Warum sind so viele Menschen gegen Gentechnik?

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Ein Grund ist z.B., weil das auf lange Zeit enorme Schäden hervorrufen kann, die jetzt noch gar nicht absehbar sind. Die Natur bildete bis zum Eingreifen des Menschen ein Gleichgewicht. Wie Du aber in der Vergangenheit sehen kannst, haben sich viele Eingriffe des Menschen als äusserst negativ herausgestellt.

Ein anderer Grund ist, dass z.B. eine gentechnisch veränderte Pflanze von dem entwickelnden Unternehmen mit einem Patent versehen werden kann. Wer jetzt also diese Pflanze anbauen möchte, muss an dieses Unternehmen zahlen. Das verteuert u.a. auch die Lebensmittelpreise.

Und so könnte man noch einige weitere Gründe aufzählen.


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Beitragsersteller
 24.04.2011, 13:01

Danke für Deine ausführliche Antwort. 

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dissection  24.04.2011, 13:48

"Die Natur bildete bis zum Eingreifen des Menschen ein Gleichgewicht. Wie Du aber in der Vergangenheit sehen kannst, haben sich viele Eingriffe des Menschen als äusserst negativ herausgestellt."

 

Wenn man sich jedoch Errungenschaften der modernen Medizin anschaut und sich bewusst macht, wievielen Millionen Menschen das Leben gerettet wurde, die ansonsten durch Seuchen wie die Pest als eines von unzählig vielen Beispielen durch die Natur dahingerafft worden wären, so muss man doch abwägen, ob der menschliche Eingriff in die Natur nicht doch wesentlich mehr Vorteile als Nachteile mit sich bringt. Im Gegensatz zum Menschen kennt die Natur nämlich keine Gnade, sondern nur den Kampf ums Überleben. Das ist den Krankheitserregern und den zufälligen Prozessen in der Natur recht egal, was die Folgen sind. Natur denkt nicht, Natur fühlt nicht mit, Natur passiert einfach. Insofern kann ich diese esoterisch angehauchte Argumentationsweise von der Natürlichkeit auch nicht nachvollziehen, der Natur ist es eben egal wenn Menschen oder Tiere leiden und es ist vermessen sich einzureden, der natürliche Lauf der Dinge wäre Friede Freude Eierkuchen. Die Natur rottet Lebewesen wie die Dinosaurier auch mal einfach aus - und da gibt es keine Instanz die darüber urteilt. Menschen siechen qualvoll dahin weil sie Krebs bekommen, Menschen sterben an Hungersnot, Krankheiten können beliebig grausam sein - all das ist die Natur. Ist es jetzt sinnvoll all dies hinzunehmen, wenn man daran etwas ändern kann indem man in die Natur eingreift?  

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Beitragsersteller
 24.04.2011, 19:22
@dissection

Vielleicht resultiert Krebs aus Giften wie Dioxin, Pestiziten, Feinstaub usw. Wie ist das doch gleich mit der Kinderkrebsrate, in der Nähe von Atomkraftwerken?

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Triphenylmethan  14.04.2013, 19:06
@mehrDemokratie

Was sagt nochmal Hippokrates über Krebs? Und was über Dioxin, Pestizide, und Feinstaub? Diese Ursache kann garnicht stimmen.

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Beitragsersteller
 08.08.2013, 10:04
@Triphenylmethan

Hallo user 1319, hier haben wir ein Paradebeispiel für die Inkompetenz und Ignoranz von "Experten". Würde mal sagen Ignoranz ist die schlimmste Form der Dummheit.

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Mein Biologieprofessor hat mal gemeint:

"Warum sind soviele Leute gegen Gentechnik. Es geht um Vermischung von DNA. Das macht die Natur schon immer und das vollkommen unkontrolliert"

Natürlich ist das etwas scherzhaft gemeint.

Das Problem mit der Gentechnik ist extrem vielschichtig und reicht von der Angst, dass wir versuchen den perfekten Menschen zu züchten (und was passiert mit denen, deren Eltern es sich nicht leisten können ihr Kind optimieren zu lassen) bis hin zu der Angst, dass irgendein gezüchteter Virus die ganze Menschheit auslöscht.

Dazu kommt noch, dass es schwer abzusehen ist, was genmanipulierte Lebensmittel bewirken können.

Ein Beispiel, das zwar glaube ich eine Legende ist, aber durchaus möglich wäre ist die Geschichte mit dem Fischgen, dass Erdbeeren eingesetzt wurde um diese Winterfest zu machen. Angeblich haben Leute nach Verzehr dieser Erdbeeren einen allergischen Schock bekommen, weil sie auf Fische allergisch sind. Ich weiss nicht ob das stimmt, halte es persönlich für eine Legende, aber wichtig ist festzuhalten, dass so ein Szenario zumindest möglich wäre.


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Beitragsersteller
 24.04.2011, 13:03

Warum ist dann die Natur noch nicht auf die Idee gekommen BT-Mais zu kreiren?

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Peter19235  16.01.2021, 18:53
@mehrDemokratie

Weil Bt-Toxine in gentechnisch veränderten Pflanzen bis zu 20-mal giftiger sind als natürliche Bt-Toxine von Bakterien.

https://www.testbiotech.org/pressemitteilung/giftigkeit-von-gentechnik-bt-pflanzen-zwanzig-mal-hoeher-als-angenommen

Was hätten Pflanzen davon, Insekten zu töten? Also nicht nur pflanzenfressende Insekten, sondern z. B. auch Bestäuberinsekten (Wildbienen, Schmetterlinge usw.) und Insekten, die Destruenten sind (z. B. viele Bodeninsekten).

Bt-Toxine in gentechnisch veränderten Pflanzen kommen in allen Pflanzenteilen vor, also z. B. auch in den Pollenkörnern (die von Bestäubern gefressen werden), und sie sind auch noch in abgestorbenen Pflanzenteilen enthalten, die zu Boden fallen.

Insekten, die totes Laub usw. fressen, könnten durch die drin enthaltenen Bt-Toxine geschädigt werden, die Bodenfauna könnte verarmen. Das würde zu schlechterer Humusbildung (Humus im Kot der Bodeninsekten) und Bodendurchlüftung (Gänge grabender Insekten) führen, was wiederum nicht gut für die Pflanzen wäre.

Wenn es weniger Insekten gibt, würde auch die Anzahl insektenfressender Tiere z. B. viele Vögel) abnehmen.

Auch könnten einige Schädlinge mit der Zeit resistent gegen die Toxine werden und sich massenhaft vermehren.

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Beitragsersteller
 24.04.2011, 13:03

Warum ist dann die Natur noch nicht auf die Idee gekommen BT-Mais zu kreiren?

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Panazee  24.04.2011, 13:07
@mehrDemokratie

Ich habe ja schon geschrieben, dass es eher scherzhaft gemeint war.

Ich habe auch noch nie eine Erdbeere gesehen, die sich mit einem Fisch paart.

Allerdings hat die Natur auch schon ganz fiese Dinge hervorgebracht, die geeignet waren die Menschheit auszulöschen. Spanische Grippe und Schwarze Pest sind 100% ohne Gentechnik entstanden.

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dissection  24.04.2011, 15:08
@mehrDemokratie

Naja wenn man es genau nimmt ist die Natur quasi ja schon auf die Idee gekommen. (Wir können im Endeffekt sowieso nur das verwenden, was wir in der Natur bereits vorfinden) BT-Mais enthält ein Gen für bakterielles Insektizid. Dieses Insektizid wird schon sehr lange in der Landwirtschaft eingesetzt, weil man weiß, dass es für den Menschen ungiftig ist und nur auf Insekten wirkt. Es stammt aus dem Bakterium Bacillus thuringensis, dass sich in der Natur auf einigen Pflanzen findet. In seiner natürlichen Funktion stellt dieses Insektizid quasi eine Symbiose des Bakteriums mit der Pflanze dar - die Pflanze gewährt dem Bakterium Lebensraum und das Bakterium hält Fressfeinde fern. Alles was man gemacht hat ist die Maispflanze dazu zu bringen, dieses Toxins selbst zu produzieren ohne von dem Bakterium besiedelt sein zu müssen. Dieses Toxin ist sicher. Wir verstehen wie es funktioniert und wieso es auf Menschen nicht wirken kann. Es spricht aus rein gesundheitlichen Gründen nichts dagegen. Lediglich aus ökologischen Gründen, denn die Natur wird sich bei starker Verwendung anpassen und das Toxin an Wirksamkeit verlieren weil die Instekten Resistenzen entwickeln werden.

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Beitragsersteller
 24.04.2011, 18:32
@dissection

Dieser Mais ist kein Mais mehr, denn die Proteine des unmanipulierten Maises sind nicht mehr die gleichen wie die des Manipulierten. Was ich da von Ihenen lese, das ist mit Verlaub gesagt nichts anderes als Rethorik.

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dissection  24.04.2011, 18:48
@mehrDemokratie

Nun, der Mais ist selbstverständlich noch Mais. Er bildet jedoch ein einziges, dem Mais fremdes Protein. Dieses Protein ist nach dem gängigen Wissensstand unschädlich. Der Rest der Maispflanze funktioniert exakt wie in der Pflanze aus der er entstanden ist auch. Jemand, der mit Hilfe eines Hörgerätes hört ist auch noch ein Mensch um ein passendes rhetorisches Mittel zur Veranschaulichung zu finden.

Ich möchte darauf hinweisen, dass nicht nur der Mensch Gene verändert, sondern die Umwelt ebenfalls. Die Pflanzengentechnik wurde nicht vom menschen als erstes erfunden, sondern von einem Bakterium namens Agribakterium tumefaciens. Dieses Bakterium macht exakt das, was wir auch tun (und weswegen wir es als Werkzeug in der Gentechnik einsetzen) - es bringt der Pflanze fremde Gene ein und beeinflusst sie, Proteine zu bilden, die von ihrer Art normalerweise nicht gebildet werden. Viren tun genau dasselbe, sie sind im Prinzip kleine Genmanipulatoren. 

Wir wissen, was wir da tun. Vergleicht man es mit einem Computerprogramm, so fügen die Biotechnologen eine zusätzliche Programmzeile in ein ansonsten unverändertes Programm hinzu um eine zusätzliche Funktion zu bekommen, die mit den anderen nicht weiter interferiert. 

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Beitragsersteller
 24.04.2011, 20:04
@dissection

Mais besitzt eine eigene DNA und das Bazillus thuringensis besitzt ebenfalls eine eigene DNA genauso wie der Mensch. Jedoch besitzt ein Hörgerät keine DNA. Somit ist Ihr Beispiel schon wieder nichts anderes als reine Rethorik. Es mag zwar in der Natur zu einzelnen genetischen Mutationen kommen können, es gibt jedoch eine Artengrenze. Und unter genau diese Artengrenze fallen nun mal Mais, Kartoffel, Pferd und Maus. Natürliche Mutationen dagegen, die kann die Natur selbst wieder berichtigen.

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dissection  24.04.2011, 20:49
@mehrDemokratie

Selbstverständlich führen wir im Labor Dinge durch, die sich so nicht in der Natur ohne menschlichen Eingriff ereignen würden. Aber so wie wir etwas Fremdes - einen mechanischen Gegenstand wie ein Hörgerät oder einen Herzschrittmacher - in den menschlichen Körper einbringen, so bringen wir eben mit DNA einer anderen Spezies auch etwas Fremdes in einen Organismus ein, im Gegensatz zu diesem Beispiel sogar etwas, dass dem Organismus näher verwandt ist als besagter Herzschrittmacher - nämlich DNA. Wenn man nur genug Abstraktionsvermögen besitzt müsste man mit derselben Begründung das Einbringen anorganischer Bauteile in den menschlichen Körper verurteilen. Der Herzschrittmacher gehört da nicht hin, er ist etwas komplett anorganisches, in keiner Weise mit dem Körper verwandt, ein komplett synthetisches Konstrukt und wir ersetzen ganze Organe mit mechanischen Bauteilen. Im Gegensatz dazu ist ein Gen einer anderen Art von derselben Natur, wie die betroffene Art - der universelle Code biologischen Lebens. Das Gen erzeugt Proteine, die der Organismus selbst herstellt. In meinen Augen fasst diese Argumentation einfach logisch nicht. 

Man kann einfach nicht argumentieren indem man sagt "das würde in der Natur so nicht geschehen."  In der Natur geschieht es auch nicht von alleine, dass man vor einem Computer sitzt und in etwas namens Internet seine Meinung bekanntgibt.

Man kann sinnvoll argumentieren indem man Fakten vorlegt, indem man handfeste Argumente bringt, wo genau die Risiken liegen können. Wenn man nicht das nötige Fachwissen besitzt Risiken abzuschätzen kann man nicht einfach aus dem Nichts heraus behaupten, dass es sehr große unkalkulierbare Risiken gibt. Welche denn? Ich bin bereit mich jedem sinnvoll kritischen Beitrag zu stellen und werde sinnvolle Einwände gegen konkrete gentechnische Verfahren auch stützen. 

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Ich bin Molekularbiologe, arbeite also praktisch mit diesen Dingen. So selbstverständlich ist die Antwort auf die Frage garnicht. Man muss sich tatsächlich fragen, wieso es überhaupt so kritisch betrachtet wird - gerade, wenn man vom Fach ist. Ehrlich gesagt kenne ich niemanden in meinem Fachbereich persönlich, der dazu eine vergleichbar kritische Einstellung hat wie dies in der (deutschen) Öffentlichkeit vertreten wird. Das hat auch wenig damit zu tun, dass es die Basis unserer Arbeit darstellt, ich arbeite nicht mit gentechnisch veränderten Pflanzen oder Nutztieren, sondern nutze diese Werkzeuge, um Medikamente herzustellen.  Die Sache ist einfach die, wenn man in die Materie tiefer eintaucht wird einem bewusst, dass das Risiko (je nach Anwendungsgebiet - der Bandbreite dieses Feldes ist sich die Öffentlichkeit ja garnicht mal bewusst, da ist es eben "die" Gentechnik, die schlecht ist) schlicht kalkulierbar bzw. sehr niedrig ist. Letztendlich ist das was wir tun nur eine auf Basis von Wissen optimierte Sache, die wir schon seit Jahrhunderten in Form von Züchtung tun - der (genetisch nicht im Labor veränderte) Mais zum Beispiel in seiner heutigen Form ist nicht ohne menschliches Eingreifen bestehensfähig. Der Mensch hat es geschafft durch gezieltes Kreuzen eine Nutzpflanze so zu manipulieren, dass sie nicht mehr sich selbst, sondern nur noch dem Menschen als Nutzorganismus dient. Da muss man sich fragen, wie man da gegen Gentechnik argumentieren soll, wenn der "unnatürliche" Eingriff durch Menschenhand in die Erbanlagen von anderen Organismen in Wirklichkeit eine lange Tradition hat. Wer an den Absurditäten interessiert ist, die sich auch mit Züchtung ausserhalb des Labors bewerkstelligen lassen google mal nach dem "Belgian Blue" Rind, eine natürlich gezüchtete "Mutation" herkömmlicher Rinder.

Wenn man nun einerseits sieht, dass Gentechnik im Sinne von menschlichem Eingreifen in Erbanlagen bereits seit Menschengedenken geschieht und die moderne Gentechnik lediglich eine durch Wissen optimierte Art und Weise davon darstellt bleibt nicht mehr sehr viel Argumentationsspielraum gegen eine generelle Ablehnung von Gentechnik. Wir bauen ja heutzutage auch keine Häuser mehr auf gut Glück und lassen sie solange einstürzen bis wir eine Statik gefunden haben die funktioniert. Wir wissen, wie wir sie so berechnen können, dass sie sicher sind und in der Molekularbiologie geschieht im Endeffekt nichts anderes. Als Fachmann auf diesem Gebiet muss ich ganz klar sagen: Die Technik ist sehr sicher. Risiken geht man auf jedem Gebiet ein, doch in Sachen Risiko ist nun die Gentechnik wirklich eine der am wenigsten bedenklichen Gebiete. Ich hätte da eher Bedenken wenn die Chemieindustrie einen neuen noch unbekannten Inhaltsstoff in Plastikspielzeugen für Kinder verwendet als dass ich mir Gedanken machen würde was das gentechnisch veränderte Gemüse nun mit mir anstellt wenn ich es esse.

Zur eigentlichen Frage - ich selbst seh eden Grund darin, dass Gentechnik ein recht neues, dem Laien nicht zugängliches Feld darstellt. Natürlich ist man verunsichert, wenn man sieht, dass Menschen auf eine Weise an den Lebensmitteln herummanipuliert die man nicht versteht und es dabei letztendlich um kommerzielle Interessen geht, wie zum Beispiel die Haltbarkeit zu erhöhen. Bevor man ein Risiko mit dem Unbekannten eingeht lässt man lieber die Finger ganz davon.

Es gab auch mal Zeiten wo die Menschen davon ausgingen, dass man das Telefon lieber nicht auf den Markt bringen sollte, da man ansonsten Gefahr läuft, nie wieder von Angesicht zu Angesicht mit einem Menschen zu kommunizieren. Ich denke dieses Misstrauen gegenüber Unbekanntem ist einfach normal.

Fragwürdig wird es jedoch da, wo es nicht um banale Dinge geht, wie ob meine Tomate jetzt matscht oder nicht, sondern wo medizinische Forschung ausgebremst wird, die Menschen helfen könnte, Stichwort Stammzellforschung. Ich will da jetzt nicht genauer auf diese andere Diskussion eingehen - muss jedoch Parallelen ziehen, weil man auch da das Gefühl haben muss, dass niemand weiß wovon er redet wenn er es verurteilt, trotzdem jedoch der Meinung ist auf jeden Fall ein Mitspracherecht bei diesen Dingen haben zu müssen. Wieso können wir das Urteil nicht einfach denen überlassen, die davon eine Ahnung haben? 

P.S.: Bitte den teilweise identischen Text unten ignorieren, ich konnte den dort wegen der Zeichenbeschränkung nicht verfassen, also hier nochmal...


user1319  24.04.2011, 13:50

Das kann ich Dir sagen, warum ich nicht ausschliesslich denen ein "Urteil" überlasse, die "Ahnung" davon haben: Kannst Du Dich noch an die Contergan-Affäre erinnern? Was haben die "Experten" da gesagt und mehrfach beteuert?

Die Erfindung des Dynamits hatte auch nicht zum Ziel, Menschen zu töten und deren "Lebenswerke" in Schutt und Asche zu legen.

Bitte, ich bin nicht gegen Fortschritt, aber ich finde es in vielen Dingen schon fast "pervers", was manche Menschen daraus machen.

Nicht das Gen ist schuld, sondern der, der es "missbraucht". Und bevor wir anfangen, die Natur zu verändern, obwohl wir nicht die blasseste Ahnung davon haben (und der heutige Kenntnis- und Wissensstand lässt eine derartige Formulierung durchaus zu), sollten sich erst einmal die Menschen ändern. Und für mich ist es im höchsten Maße bedenklich, Techniken Leuten zu überlassen, die meistens nur ihr eigenes Wohl im Auge haben.

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dissection  24.04.2011, 14:06
@user1319

Ich kann dir versichern, dass wir inzwischen nicht nur eine blasse, sondern sogar sehr genaue Vorstellung davon haben, was wir da tun. Wir machen im Labor ja keine Alchemie und schütten Dinge zusammen in der Hoffnung, dass es nicht explodiert. Wir wissen schlicht, was passiert wenn wir das tun und können sehr gut abschätzen, wo die Risiken liegen. Der Conterganskandal ist ein sehr dunkler Abschnitt der Medizinhistorie, das stimmt. Dazu muss man jedoch sagen, dass meines Wissens nach die Möglichkeit dieses Risikos bekannt war. Es gab lediglich einige Leute, die das aus finanziellen Interessen ignoriert haben. Das hat direkt auch nichts mit der Gentechnik zu tun. Worüber diskutieren wir denn hier überhaupt? Darüber, ob moderne Medizin und der Eingriff in die Natur generell schlecht ist? Ich denke jeder kann sich die Folgen ausmalen, wenn wir ab heute jegliche medizinische Versorgung mit modernen Medikamenten einstellen würden. Einzelfälle wie diese sind im Gesamtkontext einfach irrelevant wenn man sich anschaut, wievielen Menschen durch moderne Forschung geholfen wird.  Alleine so Sachen wie die Erfindung der Pockenimpfung:

http://farm4.static.flickr.com/3664/3613814551_054fa76956.jpg

Da kann mir doch niemand der auf diese Grafik schaut irgendwie noch sinnvoll argumentieren, wieso der Eingriff in die Natur durch den Menschen generell schlechte Auswirkungen hätte.

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user1319  24.04.2011, 14:18
@dissection

Wir können keine Beispiele bringen, dass der Eingriff des Menschen in die Natur schlechte Auswirkungen hätte??? Das ist jetzt nicht Dein Ernst, oder???

Wieviel Land wurde z.B. durch Nuklear-Test unbewohnbar gemacht? Wieviele Tierarten wurden durch das Eingreifen des Menschen ausgerottet? Wieviel ist noch vom Regenwald übrig? Und da wir gerade bei Genen waren: Wieviele Menschen wurden durch die Tragiöde in Japan auch genetisch geschädigt?

Soll ich weitermachen?

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dissection  24.04.2011, 14:49
@user1319

Das ist doch totaler Unsinn, diese Zahlen gegeneinander aufzuwiegen. Ich kann dir aber auch welche nennen wenn du möchtest:

Pocken: 400 000 Tote jedes Jahr im 18.Jhdt, schätzungsweise 300-500 Millionen Tote im 20. Jahrhundert. Ausgerottet mit Hilfe der modernen Medizin.

Pest: 25 Millionen Todesopfer - ein Drittel der damaligen europäischen Bevölkerung. Ausgerottet mithilfe der modernen Medizin.

Das ist deine Natur in Zahlen.

Es ist doch vollkommen schwachsinnig so zu argumentieren. "Mensch ist gut" - "Nein Mensch ist böse." "Nein." "Doch." "Nein."

Die Welt ist eben nicht nur schwarz und weiß.

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user1319  24.04.2011, 15:07
@dissection

Nein, es ist kein Unsinn. Wieviele Krankheiten haben sich denn erst durch das Eingreifen des Menschen entwickelt? Wieviele mutierte Grippe-Viren sind erst durch das Eingreifen des Menschen entstanden?

Wurde die Natur nicht seit Beginn ihres Bestehens immer wieder von Epidemien heimgesucht und hat sie auch völlig ohne Eingreifen des Menschen überstanden?

Die Ratte hat zum Beispiel die Pest übertragen. Sie wurde nicht vom Menschen behandelt. Ist sie deshalb ausgestorben?

Ist es nicht so, dass, umso mehr wir einige Insektenarten, die wir als Schädlinge ansehen, mit irgendwelchen Vernichtungsmitteln bekämpfen wollen, dadurch immer resistenter werden? Und wir noch mehr Gift deshalb auf sie ansetzen, welches uns dann auch wieder schädigt?

Und ist es nicht weiter so, dass man jetzt gemerkt hat, dass durch die Vernichtung von Würmern und Insekten auch die Fruchtbarkeit der Böden nachgelassen hat? Und jetzt versuchen wir wieder mit irgendwelchen Mitteln (z.B. neuen Dünger) dieses von uns verursachte Manko wieder auszugleichen?

Das nenne ich Unsinn!

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dissection  24.04.2011, 15:55
@user1319

Ich sehe das Ganze etwas nüchterner als du. Selbstverständlich sterben auch ohne des Eingriffs durch Menschen Arten aus. Sobald sich Gegebenheiten verändern (geografisch, meteorologisch, nicht zwangsläufig von Menschenhand verursacht) würfelt der Kampf ums Überleben erneut. Das ist Evolution, grundlegende Annahmen, die schon von Darwin begründet worden sind. Die Natur ist ein Kampf und kein friedliches gemeinsames Miteinander. Letztendlich ist es so simpel - die Natur gehorcht der reinen Statistik. Sobald genügend Lebewesen in einem Lebensraum zusammen kommen, dass sie in Konkurrenz miteinander stehen überleben eben nur diejenigen, die am besten angepasst sind, die anderen sterben aus. Der Eindruck, dass der status quo der Natur perfekt in Symbiose funktioniert entsteht, weil sich so  über lange Zeiträume ein statistisches Gleichgewicht einpendelt. Am Ende bleiben eben jene Lebensformen übrig, die gemeinsam funktionieren, weil  von denen die nicht miteinander funktionieren entweder im Kampf gegeneinander eine ausgestorben ist oder sich eine so weit verändert hat, dass  sie sich gegenseitig nicht mehr im Weg stehen und beide überleben können. Das ändert nichts an der Tatsache, dass für dieses Gleichgewicht viele individuelle Tiere und Arten sterben mussten. Und sobald sich das Gleichgewicht aus irgendwelchen Gründen verschiebt geht der Kampf eben von neuem los. Die Betrachtung der Natur als „friedlich“ ist somit eine Illusion, denn die Natur gehorcht letztendlich nichts anderem als dem Zufall und den daraus resultierenden Konsequenzen. Der Natur ist es egal wenn Arten aussterben weil sich das Klima ändert. Der Natur ist auch egal, wenn der Mensch einem Bakterium einen Lebensraum ermöglicht in dem es die Möglichkeit hat, viele Menschen dahinzuraffen. Das ist der Lauf der Dinge und hat wenig mit dem Eingreifen des Menschen zu tun.

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dissection  24.04.2011, 15:55
@dissection

Der Mensch hat dem Rest der Natur eines voraus – er kann über die Folgen seines Handelns nachdenken. Und dementsprechend geht die Verantwortung einher, entscheiden zu müssen, wann ein Handeln sinnvoll ist und wann nicht. Entscheidend ist, dass das moralische Urteil – zum Beispiel über aussterbende Arten – nur vom Menschen selbst getroffen wird.  Aus rein evolutionistischer Sichtweise könnte man auch sagen, dass der Mensch den Kampf ums Überleben inzwischen absolut dominiert. Soweit, dass er frei entscheiden kann, welchen Lebewesen er Lebensraum einräumt. Aber deswegen ist der Mensch nicht global „schlecht“. Er ist nur das am besten an die Lebensräume der Erde angepasste Lebewesen. Wir sind von dem Luxus, nicht mehr ums Überleben kämpfen zu müssen lediglich so geblendet, dass wir gerne vergessen, was wir daran haben. Denn der Rest der Natur ist in Wirklichkeit gnadenlos. Schau in die Entwicklunsgländer und du kannst erahnen, was es bedeutet den Überlebenskampf der Natur mitzumachen.

 

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user1319  24.04.2011, 16:15
@dissection

Ich habe nie behauptet, dass die Natur "friedlich" ist. Desweiteren könnte ich auch noch andere Einlassungen zu Deinem Beitrag bringen. Das würde aber wahrscheinlich nichts nutzen. Du versuchst hier etwas zu rechtfertigen, wofür es keine Rechtfertigung gibt. Sonst hättest Du (zumindest ansatzweise) versucht, die gestellten Fragen offen und ehrlich zu beantworten. Vielleicht tust Du es ja für Dich ganz alleine doch noch. 

Nur mal so am Rande: Seit den vermehrten Piratenangriffen hat sich der Fischbestand vor der Küste Somalias wieder etwas erholt, weil Fischer dieses Gebiet meiden. Schon komisch, wie das Leben manchmal spielen kann. Findest Du nicht auch? Ein zynischer "Umweltschützer" würde jetzt sagen: Lasst uns auch in anderen Gewässern die Piraterie wieder einführen.

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dissection  24.04.2011, 18:05
@user1319

Ich versteh nicht ganz was jetzt genau die zentrale Aussage deiner Argumentation ist.

 

Eingreifen des Menschen in den natürlichen Verlauf der Dinge ist generell negativ. Deswegen ist auch die Gentechnik negativ zu bewerten.

 

Nehme ich mal an, so verstehe ich dich zumindest. Aber welchen Schluss soll man da jetzt draus ziehen für uns Menschen? Dass wir besser damit fahren, wenn wir garnicht eingreifen? Also so Sachen wie die Pockenimpfung einfach nicht machen und die Menschen sterben lassen? Die Menscheit komplett auslöschen weil es besser für die Umwelt ist?

Du kannst doch nicht alles über einen Kamm scheren. Wenn dann kannst du nur einzelne Aspekte vernünftig diskutieren. Also du kannst dich über den Sinn und Unsinn von Gentechnik austauschen aber daraus keine Aussage ableiten wie man das mit dem Fischen halten sollte. Und umgekehrt kannst du nicht irgendwelche Beispiele heranziehen, wo Eingriff von menschlicher Hand negative Auswirkungen hatten um zu belegen, dass Eingriffe von menschlicher Hand in den natürlichen Verlauf der Dinge generell schlecht sind.

Deine Argumentationslogik ist folgendermaßen:

Fischbestände dezimiert = Folge menschlichen Eingreifens

Fischbestände dezimiert = schlecht

Gentechnik = menschliches Eingreifen

Gentechnik = schlecht

Ich mein das muss man doch sehen, dass da keine Argumentationsgrunlage auf vernünftigem Niveau gegeben ist.

Pockenimpfung = menschliches Eingreifen.

Nichteingreifen = Millionen Tote.

Millionen Tote = schlecht

Pockenimpfung = keine Tote mehr

Keine Tote mehr = gut

menschliches Eingreifen = gut.

 

Kann ich auch. Und jetzt nenn mir mal eine REALE Gefahr, die von Gentechnik ausgeht. Darüber können wir gerne diskutieren. Aber eben nur über konkrete Fragestellungen, nicht über allgemeine Thesen wie "Gentechnik ist böse". Wie gesagt, die Welt ist nicht schwarz und weiß, sondern bunt. Über die Farbzusammensetzung lässt sich streiten, über Geschmack nicht.

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user1319  24.04.2011, 18:40
@dissection

Worauf ich hinaus will (und das habe ich auch deutlich geschrieben) ist, dass ich es für falsch halte, dass sich der Mensch in Prozesse derart einmischt, wovon er fast keine Ahnung hat. Er sollte sich erst einmal damit befassen, an seiner eigenen Vervollkommnung zu arbeiten, bevor er die Welt nach seinem "Gutdünken einrichtet".

Um es mal mit Jeff Goldblum zu sagen: "…ein kleiner Junge, der sich freut, die Waffe seines Vaters gefunden zu haben."

Wir können ja mal bei Deinem Beispiel "Krankheiten" (Pocken) bleiben. Ist es wirklich so gut, dass wir in die -entschuldige den Begriff- "natürliche Auslese" eingreifen und dafür mit dem Problem der Überbevölkerung zu tun haben?

Wir können es auch nicht ganz so krass darstellen, aber dennoch dramatisch: Was haben Kinder in Entwicklungsländern davon, wenn hier Medikamente entwickelt werden, die ihre Krankeheiten heilen könnten und wir ihnen dann diese Mittel aber (z.B. durch den Preis) vorenthalten?

Wir entwickeln mittels Gen-Technik Pflanzen, um unseren Mobilitätsdrang zu befriedigen (Spritbeimischung), vernichten dafür nicht nur den Lebensraum anderer Arten, sondern auch Anbauflächen für Lebensmittel und stellen uns dann vor den Verhungernden hin und sagen: "Ja, wir brauchen aber diesen Sprit, um euch mit Lebensmitteln versorgen zu können."

Und genauso läuft das mit der Gen-.Technik. Oder kannst Du mir einen plausiblen Grund sagen, warum es gerade da anders sein soll.?

 

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dissection  24.04.2011, 20:28
@user1319

Man findet überall negative Seiten wenn man denn möchte. Auf einmal ist die Überbevölkerung die negative Auswirkung des Eingriffs. Was ist die Alternative? Anstatt Menschen zu helfen die Kinder an den Pocken verrecken zu lassen. Tja, man muss ehrlich zugeben, Menschlichkeit ist sicher nicht  die ausschlaggebende Triebfeder des Ganzen, denn nur Leuten wie Bill Gates und Warren Buffett ist es zu verdanken, dass die dritte Welt trotz mangelnder Finanzierungsmöglichkeit an den Vorteilen moderner Medizin teilhaben darf.

Aber im Ernst - wer will das? Der natürlichen Auslese ihren Lauf lassen? Ändert die kommerzielle Motivation der Entwicklung etwas daran, dass sie das Leben der meisten Menschen erleichtert? Ich kann es wirklich nicht verstehen, wie man ernsthaft der Meinung sein kann, dass dann alles viel besser wäre. Ich bin eigentlich ganz froh, dass ich nicht jeden Tag um mein Leben fürchten muss, dass ich in den Supermarkt gehen kann und dass ich eine medizinische Grundversorgung genieße. Ich muss nicht zusehen wie meine zukünftigen Kinder qualvoll an einer Krankheit verrecken werden die mit moderner Medizin heilbar ist und das letzte woran ich in einem solchen Falle denken würde wäre, dass das eben natürliche Auslese ist und sie nunmal scheinbar nicht stark genug fürs Überleben waren und es somit zu Recht geschieht.

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user1319  24.04.2011, 20:44
@dissection

Also langsam bezweifle ich Deine Kompetenz bei diesem Thema. Du bringst hier ernsthaft Bill Gates ins Spiel? Möchtest Du wissen, was man Bill Gates "verdanken" kann? Dann gebe ich Dir mal etwas Lektüre:

http://www.sueddeutsche.de/kultur/unsaubere-geschaefte-der-gates-stiftung-kinder-verseucht-aber-gegen-masern-geimpft-1.96035

Und wenn Du diesen Artikel genau durchgelesen hast, dann können wir uns noch einmal über "Dankbarkeit" unterhalten.

Genauso könnte ich jeden anderen Punkt von Dir widerlegen.

In diesem Sinne!

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dissection  24.04.2011, 21:07
@user1319

Nun, man kann das sicher drehen und wenden wie man will. Vielleicht ist die Stiftung ja tatsächlich ein reiner Betrug. Bleibt andererseits die Frage, wieso sie überhaupt soviel Geld rausfeuern für die Armen, das Geld welches sie dafür verdienen müssen bekommen sie sicher nicht von Leuten, die das irgendetwas scheren würde. Vielleicht finanziert sie sich einfach nur mit den Methoden die sie zuvor gelernt hat - und das große Geld macht man eben nicht mit Wohltaten. Ob sie mehr hilft als schadet oder andersherum ist eine Abschätzung die ich hier nicht treffen will. 

Welche Punkte möchtest du denn jetzt genau widerlegen? Eigentlich ist die Diskussion doch über Gentechnik und nicht über das Böse in der Welt. Ich würde ja gerne sinnvoll über Risiken der Gentechnik diskutieren - nur kam bis jetzt zusammengefasst nicht viel außer "alles schlecht". Nenn ein konkretes Problem und ich kann konkrete Auskunft darüber geben, wie ich das sehe.

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user1319  24.04.2011, 21:25
@dissection

Ich wusste es und ich sage es jetzt auch mal ganz offen: Ich hasse es.  Es wird wieder einmal abgewiegelt, weggeredet, "weich" diskutiert!

Ich meine Dich jetzt nicht persönlich, aber es ko… mich wirlklich an. Du "schleppst" hier einen Bill Gates als Wohltäter an, man beweist das Gegenteil und dann bekommt man zu hören (bzw. zu lesen) : Naja…das kann man ja so und so sehen…wer weiss…das muss man abschätzen…usw.

Ich möchte und werde auch gar nichts weiter widerlegen, weil Du auf jeden anderen Beweis genauso reagieren würdest.

Was ich wirklich nicht verstehe, ist, dass es manchen Menschen so schwer fällt, mal zu sagen (oder wenigstens zu denken): "Oh mann, da läuft eine Riesensch… ! Da muss und werde ich etwas dagegen tun!"

Nein, stattdessen versucht man krampfhaft auch am grössten Desaster noch etwas positves zu finden. Mich würde es deshalb auch nicht wundern, wenn man bspw. in einem Jahr nach der Katastrophe in Japan sagt: "War doch gut mit dem Kraftwerk. Jetzt haben wir wieder freies Bauland, um das nächste Kraftwerk zu bauen. Das schafft doch Arbeitsplätze."

Konkrete Beispiele habe ich Dir auch genug gegeben und ehrlich gesagt, möchte ich auch nichts mehr von Deiner Sicht- und Denkweise lesen.

Und bitte nicht falsch verstehen: Es ist wirklich nichts persönliches. Es ist nur Unverständnis für die Denk- und Handlungsweise von Menschen, die zwar in derselben Welt leben, diese aber durch eine rosarote Brille sehen.

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dissection  24.04.2011, 22:29
@user1319

Und, tust du was gegen diese "Riesenscheiße"? Oder zeigst du nur wahllos auf irgendwelche Missstände in unserer Gesellschaft und Gentechnologie ist eben eines der Gebiete wo du mal wieder einen vermutest?

 

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Dioskur  24.04.2011, 13:56

Schön einen Experten hier zu haben.

 

Welcher Nutzen kann die Gefahr die von der biologischen Kriegsführung ausgeht aufwiegen? letztendlich ist doch alles eine Beurteilung von Kosten und Nutzen.

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dissection  24.04.2011, 14:37
@Dioskur

Das ist genau der richtige Ansatz - Kosten und Nutzen. In der realen Welt gibt es nicht ausschließlich "gute" und "böse" Dinge. Nein, real hat jede Sache seine Vor- und Nachteile und es liegt daran, Vor- gegen Nachteile abzuwiegen und dann zu entscheiden, ob man in der Bilanz eher Vorteile oder eher Nachteile davon hat.

Im Zusammenhang mit Bioterrorismus muss man sich fragen, was die Konsequenzen wären. Sicherlich kann man mit den uns inzwischen zur Verfügung stehenden Mitteln viel unangenehmes anstellen wenn man es drauf anlegt. Nur wie lautet die Alternative? Künftige medizinische Weiterentwicklung aus Angst vor Terrorismus blockieren? Würde das etwas daran ändern, dass die Leute, die dazu bereit wären dennoch damit weitermachen?

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dissection  24.04.2011, 14:39
@dissection

Wir sind an einem Punkt angelangt, wo es nicht unrealistisch ist, diese Dinge für Biowaffenterrorismus zu nutzen. Daran lässt sich nun nichts mehr ändern. Nur bleibt die Frage, wie hoch das tatsächliche Risiko einzuschätzen ist. Ob sich der zu betreibende Aufwand für jene Terroristen im Verhältnis überhaupt lohnt. Mal angenommen, jemand würde an einem Superkrankheitserreger irgendwo auf der Welt arbeiten. So einfach ist das nicht, auch nicht mit den bekannten Methoden. Letztendlich kann man bis jetzt in der Gentechnik nur mit dem arbeiten, was die Natur uns gibt. Man müsste also Eigenschaften bekannter Erreger kombinieren und könnte maximal einen Organismus schaffen, der die gefährlichsten Eigenschaften aller bereits bekannten vereint. Man könnte vielleicht im Detail durch Herumprobieren einzelne Eigenschaften verstärken. Aber bei all dem Risiko dass man in einer solchen Forschung eingeht und all den Jahrzehnten an Forschung die man in eine solche Entwicklung hineinstecken müsste - am Ende würde allerhöchstens etwas entstehen, dass nicht massiv gefährlicher ist, als die Gefahren, denen wir bereits jetzt jederzeit theoretisch ausgesetzt sind. Prinzipiell halte ich eine biologisch-terroristisch ausgelöste Pandemie für nicht unmöglich - aber auch für unwahrscheinlich. Es bleibt die Frage, ob die wenigen Verrückten, die ziellos Menschen schaden wollen genug Ressourcen und Leute zusammenbringen könnten ein ernsthaftes Risiko für große Bevölkerungsteile darzustellen und bei denen die es können, ob sie nicht eher an anderen, "effektiveren" Dingen wie zum Beispiel der Atombombe interessiert sind. Auch Terroristen werden sich da einer "Kosten-Nutzen-Abwägung" stellen und die ist nunmal bei biologischem Terrorismus nicht so großartig. Wenn das so wäre, so wären diese Waffen bei den modernen Militärmächten weitaus stärker vertreten. 

 

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Einige genetisch veränderte Pflanzen sind gegen Dinge resistent, die jeden anderen Organismus zerstören oder wenigstens beschädigen würden.

Zum Einen will man diese Pflanzen an bestimmten Orten nicht haben und wenn sie sich selbst fortpflanzen können, können sie ein extrem stark störendes Unkraut werden.

Zum Anderen spart man nicht immer an Giften, wenn man weiß, dass die Pflanzen sie überleben können. Es gibt Theorien, dass einige Gifte, mit denen man Pflanzen besprüht, Parkinson auslösen, da sie ähnliche Effekte auf Tiere ausüben.

Viele haben nunmal vor Neuerungen angst. So war es schon bei der Eisenbahn.

Hinzu kommt, dass viele nicht einmal wissen was Gene und DNA sind. Sehr interessant erscheinen da auch folgende (ältere) Umfragen:

Umfragen Ende der 90er Jahre ergaben, dass 35 % der EU-Bürger und 65 % der US-Amerikaner glaubten, dass nicht-transgene Tomaten keine Gene enthielten. Eine andere Umfrage zeigte, dass ein Viertel der Europäer glaubte, dass der Verzehr einer transgenen Pflanze eine Veränderung der menschlichen Gene nach sich ziehen könne. (http://de.wikipedia.org/wiki/Gr%C3%BCne_Gentechnik)


Peter19235  16.01.2021, 19:46

Zitat: „Viele haben nunmal vor Neuerungen angst. So war es schon bei der Eisenbahn.“

„Bei der irrsinnig hohen Geschwindigkeit der Züge werden die Menschen ersticken und sterben!“, glaubte  man zu Beginn. Das ist natürlich Quatsch. Die „irrsinnig hohe Geschwindigkeit“, mit der die ersten Züge unterwegs waren, waren ziemlich langsame 30 bis 40 km/h.

Ersticken konnte man evtl. höchstens am Rauch der Dampfloks, die die ersten U-Bahnen in London zogen, allerdings nur, wenn die Entlüftung der Tunnel nicht mehr funktionierte. Darum baute man viele U-Bahn-Strecken teilweise oberirdisch oder in Gräben ohne Decke. Auch bei Bränden in den Tunneln (Zug bleibt mitten im Tunnel stehen, Kohlewagen u. evtl. Waggons brennen) gab es Tote durch Ersticken. Darum stellte man ziemlich schnell auf Elektroloks um.

Zitat: „Hinzu kommt, dass viele nicht einmal wissen was Gene und DNA sind. Umfragen Ende der 90er Jahre ergaben, dass 35 % der EU-Bürger und 65 % der US-Amerikaner glaubten, dass nicht-transgene Tomaten keine Gene enthielten.“

Bei den USA verwundert das einen nicht, denn dort gibt es keine Schulpflicht!

In der EU hätte ich angenommen, dass die allermeisten Länder ein gutes Bildungssystem haben, wo Biologie gelehrt wird. Abgesehen einige (west?)deutsche Bundesländer, wo man Biologie als Schulfach in höheren Klassenstufen abwählen kann.

Allerdings muss man kritisieren, dass es manche Schulen und Hochschulen gibt, wo NUR Materialien von Gentechnik-Firmen zur Lehre verwendet werden! Denn dann ist keine neutrale Darstellung des Themas mehr gegeben.

In den Materialen der Gentechnik-Firmen stehen oft Werbeaussagen wie das gentechnisch veränderte Pflanzen den Einsatz von Pestiziden oder den Hunger um soundso viel % reduzieren könnten, ohne dass es dazu Daten aus unabhängigen wissenschaftlichen Untersuchungen gibt. Mögliche Risiken werden in den Firmen-Materialen auch nicht thematisiert.   

Wichtig wäre ja, ein Thema wie Gentechnik im Biologie-Unterricht neutral darzustellen.

Dazu kann man dann im Unterricht (z. B. auch in Ethik, Gemeinschaftskunde) auch Meinungen von Befürworter*innen UND Gegner*innen von gentechnisch veränderten Pflanzen zu zeigen, also außer „Was sagen Gentechnik-Firmen?“ z. B. auch: „Was sagen Menschen aus den Bereichen Landwirtschaft, Globalisierungskritik, Umweltschutz, Verbraucher*innenschutz, unabhängige Wissenschaft usw.?“; auch aus verschiedenen Ländern (z. B. wird eine Kleinbäuerin in Afrika wahrscheinlich eine andere Meinung zu GV-Pflanzen haben als ein Großgrundbesitzer mit GV-Soja-Feldern in Südamerika)?

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