Würdet ihr „nachmaulen“ von Kindern ok finden?
Musste heute die böse Tante sein. Hatte die Aufsichtspflicht. Es gab eine kleine Auseinandersetzung mit Kind A (13). Als ich eine Konsequenz in den Raum warf, mischte sich Kind B (11) ein. Sie dachte wohl, dass die Konsequenz auch für sie galt. Das stoppte ich gleich.
Als ich mit A fertig war, setzte ich mich zu B und erklärte, dass diese Konsequenz nur für A galt. Fertig. Sie zog sich danach die Decke über den Kopf. Ich stand dann auf und wollte gehen, dann kam ein harsches „UND JETZT LASS MICH IN RUHE“ von ihr zurück. 😳
So nicht! Ich hatte zwar keine aggressive Stimme, aber auch keine Dutzidu Stimme, als ich sie in diesem Moment stoppte und die Decke wieder runter zog. Da fing sie wie üblich an gleich zu weinen. (Was natürlich pure Überforderung in diesem Moment für sie war)
Sie könne ruhig sauer auf mich sein, aber dieses zurück maulen kann sie sich sparen. Erst recht nachdem ich ihr im anständigen Tonfall die Lage erklärt hab.
Leider macht sie das immer. Das konnte ich schon bei ihrer Mutter beobachten. Die Sache war eigentlich schon gegessen, und sie haut noch mal extra nach. Und fängt dann an zu weinen, sobald man stopp sagt.
Selbst in Momenten in denen man „genug“ sagt, kommt von ihr noch mal was. Z.b. bei Streitereien zwischen den Geschwistern.
Wie steht ihr zu so nem zurückmaulen? Wie handlet ihr das?
2 Antworten
"Nachmaulen"..... also quasi "das letzte Wort haben"?
Warum dürfen Erwachsene das, aber wenn Kinder dies wagen wird empört reagiert?
Dies fragte ich mich bereits in meiner Kindheit, später in meiner Teenagerzeit.
Überleg, in welchem emotionalen Zustand sich Kind B befand. Kind B bekam mit was zwischen Kind A und dir abging. Als Kind fühlt man sich auch als Aussenstehehender schnell "schuldig" bzw es wühlt emotional sehr auf. Man macht sich Sorgen um die beiden Leute die da grade die Auseinandersetzung haben. All das geschieht einfach.... als Kind hat man noch nicht so die innere Regulierung a la "abschalten, geht mich nix an".
Das baut inneren Druck auf.
Kind B zog sich die Decke über den Kopf um einen räumlichen Abstand gewinnen zu können. Vielleicht ist es auch das "go to" dieses Kindes, in Situationen in denen es sich daheim unwohl fühlt. In denen es für sich sein mag (a la "Ich bin hier, das was grade schiefläuft bleibt da draußen").
Du hast diese Schutzvorrichtung eingerissen indem du Kind B die Decke runtergezogen hast.
Du schreibst selbst: aufgrund der Überforderung reagierte Kind B darauf. Eben, der innere Druck wird so stark das die Überdruckventile geöffnet werden. Tränen helfen dem Körper innere Anspannung abzulassen (Freudentränen, Erleichterungstränen,, Lachtränen, Trauer, Wut...).
Ich erkenne da keine Problematik im geschilderten Verhalten von Kind B. Es reagiert auf das was rundherum vorgeht und verhält sich entsprechend der eigenen Entwicklung/ Emotion/ bislang erlernten Bewältigungsmethode
In solchen Situationen ist es wichtig seinem Gegenüber keine Macht über den Dialog zu geben.
Sich darüber zu ärgern würde das Kind in seinem Verhalten bestärken.
Ich würde empfehlen dem Kind klar zu sagen was es zu sagen gibt und das Nachsprechen einfach zu ignorieren und nicht weiter darauf einzugehen.
Sobald ein gezeigtes Verhalten keine Reaktion auslöst, wird es wieder gelöscht.
Diese Methode mit dem ignorieren, wenn das Kind noch mal das letzte Wort hat, hat bisher nie geklappt. Im Gegenteil es hat die Situation immer schlimmer gemacht. Weil selbst wenn wir nichts gesagt haben, sie den Maulsatz noch mal deftiger wiederholt hat. Mehrmals. Oft sogar mit weg drehen und dann leise vor sich hin fluchen „Du Ar.., Hur..s.“ schlimmeres. Sie kann es einfach nicht gut sein lassen.
Die Überforderung mit dem weinen kommt tatsächlich dann, wenn einer der Erwachsenen einen strengeren Ton anschlägt und sagt dass es jetzt reicht. Sie ist dann sichtlich überfordert, dass sich jemand richtig wert und ihr Grenzen aufzeigt. Sobald sie irgendeine Grenze bekommt fängt sie an zu weinen. Denn bei Mama gibt es zwar viel Gebrüll, in beide Richtungen, aber keine Grenzen. Und keine Konsequenzen. Auch wenig Respekt beiderseits.
Die kindliche Reaktion kann ich schon verstehen. Dennoch…
Ich hab das bisher immer so versucht zu regeln, dass ich mein Verhalten erklärt habe und den Kindern die Möglichkeit gab ihre Sicht zu erklären. Zum Schluss immer mit: hast du noch Fragen oder willst du noch was sagen? Wenn nichts kam, war das Thema damit beendet. Ich kann sagen, dass das bei mir zumindest in 90 % der Fälle klappt.
Wir als Erwachsene können den Kindern ja beibringen, dass wenn wir respektvoll mit ihnen reden ohne sie anzuschreien oder zu beleidigen, sie das auch mit uns machen können. Vielleicht empfinde ich deshalb dieses Nachtreten als ein NoGo. 🤷🏻♀️ Und habe deshalb vielleicht das Gefühl, wenn ich es mal nicht konsequent durchziehen, mir genauso auf der Nase herum getanzt wird wie bei der Mama. Wenn quasi beide Seiten gesprochen haben und gehört wurden… Wozu dann noch mal passiv aggressiv draufhauen? Verstehst du was ich meine?