Was es früher einfacher Kinder großzuziehen?
Wenn ich mir die moderne Erziehung ansehe, sehe ich Unmengen an Arbeit die oft auf nur ein bis 2 Personen (wenn sich beide gleich einbringen, was auch meistens nicht der Fall ist) verteilt ist.
Kinder waren die letzten Millionen Jahre immer im Großfamilienverbund dabei: Erst trugen Eltern ihre Babys, dann liefen die Kinder mit ihren Eltern mit, halfen das Essen zuzubereiten, später mit zu sammeln und zu jagen. Waren sie noch nicht groß genug, um zum Beispiel mit auf die Jagd zu gehen, kümmerten sich andere Stammesmitglieder um sie – die älteren Kinder oder die Alten. So war jeder eingebunden und für jeden gesorgt.
Heute fehlen nicht nur die Großfamilienstrukturen, die uns auffangen. Kinder aufzuziehen ist zwei, manchmal nur noch einem Erwachsenen überlassen. Auch erlauben uns die wenigsten Berufe oder Arbeitgeber unsere Kinder mit auf die Arbeit zu nehmen. Kinder können nicht mehr einfach dabei sein, wenn Erwachsene ihr Tagwerk tun, sondern müssen betreut werden. Dazu kommt ein strikter Terminplan, der sich nach der Arbeitsorganisation richtet und nicht mehr nach den Bedürfnissen der Menschen.
Meine Großmutter ist mit vielen Geschwistern am Hof aufgewachsen, da war es noch ähnlich, dass die ganze Verwandschaft an einem Ort gewohnt hat und alle von und miteinander lebten. Die Kinder sind hald einfach mitgelaufen, aber sie hatte wie sie sagt eine erfüllte Kindheit.
Es erscheint dagegen utopisch, die ganze Arbeit heute auf eine Person (falls alleinerziehend) zu lasten, sprich das Einkommen zu besorgen und zusätzlich noch die ganze Erziehung und Haushalt zu führen.
Da erscheint es heute als wahrer Luxus, wenn wenigstens die Großeltern noch leben, die mal aushelfen können.
5 Antworten
Kinder waren die letzten Millionen Jahre
jaja…. Zumal es den Homo Sapiens überhaupt erst 300'000 Jahre gibt. 😉
Zum Thema:
In meiner Kindheit und als Kind einer Arbeiterfamilie sah das so aus:
Der Vater war auf der Arbeit, die Mutter hat ihren Beruf aufgegeben und wurde Hausfrau und Mutter, weil sie die Verantwortung für das in die Welt gesetzte Kind höher einstufte als ihre eigene Karriere. Und das Kind hat dann (nach Schule, Essen, in der Küche helfen und Hausaufgaben machen) den Rest des Tages mit den Nachbarskindern draußen auf dem Hof gespielt bis es dunkel wurde.
Sprich: Da war auch nur eine (erwachsene) Person anwesend die sich um das Kind gekümmert hat. Und die war auch, neben dem nach Kindergartenende bzw. Schulschluss um sie herum anwesenden Kind, voll mit Arbeit ausgelastet.
Nur dass meist noch beide Elternteile arbeiten müssen
Wirklich "müssen"? Oder sind sie einfach nicht mehr bereit sich so sehr einzuschränken wie das damals oftmals noch der Fall war?
Ohne Urlaubsreise, Auto, Restaurantbesuche, immer neuen Klamotten etc. damit man eben von einem Gehalt über die Runden kam?
Laut Statistik haben heutige Eltern mehr Zeit als je zuvor, die sie mit ihren Kindern verbringen. Bei Männern ist der Zeitzuwachs natürlich wesentlich größer als bei Müttern. Dennoch zeigt die Statistik deutlich, dass trotz Kitas und vollberufstätigkeit Eltern sich noch nie mehr Zeit für ihre Kinder genommen haben als heute.
Es war früher definitiv schwerer, Kinder großzuziehen. Siehst du an den sterberaten. Die wurden in der Regel nicht groß. Gar nicht.
Kinder erziehen ist ne relativ junge Idee. Kinder wurden lange als kurze Erwachsene behandelt, und die mussten sich dann halt irgendwie ihren Platz suchen. Naja das ist natürlich einfacher. Gewalt macht Dinge für Eltern auch leichter, und psychische Folgen für Kinder haben niemanden interessiert.
Jein.
Mit welchem Lebensabschnitt der Menschheit möchtest du es denn jetzt genau vergleichen?
Es gibt Dinge, die früher leichter waren. Zum Beispiel das, dass sich Eltern nicht so verglichen haben wie heute. Der selbstgemachte Durck, der auf Eltern lastet, ja das richtige zu tun und perfekt zu erziehen, gleichzeitig in alle anderen Richtungen leistungsfähig zu bleiben, war früher nicht so groß. Das sind die Schattenseiten des Internets. Einerseits macht es so Wissen für jeden Verfügbar und jeder kann lesen, wie man ein Baby richtig windelt. Andererseits erhöht es die Unsicherheit. Oder wie meine Eltern und Großeltern noch sagen: Früher gab es einen einheitlichen Konsens darüber, was richtig ist und so machte es einfach jeder. Zum Beispiel ist auch das ganze Gendermarketing ein sehr neues Thema.
Andererseits war das Wissen darüber, was Babys gut tut nie so groß. Wenn du Beikostpläne aus den 60er Jahren siehst, bekommst du das gruseln. Schlaftrainings ist ebenso ein ganz ekliges Thema. Insgesamt sollte man die Nazizeit und alles danach bis ca in die 1980er Jahre und später auch im Hinblick auf den Umgang mit Kindern ganz aus der Menschheitsgeschichte streichen.
Statistiken zeigen, dass sich heutige Eltern mehr als jede Generation vor ihnen mit den eigenen Kindern beschäftigen. Und ds obwohl oft beide Elternteile voll berufstätig sind. Diese Entwicklung hat aber auch die Schattenseiten: Kinder laufen nicht einfach mit und machen Erwachsene nach und üben im selbstständigen Spiel ihre Aufgaben als Erwachsene. Stattdessen werden wie 2 Parallelwelten geschaffen: Einmal eine Fantasiespielwelt der Kinder, die nichts mit REalität zu tun hat. Und dann gibt es eben noch die Realität.
Es wird oft von den idyllischen Großfamilien gesprochen, in denen alle Kinder der Straße miteinander spielen, Großeltern sich kümmern, Kinder am Tagewerk beteiligt sind usw. Das war manchmal REalität, manchmal auch nicht. Realität war schließlich auch Kinderarbeit. Spielen mit Bomben, die man noch findet. Keine Impfungen. Prügelstrafe in Schulen und Elternhaus. Eine gewisse Sorglosigkeit was Sicherheit betrifft (z.B. Anschnallgurte in Autos...)
Eltern haben auch schon in den Generationen vorher funktionieren müssen. Und damit das möglich war, wurde sowas wie der Laufstall erfunden. Es gibt Zeiten, in denen es nicht unüblich war, Kinder ruhig zu stellen. Mit alkohol, mit Medikamenten, mit Schreienlassen-Methoden etc.
Auch wenn manches früher leichter war als heute. Es ist das erste Mal in der Menschheitsgeschichte, dass Kinder Rechte haben. Dass sie vor GEwalt geschützt werden. Und ich denke, ein großer Punkt, der es heute schwieriger macht als früher ist die Bandbreite an Wissen, die für jeden Menschen frei verfügbar ist und manchmal überflutend wirken kann und nicht richtig zu filtern ist.
Den Punkt Verkehr habe ich jetzt doch ganz außer Acht gelassen. Der ist ein ganz großes Minus für die heutige Zeit. Man kann die Kinder ja heute gar nicht mehr zum SPielen auf die Straße schicken und sich selbst überlassen. Es ist durch das hohe Aufkommen von Autos viel zu gefährlich. Kinder können heute nicht mal mehr den eigenen Schulweg bewältigen, weil es zu unsicher ist.
Hier muss meiner Meinung nach noch ein großes Umdenken stattfinden und Städte wieder ganz anders gebaut werden.
Tja, früher...
Früher war der Mann arbeiten und die Frau führte den Haushalt. Das Gehalt des Mannes reichte meistens aus, eine Familie zu ernähren.
Es wurde nicht so ein Gewese um die Kinder gemacht. Ich war mit Freunden draußen bis es dunkel wurde und wir haben jede Menge Blödsinn gemacht. Das wurde erst zum Problem, wenn wir erwischt wurden. Dann gab's ne Schelle und es war gut.
Witzig, nicht wahr? Meine Großmutter musste noch Wäsche kochen, wringen, auf den Trockenboden bringen und bügeln. Die hatte übrigens sieben Kinder.
Meine Mutter hatte eine Pension und vier Kinder. Wir haben halt mitgeholfen.
Und heute? Staubsauger Roboter. Demnächst Roboter, die Fenster putzen und Windeln wechseln. Und trotzdem immer weniger Zeit. Und mehr Stress.
Warum? Weil wir die verdammte Technik vergöttern oder zumindest nicht mehr ohne sie klar kommen.
Es waren meist mehrere Kinder da, die erzogen sich dann untereinander. Und so viel Aufhebens wie heute machte man früher nicht. In normalen Durchschnittsfamilien war ein Kind nicht die Nummer eins.
Und es hat ja anscheinend auch gereicht, bzw. hat den Kindern damals ja meist nichts gefehlt, im Gegenteil war ein Zusammenleben nur mit wenig Egoismus möglich. Man wusste auch die kleinen Dinge zu schätzen, da man nicht alles in den aller Wertesten geschoben bekam.
Ja eben, und ich rede aber von den "Clan-Familien" die vor den Arbeiterfamilien, ich sag mal vor der Industrialisierung existierten. In den Bauernfamilien haben die ja bis vor 80 Jahren oft noch so existiert. Das was du beschreibst ist ja mehr oder weniger auch das was man heute hat. Nur dass meist noch beide Elternteile arbeiten müssen und noch weniger Zeit für die Kinder haben.