Bei mir wurde als kleines Kind Autismus diagnostiziert.
Solange diese Diagnostik bei einem (Kinder)neurologen bzw. (Kinder)psychiater mit Fachrichtung Autismus durchgeführt wurde, wird sie schon stimmen.
Außerdem kann man seinen Autismus nicht verlieren. Das geht genausowenig, wie seine Hautfarbe, seine Nationalität, seine sexuelle Orientierung, sein Geschlecht o.Ä. zu verlieren.
Wie stark es ausgeprägt war kann ich leider nicht genau sagen.
Das liegt daran, dass es keinen "stark" ausgeprägten Autismus gibt, genauso wie es keinen "schwach" ausgeprägten Autismus gibt. Oder sagen wir es mal so: Quelle
Nun z. B habe ich immer alles in Reihen aufgestellt, hatte überall "mein System", war sehr ordentlich und penibel. Bin auch ausgetickt wenn irgendwas nicht nach meinem Kopf oder "System" ging.
Joa, so war ich früher auch (wurde mit fast 10 Jahren diagnostiziert). Beziehungsweise nicht unbedingt ordentlich, aber ich hatte sozusagen meine "eigene Ordnung". Und das mit dem Dinge in Reihen aufstellen habe ich nicht gemacht, oder zumindest kann sich weder ich, noch meine Mutter daran erinnern, doch das hat nichts zu sagen.
Ich bin richtig unordentlich, chaotisch und depressiv.
Mhm, mhm, mhm ... Guess what? Das bin ich alles ebenfalls. Trotzdem bin ich nach wie vor autistisch.
Was ist denn mit all deinen anderen autistischen Eigenschaften passiert? Die sind sicherlich nicht verschwunden. Autismus besteht aus mehr als nur Routine und Ordnung. Und selbst das ist sehr individuell.
Eine Komorbidität zusammen mit ADHS könnte auch in Frage kommen. Das müsstest du mit einem darauf spezialisierten Arzt abklären.
Ich denke, du versteifst dich zu sehr auf diese paar "Symptome". Du wurdest sicherlich nicht nur deshalb diagnostiziert.
Ich habe auch leider mittlerweile ziemlich starke soziale Ängste und es schränkt mich extrem ein. Hat das was damit zu tun?
Kenne ich. Hab auch Sozialphobie.
Und ja, das kann zusammenhängen. Wir Autisten sind einem größeren Risiko ausgesetzt, an Dingen wie Sozialphobie, Depressiom uvm. zu erkranken.
Es ist auch sehr schwer bis unmöglich da rauszukommen, ohne ins Masking zu verfallen. Denn:
1. Meist wird Konfrontationstherapie bei Sozialphobie angewendet. Diese Therapie sagt: Du weißt, was du zu tun hast, du traust dich nur nicht. Problem: Das trifft auf uns Autisten nicht zu. Und weil wir diese Regeln nicht kennen, neigen wir mehr zur Sozialphobie, denn Kinder und Jugendliche sind grausam zu denen, die diese Regeln nicht auf Anhieb kennen, verstehen und anwenden können. Daher erfahren wir öfters Ausgrenzung, soziale Isolation, Mobbing, Missverständnisse, Hänseleien, Grenzüberschreitungen uvm.
2. Man könnte es uns beibringen, aber weshalb sollten nur wir neurotypische Kommunikationsregeln erlernen, aber Neurotypisten müssen nicht unsere autistischen Kommunikationsregeln erlernen? Weshalb müssen wir uns maskieren? Ziemlich unfair.
3. Masking führt zu Identitätsverlust, Dauerstress, Depression, Suizidalität, Fawning, Fehldiagnosen oder verspäteter Autismusdiagnose (Falls noch nicht diagnostiziert), Angst, autistischem Burnout (Was einen autistischen Burnout von einem normalen Burnout unterscheidet), verstärkte Meltdowns, mehr Shutdowns usw.
Ein Teufelskreis, wie du siehst.