Was haltet ihr von der Idee, das Autisten ihr eigenes Land gründen?🌏?

Das Ergebnis basiert auf 43 Abstimmungen

Nein bin dagegen, weil 74%
Ja sollte geschehen, weil 26%
xxHistoryxx  06.06.2024, 21:28

Was sind NTs? Neutestamentler?

MarburgStudent 
Beitragsersteller
 06.06.2024, 21:28

Neurotypische Menschen also nicht-autisten

22 Antworten

Na ja ... Nein und ein kleines bisschen Ja, vielleicht.

Also erstmal ist das natürlich gar nicht möglich. Ein eigenes Land ist nicht einfach so aufgebaut und es ist auch nicht leicht, zu verhindern, dass andere (NTs, Neurotypisten*) in unser Land eindringen können. Wir wollen ja nicht wie Nordkorea enden.

*Wie sieht es denn mit Leuten aus, die auch neurodivers, aber nicht autistisch sind? Wie sieht es mit Leuten mit Co-Diagnosen, also z.B. Autismus und ADHS aus? Dürfen die ins Autistenland oder müssen die ins ADHSland?

Es gibt ja noch andere neurologische Entwicklungsdifferenzen ("Störungen") als Autismus.

Menschen, die nicht autistisch sind, aber eine andere Neurodivergenz haben, nennt man übrigens "allistisch". (Ich muss mir das Wort selber auch erst noch einprägen, also mach' dir nichts drauß.) "Neurodivers"/"Neurodivergent" bedeutet also "alles, was nicht neurotypisch ist, also nicht nur Autismus."

Also ist das Autistenland nur für Autisten? Auch für Autisten mit Co-Diagnosen? Nur Co-Diagnosen die auch neurologische Entwicklungsdifferenzen sind oder würde z.B. auch Autismus + Depressionen oder Autismus + Sozialphobie oder Epilepsie oder Zwangsstörung oder, oder, oder in Ordnung sein? Auch für allistische Menschen, also Menschen, die nicht autistisch sind?

Dann wäre da die Frage danach, wie wir entscheiden, ob jemand Autist ist oder nicht. Viele Autisten (besonders high-masking, weibliche, transsexuelle und/oder solche, die eine andere Hautfarbe als Weiß haben) sind (noch) nicht diagnostiziert und jeder Autist ist anders. Man müsste ein gutes Testsystem mit geringer Fehlerquote einführen, aber bei so vielen Leuten, die getestet werden müssten, würden wir im Leben nicht fertig werden. Besonders, da wir nicht einfach nur 5 Fragen stellen können und damit hat sich die Sache.

Wir sollten gar nicht erst von den Finanzen anfangen. Wie sollten wir das finanzieren? Und woher bekommen wir dieses Land? Fast jedes Land der Welt ist bereits besiedelt, besetzt, gehört zu irgendwelchen reichen Schnöseln oder ist kaum bis gar nicht bewohnbar. Oder es ist geschützte Natur, unberührte Natur - das letzte Bisschen, was es davon hier noch gibt - und diese auch noch zu verschandeln, abzuholzen ... Ne, das muss echt nicht sein.

Dürften wir denn finanzielle Hilfe oder andere Güter vom "Neurotypistenland" annehmen oder nicht?

Dürfen denn dann alle Autisten ins Land? Theoretisch dürfte Elon Musk dann auch rein, aber der möchte bekanntlich mit seinem Neuralink Autismus auslöschen - Der Typ ist auf einer ganz krass-schlimmen Internalized-Ableism-Eugenics-Schiene und er hat sehr viel Geld sowie viel zu viele Fanboys, was ihn zu einer noch größeren Gefahr macht.

Generell: Kommen auch Autisten rein, die ganz klar dafür sind, eine Heilung für Autismus zu finden? Also die gegen Akzeptanz, gegen neurologische Vielfalt und für Anpassung sind?

Muss man sich als Autist extra dafür anmelden und sagen "Hey, hi, bitte nehmt mich" oder wird man vom "Autismusland" angeschrieben? MUSS jeder Autist ins Autistenland/Autismusland oder ist das eine freie Entscheidung?

Die sprachlichen Barrieren brauche ich erst gar nicht anzusprechen, aber die wird existieren, da aus vielen unterschiedlichen Ländern Autisten käme und nicht jeder kann (gut genug) Englisch und natürlich gibt es auch einige Autisten, die gar nicht/nur sehr wenig sprechen können. Müssen wir dann alle zuzüglich zu den Sprachen, die wir (eventuell) sprechen/schreiben können, auch noch Zeichensprache erlernen?

Und so weiter und sofort ...

Ich stimme dir jedoch dabei zu, dass wir Autisten viel zu oft und viel zu viel Ableismus erfahren und dass dagegen dringend etwas unternommen werden muss. Das wird nur leider niemals oder nicht schnell genug, nicht tiefgreifend genug geschehen, wenn Ableismus im Allgemeinen (und vor allem gegen Behinderte, denen man die Behinderung nicht ansieht) unter den Teppich gekehrt wird. Da wird viel zu gerne weggeschaut oder Leute denken, weil sie keine Autisten/Behinderten** diskriminieren und niemand, den sie kennen, passiert das nicht oder kaum und es ist nicht ein soooo wichtiges Thema.

**Wir können uns darüber streiten, ob Autismus die Behinderung ist oder der Ableismus. Ich sage: Beides. Und ja, gewisse Teile des Autismus können einen auch ohne Ableismus behindern. Ich würde auch im Autistenland eine schlechte Grobmotorik haben, einen schlechten Orientierungssinn usw. Aber vieles kommt auch von der Gesellschaft, die einen nicht so akzeptiert, wie man ist. (Womit auch viele Neurotypisten kämpfen müssen, aber wann war das letzte Mal, dass eine neurotypische Person jahrelang/jahrzehntelang so tun musste, als wäre sie autistisch/neurodivers? Wann war das letzte Mal, dass eine neurotypische Person neurologisch gesehen, in der Gesellschaft gesehen, in der Unterzahl stand und somit keine/weniger Kontrolle hatte, aufgrund der Power-Imbalance? ... Genau, das dachte ich mir.)

Nur die Sache ist die: Was bringt uns ein eigenes Autistenland? Damit bekommen diejenigen, die uns diskriminieren, das alles nicht ernst nehmen, die nach Heilungen und gefährlichen Therapiemethoden für uns suchen/forschen usw. nur das, was sie wollen. Dann sind wir "weg" und sie müssen sich nicht mehr mit uns rumschlagen, auf uns Rücksicht nehmen. Neurologische Vielfalt = Nicht mit uns! (Trifft zum Glück nicht auf alle neurotypischen Menschen zu. Wer sich angesprochen fühlen sollte: Denkt mal darüber nach, weshalb ...)

Und da wir schon dabei sind: Dürfte ein Autist, der im Autistenland lebt, auch jederzeit das Neurotypistenland besuchen? Ich hätte ein paar Freunde im Neurotypistenland.

Somit müssen einige ableistische Neurotypisten nie lernen, mit uns Autisten klarzukommen und uns zu akzeptieren. Kinder lernen auch nicht, behinderte/neurodivergente Menschen nicht zu mobben, wenn sie nie damit in Verbindung gekommen sind. Ein Kind, das weiß, was eine Behinderung (zumindest grob) ist, kennt das schon und sieht es nicht als "ew, komisch, was das da?" an.

So gesehen müsste es ein Land für alle Menschen mit Behinderungen und Neurodiversitäten geben. Beide Lager erfahren Ableismus - Sogar körperlich Behinderte (Auch wenn man es oft nicht glauben will, aber anscheinend doch). Aber die auch in ein eigenes Land oder eben ins Autistenland zu schicken ... ist auch dämlich. Einige Neurotypisten müssen umdenken, nicht wir Autisten müssen verschwinden, uns ändern, uns "weniger autistisch" verhalten.

Jedoch: So ein Ferienresort, nur für uns Autisten, nur von uns Autisten - Das wäre schon ganz nice. Ist halt nur wieder die Finanzen-Frage etc. im Weg. Wie viel würde es kosten, dort z.B. für ne Woche zu entspannen? Einige Autisten sind erwerbslos, arbeitsunfähig, haben keine gut-bezahlten Jobs. Wie sähe es mit Erwerbstätigkeit im Autistenland aus? Es gibt ja auch Autisten die wirklich gar nicht belastbar sind, weder körperlich noch mental.

Kommt es dann nicht früher oder später dazu, dass nur reiche Autisten oder zumindest Autisten aus der oberen Mittelklasse sich das leisten könnten? Hm ... Na ja.

Also ich tendiere mehr zu Nein, aber so als Urlaubsort, wo man ein paar Mal im Jahr hingeht/hinfliegt, wäre das schon schön.

Edit:

Ich hab gerade den Kommentar von dir gelesen:

Die die alleine nicht klar kommen kommen natürlich dann nicht rein, aber das wäre nur ein sehr kleine Gruppe

Und ich verstehe nicht, weshalb wir da eine Ausnahme machen sollten. Dann dürfte ich auch nicht ins Autistenland, denn ich würde alleine auch nicht lange zurechtkommen. (Spätestens bei Finanzen, Papierkram, Anträge stellen etc. hört's auf.) Wieso unterteilen wir Autisten wieder in "ist es wert", "ist es nicht wert" ein? Der Kommentar hat etwas von den Autisten, die leider denken, sie wären so viel besser als "die Autisten, die behindert sind und nicht sprechen können und immer jemanden an ihrer Seite brauchen".

Diese Autisten haben genau so starke Probleme in dieser Gesellschaft, mit Ableismus etc. Menschen mit Behinderungen und natürlich auch Autisten, auch "diese Autisten" (meistens haben die Autisten, die so viel Pflege benötigen, einige Co-Diagnosen und eine geistige Behinderung) werden häufig nicht respektiert, ange(")hört("), ihre Grenzen werden auch sehr oft überschritten, sie werden für dumm gehalten und erfahren mit unter am stärksten (mit anderen Autisten gesehen) Missbrauch. Diese Menschen sind genauso schützenswert. Mir erschließt sich das nicht.

Ich meine: Auch einige Autisten, die eben so viel Pflege benötigen, sagen/schreiben, dass sie ihren Autismus niemals heilen wollen würden, sollte es jemals möglich sein. (Was ich nicht hoffen will.)

Autisten (so) aufzuteilen, erinnert mich an Hans Asperger zurück. Der hatte das damals getan und wie das endete, brauche ich dir wohl kaum zu sagen. Da ging es halt wortwörtlich um Leben und Tod und nicht um Autistenland und Neurotypistenland.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Ich bin diagnostizierte Autistin (Keine Selbstdiagnose)👽
Nein bin dagegen, weil

Ich finde die Idee recht bekloppt ich bin selber autist ich finde es gut über autismus aufzuklären aber ich bin ein absoluter Gegner davon Menschen auszuschließen autismus ist eine Minderheit, es kommt also in der Gesellschaft recht wenig vor also wir gründen mit ein paar autisten ein Land, wo sowieso verlicht nur ein 1 Prozent der Weltbevölkerung diese Störung hat. Macht wenig Sinn und außerdem kommen die meisten Autisten ohne NT nicht klar z.b frühkindliche Autisten die brauchen ein leben lang meist Hilfe,was ihr Alltag angeht und nicht jeder NT ist schlimm wir tuen jeden nicht- autisten in eine Kiste ich finde Aufklärung ist besser als ein eigenes Land zu gründen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Joyhlegx  10.06.2024, 22:16

Und noch was ich finde die annahme das autisten sie besser unter einander verstehen eher dumm ich hatte schon Kontakt mit autisten ich mochte die überhaupt nicht ich fand es eher komisch ich bin lieber unter NT als unter autisten.

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Nein bin dagegen, weil

Nicht Mal eine schlechte Idee, gibt denke ich viele Autisten für die das was wäre, besonders für welche bei denen es stark ausgeprägt ist. Aber ich würde dort ehrlich gesagt nicht auswandern. Ich fühle mich aber auch nicht von allen NTs diskriminiert, keiner meiner Freunde ist selbst Autist. Ich bin auch selbst gar nicht sicher, ob es wirklich so stimmt dass Non-NTs sich untereinander besser verstehen.

Nein bin dagegen, weil

Autisten sind genauso Menschen, die „Diskriminierung“ sehe ich nicht, außer man posaunt es herum und trifft auf weniger gebildete Menschen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Seit Jahren in dem Bereich unterwegs
Von Experte Zitruseulchen bestätigt
Nein bin dagegen, weil

Wär zwar schön, in einer Gesellschaft zu leben, die mich besser versteht, allerdings ist eine solche Nation nicht zielführend, aus folgenden Gründen:

  1. Undiagnostizierte Autisten, gerade in Entwicklungsländern, wo Autismus oft nicht diagnostiziert wird, würden sich dann noch weniger integrieren können, weil es noch weniger Menschen gibt, die denken und fühlen, wie sie es tun.
  2. Autisten brauchen support. Es gibt zwar support swapping, im Endeffekt braucht es aber Unterstützung von neurotypischen Menschen, um z.B. high-support-needs Autisten bei ihren alltäglichen Aufgaben zu unterstützen.
  3. Jeder Autist ist unterschiedlich! Wir wären ja keine homogene Bevölkerung, heißt auch, wir bräuchten ein funktionierendes Staatssystem. Nachdem viele Autisten diesen "strong sense of justice" haben, aber jeder einen anderen Blickwinkel darauf hat, was nun gerecht ist, würden wir wahrscheinlich schon bei der Gründung der Gesetze scheitern.
  4. Autisten müssten Jobs übernehmen, für die sie nicht gemacht sind. Gerade bei zwischenmenschlichen Berufen (z.B. im Lebensmittelhandel) strugglen wir ja oft.