Wie kommt es zu der hohen Demokratieverdrossenheit im Osten?

12 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Das sind ähnliche Gefühlslagen wie bei den Reichswehrsoldaten nach dem verlorenen ersten Weltkrieg. Sie wollten nicht akzeptieren, dass sie mit ihren Konzepten gescheitert waren und kompensierten ihre Minderwertigkeitsgefühle mit Nationalismus, den Ruf nach Recht und Ordnung, den Hass auf Ausländer und Religionen, ...

Zumal die aus Gegenden kommen, in denen die offeneren, leistungsfähigeren Leute, darunter sehr viel Frauen, keine Chancen für sich gesehen haben. Die Rechten haben ja auch so ein "spezielles" Frauenbild.

Der Osten wurde (und wird) vom Westen (und somit letztlich der Demokratie) ausgenommen und betrogen.

Einen wesentlichen Beitrag daran hatte die Treuhand.

Aber auch heute noch ist die Lebensqualität im Osten schlechter als im Westen.


archibaldesel  28.06.2023, 20:13

Sehe ich anders. Die Infrastruktur ist ist im Osten inzwischen meist besser, attraktive Arbeitgeber werden durch hohe Subventionen im Osten angesiedelt. Wer meint, es ginge ihm im Osten schlecht, kann sich ja mal Duisburg anschauen .

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OlliBjoern  28.06.2023, 21:10
@archibaldesel

Stimmt. Ich verstehe auch nicht, warum die Lebensqualität in Leipzig oder in Dresden (sehr schöne Stadt übrigens!) schlecht sein sollte.

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aloisff  28.06.2023, 20:37

Wenn es im Ruhrgebiet in den letzten Jahren (mit hauptsächlich im Westen erwirtschafteten Geldern) so viel in die Infrasttruktur investiert worden wäre wie in irgendeiner Stadt in den neuen Bundesländern würde es vermutlich ganz Deutschland besser gehen (sagt man).
Demokratie und Marktwirtschaft ist kein Ponyhof, man bekommt nicht alles geschenkt (nun gut viele im Osten haben eine gute Rente geschenkt bekommen).
Ja, und es ist tatsächlich so, das Unternehmen welches während der Wirtschaftswunderzeit im Westen gross geworden ist wird seinen ursprünglichen Standort nicht aufgeben wollen/können weil Ihnen eine ostdeutsche Stadt ein eigentlich gutes Angebot zur Verlegung macht.
Zur Marktwirtschaft gehört es (leider) auch, dass man sich manchmal nicht durchsetzen kann obwohl man im Prinzip alles richtig gemacht hat.
Wenn Du im Pott fragst hörst Du meist, dass wir unsere Kohle nur den Ossis in den Arsch blasen. Ich halte das für genau so falsch wie Deinen Standpunkt.
Zu Deinem letzten Satz:
Das Saarland wurde erst 1956 der BRD zugeordnet. Bis zur Wiedervereinigung gab es immer noch einen messbaren wirtschaftlichen Nachteil als Saarländer auf die Welt zu kommen. Die Unterschied in der Lebensqualität ist also wenig überraschend, sondern eine ganz normale Entwicklung.


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atm77  28.06.2023, 20:41
@aloisff

Du erwartest doch aber nicht, dass die Betroffenen das gut finden?

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aloisff  30.06.2023, 08:42
@atm77

Wer sind denn "die Betroffenen"? Deiner Meinung nach "Der Osten", wenn ich hier Frage "der Westen".
Wenn Du in den EU-Ländern bestimmte Bevölkerungsgruppen fragen, sind viele von denen Opfer auf Kosten der deutschen Volkswirtschaft,. wenn Du in Deutschland politisch ähnlich denkende Gruppen fragst sind wir es, die genau diesen Ländern die Kohle hinterherschmeissen.
Das ist alles von vorne bis hinten Quatsch.
Natürlich findet es niemand gut, wenn man trotz harter Arbeit keinen Erfolg hat und am Ende scheitert. Wer aber die Ursache allein in der grossen Politik sucht, hat aus meiner Sicht schwere intelektuelle Mängel.

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atm77  30.06.2023, 10:55
@aloisff

Die Ossis sind also dumm.

Wieder was gelernt.

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aloisff  30.06.2023, 17:02
@atm77

Offensichtlich nicht, gerne so oft lesen bis es verstanden wurde...

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OlliBjoern  28.06.2023, 21:05

"Insbesondere spielten bei der AfD-Wahl Ausländerfeindlichkeit, Verschwörungsmentalität und Wunsch nach Autorität eine Rolle, sie seien ein Scharnier in die Mitte der Gesellschaft mit der die AfD Wahlkampf machen könne. Interessant auch: „Die Einschätzung der eigenen wirtschaftliche Lage spielt bei rechtsextremen Einstellungen überhaupt keine Rolle“, sagte Decker."

Vermutlich wählen auch finanziell gut gestellte Menschen die AfD.
Übrigens ist Beatrix von Storch adlig (und setzt sich für die Privilegien des Adels ein).

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Die vergeigte Wiedervereinigung.
"Blühende Landschaften" versprach Altkanzler Kohl (CDU), den Ostdeutschen blühte etwas, das waren nicht die Rapsfelder in McPomm.
Für die Westdeutschen änderte sich nur die Postleitzahl

Die Plünderung Ostdeutschlands, das Unwesen der Treuhandanstalt, ruinierte Existenzen und zerrüttete Biographien, hat man geglaubt, dass die Ostdeutschen dazu applaudieren?


Kleidchen2 
Fragesteller
 28.06.2023, 21:07

Die haben jahrzehntelang die Vertreter dieser Ausbeutungspolitik gewählt. Die CDU war im Osten eine feste Größe, völlig unverständlicherweise, wie ich denke.

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soisses  28.06.2023, 22:53
@Kleidchen2

Rechter geht immer, oder.

Was die Ostdeutschen nicht wollen, ist nochmal linksherum.
Dem folgte rechtsherum, eben CDU, die AfD gab es damals noch nicht.

Auf Kohl (CDU) folgte Schröder (SPD), ausgerechnet, das war wie "wenn man glaubt schlimmer geht nimmer, kommt es noch schlimmer", erneut von links.
"Wie man es macht, macht man es verkehrt", CDU, SPD und die Grünen, hatten ihre Chance.
Was also bleibt dann?

Aber bitte, so durchgängig ist das nicht, in Ostdeutschland.
Bei weitem nicht alle Ostdeutschen frequentieren die AfD.
Sie denken etwas "stream", verständlicherweise, sie haben die westliche Doppelmoral nie verinnerlicht.

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Kleidchen2 
Fragesteller
 28.06.2023, 23:53
@soisses

Dafür folgen sie der ostdeutschen Doppelmoral.

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soisses  29.06.2023, 01:14
@Kleidchen2

Die gibt es generisch nicht.

Ostdeutsche sind sozialisiert, "gesagt, getan".
Das erscheint "Außerirdischen" stringent, kannst auch schwarz-weiß nennen, oder rechts-links.
Eben an dieser Linie entlang ging die Wiedervereinigung daneben.

Sie war in ostdeutscher Identität eine Übernahme durch Westdeutschland.
Dieser Art Erinnerung werden "vererbt", das ist das Ergebnis was ist.

Folgen wir der Transaktionsanalyse, war das unausweichlich.

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Kleidchen2 
Fragesteller
 29.06.2023, 02:45
@soisses

Ungefähr 40 Jahre Doppelmoral mit lauthals geäußerter Begeisterung für eine Diktatur hat Spuren hinterlassen.

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soisses  29.06.2023, 03:17
@Kleidchen2

So war es nicht.
Richtig ist, diese hilflosen 40 Jahren sind nicht ohne Wirkung.

Aber auch nicht die 35 Jahre seit der Wiedervereinigung.

"Porzellan kann man kitten, ein Riss bleibt immer".
Streng kapitalistisch, ist der Wert des Porzellans dann nichts mehr, außer Null.

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Kleidchen2 
Fragesteller
 29.06.2023, 08:26
@soisses

Gut dass kapitalistisches Denken nicht so wichtig genommen wird. Übrigebs iszmt auch gekittetes Porzellan ggf. viel wert.

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OlliBjoern  28.06.2023, 21:08

Aber warum wählen dann vergleichsweise wenige Mecklenburger AfD?
(im Vergleich mit Sachsen oder Thüringern)

Mecklenburg-Vorpommern: 34 Sitze SPD, 13 Sitze AfD

Sachsen: 10 Sitze SPD, 35 Sitze AfD

Die Erklärung "Wiedervereinigung" kann diesen großen Unterschied nicht erklären, denn auch Mecklenburg lag östlich der Grenze.

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soisses  28.06.2023, 23:07
@OlliBjoern

Das ist etwas tieferliegender.

Nach dem Mauerfall, Gründung der fünf neuen Länder, bestand die Möglichkeit nur 3 neue Länder zu gründen, mit mehr Stimmengewicht im Bundesrat.
Dieser Gedanke wurde verworfen, auf Grund regionaler Befindlichkeiten, mit eben der daraus resultierenden Schwäche im Bundesrat.
Ostdeutschland blieb damit ein Anhängsel in den föderalen Strukturen der Bundesrepublik.

Oder wie 1990 ein Parlamentarischer Staatssekretär sich äußerte, "es geht um die Einführung bundesdeutschen Rechts, sei das Grundgesetz auch noch so reformbedürftig".

Das schwenkte mit vollen Segeln an den Notwendigkeiten in Ostdeutschland vorbei.

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Demokratie wurde den DDR-Bürgern nicht beigebracht. Eher im Gegenteil. Und das durch permanente und eindringliche Propaganda und Manipulation. Diejenigen die sich davon besonders haben mitreißen lassen haben das bis heute an ihre Kinder weitergegeben.


Crack  28.06.2023, 19:57

Du verkennst dabei, dass die Wende fast 35 Jahre zurückliegt.
Es ist also mindestens eine Generation in der Demokratie aufgewachsen, alle anderen hatten genug Zeit, um "Demokratie zu lernen".

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Jahrelang existierender Kommunismus/Sozialismus hat die Menschen geprägt. Das hat mir Demokratieverdtossenheit nichts zu tun. Sie wollen nur nicht mehr das alte System haben.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Hab viel erlebt mit geschädigten Menschen

Kleidchen2 
Fragesteller
 28.06.2023, 20:13

Haben sie ja nicht.

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Kleidchen2 
Fragesteller
 28.06.2023, 21:05
@hachri

Wo gibt es in der Bundesrepublik Ost Kommunismus/Sozialismus?

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hachri  28.06.2023, 21:39
@Kleidchen2

Das gibt es nicht, es gibt nur eine gesamte Bundesrepublik

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hachri  29.06.2023, 05:44
@Kleidchen2

Wenn man sich nicht damit beschäftigt wird man auch nichts beurteilen können.

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Kleidchen2 
Fragesteller
 29.06.2023, 08:32
@hachri

Du könntest auch einfach klarer beschreiben, was du meinst. Wenn du der Ansicht bist, dass die Menschen im Osten nicht wieder zum Kommunismus/Sozialismus zurück wollten, müsstest du erklären, wo der denn drohe. Und nebenbei, wo es in Deutschland jemals Kommunismus gegeben habe.

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hachri  29.06.2023, 17:42
@Kleidchen2

Was offensichtlich ist muss nicht klarer beschrieben werden, außerdem weiß ich zuviel Interna und kann deshalb nicht in aller Ausführlichkeit schreiben.

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Kleidchen2 
Fragesteller
 29.06.2023, 22:05
@hachri

Wenn jemand mit dem Argument kommt, er wisse zu viele Interna, könne die aber nicht preisgeben, steckt dahinter nur heiße Luft. Gerade bei solchen Themen.

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