Wie würde man als Sozialarbeiter mit solchen Klienten umgehen?
Wie geht man eigentlich mit Klienten um, die immer wieder von ihren Bedürfnissen her wechseln?
Mittlerweile habe ich ja gelernt, dass man schauen muss, was der Klient eigentlich möchte, und nicht was man selbst denkt was der Klient möchte. Heißt als Beispiel, wenn der Klient mit zB dem Trinken aufhören möchte, oder mit Drogen nehmen, dann die Person in dem Punkt zu unterstützen und Möglichkeiten aufzuzeigen. Aber was ist, wenn die Person dann erst sagt man möchte aufhören, dann wieder nicht, dann doch, dann wieder nicht und das halt immer Hin und Her? Wie geht man damit als Sozialarbeiter um? Und zweite Sache ist ja auch, kann man jemanden der alkoholisiert ist überhaupt ich sage mal "Ernst nehmen", wenn man dann sagt man möchte aufhören, und dann wieder nicht? Kann man überhaupt mit 24/7 alkoholisierten Menschen sozialarbeiterisch arbeiten?
Danke für eure Antworten. :-)
3 Antworten
Mit diesen Gedanken wird wohl jeder, der in einem sozialen Beruf arbeitet, insbesondere am Beginn seiner beruflichen Laufbahn konfrontiert.
Allerdings gehört zu einer Tätigkeit als (professioneller) Sozialarbeiter üblicherweise eine Supervision, in deren Verlauf man den Umgang mit der jeweiligen Klientel , wie auch die dabei entstehenden persönlichen Probleme bearbeitet.
Zu diesem Berufsbild gehört auch meiner Meinung nach zwingend die sog. professionelle Distanz. Das bedeutet im Endeffekt, dass man die Probleme der Klienten,wie Zerrissenheit, Inkonsequuenz, Rückfälle ect.pp. nicht zu seinen eigenen macht. Man begleitet jemanden, gibt Hilfestellung, aber man verbindet sich emotional weder mit den Klienten, noch mit deren Leben. Genau dabei hilft eine Supervision.
Ja, ich habe schon befürchtet, dass meine Antwort zu allgemein gewesen ist. Ich kann mir vorstellen, wie belastend solch ein Verhalten (des Klienten) ist. Noch dazu, wenn man helfen will und dann zwangsläufig immer wieder enttäuscht wird. Deshalb kann man so einen Job auch nur ein paar Jahre durchhalten denke ich. Und was genau man machen könnte, weiß ich auch nicht. Außer das, dass man versuchen kann, das innerlich von sich zu schieben. Vielleicht könnte man einen Klienten auch einem Kollegen übergeben? Wenn das ginge?
Für mich ist es gerade schwer zu glauben, dass ich hier tatsächlich mit einem Sozialarbeiter kommuniziere.
Und was soll der nächste Sozialarbeiter machen? Auch den Fall mal wieder von sich schieben und den nächsten fragen? Bis man alle durch hat?
Jeder reagiert anders. Was den einen stört, macht dem anderen nichts aus.
Ich habe mit Kindern, also in einer Kita gearbeitet. Wenn ein Erzieher, eine Erzieherin mit einem Kind, egal auf welcher Ebene, nicht gut klarkam, übernahm jemand anderer die hauptsächliche Betreuung. Das hat sich gut bewährt.
Ja, aber hier werden leider Äpfel mit Birnen verglichen. Mein Problem ist nicht, dass ich mit jemanden nicht klar kommen würde, sondern dass ich bei der Sache wissen wollen würde, wie man handeln muss.
Es ist schwierig und man darf nicht vergessen das es um eine Sucht geht. Tief im Inneren möchte jeder davon weg kommen aber sie schaffen das einfach nicht. Als ich geraucht hatte, wollte ich ständig aufhören. Ich spuckte immer dann große Töne wenn ich eine kippe in der Hand hielt. Hätte man mir das weggenommen, hätte ich keine 5 Minuten ausgehalten. Es bricht sofort eine Panik aus, man nahm mir mein ein und alles weg. Ich will das wieder haben und drehe durch. Das ist mit jeder Art von Sucht so.
Naja, nicht jeder möchte davon loskommen. Es gibt Menschen die sagen, dass sie so glücklich sind.
Nein, das ist auch nicht richtig. Egal welche Sucht, man leidet darunter. Das wird vielleicht zu anfang gesagt aber jeder Konsum steigt im laufe der zeit und dann beginnen die Beschwerden wie schwer Luft bekommen beim rauchen. Trinker verlieren wegen ihrem Verhalten ihr Umfeld, Arbeit usw.
Wenn dann wird das mehr zu anfang gesagt oder aber weil sie angst vor dem Entzug haben.
"Mittlerweile habe ich ja gelernt, dass man schauen muss, was der Klient eigentlich möchte, und nicht was man selbst denkt was der Klient möchte."
Das ist Unsinn und Selbstbetrug. Woher hast du das? Das ist eine Variante von kapitalistischem Marketing. Aber keine Sozialarbeit. Ein Sozialarbeiter ist kein Verkäufer. Dieser Serviceauftrag wird ihm vom Kostenträger auch nicht erteilt.
Damit würde der Klient so unselbständig bleiben wie er ist. Und niemals einen Fortschritt machen.
Man sollte sich selbstkritisch klar machen, dass Sozialpädagogik Erziehung ist. Von erwachsenen Menschen. So sehr der Begriff auch nicht so schön ist. Das bedeutet Pädagogik, wörtlich: Kinderführung.
Das ist unausweichlich Konflikt. Frieden, Freude, Eierkuchen kann da nicht sein.
Wer dem Klienten immer alles nachträgt und ausbügelt, lässt ihn verantwortungslos bleiben. Sozialarbeit soll ja theoretisch keine Elternschaft auf Dauer sein, sondern den anderen auch erwachsen werden lassen.
Am ehrlichsten und fairsten ist, dass man dem anderen auch Verantwortung überträgt. Verantwortung für Entscheidungen zu übernehmen, heisst, dass man auch deren Konsequenzen trägt.
Cave: Konsequenzen sind aber keine Strafen. Wie Pädagogen das Wort immer wieder allzu gerne deuten, weil sie das Wort Strafe nicht so gerne mögen und es durch ein anderes verkleiden wollen. Eine Strafe ist ein Leiden, das man dem anderen selbst auferlegt.
Echte Konsequenzen sind immer die Folgen, die ihm aus der Umwelt von Dritten entstehen.
In diesem Sinne macht man besser klar, wo die Grenzen des eigenen Ertragens dieser Klientenentscheidungen liegen. Also bis zu welchem Grade man die wieder ausbügelt.
Denk einfach an den Rousseau und das Kind im Turm, das die Scheibe zerstört. Hast du bestimmt schon mal gelesen, nehme ich an.
Der gute Erzieher von Rousseau bestraft das Kind nicht. Er tut ihm nichts Schmerzhaftes dafür an. Aber er lässt es die Folgen seines Handelns tragen. Die aus der Natur kommen. Indem es dann in einem unbeheizbaren Zimmer frieren muss.
Mitgefühl und Verantwortungsbewusstsein des Erziehers bewirken, dass er das irgendwann abbricht. Er will nicht, dass das Kind ernstlich erkrankt oder gar erfriert. Er könnte dem Kind aber auch dann z.B. vorschlagen, dass es unter Anleitung selbst das Fenster repariert, so gut es das kann. Oder Handwerkern dabei zur Hand geht.
Es ist generell der Spagat zwischen nötiger Härte beim Sehen des Leidens des anderen. Das ihn selbstverantwortlich werden lässt.
Und dem Mitgefühl, das nötig ist, weil er die Fähigkeiten, dazu noch nicht hat.
Du verwechselst da was.
Nehmen wir mal einen obdachlosen Alkoholiker. Man denkt, er könnte unbedingt eine Wohnung und Therapie gebrauchen, weil man davon ausgeht, dass jeder eine Wohnung haben, suchtfrei leben und ein geordnetes Leben führen will, mit Job usw., da man ja sehr oft zu hören bekommt "Wenn du erst einmal eine Wohnung hast wird alles besser!!!"
Ich habe allerdings gelernt, dass man den Klienten fragen soll, ob und was er an seiner Situation verändern möchte. Es gibt auch Obdachlose, die so glücklich sind und nichts verändern wollen, die vielleicht nur den Wunsch haben, mit ihrer neuen Freundin im Zelt weiter glücklich zu weren. Eine Sozialarbeiterin hatte mal von einem Fall erzählt, in dem ein Mann eine Wohnung bekommen hat und von vielen Jahren Straßenleben in ein geordnetes Leben zurück sollte. Ihm ging es da wohl schlechter als nie. Er kam damit nicht klar, ließ die Wohnung verkümmern, hatte Platzangst, fühlte sich gar nicht wohl in den 4 Wänden. Er brauchte die Freiheit der Straße wieder. Ich persönlich habe auch sogenannte Berber getroffen, die sich auch ein Leben in einer Wohnung nicht vorstellen können, allerdings auch kein Alkohol trinken und sehr darauf achten keine Drogen zu konsumieren. Auch die genießen die grenzenlose Freiheit und wollen gar keine Wohnung. Und das meinte ich mit klientenorientiert: Nur weil man denkt, dass jeder ein Dach über den Kopf haben möchte, heißt es nicht, dass es so ist. Einige wollen gar nichts verändern. Einige haben auch traumatische Erlebnisse, die sie nie überwunden haben, aber es auch nicht wollen. Und das muss ein Sozialarbeiter akzeptieren lernen. Man kann auch nicht einen Alkoholiker in einen Entzug zwingen, wenn er gar nicht aufhören möchte. Das macht nicht viel Sinn. Man kann aber fragen, inwiefern man denjenigen irgendwo unterstützen kann.
Du gehst gerade die ganze Zeit von Kindern aus, ich spreche von mündigen Erwachsenen. :) Soziale Arbeit ist nicht nur die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. Da ist es natürlich eh etwas anders.
Danke, aber ich weiß immer noch nicht, wie man da weiter macht, wenn jemand immer hin und her springt. Dann hat man ihn zwar im Entzug, bricht aber nach 3 Tagen eigenständig den Entzug wieder ab, usw. Heult dann einem besoffen wieder die Ohren voll, dass man doch aufhören möchte.