Was haltet ihr von Wokeness?

Hansikanzie  03.09.2024, 00:46

Was ist deine Definition von "Woke"?

miregal869 
Beitragsersteller
 03.09.2024, 00:59

Zuerst stand woke für Menschenwürde heute gilt woke oftmals als heuchlerisch, ich bin in dieser Hinsicht neutral.

10 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet

Nüchtern betrachtet (fällt mir nicht leicht :-) ) ist es eine neue Art von Spießigkeit. Die Tugend heißt "Diversity". Die ist nicht per se schlecht, Rechtschaffenheit, Redlichkeit, Brüderlichkeit, Zusammenhalt, Stärke sind es auch nicht. Über Gottesfürchtigkeit und Patriotismus mag man streiten...

Wer früher nicht in die Kirche ging, gab "Anlass an seiner Integrität zu zweifeln". Wenngleich er nicht verhaftet wurde, so wurde er in seinem Mikrokosmos ausgegrenzt und im Extremfall sozial vernichtet.

Das ist mit Wokeness genauso. Man will sich überall überbieten und plakativ zeigen wie divers und inklusiv man doch ist. Wer Kritik übt, ist zumindest schonmal "schmuddelig" und muss in die Defensive. Das zementiert Macht.

Filme und Serien, besonders auf Netflix und Disney, finde ich mittlerweile unerträglich, weil sie auf Krampf divers gebügelt werden.


vanOoijen  03.09.2024, 08:26

Ich denke mir auch oft: Vor hundert Jahren wären diese Leute Frömmler und Law%Order gewesen.

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Euphoreon1980  03.09.2024, 09:01
@vanOoijen

Richtig; mich erinnern die auch an die "Guttempler", die Anfang der 1900er die Menschen zu Alkoholabstinenz und Kirchentreue bewegen wollten. Jemanden gegen seinen Willen dazu bringen zu können, etwas zu tun oder zu lassen, ist die Definition von Macht. Und um nichts anderes geht es. Chancengleichheit der Geschlechter ist hier so gut wie erreicht, von einigen Minimalismen - und die nicht immer nur in die eine Richtung - mal abgesehen.

Das ist aber weder das drängendste noch das größte Problem, das wir haben. Die fehlende Chancengleichheit von (ich nehme mal den Woke-Terminus) "islamisch gelesenen Personen" hat auch etwas mit dem Auftreten dieser Leute zu tun. Noch mehr glaube ich, mit dem Schweigen der islamischen Mehrheit im Westen.

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vanOoijen  03.09.2024, 09:12
@Euphoreon1980

Und noch viel früher - im Hochmittelalter, wären sie eventuell bei der Bewegung der sogenannten "Geißler" gewesen. Die zogen, sich währenddessen selbst auf den Rücken peitschend, von Stadt zu Stadt.

Aber eigentlich kasteien sich woke ja nicht unbedingt selbst, sondern nutzen ihre vergebliche moralische Überlegenheit um andere Leute zu dominieren und zu erziehen.

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Euphoreon1980  03.09.2024, 09:57
@vanOoijen

Das wäre mir ja noch egal, würden sie nicht staatlich in ihrem Bestreben verstärkt - auf unser aller Kosten. Der ÖRR ist durchseucht mit Leuten, die das befördern und "Nachrichtensendungen" framen. Früher war der für mich eine Institution, die sich an die Maxime "berichten, was ist. Meinung außen vorhalten, so gut es eben geht.". Dieser neue "Haltungsjournalismus" ist extrem biased und meine Haltung ist wie die vieler eine andere, die nicht weniger legitim sind (von Entgleisungen natürlich immer abgesehen).

Auch vor allem grüne Projekte wie die berühmten Radwege in Peru oder fünfstellige Summen für "Seminare über toxische Männlichkeit" irgendwo in Afrika sind gruselig. Besonders wenn man dagegen den desolaten Zustand unserer Schulen, unserer Kitas und auch der Verkehrsinfrastruktur hält.

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Der Wokeness-Hype hat seinen Zenit bereits vor einiger Zeit erreicht und verschwindet bereits wieder langsam.

Zu sagen ist noch, dass ich weit und breit niemanden aus dem Umfeld kenne - selbst Wähler von rot-grün, die Wokeness irgendwie auch nur Ansatzweise gut finden. Das Wokenessthema wurde vermutlich ähnlich wie das Greta Thunberg - Thema künstlich auf's Tapet gebracht, mit viel Geld von irgendwelchen rot-grün-linken Milliardären - mutmasslich die selben Leute, die auch die Klimakleber finanzieren.

(MEINE MEINUNG und ich vertrete sie auch.)

Also ich finde Wokeness mittlerweile zu Krass und alles sollte wieder so sein wie vorher... also ich Stufe es als ``Gefahr´´ ein, wie gesagt, ich vertrete diese Meinung...


Hansikanzie  03.09.2024, 01:03

Was genau soll wie genau wie vorher sein?😅 Das ist ziemlich breit gefächert.

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Hansikanzie  03.09.2024, 01:04
@Kapkan461

Ja aber was genau dort, also was genau an Woke soll weniger werden? Hast du Beispiele?

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Ich betrachte mich nicht als woke, das Wort ist ein alberner Kampfbegriff, der alles und nichts heißen kann. Wenn man halt irgendwas politisch links angesiedeltes gut findet, gilt man vielleicht als woke, wenns wem anderen nicht passt. Es ist sehr albern.

Meine Ansichten werden trotzdem sicher von vielen als woke eingestuft, weil sie halt keine Lust haben zu argumentieren, und die Argumente meist auch Quatsch sind.

Also nein, solange es so ein vager Begriff wie "wokeness" ist, geht davon keine Gefahr aus. Er bedeutet nichts, bzw. irgendwas anderes, je nachdem wer ihn verwendet. Wenn du was konkretes fragst, kann ich eher sagen ob davon Gefahr ausgeht. Von vager "wokeness" aber sicher nicht.

Ursprünglich stammt "woke" als politischer Begriff aus der Bürgerrechtsbewegung der POC aus den USA. Ich möchte aber lieber erklären wie es heute wahrgenommen wird und warum es für viele Menschen ein Problem geworden ist.

Früher hieß links zu sein vor allem sich gegen soziale Ungerechtigkeit bei der Verteilung des Wohlstandes einzusetzen. Also für Löhne und Gehälter und Sozialleistungen und für hohe Besteuerung der Wohlhabenden. Für gute Absicherung im Fall von Arbeitslosigkeit oder Arbeitsunfähigkeit, auskömmliche Renten und betriebliche Mitbestimmung der Arbeitnehmer.

Natürlich auch gegen Krieg und für internationale Solidarität und Recht auf Asyl einzustehen.

Der Umweltschutz kam erst mit der Gründung der Grünen Anfang der 80er hinzu.

Frauenrechte sind zwar älter, aber so wirklich wichtig nahm sie der Großteil der politischen Linken auch lange nicht. In den 80er Jahren brach das, hauptsächlich männlich besetzte, Plenum des deutschen Bundestages in lautes Gelächter aus als eine Abgeordnete zum ersten Mal das Wort "Sexismus" in einer Rede benutzte - und zwar nicht nur Abgeordnete der Union.

Wenn Du Dir das vor Augen hältst siehst Du den Kulturwandel der letzten 40 Jahre. In den 90er Jahren gab es einmal in der Tagesschau oder einer Polit-Sendung die Formulierung: "...haben manche schwulen Abgeordneten die parlamentarischen Hürden von hinten genommen." Das war kein Skandal. Darüber wurde gelacht. Das fand man damals witzig und salonfähig als Anmoderation.

Heute wird man angezeigt wenn man das Outfit von Frau Ganserer kritisiert. Alte weiße Männer seien grundsätzlich privilegiert und natürlich ginge es denen grundsätzlich und immer besser als POC oder Menschen mit Migrationshintergrund. Weiße könnten nicht diskriminiert werden verkündet Quarks als Wissenschaft. Ein Lehrer führt einen jahrelangen Kleinkrieg bis sich das Traditionscafé "zum Mohren" umbenennt. Es gibt Flugscham, Cafés in Berlin wo man auf Deutsch nicht mehr bedient wird, man muss Englisch sprechen. Professoren die nicht gendern werden von den Studenten ausgebuht. Fleisch zu essen gilt in einigen Kreisen auch bereits als Sünde. Es gibt Schriftzüge wie "Macker Massaker" oder "Kill all men".

Diese Liste könnte ich noch lange weiterführen und all das ist "woke".

Und wenn früher Arbeiter genau wussten, dass das linke politische Spektrum gut für sie ist und Selbständige und Unternehmer, Beamte und Hauseigentümer eher konservativ wählten, hat sich das heute verändert.

92 % der Wähler der Grünen schätzen ihre wirtschaftliche Situation als gut bis sehr gut ein. Bei den Wählern der AfD und des BSW sind diejenigen die ihre wirtschaftliche Situation als gut betrachten in der Minderheit. Trotzdem entscheiden diese Leute nicht mehr nach ihrem Portemonnaie, sondern gegen diese Identitätspolitik. Die Leute fühlen sich in ihrer Lebensart bedroht und die ständige Rücksichtnahme auf laute und fordernde Minderheiten geht ihnen so sehr gegen den Strich, dass sie bereit sind Parteien zu wählen die eigentlich klar gegen Arbeitnehmerrechte etc. sind.

Hier noch ein interessantes Interview mit einem deutsch-amerikanischen Professor zum Thema Identitätspolitik und Wokeness:

Der junge Professor ist zudem jüdisch und über jeden Verdacht erhaben rechtslastig zu sein - im Gegenteil. Trotzdem äußert er sich kritisch zur Wokeness.

https://youtu.be/hn6f0pPZo3I?si=0YKiWj2biOh0RC7k

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Langjährige Erfahrung in der Parteipolitik und als Reporter