Wie würdet ihr hier erzieherisch handeln?
Ich bin nur die Tante und wohne nicht weit weg. Das Kind (6) hatte vorgestern einen Ausflipper, weil es nicht bei einem Ausflug seines Bruders dabei sein durfte. Jedes der Kinder hat auch mal AlleineZeit mit mir. Ich hab es anständig erklärt wie immer. Aber die Emotionen kochten vg etwas hoch. Er randalierte, beschimpfte mich mit bösen Wörtern, machte den Losertanz usw. Bevor ich fuhr, sprach ich noch mal mit ihm, er dürfte ruhig böse sein, aber das was er gemacht hat, war nicht ok.
Mein Dilemma ist nun: Das Kind hat leider ein Talent wie sein Vater. Er stellt was an und alle anderen sind schuld. Dann wird geschmollt und ignoriert. Und er kann das lange. Tage hinweg. Deswegen bin ich zwiegespalten, was jetzt langfristig sinnvoller wäre. Denn grundsätzlich bin ich strikt gegen ignorieren oder Liebesentzug.
Ja, es ist ein Kind und kann es noch nicht so regulieren. Aber er kann schließlich auch tagelang ignorieren, also ist da eine gewisse Regulation vorhanden.
- Wenn ich nun auf ihn zugehe, lernt er ja iwie das er nur lang genug schmollen muss und durchkommt. Zeige ihm aber, dass ich dennoch für ihn da bin und er fühlt sich nicht verlassen.
- Ignoriere ich ihn, bis er auf mich zukommt, lernt er den Schritt selbst gehen zu müssen. Zeige ihm gleichzeitig, dass ich nicht für ihn da bin. Er könnte sich evtl. nicht geliebt fühlen, weil Tante nicht da ist.
Normalerweise kommt er fast täglich zu mir. Aber in solchen Fällen ignoriert er mich knallhart. Und das Kind ist er 6!!! Ich möchte langfristig vermeiden, dass er als Erwachsener so wird wie sein Vater. Das ist das Grundziel.
Wie würdet ihr in so einer Situation handeln?
BTW: "steh einfach drüber, du bist der Erwachsene" hilft nicht. Das machen seine Eltern schon die ganze Zeit, deswegen kommt er mit allem durch. Auch weil er der Jüngste ist.
Edit: die Erziehungsfrage habe ich größtenteils unter dem Kommentar von axiomat beantwortet. Außerdem: wer denkt Erziehung findet NUR bei den Eltern statt, der irrt sich. Kinder werden überall erzogen. Schule, Kita, Freunde, Verwandte. Die elterliche Grunderziehung ist allerdings nur denen überlassen.
10 Antworten
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Bei allem Respekt, du bist keine Erziehungsperson, auch wenn du als Tante augenscheinlich meinst, in der Erziehung involviert zu sein.
Ein Grundziel zu verfolgen, nämlich "dass er nicht so wird wie sein Vater" ist m.E. grundlegend falsch.
Was in der Ehe/Familie abgeht, ist nicht deine erzieherische Angelegenheit. Es ist Angelegenheit der Eheleute und wie sie ihre Erziehung anlegen (oder auch nicht :). Sollten sie der Meinung sein, sie bräuchten Unterstützung, kann man maximal eine Beratung vorschlagen. Das war's dann aber auch.
Prinzipiell würde ich das mit dem Kleinen nicht so überdenken. Wenn er sich dumm aufführt, dann mach ihm klar, du wirst mit ihm diesmal nichts unternehmen. Erst wenn er sich normal verhält.
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Na ja, darauf läuft es ja schließlich hinaus... Wer rumspinnt schaut durch die Finger. Den Spaß haben die anderen ;)
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Hallöchen gesagt.
So wie Du die Situation schilderst, ist es schwierig da einen vernünftigen Rat geben zu können, denn das Hauptproblem ist ja das Umfeld, in dem er aufwächst.
Bei Dir kann er sich noch so geborgen fühlen, er wird immer wieder in seine erlernten Verhaltensweisen zurückfallen, solange sich im Rest der Familie nichts grundsätzlich ändert.
Verstehe mich nicht falsch, aber die Situation klingt eher so, dass der Junge Dich zu erziehen versucht, denn nichts anderes ist sein trotziges Verhalten. Er kennt Dich gut genug um zu wissen "welche Knöpfe" er drücken muss, um seinen Willen durchzusetzen. Genau hier muss man (auch Du) aber konsequent bleiben.
Erziehung beinhaltet nun mal, Regeln aufzustellen und zu befolgen. Genau diese will er umgehen.
Wie würdet ihr in so einer Situation handeln?
Ich wäre wahrscheinlich genauso traurig wie Du, könnte aber nichts weiter tun, als abzuwarten, bis sich der Junge wieder eines besseren besinnt. An den selbst gestellten Regeln würde sich aber nichts ändern, denn diese haben ja auch einen Sinn. Er weiß doch, dass Du ihn liebst, nur muss er auch begreifen, dass es auch GRENZEN gibt.
Taten können und müssen auch Konsequenzen haben. Das ist es, was der Junge lernen muss, um nicht so zu werden, wie sein Vater. Auch wenn es weh tut, nur so lernt man auch aus seinen Fehlern.
Meine Meinung zu dem Thema.
Lieben Gruß aus Berlin
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Du kannst und brauchst das KInd nicht zu erziehen, aber du kannst ihm die Regeln im Umgang mit dir klarmachen.
Als meine Kinder klein waren, hatte ich auch manchmal die Wahl zwischen ausflippen und weggehen, und in eine anderes Zimmer gehen und da eine Weile abkuehlen war am besten fuer mich, und die KInder haben es auch nicht als Liebesenetzug wahrgenommen. Ich habe auch gesagt, ich bin stinksauer und brauch ein paar Minuten fuer mich.
ich denke nicht dass du dem Kind jetzt hinterherlaufen brauchst, aber auch nicht ein paar Tage nicht kommen. Die Sache sollte gegessen sein und fertig.
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Wenn du schreibst, dass jeder Alleinzeit mit dir hat, dann ist das doch eine klar geregelte Sache, oder nicht?
Das bedeutet, es gibt einen festen Tag in der Woche (o.ä.), an dem nur das Geschwisterkind zu dir geht. Und in der nächsten Woche oder an einem anderen Tag, kommt nur das Kind zu dir.
Das ist für Kinder ersichtlich, verständlich und einsehbar. Am besten haben sie dazu einen eigenen Kalender und können sogar nachzählen, dass sie jeweils gleich viele Tage Alleinzeit mit dir haben.
Ist es so transparent und eindeutig geklärt, wie ich es mir vorstelle? Wenn nicht, dann müsst ihr/ du da nacharbeiten, damit sich keines der Kinder berechtigerweise ausgegrenzt fühlt.
Und ansonsten: So wie viele bereits gesagt haben - als Tante hast du keine Erziehungsberechtigung. Nicht allgemein. Nur dann, wenn du die Verantwortung für ein Kind übernimmst, weil es gerade bei dir ist. Aber eben nicht grundlegend.
Daher würde ich mich wie immer verhalten und wenn er nicht zu dir zu Besuch kommt, dann würde ich bei seinem nächsten AlleinZeit-Tag auf ihn zugehen.
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Das Kind hat leider ein Talent wie sein Vater. Er stellt was an und alle anderen sind schuld. Dann wird geschmollt und ignoriert. Und er kann das lange. Tage hinweg
dann muss es lernen, dass es mit so einem Verhalten bei dir nicht weiter kommt. Wenn erkläre ihm/ihr dass wenn sie noch einmal so zu dir ist, dass du dann den nächsten Ausflug mit ihr/ihm nicht machen wirst. Du machst nur Ausflüge mit Kindern die einem nicht beschimpfen oder beleidigen. Reagiert sie darauf mit Beschimpfungen oder gibt es wieder ein Theater wenn nur was mit dem Bruder gemacht wird, dann musst du aber deine Androhung auch durchsetzten.
Klar ist das doof für sie aber anders wird sie s nicht lernen. Sie muss lernen dass ihr Verhalten negative Konsquenzen hat. Wenn sie das scheinbar nicht zu Hause lernt, dann muss sie lernen dass das zumindest bei dir so ist.
Ja, es ist ein Kind und kann es noch nicht so regulieren.
das stimmt aber es ist nicht normal dass sie tagelang dann schmollt - das ist dann erlernt. normalerweise toben sie sich erstmal aus und 1h später kann man dann in Ruhe mit ihnen alles klären.
Wenn ich nun auf ihn zugehe, lernt er ja iwie das er nur lang genug schmollen muss und durchkommt. Zeige ihm aber, dass ich dennoch für ihn da bin und er fühlt sich nicht verlassen.
Ignoriere ich ihn, bis er auf mich zukommt, lernt er den Schritt selbst gehen zu müssen. Zeige ihm gleichzeitig, dass ich nicht für ihn da bin. Er könnte sich evtl. nicht geliebt fühlen, weil Tante nicht da ist.
beides ist falsch. Nachgeben bringt nichts da sie dann, wie du schon gesagt hast, nur lernt - ich schmolle = ich bekomme was ich will. Ignorieren bringt aber auch nichts da du dann nicht besser bist als sie. Daher mein Vorschlag mit der Vorwarnung und dann der Durchziehung der Konsequenz. So lernt sie, leider auf die harte Tour, dass sie mit dem Verhalten bei dir nicht weit kommt. Anschließend musss aber alles wieder okay zwischen euch sein. Also du sagst ihr dass du jetzt wieder einen Ausflug mit dem Bruder machst, da wie sie dran war das ja leider nicht ging. Nach dem Ausflug mit dem Bruder würdest du gerne einen Ausflug mit ihr machen - wenn sie nicht wieder so ein Theater macht. Macht sie wieder eines beginnt das Spiel wieder von vorne...
Normalerweise kommt er fast täglich zu mir. Aber in solchen Fällen ignoriert er mich knallhart.
dann bring ihn zu seinen Eltern wieder zurück. Erkläre ihm aber vorher wieso du das tust. Eben das du gerne Zeit mit ihm verbringen willst, aber er ja scheinbar nicht mit dir. du findest das schade aber ändern kannst du es derzeit nicht. daher macht es keinen Sinn wenn er bei dir bleibt und nichts mit dir redet. Du bringst ihn nun zurück zu die Eltern. Falls er doch wieder mit dir reden will, kann er gerne jederzeit dich wieder besuchen kommen.
Stimmt, in erster Linie bin ich keine direkte. Doch ich bin eine. Die Kinder sind 3x die Woche zur Betreuung bei mir, da die Eltern Schichtarbeiten. Diese Woche habe ich Urlaub, daher ist das anders vereinbart. Also bin ich eine Erziehungsperson. Das ist auch so vereinbart. Grundsätzlich ist es mir zwar nicht egal wie er sich zuhause benimmt, aber das geht mich da nichts an. Doch solange er bei mir ist, muss er sich an meine Regeln halten. Sonst tanzt der mir auf dem Kopf rum.
Daher auch mein Dilemma. Deinen Schlusssatz find ich aber klasse. :-) Danke