Warum hat Deutschland nur 61% der Gleise elektrifiziert?

8 Antworten

Die Schweiz hat enorme Vorkommen an Wasserkraft, der Strom kann da gewissermaßen vor Ort produziert werden, so dass es keine langen und teuren Übertragungswege braucht - das hat die Elektrifizierung beschleunigt, während Kohle aufwändig hätte transportiert (und oft auch im Ausland gekauft) werden müssen.

In Deutschland sah das etwas anders aus, da gab es Kohlevorkommen im eigenen Land und es waren weitaus längere Strecken zu bewältigen.

Die Strecke Frankfurt - Basel ist schon lange fertig ... :-) Du meinst wohl die (zusätzliche) Neubaustrecke, deren Fertigstellung sich nach dem Tunnelproblem bei Rastatt signifikant verzögert hat. Ein Teil der Strecke ist bereits fertig und in Betrieb, der Rest wird teilweise noch neu gebaut oder ausgebaut, die weiteren Fertigstellungstermine sollen 2026, 2031 und 2041 sein.


Giovanni47  20.04.2023, 12:00

Im ersten Weltkrieg musste der Verkehr mangels Kohle eingeschränkt werden, so waren im Herbst 1939 bei Kriegsausbruch bereits 74% des SBB-Netzes elektrifiziert.

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saxboy 
Beitragsersteller
 20.04.2023, 11:43

Ok, da gab es doch einen Vertrag, dass dies viel früher fertig sein müssen. Damit die Strecke Rotterdamm bis Genua mit viel Güterverkehr betrieben werden kann.

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HugoHustensaft  20.04.2023, 12:34
@saxboy

Och, das dürfte noch viel länger dauern, beispielsweise gibt es vielfach ja bestenfalls Planungsrecht (z.B. Verbindungskurve Igelstein), obgleich die Strecken schon heute oft am Limit sind ...

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Salue

Viele Länder, auch Deutschland, haben Kohlevorkommen. Die Schweiz nicht. So sah man nach dem 1. Weltkrieg, dass man eine andere Lösung haben muss. Für die Bahnen wurdenn extra Wasserkraftwerke gebaut und das ganze Bertriebsnetz vor schon vor rund 100 Jahren auf Strom umgestellt.

Die Elektrifizierung kostete viel Geld, erweist sich aber unterdessen als Segen. Die Schweiz hat vor allem auch beim Alpentransit auf die Bahn gesetzt. So hat man auch den Basis-Gotthardtunnel gebaut, um den Gütertransport für Europa zu erleichtern.

Die Transitstrecke steht jetzt in der Schweiz. Nur muss die Schweiz nun Italien die Anschlussgleise spenden und die Deutschland hat das Versprechen, ihre Anschlussgleise zu bauen, bisher verschlammt.

Deutschland ist ein Autoland, auch bei den Warentransporten.

Tellensohn

Grundsätzlich ist der elektrische Zugfährkehr am wirtschafstlichen und umweltfreundlichsten. Aber: Eine Elektrifizierung ist teuer. An sehr schwach genutzten Strecken lohnt sie sich nicht. An einigen Strecken ist sie aus technischen Gründen ausgeschlossen.

Dieseltriebwagen werden daher zukünftig durch Akkutriebwagen, die bei der Fahrt im elektriefiziertem Bereich die Energie aus der Oberleitung entnehmen können ersetzt. Außerdem werden auch Triebwagen mit Wasserstoffantrieb entwickelt.

Weil auf diesen 61 % der Gleise (ich gehe jetzt einfach mal davon aus, dass diese Zahl stimmt) weit über 90 % der Züge fahren.

Für nur wenig befahrene Strecken lohnt sich der Aufwand der Elektrifizierung nicht. Stattdessen gibt es derzeit Versuche bzw. Planungen zum Einsatz von Alternativen wie Triebwagen mit Akkus oder Wasserstoffantrieb.

PS: Eine ganz ähnliche Frage gab es hier vor einiger Zeit schon einmal, auch die dort gegebenen Antworten lassen sich auf diese Frage übertragen: https://www.gutefrage.net/frage/warum-hat-deutschland-kein-vollstaendig-elektrifiziertes-bahnnetz

PPS: Sehe gerade, dass diese Frage auch von dir gestellt worden ist, also müsstest du die Antworten ja eigentlich schon kennen.


Kris, UserMod Light  20.04.2023, 11:29

Es gibt aber genügend Strecken, die viel befahren werden und trotzdem noch immer ohne Oberleitung sind. Teilweise sträubt sich die Politik mit Händen und Füßen dagegen - aus völlig unverständlichen Gründen.

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So eine Elektrifizierung ist immer ein großer Kostenfaktor. Gerade auf schwach nachgefragten Strecken ist die Investition dann deutlich größer als der daraus resultierende Vorteil. Auch muss so eine Oberleitung ja instand gehalten werden, was ebenfalls kostet. Wenn aber bloß einmal die Stunde ein kleiner RegioShuttle-Triebwagen fährt, einfach weil das völlig ausreichend ist, dann würde man da durch eine Elektrifizierung mit Kanonen auf Spatzen schießen.

Wann wird die Strecke Basel Frankfurt ausgebaut sein?

Wenn die Nimbys ihren Widerstand aufgeben oder enteignet wurden.

Woher ich das weiß:Hobby – Ich beschäftige mich gerne mit aktueller Innen- & EU-Politik

guru61  21.04.2023, 10:01

Also: ich bin für Gleisanlagen einer grossen Firma verantwortlich, die sich oftmals in Bahnhöfen der SBB befinden und voll integriert sind: Ich kann dir sagen, dass die Kosten der Fahrleitung nicht mal 1% der Gesamtkosten ausmachen. Lasst Euch nicht von den Bedenkenträgern in Politik und Verwaltung verarschen!

Das teuerste war die Entfernung und Abschottung gegen Vogelneste auf einem Querträger.

Wenn einmal erstellt, ist eine Fahrleitung 40 Jahre lang stabil und braucht fast keine Wartung.

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