ein historisches präsens ins latein erkennen

4 Antworten

Wenn du merkst, dass der Text eigentlich in der Vergangenheit stehen müsste, aber das Verb eine Präsensform hat (ist so in 90% der Lehrbuchtexte, bevor ein Vergangenheitstempus eingeführt wird), dann muss das ein "historisches Präsens" sein. Sozusagen ein Präsens, das da eigtl. nicht hingehört. ;)

Erkennen kannst du es nur daran, dass du stutzig wirst, wenn in einem Text, der in einem Vergangenheitstempus steht, plötzlich Präsens kommt. Mehr Erkennungszeichen kann ich dir nicht geben. Es ist eine Präsensform wie jede andere auch.

  • Man muss aber schon ein schlauer Schüler sein, um das zu erkennen. Die dummen Schüler übersetzen einfach Vergangenheit weiter und merken gar nicht, dass das plötzlich Präsens war. Leider kommen sie damit durch. :) :P
  • Es steht immer dann, wenn es dramatisch wird. Ist im Deutschen übrigens genauso: Ich ging da so im Wald spazieren, als plötzlich ein Wildschwein auf mich zu springt! Im Lateinischen ist das Historische Präsens jedoch weit häufiger als im Deutschen.

LG

MCX

PS: Es gibt auch den historischen Infinitiv. Da steht dann anstelle der konjugierten Verbform der bloße Infinitiv. Wenn man das nicht weiß, ist man aufgeschmissen. Solche Gemeinheiten werden aber in der Regeln vom Lehrer verraten.


koopatroopa  09.12.2014, 11:07

Wieso leider? Sie machen doch alles richtig. Für eine inhaltlich richtige Übersetzung auch noch Fehler zu geben, da kann man ja nur auf 3er Schnitte kommen und die einser-Schüler sind seelenlose Übersetzungsroboter...

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Miraculix84  09.12.2014, 21:03
@koopatroopa

Natürlich ist eine richtige Übersetzung erfreulich. Aber noch erfreulicher wäre sie, wenn sie aus Kompetenz und nicht aus Zufall entstanden wäre. :) Die angedeutete Ironie hinter der Aussage ist dem doppelten Smiley zu entnehmen.

LG

MCX

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koopatroopa  11.12.2014, 14:19
@Miraculix84

Wollte nur ein bisschen Senf dazu geben. Bei uns in Berlin gibt es diesen Klassiker:

Im Text steht irĝ commotus und ein Schüler übersetzt "zornig" (100% richtig mit Potential zum Pluspunkt, da er lat. Sprachgebrauch in dt. Sprachgebrauch umgesetzt hat). Er hat dann von seiner Lehrerin 2 Fehler bekommen, angeblich commotus vergessen und ira mit iratus verwechselt bzw. Ablativ nicht erkannt...

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Miraculix84  11.12.2014, 19:01
@koopatroopa

Sorry, da habe ich deine Ironie nicht erkannt.

Ja, das Problem, das du da ansprichst, kenne ich auch. Ist eine kniffelige Sache. ZZt korrigiere ich grade die sechste Klasse. Da könnte ich auch vieles als "dt. Sprachgebrauch" durchgehen lassen. Aber wenn die noch nichtmal ihre 160 Vokabeln können und sich da irgendwie versuchen sinnvoll durchzuraten, kann ich das nicht gutheißen. Das wäre das falsche Signal, wenn ich das durchwünke. :)

Das Problem ist nur zu entscheiden, ab welchem Lernjahr man da wieviel Freiheit lässt. Schwierig schwierig... :)

LG

MCX

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koopatroopa  15.12.2014, 10:42
@Miraculix84

Meine Meinung dazu ist etwas revolutionär. Ich finde das Konzept "Übersetzung" als Prüfungsform nicht gut. Da müsste allerdings der gesamte Unterricht geändert werden, um die SuS darauf vorzubereiten.

So eine Übersetzung fragt z.B. überhaupt nicht ab, ob und wie sehr die SuS den Text verstehen, sondern ist fast nur Sprachübung. Und um das Textverständnis geht es uns aber doch eigentlich, oder?

LG koopa

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Miraculix84  16.12.2014, 10:54
@koopatroopa

Sorry, aber dieses "revolutionäe Konzept" ist völlig Banane. Das Verständnis der Grammatik ist eine der zentralen Kompetenzen des Lateinunterrichts, wenn nicht die zentral(st)e. Denn:

  1. Wenn du das Textverständnis an dessen Stelle definierst, könnte man das Fach Latein auch "Deutsch" nennen oder gleich ganz abschaffen.
  2. Ein Erfassen der gramm. Struktur ist die Voraussetzung, um zu einer gesicherten Aussage zu gelangen. Alles Andere ist nur geraten. Die Kompetenz "Textinhalt erraten" könnte man auch fördern, wenn man in einem beliebigen deutschsprachigen Sachtext jedes zweite Wort weglässt. Das bedeutet nicht, dass man die richtige Aussage nciht auch erraten kann, aber dann kann man sich des Ergebnisses nie sicher sein.
  3. Die Kompetenz "Textinhalt erraten" ist in einer modernen Wirtschaft, in der die Exaktheit bedeutend ist und die juristsiche Sicherheit immer bedeutender wird, völlig unbrauchbar.
  4. Die Pisa-Studie bemägelt zu Recht das zu geringe Leseverständnis deutscher Schüler. Die raten ja so schon mehr, als dass sie verstehen. Wenn du jetzt das Erraten zum neuen Standard machtest, wäre das ein (erneutes) Armutszeugnis für das deutsche Bildungssystem.

LG

MCX

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koopatroopa  18.12.2014, 10:33
@Miraculix84

Sorry, dann hast du mich wohl falsch verstanden. Ich finde nicht, dass Grammatik völlig unnütz ist. Ich müsste jetzt allerdings weit ausholen um meine Ansicht zu erklären ;)

Kennst du den DAV Vortrag von Stefan Kipf "...und wo bleibt die Literatur?" ?

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koopatroopa  18.12.2014, 10:46
@koopatroopa

Das Fach Latein sollte sich hauptsächlich mit dem Lesen lateinischer Literatur beschäftigen und Grammatik als obligatorisches Instrument natürlich auch behandeln, aber nicht als Focus. Das ist doch auch langweilig, man lernt haarkleine grammatikalische Phänomene und liest dann Lehrbuchtexte (die sind Banane. Und werden meistens auch nur grammatikalisch auseinandergenommen) und ein paar Kapitel Caesar, Cicero, Ovid, Sallust und Seneca (LK noch Vergil). In Deutsch liest man deutsche Texte und lernt deutsche Grammatik. In Englisch liest man englische Texte und lernt englische Grammatik. In Spanisch/Französisch usw.

Was meinst du warum uns die Lateinschüler davonlaufen? Von Griechisch ganz zu schweigen, das ist noch schlimmer: Latein nochmal "in grün" (weil die Griechischschüler alle vorher Latein haben). Drei Jahre Hellas oder Kairos (kotz) und dann durch Platon, Thukydides und Homer quälen ohne es genießen zu können. (Ich Rede vom Durchschnittsschüler, nicht von den Primi)

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koopatroopa  18.12.2014, 14:43
@koopatroopa

Ich meine: die Leitfrage beim Lesen sollte sein "Was steht da?" (wobei man die Grammatik zu Hilfe nimmt) anstatt "Wie sagt man das auf deutsch?" (das kann zwischendurch sinnvoll sein, aber sollte nicht der Hauptinhalt sein)

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Das ist keine Form, die es erkennen zu gilt. Du kannst das historische Präsens m.M.n. in allen Texten, in denen es um historische Chroniken geht, verwenden.


Miraculix84  08.12.2014, 22:30

Ich glaube nicht, dass er den Antrieb hat, es selber zu verwenden :).

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Verstehe deine Frage nicht, aber wenn du meinst wie man erkennt ob der Satz im Präsens steht, dann musst du schauen ob die Prädikate im Präsens stehen