Warum mögen Autisten keinen Blickkontakt?
Meine Frage richtet sich an Autisten. Ist Blickkontakt für Euch etwas Unangenehmes oder habt Ihr einfach nur kein Bedürfnis danach? Wie fühlt Ihr Euch dabei? Geht es Euch mit allen Menschen so, oder seht Ihr denen, die Ihr gern habt, gerne in die Augen?
5 Antworten
Jeder Autist ist anders und nicht alle haben Probleme mit Blickkontakt.
Allerdings gibt es ein sehr schönes Zitat, was deine Frage beantwortet:
And now I know it is perfectly natural for me not to look at someone when I talk. Those of us with Asperger’s are just not comfortable doing it. In fact, I don’t really understand why it’s considered normal to stare at someone’s eyeballs.
-John Elder Robison
Ich persönlich kann diese Aussage nur bestätigen. Hinzufügen wollen würde ich noch:
- Gefühl von der anderen Person beurteilt zu werden
- Gefühl unhöflich, oder "komisch" auf die andere Person zu wirken
LG
Blickkontakt hat sich evolutionär durchgesetzt, da Menschen über Spiegelneuronen verfügen. Bei Autisten ist die Funktionsweise dieser Neuronen einfach gestört, bzw. anders als bei NT-Menschen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Spiegelneuron
Es ist konfrontativ wie Raubtieraugen. Jedes Fluchttier rennt da automatisch weg. Entsprechend ist es friedlicher ohne.
Weiterhin wird Blickkontakt auch zur Fixierung und Manipulation angewandt, wie die Schlange das macht.
Es kann auch die Diskrepanz zwischen Wort und inneren Absichten des Gegenübers aufzeigen, was wiederum bedrohlich ist.
Generell kommen da zu viele Signale, die meist in keinen klaren logischen Kontext zu sortieren gehen und weswegen es nur Stress ohne Nutzen ist, sich in die Augen zu starren und dabei die Wahrnehmung für das Ringsum zu verlieren, was im Allgemeinen weniger chaotisch ist als das Innere von Menschen, zu dem häufig auch die bewußte Auseinandersetzung verweigert wird und nur mit der Maske, die was will, ohne dazu klar, auch verbal, zu stehen, interagiert soll, also gelogen.
Also ich weiß nicht zu hunderprozent ob ich Asperger Autismus habe, aber ich habe festgestellt, dass ich Augenkontakt gar nicht mag. Ist mir vor 2 Jahren erst so richtig aufgefallen. Immer wenn ich Blickkontakt halten muss, wird mir schwummerig vor den Augen. Nach dem Gespräch bin ich dann recht ausgelaugt.
Und ich hab auch das Problem, dass ich nicht weiß ob ich jemanden zu lange angucke, oder ob ich den richtigen Gesichtsausdruck drauf habe. Immer wenn mir etwas unangenehm ist dann lächle ich.
Bei mir ist es folgendermaßen: Ich versuche Augenkontakt generell zu vermeiden, weil ich mir so vorkomme, als würde ich total komisch, abweisend oder aggressiv schauen.
Außerdem bin ich mir nie sicher, wie genau ich überhaupt schauen sollte, und dann verstärkt sich o.g. Gefühl.
Im engsten Familienkreis ist es etwas einfacher.
Durch die Maskenpflicht ist es zumindest für mich etwas leichter geworden, da die Maske ja alles außer die Augen verdeckt und ich mir dadurch keine Gedanken um meinen Gesichtsausdruck machen muss.
Bei der Person, in die ich verliebt bin ist es etwas anderes, wenn ich z.B. mit ihr im Klassenraum sitze beobachte ich sie sehr oft, und versuche auch manchmal für den Bruchteil einer Sekunde Blickkontakt aufzunehmen, aber auch nicht länger.
LG
Keinen Blickkontakt stimmt nicht so ganz.
Auch da reagieren Autisten unterschiedlich.
Mir fällt der Blickkontakt schwer, wenn ich die Person oder die Situation in dem Zusammenhang unsympathisch / unangenehm empfinde.
Ergänzung: Es gibt sogar Länder, in denen es als unhöflich gilt, anderen in die Augen zu schauen - wie z. B. Japan und Kenia.
Danke. Aber warum findet Ihr es "unkonfortabel" andern in die Augen zu sehen? Wegen den zwei von Dir genannten Gründen? Und wie geht es Dir, wenn Du jemanden sehr gern magst? Hast Du niemals das Bedürfnis nach Blickkontakt?