Warum ist man in den USA als Migrant als Amerikaner anerkannt aber in DE nicht (so ganz)?

7 Antworten

Wenn man in den USA geboren ist sehen viele die Person als Amerikaner, auch wenn die Eltern aus dem Ausland stammen.

Diese Person IST US Citizen. Sofort mit allen Rechten und Pflichten.

In DE ist es eher nicht so. Da ist man schon noch „Ausländer“. 

Genau, man hat die Staatsbürgerschaft seiner Eltern, wenn man nicht ein paar zusätzliche Voraussetzungen erfüllt. Damit fängt es also an.

Wie kommt es zu dieser Wechselansicht & wie ist es in den anderen Ländern?

In den USA sind auch die Eltern oft stolz, in den USA zu leben. Oft war es ein großer Traum, für den sie kämpfen mussten. Englisch ist Pflicht und die Highschool ist auch so gestaltet, dass keine ethnischen Grüppchen gebildet werden können. Außer die Schüler kommen in Klassen mit hauptsächlich schwarzen Schülern. Aber auch dort wechseln die Schüler ihre Kurse.

Ich bin hier geboren, aber habe türkische Wurzeln & vor allem bei selbst migrantischen/ausländischen Bürgern in DE merke ich diese oben genannte Differenz. 

Diese wird sehr gepflegt durch Sprache, Religion und räumliche Nähe in besonderen Nachbarschaften. Verbindungen und Freundschaften werden nur in eigene Milieus gesucht. Das Kopftuch und andere äußere Zeichen werden zelebriert.

Bei mir in den Pflegeeinrichtungen wo ich tätig war (Schulpraktika & Ausbildungen) da wurde ich immer darauf angesprochen, wo och denn Herkomme, da sag ich immer „ich bin hier geboren habe aber türkische Wurzeln“ & ich kriege von den älteren immer die Gleiche Offenheit zu spüren und zwar sagen sie dann immer „dann sind sie ja Deutscher“ & ähnliche Sätze. 

Das ist doch gut. Zeigt Interesse und die Toleranz, die grundsätzlich da ist.

Vor allem wie oben genannt spüre ich diese Differenz bei migranten/Ausländer, wenn ich sage, ich bin deutsch kommt lachen oder direkt so die Sache siehst nicht deutsch aus oder du bist doch Ausländer.

Was denn nun? Entweder du bekommst gesagt, dass es gut ist wie es ist, oder du bekommt blöde Sprüche.
Menschen sind unterschiedlich. Auch in ihren Interaktionen.

In DE antworte ich immer nur „ich bin hier geboren, aber habe türkische Wurzeln“ und mur im Ausland (Urlaub etc. sage ich dass ich deutsch oder aus DE bin), wie ist das bei euch? Vor allem würde es mich mal interessieren, wie es auch in anderen Ländern ist.

Im Ausland zum Beispiel in den USA, sage ich, dass ich aus Germany komme. So ist es nun einmal. Oft entspinnt sich ein Gespräch daraus. Meist nicht. Ob ich nun zusätzlich die Deutsche Staatsbürgerschaft habe oder nicht, ist nicht von großer Relevanz.

Das macht sich ja im Miteinander nicht bemerkbar. Es fragt ja keiner nach diesem Status.

PS: rechtsgesinnte Menschen beziehe ich jetzt nicht mit ein, sollte ja nahe legen.

Ich glaube es liegt daran das Amerikaner*innen selbst (zu sehr große Teilen) Einwander*innen (Oder richtig gesagt Kolonialisierer oder ehemalige Sklav*innen waren ) sind. Amerika ist mehr win Zusammenschluss von vielen Menschen aus vielen Nationalitäten und was war schon immer so. Man darf nicht vergessen die USA ist sehr Jung und wurde erst 4. Juli 1776 und immer schon Kulturel und Etnisch Divers war. Ganz anders als in Deutschland. Ich bin selber Türkin und hasse es gefühlt nie als Deutsche anerkennt werde und immer gefragt wird woher ich komme (habe vor einigen Tagen eine ähnliche Frage gestellt, schau dir die Antworten auch an wenn es dich intresiert :)) usw. https://www.gutefrage.net/frage/warum-wird-man-nie-als-deutsch-anerkannt-ist-nie-interiert-genug

Ich fühle mit dir und weiterhin ganz Viel Kraft!

In den USA ist man dann automatisch amerikanischer Staatsbürger. Zudem gehen in die USA gebildete Leute hin oder überwiegend gebildete Leute, die sich integrieren wollen bzw. müssen. In den USA sind Türken im Schnitt besser gebildet als die Amerikaner. Diese Türken wählen kaum Erdogan.

Quelle: https://www.tagesspiegel.de/politik/warum-turken-in-deutschland-fur-erdogan-stimmen-3964873.html

In Deutschland ist es eben anders:

In der Türkei gibt es keine Grundsicherung oder Sozialhilfe wie in Deutschland, in anderen muslimischen Ländern auch nicht. Wer es irgendwie nach Deutschland oder in ein anderes westeuropäisches Land schafft und dort einen legalen Status erreicht, der sichert sich allein durch die Sozialtransfers ohne Arbeit ein Einkommen, das weit über dem liegt, was er im Herkunftsland mit Arbeit erwerben könnte. Das gilt noch mehr, wenn man Familie hat. Unsere Form finanzieller Familienförderung ist in den Herkunftsländern gänzlich unbekannt.
In den klassischen Einwanderungsländern USA, Kanada und Australien gibt es so etwas nicht. Erst nach mehreren Jahren Aufenthalt hat man in den USA Anspruch auf Sozialhilfe, die aber im Vergleich zur deutschen Grundsicherung äußerst dürftig ist und zudem auf fünf Jahre begrenzt. Wer in die USA einwandert, ob legal oder illegal, muss Zutrauen in die eigenen Kräfte haben. Wer in Deutschland einwandert, ist versorgt – unabhängig von der eigenen Kraft und Leistungsbereitschaft.
Man sollte annehmen, dass die Einwanderer in Deutschland zufrieden und jene in den USA unzufrieden sind, aber es ist genau umgekehrt: Einwanderer in den USA wurden gefragt, wie lange es gedauert habe, bis sie sich “komfortabel” und als “Teil der Gemeinschaft” gefühlt hätten. 77 Prozent meinten, es habe weniger als fünf Jahre gedauert. Nur fünf Prozent sagten, dass sie sich nie heimisch gefühlt hätten. Im Gegensatz dazu äußern 58 Prozent der Menschen türkischer Abstammung in Deutschland, dass sie sich nicht willkommen fühlen, und 78 Prozent sagen, sie hätten nicht das Gefühl, dass Angela Merkel ihre Kanzlerin sei.

Quelle: Deutschland schafft sich ab von Dr. Thilo Sarrazin, 17., durchgesehene Auflage 2010, Deutsche Verlags-Anstalt, München, Seite 320-321.

Natürlich sind nicht alle Türken schlecht, klar. Aber der Vergleich mit den USA hinkt.

In den USA ist Migration seit etwa 200 Jahren ein Thema. Im Vergleich dazu ist Migration in Deutschland erst seit rund 60 Jahren ein relevantes Thema.

Der Vergleich ist also unfair. Gesellschaftliche Veränderungen geschehen nicht über Nacht. Sie vollziehen sich über mehrere Generationen hinweg.

Das hat historische Gründe, weil die USA schon immer ein Einwanderungsland waren und nahezu die ganze Bevölkerung irgendwann mal immigriert ist - eingeboren sind nur die Indianer. Das ist in Europa etwas ganz anderes.


dudu000703 
Beitragsersteller
 24.08.2024, 19:22

Naja, also die Europär sind ja auch irgendwann alle aus Afrika rüber, aber die kulturellen & nationalen Gebilde sind dann doch noch über ein paar mehr Jahre verfestigter als die der USA.