Wie waren damals die n-Wagen, y-Wagen, Dostos, der IC, IR und TEE?
An alle älteren deutschen Menschen unter euch: Wie war es damals, mit dem Zug zu fahren? Wie waren damals die n-Wagen/y-Wagen, die Dostos, der IC, IR und TEE? Wie war damals der Komfort in den Zügen? Wie waren die Schienenbusse, die damals auf dieselbetrieben Nebenstrecken unterwegs war? Wenn ihr die heutigen Züge mit denen von damals vergleicht, findet ihr die heutigen Züge besser oder vermisst ihr diese alten Züge? Wie funktionierte die Grenzabwicklung an grenzüberschreitenden Bahnstrecken beim TEE und im Nahverkehr? Wünscht ihr euch die alten Züge zurück?
5 Antworten
Ich habe die alten Seitgangwagen sehr geschätzt, vor allem die der 1. Klasse waren herrlich bequem. Mit dem heutigen ICE Komfort bin ich nicht zufrieden, enge Platzverhältnisse und die Ledersitze machen es auch nicht bequemer.
Ich bin jahrgang 1970. Silberlinge waren von außen glänzend, erschienen aber innen schon sehr altmodisch mit den roten kunstlederbänken, auch wenn sie bis ende der 1970er jahre fast unverändert gebaut wurden. Teilweise noch dampfgeheizt (wenn mit entsprechenden dieselloks bespannt), es war wahlweise zu kalt oder zu heiß. Ich erinnere mich auch an schülerreisen, wo einige hyperaktive mitschüler an den gepäckablagen klimmzüge machten.
IC'79 bestanden in der 1. klasse aus TEE-wagen, dazu speisewagen (kein bar- oder aussichtswagen mehr), in der 2. klasse zunächst nur Bm-abteilwagen mit braunen stoffpolstern und harten festen kopfstützen, in den 1980er jahren zunehmend Bpmz-großraumwagen mit inneneinrichtung in grün-gelb-braun. In den nicht klimatisierten Bm stand im sommer das fenster offen und es war entsprechend laut, aber auch ein erlebnis, sich den wind um die nase wehen zu lassen. Bpmz faszinierten mich und ich empfand sie als komfortabel.
Die erste klasse war sicherlich nobel, aber ich war als schüler noch zu arm, um sie regelmäßig zu nutzen. Nach einigen jahren kamen zugtelefone in einer nische im großraumwagen erster klasse, die fleißig 50-pfennig-stücke schluckten und mit denen minutenweise ferngespräche aus dem zug geführt werden konnte, das war auch eine besondere sache.
Im speisewagen wurde eifrig gebrutzelt und entsprechend roch der küchenbereich nach bratfett. Im speiseraum holzvertäfelte wände, gestreifte sitze, beige tischdecken und tischlampen. Speisenauswahl "gutbürgerlich".
Jeder wagen war zur hälfte (oder etwas weniger) raucherbereich. Da wurde auch ordentlich gequalmt und in den großraumwagen, wo die luftbereiche nicht gut voneinander getrennt waren, zog der rauch mehrere sitzreihen weit. Es gab auch rauchende eltern, die keinerlei bedenken dabei hatten, mit ihren kindern im raucherabteil zu sitzen und zu rauchen, was sie im auto wohl auch taten. Wer keinen nichtraucherplatz fand, hatte pech ....
In den fernzügen lagen faltblätter "Ihr Zugbegleiter" mit fahrplan und anschlüssen sowie eine kundenzeitschrift "Die Schöne Welt" aus.
Schienenbusse habe ich damals nicht erlebt, erst viel später als museumsfahrt.
Grenzabwicklung: Am bahnhof vor der grenze stieg zoll- und grenzpersonal zu und kontrollierte die ausweise aller fahrgäste und schaute stichprobenweise ins gepäck. Auf der strecke nach Basel wurde schon ab Freiburg kontrolliert, weil die strecke zwischen Basel Badischer Bahnhof und Basel SBB zu kurz ist.
TEE - fahre mal nach Nürnberg, gehe ins Verkehrsmuseum und schau Dir das an; dagegen ist alles, was heute fährt, übler Schrott.
IC - war eine tolle Sache, vor allem in der 1. Klasse, im Großraum war es nicht so prickelnd, weil da nur eine Glasscheibe mit offener Tür Raucher von Nichtrauchern trennte; einige wenige Wagen davon fahren heute noch, wenn auch mit anderen Sitzen.
IR - vollkommen neues Raumkonzept, später ja zu IC-Wagen umlackiert, für heutige Verhältnisse zu viel Platz für zu wenig Fahrgäste.
n-Wagen - Nahverkehrswagen halt, funktional und Ende.
y-Wagen - sagt mir nichts.
Doppelstockwagen - kamen um die Jahrtausendwende im Westen auf, war etwas völlig neues, aber schon recht eng; aber die DB kann alles verschlimmbessern, siehe IC2.
Schienenbusse - ein Erlebnis, aber der romantische Wert ist höher als der Fahrkomfort.
Grenzabwicklung: Ganz einfach, denn entweder wurde die Lok gewechselt (schaue Dir in Aachen Hbf mal die Oberleitung an, der kann man das noch ansehen), man dieselte, hatte eine Mehrsystemlok - ja, auch so etwas gab es - und mit Glück (z.B. nach Österreich) musste gar nicht gewechselt werden.
Der größte Vorteil:
Alle Plätze hatten Blick aus dem Fenster, "Wand"fensterplätze wie im heutigen ICE gab es nicht, außerdem gab es wesentlich mehr Beinfreiheit.
Ich wünsche mir zwar die alten Züge nicht unbedingt zurück, aber manche Fehlentwicklung neuer Züge sollte schleunigst rückgängig gemacht werden - und der IC2 gehört auf den Schrott, der ist nicht fernverkehrstauglich.
und der IC2 gehört auf den Schrott, der ist nicht fernverkehrstauglich.
Ist schließlich auch eine Nahverkehrsgarnitur in anderer Lackierung :) Außer dass man es nicht mal geschafft hat, die Technik am Laufen zu halten, die sie von den Nahverkehrsgarnituren noch unterscheidet.
Aber ist ja nicht der erste Versuch, Nahverkehrsmaterial als Fernverkehr zu vermarkten. Siehe Teppich-RE Baureihe 612...
Sie waren allesamt pünktlich unterwegs.
Kein Mythos, zu Zeiten der Bundesbahn war das Unternehmen gänzlich anders geführt. Die Präsidenten hatten sich intensiv um Mitarbeiter und Belange gekümmert, sie waren beliebt - und kompetent. Beides ist heute seitens der Leitung nicht mehr erfüllt. Damals standen - wie auch in Industriefirmen - die Mitarbeiter im Vordergrund, es wurde gar mit ihrer Anzahl geworben.
Heute ist "man" froh, möglichst wenige zu haben. Zitat: "Kosten laufen auf 2 Beinen". Im Zeitarbeitsbereich spricht man gar von "Body-Leasing". Geht es noch menschenverachtender? Alles hat eine Ursache, und so wird ein Schuh daraus.
Nun an die damaligen TEE Züge kommt das heutige Fahrgefühl nicht mehr an. Damals war man noch König in solchen Zügen und die Sitze waren himmlisch.
ich fürchte das ist ein mythos. Ich habe damals auch einiges erlebt, etwa wie ein Intercity auf einem kleinen zwischenbahnhof zum stehen kam und die fahrgäste in einen anderen zug umsteigen mussten. Ohne bahnsteig, die schaffner mussten älteren damen aus dem zug helfen.