Was ist Whataboutismus genau?

7 Antworten

Von Experten Udavu und Kessie1 bestätigt

Das ist wenn man in einem Gespräch mit Kritik konfrontiert wird auf die man nicht eingehen kann oder möchte und dann etwas völlig anderes kritisiert um davon abzulenken.

"Whataboutism" bedeutet auf Deutsch übersetzt so viel wie "Was-ist-mit-ismus".

Es handelt sich dabei um mangelnde Diskussions- bzw. Gesprächskultur.

Ein klassisches Beispiel wäre wenn man eine christliche Person mit den Verbrechen des Christentums, wie dem Genozid von Ureinwohner/innen konfrontiert und sie dann zum Beispiel meinen "Ja aber der Islam hat auch Kreuzzüge geführt. Dagegen sagst du nichts?"

Die Ablenkung auf völlig andere negative Dinge, bedeutet nicht, dass die negativen Dinge die genannt worden sind, gerechtfertigt, unbedeutend oder widerlegt worden wären.


5Leonarda 
Beitragsersteller
 02.01.2023, 12:51

Und wenn man antwortet: "Ja, man muss alle Kreuzzüge verurteilen."

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Andrastor  02.01.2023, 12:53
@5Leonarda

Kann man machen. Ich persönlich weise gerne darauf hin, dass es sich um whataboutism handelt und diese Ablenkung nichts zum eigentlichen Thema beiträgt und die erwähnten negativen Punkte nicht abschwächt oder ungültig macht.

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5Leonarda 
Beitragsersteller
 02.01.2023, 12:56
@Andrastor

Aber wenn man alle gleichgestellten Probleme mit einbezieht, kann man dann nicht besser die Wurzel eines Übels feststellen?

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Andrastor  02.01.2023, 12:59
@5Leonarda

Nein. Das ist, wie gesagt, nur eine Ablenkung. Man versucht dabei nicht auf die Ursachen von Problemen einzugehen, sondern von den Problemen abzulenken.

Eine Person die durch whataboutism versucht abzulenken, ist nicht bereit sich mit diesen Dingen objektiv und zielführend zu befassen. Man kann das auch so deuten:

"Ich will davon nichts hören! Ich will davon nichts wissen! Lass mich damit in Ruhe und schau lieber hier und da wie es dort zugeht."

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5Leonarda 
Beitragsersteller
 02.01.2023, 13:02
@Andrastor

Das ist in vielen Fällen aber nur eine Unterstellung:

Man versucht dabei nicht auf die Ursachen von Problemen einzugehen, sondern von den Problemen abzulenken.

Mit dem Wort "Whataboutismus" wird ziemlich freizügig umgegangen.

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Andrastor  02.01.2023, 13:30
@5Leonarda

Nicht wirklich. Tatsächlich trifft es in den meisten Fällen zu.

Es ist eine Sache mehrere Dinge in ein Gespräch hinein zu nehmen. Aber eine andere wenn man andere Dinge anspricht um dann nicht auf die genannten Punkte einzugehen.

Folgende Beispiele, das Thema ist das Christentum:

A: Das Christentum hat zahlreiche Verbrechen begangen.

B: Warum hackst du auf den Christen herum? Der Islam hat noch viel mehr verbrochen.

Das ist Whataboutism von Person B.

A: Das Christentum hat zahlreiche Verbrechen begangen.

B: Da stimme ich dir zu. Diese sind natürlich unentschuldbar aber ich gebe zu bedenken, dass auch andere Religionen wie der Islam zahlreiche Verbrechen begangen haben. Die Ursache liegt also nicht allein im Christentum, sondern in einer Gemeinsamkeit dieser Religionen.

Das ist kein Whataboutism der Person B. Hier wird auf die Aussage eingegangen und die Erwähnung des Islam nicht als Ablenkung verwendet, sondern als Erweiterung des Themas. Hier geht es tatsächlich um die Suche nach den Ursachen.

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5Leonarda 
Beitragsersteller
 02.01.2023, 14:04
@Andrastor
Nicht wirklich. Tatsächlich trifft es in den meisten Fällen zu.

Aus deiner Sicht und von deinen Erfahrungen her wird das so sein.

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Andrastor  02.01.2023, 14:05
@5Leonarda

Kannst du ein Beispiel von whataboutism nennen das nicht der Ablenkung dient?

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5Leonarda 
Beitragsersteller
 02.01.2023, 14:10
@Andrastor

Zu Beispiel der Hinweis, dass man Handlungen nicht bei einem gut und beim anderen schlecht heißen kann und nur danach geht, wie die eigene Interessenlage ist.

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Andrastor  02.01.2023, 14:12
@5Leonarda

Das wäre dann aber kein whataboutism. Das ist ein Hinweis auf Doppelmoral.

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5Leonarda 
Beitragsersteller
 02.01.2023, 14:23
@Andrastor

Eben, aber es wird halt whataboutism genannt.

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Andrastor  02.01.2023, 14:28
@5Leonarda

Nicht wirklich und wenn, dann nur fälschlicher Weise. Wenn man beim Thema bleibt, aber auf solche Doppelmoral hinweist, hat das nichts mit whataboutism zu tun.

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Andrastor  02.01.2023, 14:32
@5Leonarda

Es gibt einige Leute die nicht ganz verstehen was solche Schein- und Fehlargumente wirklich sind und was nicht, die aber trotzdem meinen ihren Gesprächspartner/innen zu unterstellen solche Fehlargumente zu verwenden, würde ihnen irgendwie helfen.

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5Leonarda 
Beitragsersteller
 02.01.2023, 14:37
@Andrastor

Wahrscheinlich gehen viele einfach den Sachen nicht auf den Grund. Ich will denen auch gar nichts Böses unterstellen, weil sie einfach das weitergeben, was gerade "angesagt" ist.

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Andrastor  02.01.2023, 14:40
@5Leonarda

Das betrifft tatsächlich sehr sehr viele. Sie wollen nicht wissen, sondern glauben und glauben einfach alles wozu man sie indoktriniert hat.

Aber das muss einen nicht wundern. Religionen und Schulsysteme wirken sich beide sehr negativ auf die Intelligenz und das kritische Denkvermögen der Menschen aus.

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5Leonarda 
Beitragsersteller
 02.01.2023, 14:44
@Andrastor

Nicht nur Religionen und Schulsysteme, sondern auch PR und Geheimdienste 😂.

Es kostet Mühe und Recherchen sich daraus zu lösen und zu eigenen Schlüssen zu kommen.

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Safi2  02.01.2023, 13:23
Die Ablenkung auf völlig andere negative Dinge, bedeutet nicht, dass die negativen Dinge die genannt worden sind, gerechtfertigt, unbedeutend oder widerlegt worden wären.

Naja.

Wenn du 5 Mordfälle ignorierst, aber bei einer Lärmbelästigung die Polizei anrufst, dann kann man schon ruhig mal "ablenken".

Vielleicht ist Whataboutism nicht immer schlecht. Kommt halt auf die Situation und Thema an.

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Andrastor  02.01.2023, 13:26
@Safi2

Dieses Beispiel ist viel zu extrem um auch nur annähernd an das Thema heran zu kommen.

Wenn (wie beim obigen Beispiel) Das Christentum und dessen Verbrechen das Thema ist, hat es keinen Sinn auf den Islam anzusprechen.

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Delta45  02.01.2023, 14:02

Für mich wäre das klassische Beispiel wenn man auf wichtigeres Thema verweist. Wie bei einer Podiumsdiskussion gendern

Du hast zwar recht gendern ist wichtig aber sexualisierte Gewalt ist doch viel wichtiger. Im Sinne von " what about domestic violence "

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Andrastor  02.01.2023, 14:03
@Delta45

Ja, auch das wäre ein gutes Beispiel. Es geht ganz allgemein darum vom eigentlichen Thema abzulenken.

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Delta45  02.01.2023, 14:13
@Andrastor

Mein Beispiel ist sicher nicht das beste aber ich denke mein Bsp zeigt besser warum ein whataboutism falsch ist. Noch klsrer wird es vielleicht das man mit der Aussage " what about die hungernden Kinder in Afrika " keine Diskussion gewinnt .

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Andrastor  02.01.2023, 14:17
@Delta45

Schein- und Fehlargumente helfen nie dabei eine Diskussion zu gewinnen. Da ist whataboutism keine Ausnahme.

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Delta45  02.01.2023, 14:22
@Andrastor

Muss ich widersprechen . Aber ich denke wir können uns darauf wir beide recht richtigerweise " objektiv gewinnen statt gewinnen schreiben hätten sollen . Danke für die Diskussion und es ist nicht meine Absicht dich mit wortklauberei zu nerven .

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Andrastor  02.01.2023, 14:30
@Delta45

Ich würde hier unterscheiden zwischen "eine Diskussion 'gewinnen'" und "das Publikum für sich gewinnen". Durch Fehlargumente kann man die Diskussion nicht für sich entscheiden, sondern höchstens das Publikum emotional so aufwiegeln, dass es hinter einem steht.

Man ist dann zwar immer noch im Unrecht, hat aber eine Gruppe von Leuten hinter sich die ebenfalls im Unrecht sind und glauben sie wären im Recht...

Auch ich danke für dieses Gespräch.

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Zb. Wenn du auf ein Problem aufmerksam machst und eine andere Person ankommt mit "Aber das andere Problem hier ist viel wichtiger, und dagegen machst du nicht". Und das obwohl das ganz unterschiedliche Probleme wären.

https://www.galileo.tv/life/whataboutism-wie-du-auf-die-ablenkungs-taktik-reagierst/

Das kann auch weiter ausgelegt werden, wenn man das einem Gesprächspartner vorwirft, um ihn damit in die Defensive zu bringen. Somit ist diese Anschuldigung eine neue Erfindung, um missliebige Gesprächspartner mundtot zu machen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Abzulenken von Themen in Diskussionen.

Zum Beispiel: Thema Feuerwerk und ein Verbot dessen.

Hier in den Diskussionen ging das dann immer so:

Autofahren ist auch umweltschädlich oder wer nicht vegan lebt, darf den Tierschutz zu diesem Thema nicht ins Feld führen.

Damit ist die Diskussion um das eigentliche Thema dann oft vorbei und wird in eine andere Richtung gelenkt.

https://de.wikipedia.org/wiki/Whataboutism

Argumentationstechnik, bei der man auf einen kritischen Vorwurf über ein Versagen mit einem Verweis auf ein Fehlverhalten oder einen Missstand auf der anderen Seite, zum Beispiel der des Gesprächspartners, verweist

Quelle: Wiktionary