Wie übersetzt man das "Historische Präsens" in Latein?
Ende September schreibe ich mein Latinum. Ich lerne zurzeit natürlich jeden Tag dafür und bin fleißig am Texte übersetzen. Ich bin eigentlich ziemlich sicher, dass ich das schaffe. Ich lerne auch schon das ganze Semester fast jeden Tag Latein. Nur beim historischen Präsens hackt es etwas bei mir. Ich kann es schon übersetzen, nur verstehe ich da die Regeln nicht ganz. Darf ich, wenn es auftaucht im Perfekt/Präteritum bleiben? Und wenn ich ins Präsens wechsel, muss ich dann dauerhaft, also auch wenn die Vergangenheit einsetzt im Präsens bleiben?
Ich hoffe, dass ihr mir helfen könnt, weil ich da etwas verwirrt bin. Und Fehler wegen des historischen Präsens zu machen wäre schon ärgerlich im Latinum, weil es grammatikalisch ja eigentlich kein schweres Thema ist. Ich bedanke mich für jede Antwort :)
2 Antworten
Hallo,
beim historischen Präsens verlegt der Sprecher seinen Standpunkt in die Vergangenheit und berichtet von vergangenen Ereignissen so, als ob sie gerade geschehen. Stell Dir vor, Du siehst das Endspiel der Fußballweltmeisterschaft von 1974 auf DVD und kommentierst es so, als geschehe es live.
Bei der Übersetzung hast Du zwei Möglichkeiten: Du kannst Dich auf die Nähe zu diesen vergangenen Ereignissen einlassen und ebenfalls das Präsens benutzen oder Du bewahrst Distanz, ignorierst das Präsens und übersetzt mit Imperfekt.
Bei seiner Übersetzung des Johannes-Evangeliums hat Martin Luther das im Urtext häufig vorkommende historische Präsens im Deutschen übernommen, z.B. in Johannes 4 (Begegnung mit der samaritanischen Frau).
Wenn Du Dir bewußt bist, daß hier jemand eine Handlung aus der Vergangenheit so beschreibt, als sei er Zeuge des Geschehens, obwohl er das in Wirklichkeit natürlich nicht ist, kannst Du das Präsens im Deutschen übernehmen. Dadurch wirkt ein Bericht lebendiger. Es ist aber auch in Ordnung, wenn Du im Deutschen in diesem Fall das Imperfekt nimmst.
Herzliche Grüße,
Willy
Luther hat damals die Tempora entsprechend dem Original gewechselt. Das kann man machen. Du kannst natürlich die ganze Zeit im Imperfekt bleiben, wenn Du magst. Kommt ja immer auf den Zusammenhang an. Bei einem Text aus dem gallischen Krieg, der ja eher ein nüchterner Bericht ist, würde ich wahrscheinlich - auch wenn ein historisches Präsens benutzt wird, im Deutschen beim Imperfekt bleiben. Du mußt Dich immer fragen, wie man einen entsprechenden Sachverhalt im Deutschen ausdrückt. In einer Fabel etwa kann man das Präsens gut übernehmen, in einem historischen Bericht im Deutschen eher nicht.
Du mußt immer überlegen, ob eine Handlung aus Sicht des Autors - nicht aus Deiner - in der Vergangenheit oder in der Gegenwart liegt. Wenn etwa von der Grenze zwischen römischen Provinzen die Rede ist, ist das aus Deiner Sicht Vergangenheit, weil das römische Reich nicht mehr existiert; aus Sicht des antiken Autors aber ist es die Gegenwart und sollte dann auch so übersetzt werden. Findet ein Ereignis auch aus der Sicht des Autors in der Vergangenheit statt, kannst Du ein entsprechendes historisches Präsens mit dem Imperfekt übersetzen, was - wie gesagt - bei Berichten angebracht ist, bei fiktiven Texten aber um der lebendigen Schilderung willen auch anders gehandhabt werden kann. Das Blöde ist, daß Schüler immer ein wenig von der Meinung ihrer Lehrer abhängig sind. Vorsichtshalber frage nach, wie es denn nun gemacht werden soll. Wenn ich Texte übersetze, bin ich wesentlich freier in meinen Möglichkeiten als Ihr.
Alles Gute,
Willy
https://www.google.com/url?q=http://www.gutefrage.net/frage/hey-leute-ich-schreibe-am-dienstag-eine-lateinarbeit-und-sie-meinte-es-wird-eine-aufgabe-zum-interpretieren-der-zeiten-dran-kommen-weiss-jemand-wie-das-geht&sa=U&ved=0ahUKEwik8tPgpq_OAhUMIJoKHZt7DF84ChAWCBQwCA&client=internal-uds-cse&usg=AFQjCNHl1g6jMzIJX6DVE1DHLu3Qvto8uA
Das ist hier schon oft behandelt worden. Lies dir den Text durch, den ich angelinkt habe. Da hast du eine kompetente Auskunft.
Rechts und unten sind meist auch Verweise. Ansonsten kannst du die Suchfunktion ganz rechts oben verwenden und eingeben: historisches präsens
Leider hat GF die obige Adresse nicht ordentlich wiedergegeben.
Aber ich habe den Text so gefunden, wie ich angegeben habe. So wirst du ihn also auch finden.
Meine eigene Empfehlung:
folge dem Tempus, wie es im Original steht. Übersetze also ein Präsens als Präsens. Vielleicht setzt du dann noch in Klammern Historisches Präsens dazu. (Es kommt ja meist nur darauf an, dass man beim Korrigieren sieht, dass du es bemerkt hast.)
Danke für deine Antwort. Muss ich dann, wenn ich in das Präsens wechsel im Präsens bleiben(auch wenn die nächsten Verben im Imperfekt bzw. in der Vergangenheit stehen) oder ist es auch ok vom Imperfekt zum Präsens und dann wenn die Vergangenheit wieder im Text vorkommt auch wieder in die Vergangenheit zu wechseln?
Mich hat nämlich ein Mitstudent etwas verwirrt, weil er sagte, dass man danach die ganze Zeit im Präsens bleiben muss.