Welche Form von Mathematik wenden Piloten an?
Hallo Leute,
in letzter Zeit beschäftige ich mich sehr viel mit der Luft-/ Raumfahrt, und sehe den Pilotenberuf bei einer Airline als unglaublich attraktiv an (wie denke ich viele andere auch). Deshalb spiele ich mit dem Gedanken, Pilotin als Option zu sehen - ich habe ein hohes Verantwortungsbewusstsein, Konzentrationsfähigkeit und bin in der englischen Sprache auf einem sehr hohem Niveau- nur mein Problem ist es, dass ich nicht sonderlich gut in Mathe bin und Physik seit der 10. Stufe abgewählt habe. Ich habe auch nicht vor, Mathe als naturwissenschaftliches Fach im Abitur zu nehmen.
Deshalb lautet jetzt meine Frage: Was müssen Piloten alles im mathematisch und physikalischen Bereich draufhaben? Wie ist es anzuwenden? Im Kopfrechnen etc. bin ich ganz fit, nur mit höherer Algebra komme ich nicht wirklich zurecht (und anderen Unterthemen, die aber denke ich nicht ganz relevant sind) Ich danke euch schonmal für die ernstgemeinten Antworten, ich schätze die Mühe der vielen Verfasser. :)
5 Antworten
Außer dem, was schon gesagt wurde: Bei Langstreckenflügen muß ein Pilot auch mit der Geometrie der Erdkugel vertraut sein. Die Strecken und Richtungen verhalten sich anders, als man, mit einer flachen Weltkarte vor Augen, denken könnte. Der kürzeste und geradeste Weg von London nach Los Angeles führt über Grönland.
Ja, das stimmt. Ist allerdings nicht ganz so schlimm, denn der Kutscher muss ja "nur" eine Anzeige ablesen. In welchen Einheiten gemessen oder angezeigt wird (z. B. die Geschwindigkeit in Knoten oder km/h), ist dabei zweitrangig.
Im Flugzeug geht es sowieso wild durcheinander. Luftdruck in Hektopascal, Kabinendifferenzdruck in psi, Abgastemperatur in °C, Flugzeuggewicht in kg, Reifendruck in psi, Fuelflow in kg/std., Hydraulikdruck in bar oder psi und dazu noch die von Dir genannten nichtmetrischen Maße.
Ich weiß nicht, wie es heutzutage ist, aber noch in den Achtziger Jahren gab es kleine Tabellen mit Höhenangaben in Fuß und Meter an den seitlichen Cockpitscheiben, weil die Russen nur metrische Maße verwendeten.
Die Crew muss aber ja normalerweise nichts umrechnen. Der einzige Wert wäre beim Tanken Liter in Kilogramm, abhängig von der Dichte. Das haben früher die Flugzeugmechaniker und die Flugingenieure gemacht, heute die MECs und die Tankcomputer.
Wichtig ist, dass zu einem beliebigen Zeitpunkt T alle Beteiligten (Piloten und Lotsen) die gleichen Einheiten verwenden.
OK, eine Umrechnung im Kopf machen zu können, ist immer noch gut, aber das ist trotzdem einfacher Dreisatz.
"Was müssen Piloten können"?
Diese Frage wird hier jedem Tag gestellt und jeden Tag beantwortet. Auch Tante Google ist voll mit Antworten zu diesem Thema. Auf den Internetseiten jeder Airline, die ausbildet, findet sich eine Antwort zu dieser Frage. Wo bleibt Deine Eigenrecherche?
Alleine die Tatsache, dass Du den Pilotenberuf "unglaublich attraktiv" findest, zeigt ha, dass Du Dich nicht wirklich mit der Materie und dem Beruf auseinander gesetzt hast.
Die Zeiten, wo der Beruf attraktiv war, ist längst vorbei. Bei Interesse lies Dir einfach mal den Artikel durch.
http://m.welt.de/wirtschaft/article139087743/Eigentlich -duerfte-man-mit-uns-nicht-mehr-fliegen.html
Der tritt den Nagel auf den Kopf. Nicht jeder spricht so offen darüber. Aber mittlerweile dürfte sich das doch herumgesprochen haben.
Ach ja.. ein simpler Dreisatz reicht für die meisten Sachen. Die Probleme liegen ganz wo anders!
Bei Mathe ist es - wie schon erwähnt - relativ einfach: Dreisatz und Prozentrechnen.
Interessant ist die höhere Mathematik erst dann, wenn Du Testpilotin werden möchtest, denn dazu ist ein natur-, besser noch, ingenieurwissenschaftliches Studium zwingend erforderlich, eben weil Du an der Entwicklung des Flugzeugs mitarbeitest.
Ein grundlegendes Verständnis für physikalische Vorgänge sollte natürlich auch jetzt schon vorhanden sein: Internationale Standardatmosphäre, Wärmekraftmaschinen, Unterschiede von Wechsel- und Gleichspannung, Ohm'sches Gesetz, Strömungsmechanik von Gasen und Flüssigkeiten usw. Das kann man aber alles nachlesen.
Wichtig ist, dass Du zwar für den Eignungstest mit guten Grundlagenkenntnissen über die Runden kommst, dann aber während der Ausbildung die Lernkurve sehr steil ist. Da hast Du kaum Zeit, Lücken zu füllen.
Andererseits ist eine Pilotenausbildung auch kein Studium, aber zurücklehnen darfst Du Dich auch nicht. Und nicht nur Technik zählt; auch gesetzliche Grundlagen (national, EU, weltweit) wollen gelernt werden (also viel Theorie).
Wie immer im realen Leben, ist mehr immer besser! Mehr wissen, mehr können als die Konkurrenten ist entscheidend, auch im Hinblick auf eine immer mögliche Fluguntauglichkeit. Dann hast Du noch Alternativen.
Strömungsmechanik: Hier solltest Du wenigstens den Bernoulli-Effekt kennen. Siehe nach z.B. bei http://www.planet-wissen.de/technik/luftfahrt/fliegen_nach_dem_vorbild_der_natur/pwiewarumfliegteinflugzeug100.html
Die Anforderungen in der Ausbildung sind etwas höher als dann später im Beruf. Auch der Pilot verwendet Hilfsmittel wie den Taschenrechner zur Berechnung der notwendigen Kerosinmenge, die getankt werden muss.
Deine Ängste sind unbegründet.
Die vier Grundrechenarten, Dreisatzrechnung und Prozentrechnung sind völlig ausreichend, um Pilot zu werden bzw. als Pilot zu arbeiten. Höhere Mathematik benötigen Piloten nicht. Das wird weder in den Einstellungstests, noch während der Ausbildung gefordert.
Danke für deine schnelle Antwort! In diesen Bereichen habe ich zum Glück nicht ganz so schlecht abgeschnitten.
Strecken werden in der Luftfahrt in nautischen Meilen gemessen, Geschwindigkeiten in Knoten, und Höhen in Fuß. In diesen nichtmetrischen Einheiten müssen Piloten denken können, ohne durcheinander zu kommen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Seemeile