Wie wird das Participium coniunctum im folgenden Satz übersetzt?
Hallo zusammen,
es geht um folgenden Satz:
Troiani a regina tanta humanitate salutati libenter urbem domumque reginae intraverunt, ubi Dido Aeneae eiusque sociis magnum convivium paravit.
Meine Lösung:
Nachdem die Trojaner von der Königin mit so großer Menschlichkeit begrüßt worden waren, betraten sie gern Stadt und Haus der Königin, in dem Dido Aeneas und seinen Gefährten ein großes Gastmahl ausrichtete.
Heft-Lösung:
Die von der Königin mit so großer Höflichkeit begrüßten Trojaner traten gern in die Stadt und in das Zuhause der Königin ein, wo Dido Aeneas und seinen Begleitern ein großes Gastmahl bereitete.
Da ja keine verbindliche Regelung existiert mit welcher Konstruktion das P.C. zu übersetzen ist, könnte man meine Übersetzung als richtig gelten lassen? Oder hätte man mit einem Temporalsatz übersetzen müssen, wie es in der Lösung gezeigt wird? Wie sind Eure Erfahrungen grundsätzlich zum P.C.? Worauf muss man achten? Gibt es Situationen, in denen eine ganz bestimmte Konstruktion absolut notwendig ist?
Ich kenne die folgenden Übersetzungsmöglichkeiten (Konstruktionen):
(1) Übersetzung durch einen Gliedsatz mit Konjunktion (Konjunktionalsatz) Konzessivsatz (obwohl), Temporalsatz (nachdem), Kausalsatz (weil) (2) Manchmal ist auch eine Übersetzung durch ein Substantiv möglich (3) Durch einen Relativsatz (4) Durch ein Partizip (5) Durch Beiordnung
Wie ist Eure Erfahrung im Umgang mit diesen Konstruktionen? Gibt es eventuell noch mehrere? Welche sind die häufigsten?
Ich hänge noch 2 Bilder mit an, damit Ihr sehen könnt, wie mir die 5 Konstruktionen erklärt worden sind.
Gruß, Greensi


2 Antworten
Hi, deine Übersetzung ist völlig richtig.
Es gibt:
1. Gliedsatz temporal (nachdem... begrüßt worden waren)
2. Gliedsatz causal (weil... begrüßt worden waren)
3. Gliedsatz konzessiv (obwohl... begrüßt worden waren)
4. Beiordnung temporal (... waren begrüßt worden und danach...)
5. Beiordnung causal (... waren begrüßt worden und deswegen...)
6. Beiordnung konzessiv (... waren begrüßt worden und trotzdem...)
7. Substantivierung temporal (nach der Begrüßung...)
8. Substantivierung causal (wegen der Begrüßung...)
9. Substantivierung konzessiv (trotz der Begrüßung...)
10. Relativsatz (..., die begrüßt worden waren)
11a. Wörtlich attributiv (die von der Königin begrüßten Trojaner...)
11b. Wörtlich prädikativ (die Trojaner - von der Königin begrüßt -,...)
Für welche dieser 12 Varianten du dich entscheidest, ist formal eigentlich egal. Grammatisch bilden kann man alle immer. Nur der Sinn bleibt manchmal auf der Strecke.
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Sinn:
Du musst zuerst über den Sinn klären, ob causal/temporal/konzessiv in Frage kommt und welche Variante du dann verwendest, ist eigentlich völlig egal.
Statistisch gesehen ist die konzessive Variante nur recht selten möglich. Oft kann man auch nicht entscheiden, ob temporal oder causal sinnvoll ist. Meistens geht sogar beides.
Variante:
Wenn das PC sehr lang ist, bietet sich ein Gliedsatz an.
Wenn das PC sehr kurz ist, ist eine Substantivierung oft sehr elegant.
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Tipp für die Klassenarbeit:
Du hast die freie Entscheidung. Dein Lehrer müsste dir, um dir einen Fehler zu geben, nachweisen, dass deine Übersetzungsvariante tatsächlich Blödsinn ist. Das kann eigentlich nur passieren, wenn du versehentlich konzessiv einbaust. Faktisch wird dir das nicht passieren. :)
LG
MCX
PS:
Deine Lösung = Gliedsatz temporal (1)
Heft-Lösung = Wörtlich attributiv (11a)
PS: Die wörtliche Variante hat den Vorteil, dass du da beim Zeitverhältnis (worden war <=> wurde) keinen Fehler machen kannst.
Der Nachteil ist aber, dass es in euerer nächsten (oder übernächsten) Lektion beim Thema Abl.Abs. die wörtliche Variante nicht mehr geben wird.
=> Wenn du dir in der Klassenarbeit unsicher bist, nimm wörtlich. Ansonsten üb dich darin, die anderen Varianten zu verwenden.
LG
MCX
PS2: Eigentlich ist die Heft-Lösung falsch.
Die wörtlich attributive Übersetzung "Die von der Königin begrüßten Trojaner" suggeriert, dass es noch andere Trojaner gibt, die von der Königin nicht begrüßt wurden. Das ist natürlich Quatsch: Hier müsste man wörtlich prädikativ (11b) übersetzen.
Für einen Schüler ist das völlig ok, aber ein Schulbuchverlag sollte sich einen solchen Schnitzer nicht erlauben.
;)
LG
MCX
Die vorgegebene Lösung ist die im Deutschen mögliche wörtliche Übersetzung des Partizips, die sich aber recht umständlich anhört. Jede passende Art von Nebensatz kann da als Übersetzung genommen werden.
Troiani (eigentlich Subjekt des Ursprungssatzes) wird dann in den Nebensatz hineingezogen und im deutschen Hauptsatz durch ein Personalpronomen ersetzt, genau wie du es gemacht hast.