Wie gut sind selbstverteidigung Kurse wirklich?

8 Antworten

Das kommt tatsächlich darauf an wer diese Kurse gibt und wie sie vom Training her aufgebaut sind. Leute die richtig Kampfsport trainieren, von Polizei und Justiz, Spezialkräften, Sicherheitsdiensten und ähnliche Bereiche, die werden Ahnung haben was es heißt sich gegen Gewalttäter wehren zu müssen. Sie könnten auch vorausschauendes Verhalten schulen: Wie erkenne ich Gefahrensituationen? Gewalttäter? Wie laufen kritische Situationen ab? Rituale die einer Schlägerei vorausgehen können? Gegenden die man meiden sollte. Was ist zu tun wenn ich mich bedroht fühle. Solche Sachen.

Dann die Praxis: Wie stehe ich wenn ich bedroht werde? Die Schulung effektiver Techniken und ihre Anwendungen. Mit Handschuhen und vielleicht einigen anderen Schutzausrüstungen. Training zumindest an Pratzen, Sparringsübungen mit Kontakt. Man muss lernen einzustecken und auszuteilen, den Belastungen und dem Stress einer körperlichen Auseinandersetzung gewachsen sein. Lernen gewöhnliche Gegenstände als Hilfsmittel der körperlichen Gewalt im Fall der Notwehr erkennen und benutzen können. Und noch etliches mehr.

Ich sage es gleich, Kurse für Selbstverteidigung sind eigentlich nur Hilfsmittel, will sagen unzureichend. Eigentlich sollten sie eine Ergänzung sein wenn man richtig einen Kampfsport trainiert. Den "Feinschliff" für den Ernstfall liefern. Kampfsport ist oft zu sehr Sport von der Art des Trainings her, zu sehr auf Wettkampf ausgelegt. Trotz aller Stärke die man dabei gewinnen kann ist "Straße und Auseinandersetzung mit Gewalttätern" etwas ganz anderes. Kurse können einem viel vermitteln. Es gibt Kurse die sind erbarmungsloser Unfug. Ich selbst rege mich schnell auf bei Kursen die explizit nur Verteidigung gegen "dies und das" unterrichten, aber keine Kampftechniken und keinen freien Sparring. Das geht meiner Meinung nach immer in die Hose. Es gibt sehr gute Kurse, man kann sehr gute und effektive Dinge da lernen. Aber....., großes ABER: Um sich wirklich effektiv verteidigen zu können, gegen einen Gewalttäter!, muss man richtig kämpfen lernen. Will sagen schon mehr einen Kampfsport gelernt und nicht nur einen Kurs absolviert haben.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Lange Zeit in der Justiz schärfte den Blick fürs Wesentliche

Ich persönlich bin skeptisch was diese Kurse angeht.

"Gute" Kurse vermitteln meiner Ansicht nach vor allem Kenntnisse darüber, wie sich potentiell gefährliche Situationen im Voraus erkennen und vermeiden lassen.

Beispielsweise die drohende Eskalation in einem Lokal, oder das Wechseln auf die beleuchtete Straßenseite, weg von den dunklen Büschen. So etwas ist sinnvoll.

"Schlechte" Kurse erwecken dagegen den Eindruck, sobald man keine Hemmungen mehr hat, einem Mann zwischen die Beine zu treten, sei man eine Straßenkämpferin

Das zweite ist eine gefährliche Scheinsicherheit - niemand ist durch einen einwöchigen Kurs auf die Belastung einer echten Notsituation vorbereitet.

Vertraut man zu sehr auf diese Scheinsicherheit, wird man womöglich leichtsinnig und bringt sich unnötig in riskante Situationen, eben weil man sich "geschützt" fühlt.

Ich bin der Meinung, dass Kampfkünstler nicht umsonst ein Leben lang trainieren - neben dem technischen Aspekt macht die Charakterschulung und die Arbeit an der eigenen Persönlichkeit, an mentaler Stärke usw. einen großen Teil aus.

Auch wenn die "alten" Kampfkünste von ihren Techniken her nicht für den "Streetfight" entwickelt wurden, bietet gerade diese Komponente der ewigen geistigen Schulung einen wichtigen Aspekt, den kein Wochenendkurs bieten kann.

Jeder Stil ist nur so gut wie die Person, die ihn ausübt.

Wenn einem der Stil nicht liegt, wird man im entscheidenden Moment Hemmungen haben. Bei mangelnder geistiger Stärke setzt die Angstlähmung ein. Deshalb kann es auch keinen "ultimativ effektiven" Stil für alle Menschen geben. Jeder ist Anders.

Um sich mit seinen inneren Hindernissen und Ängsten auseinanderzusetzen, ist mehrjähriges Training hilfreicher, als sich auf einen SV-Kurs zu verlassen.

Das ist zumindest meine Meinung.

Woher ich das weiß:Hobby – Seit etwa 40 Jahren Training des Aikido

Frank1409  06.09.2022, 20:20

Gut geschrieben.

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Absoluter Müll.... Paar Techniken zu lernen ist nicht kämpfen können. Mit der Logik kannst du jemandem Schläge beibringen und in nen Ring schicken und das ist eine verdammt schlechte Idee...

Man braucht mehr als paar Tage und Wochen und vorallem braucht man SPARRING.

Ich kann Boxen, K1, Thaiboxen und vor allem MMA zur Selbstverteidigung empfehlen. Dort kann man in innerhalb von einem Jahr schon ausreichend kämpfen um gegen 80-90 Prozent der Menschen klar zu kommen. Diese Kurse werben immer mit einer kurzen Zeit und sind deshalb beliebt, denn Leute lieben den leichten Weg und wollen keinen Sport machen, aber Athletik ist nunmal in nem Kampf auch alles andere als Bedeutungslos... Und die Leute lügen einfach.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Ich bin Boxer auf Wettkampfniveau, seit einiger Zeit MMA

Der Selbstverteidigungskurs kann Täter verprügeln...

... aber Chuck Norris verprügelt ganze Selbstverteidigungskurse.

Nee, mal im Ernst, so ein Kurs kann helfen zu lernen, daß man eben nicht ganz wehrlos ist, motivieren sich zu verteidigen... Das ist ein guter Anfang und manchmal hoffentlich alles was es braucht.

Aber man sollte nicht zu viel auf seine Kampfkünste danach geben.

Gerade in der SV gibt es jede Menge Blender, Schauspieler und Alleinunterhalter die sich Trainer nennen. Bei traditionellen Sportarten ist das anders. Ich habe viele Jahre Erfahrung in der SV und würde die davon abraten. Besser ist z.B. Thaiboxen und zusätzlich Ringen oder Judo (für den Boden). In der Kombination deckst du alles ab und lernst auch wirklich was.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung