seit den 1990er Jahren kann man dann wirklich von "Schutzkleidung" sprechen. Es kamen moderne, mehrlagige Jacken und Hosen zum Einsatz, die auch wirklich vor Hitze, Kälte, Nässe usw. schützten. Die sogenannte "Nomex"-Schutzkleidung war damals zumeist dunkelblau-schwarz oder rot. Allerdings war man damals häufig der Meinung, dass die rote Kleidung zu schmutzanfällig war. Deshalb beschaffte man vielerorts dunkle Kleidung, da war der Dreck nicht so drauf zu sehen.

Dann kamen die ersten PBI-Materialien auf den Markt. Die PBI-Fasern ließen sich zunächst aber noch nicht einfärben, deshalb gab es parallel auch sandfarbene Einsatzschutzkleidung (die natürliche Farbe der PBI-Faser).

Mittlerweile ist das egal. Alle Fasern und Materialien können sich in nahezu jeder Farbe einfärben lassen. D.h., dass die Farbe nun vollends "Geschmackssache" ist. Viele Feuerwehren sind heute wieder von dunkler Schutzkleidung abgewichen, denn heute legt man viel mehr Wert auf Hygiene. Man hat erkannt, dass die Feuerwehr mit vielen ungesunden Stoffen in Berührung kommt... Ruß, Blut, Öle, Bakterien und Viren usw. - und je besser man die sieht, desto eher kann man die Kleidung reinigen lassen und eine Verschleppung der gefährlichen Stoffe damit verhindern. Also nutzen viele nun rote oder sandfarbene Kleidung, ich habe auch schon gelbe PSA gesehen.

Argumente für Rot und Sandfarben sind die bessere Sichtbarkeit bei Licht und Halblicht z.B. im Straßenverkehr (im Gegensatz zu dunkler Kleidung). Manchmal möchte man sich auch einfach bewusst farblich abheben...

  • so werden hier und da Sonderkräfte wie ABC-Dienste der Feuerwehr andersfarbig gekleidet als die übrigen Wehren in der Region
  • einige Wehren verfügen über zwei Sätze Schutzkleidug für jede Einsatzkraft - eine für Innenangriffe bei Brandeinsätzen und eine für Einsätze der Technischen Hilfeleistung. Diese werden dann auch häufig in unterschiedlicher Fabgebung angeschafft, damit die in der Eile mitten in der Nacht im Spind einfach voneinander zu unterscheiden sind bzw. auch auffällt, wenn jemand die "falsche" Kleidung trägt
  • Manche Wehren haben auch nur einen Kleidungssatz pro Kraft, unterscheiden aber Funktionen mit farblicher Kleidung - beispielsweise rote Jacken für Atemschutzgeräteträger, sandfarbene für alle anderen usw. - oder eben Fühungskräfte in Rot, Mannschaften in Schwarz-Blau.
Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Stv. Wehrführer und Zugführer bei der Freiwilligen Feuerwehr

siceripos  06.11.2023, 01:44
einige Wehren verfügen über zwei Sätze Schutzkleidug für jede Einsatzkraft - eine für Innenangriffe bei Brandeinsätzen und eine für Einsätze der Technischen Hilfeleistung.

Wir sind seit einer ganzen Weile in der komfortablen Situation, dass quasi drei Generationen Schutzkleidung gleichzeitig im allgemeinen Bestand und Gebrauch unserer Ortswehren sind.

Normale Einsatzkleidung aktuell ist PBI, allerdings wurden die Sachen vorzugsweise erst mal an Kameraden ausgegeben, die auch regelmäßig im Einsatz mit dabei sind.

Für die Kameraden die eher seltener dabei sind und auch eigentlich nur in der zweiten Reihe ist schwarz angesagt und wir haben auch noch reichlich Sätze schwarzer Einsatzkleidung zum wechseln an der Einsatzstelle.

Und auch die orangenen Jacken sind noch in Gebrauch, vorzugsweise für weniger spektakuläre Einsätze wo es eher auf Sichtbarkeit und Wetter- / Kälteschutz ankommt und wo man die " scharfe " Einsatzkleidung nicht immer einsauen möchte.

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Hallo kurz gesagt :

Bei uns gibt es grundsätzlich 2 Arten von PSA.

1. Brandschutzkleidung für Innenangriff. Diese ist eher dick um im Innenangriff vor Wärme zu Schützen etc.

2. TH Kleidung das gleiche wie 1 nur in Dünn da bei einer TH der dicke Hitzeschutz nicht benötigt wird.

Dazu gibt es dann noch sonderkleidung wie :

Warnjacken ( Nicht überall )

Rettungsdienst

Waldbrandbekämpfungsjacken

Und natürlich weitere Sonderkleidung ( Taucher, etc)

Hoffe mal ich konnte dir Helfen :)

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

Zunächst mal wird unterschieden zwischen Einsatzkleidung, Tagesdienstkleidung und Dienstuniform. Was getragen wird, hängt vom jeweiligen Anlass ab. Einsatzkleidung bei Einsätzen, Übungen, Arbeitsdiensten und praktischer Ausbildung, Tagesdienstkleidung im "normalen" Dienst wie theoretische Ausbildung oder Dienstbesprechung, den feinen Dienstanzug zu besonderen Anlässen. Und die Bekleidung sieht zudem in jedem Bundesland anders aus, da jedes Bundesland seine eigene Regelung hat. Auch die Dienstgrade und Dienstgradabzeichen sind verschieden.

Woher ich das weiß:Hobby – Feuerwehr seit 1992. Derzeit Wehrführer einer FF in RLP.