Warum verbietet US Präsident Biden Nordstream 2 und bezieht selbst weiterhin Erdgas aus Russland?


26.02.2022, 14:14

26.02.2022, 15:11

Warum fordert die EU nicht die USA auf, auf Öl/ Gaslieferungen aus Russland zu verzichten ?

12 Antworten

USA steigern Ölimporte aus Russland – kämpfen aber weiter gegen Nord Stream 2
US-Außenminister Blinken hat den Widerstand gegen die Gaspipeline zwischen Russland und Deutschland bekräftigt. Bei den eigenen Rohstoffimporten sind die USA weniger

Brüssel, Berlin Der Gast aus Washington ist abgereist, doch er hat einen bleibenden Eindruck hinterlassen – im positiven Sinne, wie man betonen muss. Vorbei ist es mit der feindseligen Ignoranz, mit der die Amerikaner in den Trump-Jahren durch Europa pflügten. Unter der neuen Führung treten die USA wieder wie Partner auf. 

US-Außenminister Antony Blinken hat sich viele Freunde gemacht bei seinem zweitägigen Besuch in Brüssel, erst im Kreis der Nato-Staaten, dann bei Terminen mit der EU-Spitze. Doch ein Regierungswechsel löst nicht alle Probleme, auch nach dem Machtwechsel in Washington bleiben Konflikte. Vor allem Deutschland bekommt das zu spüren. 

Blinken nutzte sein erstes persönliches Treffen mit Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD), um den größten Streitpunkt im deutsch-amerikanischen Verhältnis anzusprechen: die Ostseepipeline Nord Stream 2. Man habe „bekannte Positionen ausgetauscht“, ließ das Auswärtige Amt wissen. Einer Einigung sei man nicht näher gekommen. Die USA wollen die Fertigstellung der Pipeline verhindern und bereiten neue Sanktionen vor

Die Deutschen entgegnen: Niemand könne ein Interesse daran haben, dass auf dem Ostseegrund eine Investitionsruine entstehe. Schon länger stört man sich in Berlin daran, dass die amerikanische Russlandpolitik von einer gewissen Scheinheiligkeit geprägt ist. Dieses Argument bekommt nun neue Nahrung.
https://www.handelsblatt.com/politik/international/energie-usa-steigern-oelimporte-aus-russland-kaempfen-aber-weiter-gegen-nord-stream-2/27039762.html?ticket=ST-2485548-6aqYEqzK4mIQIJ26vRCG-ap6
Russland wird zum drittgrößten Öllieferanten der USA
Die USA torpedieren Nord Stream 2. Gleichzeitig steigt die Bedeutung Russlands als Energielieferant für die USA selbst – dank Sanktionen
Vieles ist anders unter dem neuen US-Präsidenten Joe Biden. Doch eines bleibt gleich: die Ablehnung der Pipeline Nord Stream 2, die jährlich 55 Millionen Kubikmeter russisches Gas durch die Ostsee nach Deutschland bringen soll. An dem Projekt ist neben Uniper und Wintershall (Deutschland), Engie aus Frankreich und der britisch-niederländischen Royal Dutch Shell auch die OMV beteiligt.

OMV-Chef Rainer Seele sagte mehrfach, es handle sich um ein gesamteuropäisches Projekt. Das Interesse der Osteuropäer, allen voran der Ukraine, aber auch von Polen, Estland, Lettland und Litauen an der Leitung ist aber gering. Sie fürchten um Transiteinnahmen, die Ukraine auch um politische Sicherheiten.

Lobbyist für US-Industrie

Unterstützung bekamen die Stimmen in den letzten Jahren aus Übersee. US-Präsident Donald Trump machte keinen Hehl aus seiner Lobbyarbeit für die US-Öl- und -Gasindustrie, die selbst Flüssiggas nach Europa liefern wollte. Biden, obwohl weniger eng mit Big Oil verbandelt, nutzt die gleichen Argumente für die Bekämpfung von Nord Stream 2: Europa bringe sich mit der Leitung in zu große Energieabhängigkeit von Russland.

Tatsächlich liegt der Anteil russischen Gases am Gesamtverbrauch in Europa mit 36 Prozent relativ hoch. Wobei Gazprom und Novatek 2020 Marktanteile verloren haben. Die zunehmende Anzahl an LNG-Terminals eröffnet den Europäern zudem die Möglichkeit, im Fall des Falles schnell auf andere Gaslieferanten umzusteigen.

Interessant ist, dass zugleich mit der von Washington betriebenen Containment-Politik gegenüber russischen Kohlenwasserstoffen die Ölexporte aus Russland in die USA in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen sind. Das ist insofern erstaunlich, als die USA sich in den vergangenen 15 Jahren vom Netto-Importeur zum Netto-Exporteur gewandelt haben.

Drittgrößter Öllieferant

Importierte das Land 2006 noch täglich 13 Millionen Fass (je 159 Liter) mehr, als es exportierte, so decken die Amerikaner inzwischen ihren Bedarf zu mehr als 70 Prozent selbst.

Die Lieferungen der meisten erdölexportierenden Länder in die USA sind daher zurückgegangen. Nicht so bei Russland – und das trotz der sich seit der Krim- und Ukraine-Krise 2014 drastisch verschlechternden bilateralen Beziehungen. 2020 hat Russland fast 27 Millionen Tonnen Rohöl und -derivate in die USA exportiert. Pro Tag sind das 538.000 Fass, 63 Prozent mehr als 2014.

Damit ist Russland erstmals zum drittgrößten Ölimporteur der USA aufgestiegen – hinter Kanada und Mexiko. Das Land hat dabei den langjährigen Hoflieferanten Saudi-Arabien überholt und seinen Marktanteil bei den Importen fast verdoppelt. Mit 6,85 Prozent liegt dieser deutlich unter den Werten für Europa (etwa 30 Prozent), was vor allem damit zu tun hat, dass aufgrund der langen Transportwege russisches Öl in den USA teurer ist als in Europa.

Sanktionspolitik

Die hohen Kosten setzen dem weiteren Wachstum der Lieferungen Grenzen. Allerdings gibt es einige Gründe, die dafür sprechen, dass Russland weiter eine wichtige Rolle in der Treibstoffversorgung der USA spielen wird. Einer davon besteht in der Sanktionspolitik.

Washington hat nämlich nicht nur die Russen im Visier. Seit Jahren werden in viel härterer Form auch der Iran und Venezuela boykottiert. Gerade das venezolanische Öl spielte in der Vergangenheit für die US-Raffinerien eine gewichtige Rolle. Da die russische Sorte Urals in seiner Konsistenz dem Schweröl aus dem Maracaibo-Tiefland am nächsten kommt, ersetzt es dieses. Ein Umstieg der Raffinerien auf das leichtere US-Öl der Marke WTI wäre kostspielig.

Heuer kommt tendenziell noch mehr russisches Öl in den USA an. Im Jänner hat Russland seine Lieferungen ausgeweitet. Mit insgesamt 20,1 Millionen Fass liegt Russland damit nur noch knapp hinter Mexiko (23,2 Millionen). (André Ballin, 3.4.2021)
https://www.derstandard.de/story/2000125572656/russland-wird-zum-drittgroessten-oellieferant-der-usa
Woher ich das weiß:Recherche

dataways  28.02.2022, 09:06

Das war also der Stand April 2021. Was ist der Stand Ende Februar 2022?

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Absolvo  28.02.2022, 08:00

Genau DAS meine ich aber auch! Stimme dir da vollkommen zu. Für mich ist das nichts anderes als Doppelmoral. Die deutsche Bundesregierung ist augenscheinlich der Lakai der USA.

Frau Baerbock hätte schon längst Herrn Biden unsere Interessen an den Kopf knallen sollen. Aber weißt du, was er (Biden) dann sehr wahrscheinlich Antworten würde?

"Halt die Fresse du dummes Blag und führ die Befehle aus" Das würde dieser Herr Präsident sagen. Es ist nur noch eine Lachnummer, die hier statt findet.

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Die EU sollte daraus weiter beziehen genau wie die USA auch.

Die USA können uns gar nichts verbieten... Biden tut nur so als ob.
Die Regierung ist sich allerdings einig das Nord Stream 2 gestrichen ist.


dasistnett 
Beitragsersteller
 27.02.2022, 02:38

Ja schön und ja gut. Das wissen wir ja alle.

Warum tritt niemand den USA auf die Füsse und fordert deren Verzicht auf russisches Öl und Gas ? Das ist doch hier die Frage !

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RealChrist  08.06.2022, 14:06
@dasistnett

Dann müssten wir erst selbst aufhören aus Russland zu beziehen. Wir können den Amis nichts vorwerfen, was wir selbst tun.

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Biden hat nichts verboten.

Und wir beziehen ebenfalls weiter Erdgas aus Russland.

Du konstruierst da Zusammenhänge, die schlicht falsch und etwas unterinformiert herüberkommen.

Oder hast du diesen Quatsch von russischen Desinformationsquellen?


chriskab  26.02.2022, 14:50
Biden hat nichts verboten.

Hast du diesen Quatsch aus amerikanische Informationsquelle? Vielleicht nicht verboten aber der Druck aus den USA&EU ist ziemlich hoch.

Die USA&EU machen Druck auf die Schweiz. Wegen Sanktionen.

https://www.tagesanzeiger.ch/eu-und-usa-machen-druck-auf-die-schweiz-486794070983

Eigentlich ist es so, dass in der Schweiz eine direkte Demokratie herrscht. Aber das ist den USA&EU piepegal.

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Sarah Wagenknecht hat als Linkenpolitikerin offensichtlich ein Interesse die ehemalige Sowjetunion zu verteidigen und Stimmung gegen die USA zu machen. Das ist ihr Job. Sie kann das auch gut. Sie taucht gefühlt in jeder Talkshow auf, beeindruckt mit Zahlen die sie stehts parad hat, ist eloquent und hat in einigen Dingen auch vollkommen recht. Man sollte sich trotzdem nicht leichtfertig auf ihre Interessen-Seite ziehen lassen, nur weil sie in manchen Dingen eine selbstverständliche Logik aufbaut. Oder weil sie Dinge aus dem Hut zaubert, die ein Laie so noch gar nicht gewusst oder bedacht hat. Das sind ihre politischen Tricks.

Es ist doch so, dass es immer und überall auch um wirtschaftliche Interessen geht. Auch Russland und vor allem China sind hochinteressiert an Einfluss, Macht und Geld. Die USA werden in dieser Hinsicht immer als der einzige Teufel dargestellt.

Wer sich informiert, politisch interessiert ist, objektiv bewerten kann und Propaganda erkennt, braucht diese Dinge nicht von Wagenknecht lernen.

  • Nordstream 2 ist ein Politikum
  • Nordstream 2 ist Geschäft
  • Nordstream 2 war auch deutschlandintern schon immer umstritten
  • Nordstream 1 läuft
  • Die USA haben uns nichts verboten
  • Wäre Putin nicht in die Ukraine einmarschiert, wäre NS2 auch genutzt worden

vg