Welche Kampfkunst ist die Beste um sich zu verteidigen?

11 Antworten

Hallo!

Was Du da für Dich suchst kann keine Kampfsportart alleine abbilden.

Die Tradition und Geschichte der asiatischen Kampfkunst geht anscheinend auf Meditations-Übungen von Mönchen zurück, die während dieser Übungen immer wieder einschliefen. Daher wurden die Übungen abgeändert und der Focus dieser Übungen entsprechend verschoben. Damit begann diese Entwicklung...

Das hat aber eigentlich nichts mit Selbstverteidigung zu tun, was wir heute darunter verstehen.

Man kann fast jede heute vermittelte Stilrichtung als Kampfkunst, Kampfsport und zur direkten Selbstverteidigung, oder als Angriffstechnik hin trainieren.

Das funktioniert mit Judo, Karate, Ju Juitsu, diversen "Kung Fu"-Stilen, Wing Chun, und den meisten lokalen Kampfsport/-Kunst-Versionen aus allen Ländern (weltweit). Also auch das brasilianische Ju Juitsu, Ringen (griechisch/römisch) oder eine europäische Fecht-, oder Schwertkunst. Oder, ganz "schlicht", aber nicht zu verachten: Boxen.

Such Dir raus, was bei Dir lokal angeboten wird und mache ein paar Trainingseinheiten mit. Dann bekommst Du wahrscheinlich einen besseren Eindruck davon, was für Dich wichtig und interessant ist.

Eine pauschale Empfehlung kann ich Dir nicht geben.

Gruss,

Martin

Du erwartest viel zu viel von einer Kampfkunst und erst recht auch von dieser Community.

Eine echte Selbstverteidigung befaßt sich mit der Realität, mit wahrscheinlichen Situationen. Du lernst auf verschiedene Dinge deiner Umgebung zu achten, rechtzeitig zu deeskalieren oder den Ort zu verlassen, bevor es brenzlig wird.

Solltest Du es wirklich verbockt haben und Du wirst körperlich angegriffen, dafür lernst Du auch körperliche Verteidigung, also wirkungsvoll zuzuschlagen und zu treffen, damit Du dich aus der Situation entfernen kannst.

Also, nix Philosophie, wenn Du echte Selbstverteidigung möchtest!

Entscheide Dich: Selbstverteidigung, Kampfsport (mit Wettbewerben und Regeln) oder Kampfkunst. Alles zusammen gibt es nicht.

Weil das alles etwas Verschiedenes ist, mit unterschiedlichen Zielen, kann man dir nichts serös und konkret empfehlen. Dazu müßtest Du erst wissen, was Du wirklich willst.

Zur Dauer: Was genau soll dein Ziel sein?

Bei der Selbstverteidigung: Für alle nur möglichen Situationen gewappnet sein? Unrealistisch. Du bist immer verschieden drauf, immer unterschiedlich aufmerksam.

Beim Kampfsport: Man kann sich immer steigern, irgendwann kommt dann das Alter, wo kaum noch Steigerungen möglich sind und die körperliche Fitness nachläßt.

Bei der Kampfkunst: Dauer: Ein Leben lang, weil Du immer etwas dazu lernen kannst.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung

Es liegt ur-alte Weisheit die sich bis heute bewährt in der Geheimkunst des Lau F'weg und KiBoTu... gepaart mit einer Priese Um-Schau.

Heute kann man das in Sportvereinen Trainieren unter dem Namen "Leichtathletik", "Geländelauf" und "Turnen".

Einem Angriff auszuweichen ist besser als ihn einzustecken. Schnell weg zu kommen bevor der Angriff passiert ist besser. Zu bemerken wo es gefährlich werden kann und da gar nicht erst hin zu gehen ist sogar noch besser.

Klar kann man mit 10 Jahren Training 3x die Woche in JuJutsu, Krav Maga oder sogar nem Tanzkurs wie Capoeira ganz schön austeilen und besser einstecken. Aber was hast Du davon, 3 Typen die dich angreifen auf die Intensivstation zu prügeln? Vermutlich selbst ein par Schnittverletzungen am Arm, ne klaffende Wunde im Gesicht von dem Aschenbecher den dir jemand übergezogen hat und ein kaputtes Knie? Du hast gewonnen. Wow. Eine Narbe im Gesicht, ein Knie das nie wieder so wird wie vorher Sachen die dir wegen den kaputten Muskeln aus der Hand fallen die nächsten Monate und einen Gerichtsprozess. Gratulation.

Und da sprechen wir noch nicht davon, wie nützlich Kampfkunst gegen Pfefferspray, Elektroschocker oder Schußwaffen und Messer ist...

Ich finde "sich verteidigen" fängt da an, wo man dafür sorgt, daß einem erst gar nichts passiert.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Welche Kampfsportart/-kunst ist im Falle eines Kampfes ohne materielle Waffen zwischen ,,Leben und Tod'' die gefährlichste?

Die Suche der ultimativen Kampftechnik ist tatsächlich eine Illusion. Man überlege sich doch nur mal schon den Umstand, dass jede Kampfkunst als Gegenmassnahme auf eine wie auch immer gelagerte Bedrohung entwickelt worden war. Die Wirkungslosigkeit einer Nahkampfdisziplin entsteht nur halt auf diese Weise, dass diese Bedrohungsformen sich verändert haben oder inzwischen gar nicht mehr existieren und nicht die Disziplin ist schlechter geworden.

Persönlich möchte ich keinem Ringer in die Hände fallen. Ringer sind im Bodenkampf absolut überlegen. Da haben auch Judoka kein Brot. Aber wie kommt es zum Bodenkampf? Sind Distanzmassnahmen Beinkicks, wie man sie im TWD und Karate kennt, überhaupt nützlich?

Bei solchen Überlegungen sieht man, dass eine Disziplin auf ein bestimmtes Bedrohungsszenario ausgerichtet worden war und dem zufolge auch eine Optimierung UND DAMIT AUCH eine Beschränkung auf ein erlernbares Repertoire darstellt.

Ich möchte jetzt hier keine seitenlange Analyse verschiedener Disziplinen bringen. Meinerseits nur so viel:

Seit bald 30 Jahren praktiziere ich Aikido. Das strategische Element darin besteht im Zulassen eines Angriffs. Hört sich seltsam an, aber man kann lange versuchen, einen Angriff zu verhindern.Wenn ein Kontrahent angreifen will, dann tut er es. Konzentriert man sich auf das Verhindern, wird man blockiert weil verhaft und eingeschränkt. Aber man kann alles daran setzen, ihn heil zu überstehen. Das geschieht im Aikido durch Bewegung: Ausweichen mit oder ohne Störmassnahmen oder auch direktes Eintreten, denn ein Initialangriff darf bloss nicht treffen. Hernach wird ein echter Angreifer seinen Initialangriff immer fortsetzen. Ergo: Man muss damit rechnen, dass er nochmal was tut, man weiss nur nicht was. Aber an dieser Stelle kann man bereits eingreifen und die nächste Bewegung erwarten und ab diesem Moment lenken.

Das ist nur ein Beispiel, keine Erklärung irgend einer Technik oder einer taktischen Gegenmassnahme. Es beschreibt die Strategie.

Nun kann man unter der Perspektive der strategischen Betrachtung auch Kampfkünste näher beleuchten.

Wenn du dir deine Gedanken über taktische Einsatzmittel und Gegenmassnahmen machst, bist du also zu nahe dran. Überlege Dir stattdessen, welche Strategie hinter einer Disziplin steckte, als sie entwickelt worden war. Dann erkennst Du die taktische Wirksamkeit UND auch die taktischen Schwächen.

Nach langjährigem Ausüben von Aikido halte ich noch immer diese Disziplin für eine strategisch ziemlich optimal konzipierte Form der Selbstverteidigung. Warum? Sie enthält keine Angriffsformen. Jeder Angriff hat einen Point-of-no-Return, ab dem er abgefahren ist und die Bewegungen nicht mehr verändert werden können. Das hat auch das psychologische Moment des "Tunnelblicks". Ein Angreifer ist auf sein Ziel fokussiert und verliert in diesem Moment, manchmal nur für Sekundenbruchteile, den strategischen Überblick. Das sind exakt die Lücken, in welche die Gegenmassnahmen erfolgen.

Daito-ryu Aiki-jujutsu - die klassische Ursprngsform von Aikido - und die russische Nahkampfdisziplin Systema wären meine Favoriten, wenn es um rein technisch optimierte und strategisch überlegene Forme des Nahkampfs geht.

Woher ich das weiß:Hobby – betreibe seit bald 30 Jahren Aikido; 4. Dan-Grad

matmatmat  21.10.2018, 12:57

Mich - mit nur knapp 3 Jahren Aikido Training - würde mal deine Meinung dazu interessieren, ob Aikido wirklich "funktioniert", wenn man von jemandem Angegriffen wird, der eben nicht weit nach hinten ausholt und langsam mit dem Stock zuschlägt. Jemandem, der mit der Waffe umgehen kann?

Mein Eindruck war, daß es ein toller Sport ist bei dem man viel über sich und seinen Körper lernt aber nicht weiter hilft, wenn jemand schnell mit einem Messer aus alles einsticht, was in Reichweite ist?

0
tenno5034  21.10.2018, 14:23
@matmatmat

Deine Formulierung scheint mir von jemandem zu stammen, der lernen will, wie man kämpft und siegt. Aber darum geht so ungefähr ab der Stufe 3. Dan nicht mehr, denn auf dieser Stufe ist das technische Repertoire schon sehr vollständig; noch nicht ganz, es fehlen noch immer wichtige Teile, aber es beginnt im Zusammenspiel zu funktionieren.

Ab dann lernt man...

Strategisch: Je länger du übst, um so mehr lernst du über Menschen, Körperhaltungen, Situationen, Reichweiten, Energiesphären und generell über Risiko-Management.
Taktisch: Du lernst Folgebewegungen zu erkennen und diese vorweg zu nehmen.

1

Wenn ich deine Kommentare zu den bisherigen Antworten lese, dann habe ich den Eindruck, dass du dir offenbar falsche Vorstellungen machst.

Eine Kampfkunst hat einen anderen Anspruch, als ein moderner Wettkampfsport, oder eine rein auf praktische Selbstverteidigung ausgerichtete Methode.

Kampfkunst

Ich trainiere die Kampfkunst Aikido und dort hat die Philosophie einen hohen Stellenwert - echte Kampfkunst geht über das Training auf der Matte hinaus.

Auch der Aspekt der Selbstverteidigung wird - je nach Schwerpunkt des Stils und der Person des jeweiligen Lehrers - durchaus unterrichtet.

Dagegen gibt es dort keine Wettkämpfe und in unserem Verein geht auch niemand in die "Muckibude" oder absolviert irgendwelche "Fitnessprogramme".

Auch wenn eine Kampfkunst den Körper gesund hält und die Fähigkeit zur Verteidigung verbessert, liegt ihr Anspruch darin, ein lebenslanger Weg zur Persönlichkeitsentwicklung zu sein.

Wettkampfsport

In einem Wettkampfsport ist dagegen ein solches Fitness-Training oft praktisch eine Grundvoraussetzung um Erfolg zu haben - Work-outs und Co sind hier üblich.

Dabei werden die Techniken jedoch "entschärft", durch Schutzkleidung abgemildert und durch ein sportliches Regelwerk und "Fair Play" eingeschränkt.

So hat ein Boxer Handschuhe und darf zB keine Tiefschläge bringen, keine Tritte und Wurftechniken, oder Würgegriffe anbringen.

Ähnliches gilt für andere Wettkampfsportarten - spezielle Kleidung, die Anpassung gefährlicher Techniken, oder Verbote verhindern Verletzungen.

Selbstverteidigung

Für eine moderne Selbstverteidigung spielen dagegen weder asiatische Konzepte von "Harmonie" noch das sportliche "Fair Play" eine Rolle.

Dort geht es ausschließlich um Realitätsnähe.

Zu einem guten Training gehört in diesem Fall das Erkennen und Vermeiden von potentiell gefährlichen Situationen, sowie verbale Deeskalation der Lage.

Körperlich müssen die Techniken so einfach sein, dass sie auch unter Stress noch eingesetzt werden können und idealerweise natürliche Instinkte ausnutzen.

Außerdem sollte das Training auch in Alltagskleidung und in alltäglicher Umgebung stattfinden, um einen größtmöglichen Realismus zu gewährleisten.

Ob hier besonderer Wert auf körperliche Kraft, Muskelaufbau und Fitness gelegt wird, oder nicht, ist je nach System unterschiedlich.

Kennt ihr Arten, Orte und Preise für Kurse?

Das hängt davon ab, was genau du erlernen willst - informiere dich über die verschiedenen Vereine in deiner Umgebung und die angebotenen Stile.

Ob die Kosten gerechtfertigt sind, hängt unter anderem auch davon ab, welche Möglichkeiten zum Training dort geboten werden.

Mehrmals pro Woche in einem festen Dojo/Studio unter Aufsicht eines anerkannten Lehrers mit gutem Ruf üben zu können ist eine Sache.

In einer zeitweise angemieteten Sporthalle mit minimalem Komfort zu üben, bei einem Lehrer mit geringerer Qualifikation, ist eine andere Sache.

Ob man den Preis als "angemessen" empfindet, hängt davon ab, wie oft man trainieren kann/will und welchen Luxus-Anspruch man selbst hat.

Wie lange braucht man für eine Ausbildung um Selbstständig einen Weg zu gehen?

Das lässt sich meiner Ansicht nach nicht pauschal beantworten.

Man kann zum Beispiel zunächst eine (mehr oder weniger) erfolgreiche Karriere als Wettkämpfer bestreiten, bevor man dann seine Trainerlizenz macht.

Man kann auch über Jahre hinweg an Selbstverteidigungstraining teilnehmen, bis man schließlich die Lizenz als Lehrer dieser Methode erhält.

In den Kampfkünsten ist es letztlich irrelevant - der oft verehrte "schwarze Gürtel" (1. Dan) ist lediglich ein Zeichen für das Beherrschen der Grundlagetechniken.

Dort kann man sein ganzes Leben lang trainieren und selbst wenn man irgendwann selbst unterrichten darf, bleibt man doch ein lebenslang Lernender.

Wer also eine "Karriere" mit Abschlussdiplom sucht, für den sind traditionelle Kampfkünste eher nichts - egal welchen "Gürtel" man hat, es ist nie das Ende.

Woher ich das weiß:Hobby – Seit etwa 40 Jahren Training des Aikido