Wie funktionieren Rhotazismen in Latein?
Ich schreibe in kürze eine Latein Klassenarbeit. Für die Arbeit muss ich die Rhotazismen zu den Wörtern "corpus" und "caput" wissen, aber auch im allgemeinen muss ich den Rhotazismus zu Neutrum Wörtern kennen. Leider habe ich in meinem Latein Buch und im Internet nichts dazu gefunden.
Währe Nett wenn mir jemand im allgemeinen den Rhotazismus und den für die oben gennanten Wörter erklären könnte.
Danke im vorraus!
1 Antwort
Der Rhotazismus ist, daß ein -s- zwischen Vokalen im Lateinischen zu -r- wird. Das sieht man z.B. bei der Infinitivendung -se (griech. -σαι) die ja immer zwischen zwei Vokale gerät und dann entsprechen als -re aufscheint (z.B. laudāse→laudāre). Nur beim Wort esse, das niemals einen Vokal vor der Endung hatte, bleibt sie in der ursprünglichen Form erhalten.
Dasselbe siehst Du auch bei den lateinischen s-Stämmen der konsonantischen Deklination. Aus corpus, corposis, corposī etc. muß natürlich corpus, corporis corporī etc.werden. Das s ist also Teil des Stammes (keine Endung), und da im Lateinischen alle Endungen der konsonantischen Deklination vokalisch anlauten, wandelt es sich in allen Formen außer dem Nom/Acc/Voc Sg zu r.
(Der Vergleich mit dem Griechischen ist hier auch wieder möglich: Lat. genus und griech. γένος génos heißen dasselbe und deklinieren auch sehr ähnlich, nur daß das s in beiden Sprachen verschiedene Wege ging: Im Lateinischen unterliegt es in intervokalischer Stellung dem Rhotazismus, im Griechischen fällt es in dieser Position einfach aus. Im Dat Sg haben beide Sprachen dieselbe Endung, da kann man es besonders leicht vergleichen: lat. genesī→generī, griech γένεσι→γένει génesi→génei).
Rhotazismus gibt es aber nicht nur bei Endungen, sondern auch innerhalb von Wortstämmen. Da das dann in allen Formen eines Wortes zuschlägt, erkennt man solche Fälle vor allem beim Vergleich mit anderen Sprachen, z.B. soror vs. Schwester. Umgekehrt gibt es durchaus auch Wörter, die ein intervokalisches -s- haben, z.B. asinus ‘Esel’ oder rosa ‘Rose’, aber dabei handelt es sich um Fremdwörter, die nicht aus dem Proto-Italischen ererbt sind; vermutlich haben sie das Lateinische erst nach dem 4. Jhd (dem Zeitpunkt, in dem der Rhotazismus erfolgte) erreicht. In einigen Fällen (z.B. pusillus ‘klein’) lag ursprünglich -ss- vor, das nicht dem Rhotazismus unterlag und später zu -s- vereinfacht wurde.
Was mit Rhotazismus bei caput, capitis gemeint sein könnte, verstehe ich aber nicht.