Warum ist Latein eigentlich ausgestorben?
Hallo, da ich jetzt das dritte Jahr Latein lerne, würde ich mal gerne wissen, warum die Sprache ausgestorben ist.
10 Antworten
Hallo,
So wie sich Tier- und Pflanzenarten im Lauf von vielen Generationen in sehr langen Zeiträumen verändern, so ändern sich auch Sprachen mit der Zeit. Das kann man sogar selbst beobachten, ältere Menschen gebrauchen oft Wörter, die jüngere Menschen nie verwenden würden. Mein Sohn hat mir mal gesagt, dass das Verb "sausen" (für sich schnell bewegen) total komisch sei, kein Mensch würde das mehr sagen. Wenn man nun ein paar Jahrhunderte vergehen lässt, dann hat sich die Sprache so stark verändert, dass man, wenn man beides vergleicht zu dem Schluss kommen muss, es sind zwei verschiedene Sprachen. Das Mittelhochdeutsch des Nibungenliedes ist heute ohne spezielle Kenntnisse nicht mehr zu verstehen. Und da die ältere Form nicht mehr verwendet wird, kann man sagen, sie ist ausgestorben. Dabei hat sie sich nur weiterentwickelt - genau wie bei Tier und Pflanzenarten.
Auch Latein lebt auf diese Art sogar in mehreren Sprachen weiter, die sich daraus entwickelt haben. In der Schule wird aber die Momentaufnahme dieser Sprache in einem bestimmten "klassischen" Zeitraum unterrichtet.
Latein wurde von Cäsars Legionen von Rom aus in die Länder der Galloromania getragen und hat sich in den dortigen Landessprachen weiterentwickelt.
Französisch, Spanisch, Italienisch, Portugiesisch, Rätoromanisch und Rumänisch - das sind alles lateinische 'Ableger'.
Italiener verstehen Französisch, und wenn sie mir auf Italienisch antworten, verstehe ich Dank meinen Französischkenntnissen, was gemeint ist. Das ist ein später, aber großer Vorteil der römischen Feldzüge.
In wissenschaftlichen Zusammenhängen wird die Sprache ebenfalls verstanden und sogar regelmäßig gesprochen: die botanischen Namen von Pflanzen zB sind in Latein - und in manchen Städten werden sogar Stadtführungen auf Latein angeboten: https://www.n-tv.de/reise/Reisen-nach-Tubinga-article152987.html.
Und hier kannst du auch durch Berlin touren - mit einem Stadtführer in lateinischer Sprache.
AUSGESTORBEN????
Nein, kein Witz. Wenn man nicht so schnell spricht, deutlich und etwas verstehen will, dann funktioniert es.
So mache ich es beim Partner-Städteaustausch, ebenso bei meinem Italiener um die Ecke!
Sagen wir, sprachlich verstehen sie sich.
Haha - es ist ein Unterschied, ob man sagt, 'sie verstehen sich miteinander' oder 'sie verstehen sich'.
Das 1. bedeutet : eine gute Beziehung haben. Das 2.: Sie verstehen sich sprachlich.
Hier noch der Link für Berlin: http://www.hug-berlin.de/aktuell/184-stadtfuehrer-auf-latein
Die erste Frage ist natürlich, ob Latein überhaupt ausgestorben ist. Darauf kann es zwei Antworten geben, je nachdem, wie man ausgestorben definiert:
Entweder, eine Sprache gilt als ausgestorben, wenn sie keine Muttersprachler mehr hat. Das trift auf Latein zu, denn abgesehen von ein paar Hobbyisten bringt es niemand seinen Kindern bei.
Andererseits werden heutzutage viele romanische Sprachen gesprochen; wenn man jede einzelne davon 2000 Jahre zurückverfolgt, dann ist sie Latein. Man kann also sagen, daß Italienisch, Französisch, Portugiesisch etc. „heutiges lebendes Latein“ seien, und daß die Sprache daher nie wirklich ausgestorben sei, sondern sich nur in verschiedene Richtungen verändert habe.
(Ein Beispiel für eine auch nach der zweiten Definition ausgestorbene Sprache wäre das Gallische — obwohl es in der Antike von Frankreich bis Österreich gesprochen wurde, ist diese Sprache seit weit mehr als einem Jahrtausend vollständig erloschen).
Latein wurde vor grob 2000 Jahren gespochen, und es wäre absolut unrealistisch, zu erwarten, daß die Sprache auch heute noch unverändert existieren könnte. Keine lebende Sprache entkommt Veränderungen, das Deutsch von vor 1000 Jahren würdest Du ebenso schlecht verstehen wie ein Italiener klassisches Latein.
Ist das Gallische wirklich komplett ausgestorben. Ist es nicht im Walisischen, Irischen und Bretonischen eingegangen? Gälisch...gallisch?
Verwandt aber nicht Nachkomme. Die Inselkelten sprachen bereits in er Antike eine Sprache, die sich von der der Gallier auf dem Festland unterschied. Die Bretonen in Frankreich sind natürlich Einwanderer aus Brittanien (deshalb heißen sie ja auch so)
Vergleiche das mit Gotisch: Das ist auch ohne Nachkommen ausgestorben, aber natürlich dem Deutschen trotzdem erkennbar ähnlich weil germanisch.
Ganz einfach: Weil das klassische Latein, wie man es in der Schule lernt, im Grunde nie gesprochen wurde, sondern das so genannte "Vulgärlatein". Aus diesem Vulgärlatein, welches sich erheblich von dem klassischen Latein unterscheidet, haben sich die romanischen Sprachen entwickelt.
Das ist auch der Grund, warum Latein nicht per se hilft, wenn man Französisch oder Spanisch lernt. Wenn Person A Französisch beherrscht und Person B Latein und beide wollen Spanisch lernen, ist Person A im Vorteil, da sich die romanischen Sprachen untereinander ähnlicher sind (als Latein).
Warum man (klassisches) Latein noch in der Schule lernt, ist und bleibt mir ein Rätsel. Immerhin gehen die Schülerzahlen immer weiter zurück für das Fach Latein. Latein bietet sich eigentlich (nur) für Menschen an, die sich wirklich für die Antike interessieren.
Ist nicht ausgestorben, du lernst sie ja.
Als Volkssprache ausgestorben ist Latein, weil sich das Latein nach dem Zusammenbruch des Römerreichs im Westen weiterentwickelt und so stark verändert hat, dass neue Sprachen entstanden sind.
Die Gallier und Franken in Frankreich, die Iberer und Westgoten in Spanien, die Langobarden und Italiener in Italien haben das Latein zuerst nur unterschiedlich gesprochen, dann unterschiedlich geschrieben, dann sind keltische und germanische Wörter eingedrungen und am Ende konnte ein Italiener einen Franzosen nicht mehr verstehen; die neuen Sprachen waren entstanden.
Schon vor dem Zusammenbruch des weströmischen Reiches hat keiner mehr das Latein gesprochen, das man heute in der Schule lernt.
Italiener und Franzosen verstehen sich miteinander? K, war ein Witz.
Pfiati SW!