So lange man unabhängig und flexibel ist kann man sich unter bestimmten Voraussetzungen mit Berlin arrangieren, bzw. sich vielem entziehen was die Lebensqualität massiv runter zieht. Ein gewisser Wohlstand hilft dabei deutlich.
Als mein damaliger Arbeitgeber deutlich Personal abgebaut hat war das für mich die Gelegenheit, zum einem noch mit einer ordentlichen Abfindung + weiteren Zugaben zu gehen und noch jung genug für einen Neuanfang wo auch immer zu sein.
Zu der Zeit waren dann aber auch die sozialen- und gesellschaftlichen Verwerfungen denen Frau und Kinder in Job, Alltag und Schule ausgesetzt waren an einem Punkt, wo wir sowieso in irgend einer Form hätten reagieren müssen / wollen und die Frage ob man es mit neuem Job und anderer Schule in Berlin deutlich besser trifft oder nur vom Regen in die Traufe kommt hat dann dazu geführt Berlin komplett den Rücken zu kehren.
Wir haben dann innerhalb weniger Wochen unsere Zelte komplett abgebrochen, die Wohnung in meinem Elternhaus renoviert, sind dann noch ein paar Wochen campen gefahren und meine Frau hat ziemlich schnell einen akzeptablen Job gefunden, ich brauchte mich noch nicht kümmern weil ich eh noch ein volles Jahr bezahlt wurde.
Es hat dann nicht lange gedauert, bis meine Frau im neuen Job total zusammen gebrochen ist, aber nicht weil es dort so schlimm war, sondern weil der ganze Druck, der Stress, die Probleme und die sozialen Spannungen denen sie vorher täglich ausgesetzt war von ihr abgefallen sind.
Kein Hundekacke-Slalom mehr, keine Junkies mehr im Hausflur, kein Parkplatzkampf mehr, keine ewigen Wartezeiten auf Ämtern, keine lauten Nachbarn mehr, kein täglicher Ausnahmezustand am Arbeitsplatz mehr ( sie war vorher beim Bezirksamt in Tempelhof ), keine durchgeknallten Typen in der S-Bahn mehr, keine Tochter die alle paar Tage heulend nach Hause kommt weil sie abgezogen, gemobbt oder verprügelt wurde.
Stattdessen völlige Ruhe ums Haus herum, eigener Garten, ein Job der plötzlich wieder Spaß macht, Kinder die plötzlich gern zur Schule gehen, einkaufen mit dem Fahrrad, Schwätzchen mit dem Briefträger, Besorgungen auf Ämtern ohne Termin, keine Parkplatzsuche mehr.