Was haltet ihr vom Gendern?

29 Antworten

Beruflich mache ich es, weil ich oft nicht weiss mit welchem Geschlecht ich es zu tun habe.

Privat mache ich es bei Personen von denen ich weiss oder verstärkt annehme, dass es ihnen wichtig ist.

Im engeren Umfeld lasse ich es weg, weil da sowieso alle wissen, dass auch mir völlig egal ist, ob ich in männlichen Allgemeinansprachen eingeschlossen angesprochen werde. Ich weiss wann (auch) ich gemeint bin und das reicht mir dann auch. Umgekehrt wissen diese Menschen aber auch, dass ich sie ohnehin nach ihren Persönlichkeiten beurteile und schätze und nicht nach irgendwelchen plakativen Schubladen, die ich dann sprachlich manifestieren müsste.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

MaxSchnellsch  06.09.2024, 11:27

Da kann ich dir tatsächlich zustimmen.

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Hallo,

es kommt auf die Form des Genderns an.

Das auf den (Gender)Stern oder sonstige Zeichen reduzierte Gendern sowie das Gendern durch substantivierte Partizipien (Studierende, Mitarbeitende, Lehrende usw.) sowie andere "Wortungetüme" lehne ich ab!

Deshalb nutze, spreche und schreibe ich den Genderstern auch nicht, und es nervt mich ungemein, wenn ich Nachrichtensprecher und Fernsehmoderatoren ihn aussprechen höre - was heißt aussprechen, es ist ja vielmehr eine Kunstpause.

Als Frau bin ich selbstbewusst genug, dass ich keine Lippenbekenntnisse brauche und keine Probleme mit dem generischen Maskulin habe.

Ich nutze allein Beidnennungen (Studentinnen und Studenten, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Lehrerinnen und Lehrer usw.), und diese auch nicht konsequent und durchgehend Soll heißen, ich nutze sie in der ersten Anrede, gelegentlich auch während eines Vortrages, einer Ansprache, v. a. wenn es um einen mir wichtigen Punkt geht, und am Ende eines Vortrages.

Daneben verwende ich je nachdem, ob ich jemanden duze oder sieze, bei der Anrede die Pronomen du, dein, dir, dich oder Sie, Ihr, Ihnen, Sie. Ansonsten verwende ich die Personalpronomen ich, du, er, sie, es, wir, ihr, sie und die entsprechenden Possessiv- und Objektpronomen.

Das ist meiner Meinung nach völlig ausreichend; für manche Leute sogar schon viel zu viel.

So oder so, es sollte weder eine Genderpflicht noch ein Genderverbot geben.

AstridDerPu

Gendern hat seine Begründung im natürlichen Wandel der Sprache und dem Versuch diskriminierungsfrei zu reden. Es klingt aber auch für meine Ohren oft unschön. Ich betrachte es jedenfalls mit gemischten Gefühlen. Vielleicht ist mein Unbehagen ja auch dem Alter zuzuschreiben.

Interessant an der Diskussion finde ich, wie stark relativ viele Menschen davon getriggert werden. Einige Germanisten betrachten eben Sprache als starres Regelwerk, die wichtiger ist als das reale Leben. Semantik, Semiotik und Pragmatik ist leider immer noch im Deutschunterricht und an Universitäten ein rotes Tuch. Viele haben aber eben genau Probleme mit dem Anspruch, Diskriminierung aufzulösen. Da sehe ich den Hauptgrund für die oft übertriebene Reaktion.

Muss jeder selbst entscheiden. Ich halte nicht allzu viel davon, aber beruflich mache ich es hin und wieder.

Ich halte genderinklusive Sprache für eine sinnvolle und auch nicht unwichtige Maßnahme. Sehr wohl gibt es aber Dinge, die wichtiger sind - das streitet aber auch wirklich niemand ab.

Passend eingesetzt ist genderinklusive Sprache für mich dann, wenn sie aus einer Kombination der verschiedenen Formen und nicht aus dem strikten Einsatz einer einzigen Variante besteht.

Dazu gehört auch, dass man versteht, bei welchen Wörtern eine gegenderte Variante angebracht ist und bei welchen nicht, einem klar ist, dass nicht jede Situation/jeder Kontext eine genderinklusive Anpassung der Sprache benötigt, und dass nicht jede Form genderinklusive Sprache (aktuell) gleichermaßen barrierefrei ist. Ich befürworte zudem weder Zwang noch Verbot.

Außerdem ist genderinklusive Sprache kein Allheilmittel, sondern ein Baustein von vielen für eine Gesellschaft, in der nicht männliche Personen sichtbarer sind als in unserer heutigen, da durch genderinklusive Sprache der männliche Bias im Deutschen, welcher sprachwissenschaftlich nachgewiesen ist, gemindert wird.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – ich forsche als Linguist zum Thema "Gender(n)"