Warum hat arabische Sprache über 12 Million wörter?
Hä das macht doch kein Sinn
Wie soll man dann diese Sprachen lernen? Wenn es Millionen von Wörter gibt?
Verstehe ich nicht
9 Antworten
Ob’s soviel sind oder nicht, sei mal dahingestellt. Fakt ist aber gewiss, dass eine alte Sprache, die in ihrer Hochsprache sich bis heute als sehr vital erwiesen hat, viel geschrieben und gesprochen hat. … Aber auch wenn es soviel Wörter sein sollten, so werden sie nie alle gesprochen. Selbst in der Hochsprache nicht. Das ist nicht anders als bei uns. Auch deutsch hat dicke Wörterbucher, auch mehrbändige. Aber nicht alle werden gleichzeitig benutzt. Oder wie bei den ägyptischen Hieroglyphen: man kennt heute etwa 8000, aber verwendet wurden im Ø bis zu 700. … Also keine Angst.
Ich melde mich mal als Linguist zu Wort:
Das als Ausgangsinformation: Es gibt keine einheitliche Definition von "Wort".
Andere Kulturen haben andere Formen und Methoden der Linguistik entwickelt und haben daher auch andere Definitionen von "Wort" und dessen Zählweise.
Adomox hat es schon gesagt: Solche - aus meiner Sicht absurd hohen - Zahlen kommen aufgrund eines übertriebenen Sprach- und Kulturstolzes zustande und verfremden daher mit Absicht immer zugunsten der Sprache. So wird auch behauptet, Arabisch sei die älteste Sprache der Welt, was nun wirklich völlig abwegig ist.
Die hohe Zahl, die die arabische Linguistik für die arabische Sprache nennt, basiert auf dem Morphembegriff. Ein Morphem ist die kleinste bedeutungstragende Einheit einer Sprache. Besonders sinnvoll ist diese Zählung nicht und wird in der westeuropäischen Tradition der Linguistik auch nicht vorgenommen.
Würde man diese Zählweise auf die deutsche Sprache anwenden, käme man auf über 20 Millionen "Wörter". Bei den komplexen finno-ugrischen liegt diese Zahl noch einmal deutlich höher.
Im Grunde gibt es nur eine sinnvolle Zählweise von Wörtern, nämlich die Anzahl der aktiv benutzen Wörter der Gegenwartssprache. Dazu könnte man z.B. Corpora der geschriebene und gesprochenen Sprache auswerten.
Die arabische Sprache erstreckt sich über mehrere Länder, die alle ihre Varietäten sprechen. Hinzu kommen die Varietäten, die als Dialekt eingestuft werden. Damit erreicht die arabische Sprache einen aktiven Wortschatz von durchschnittlich 15 000 Wörtern, dies allerdings nur in der Gesamtheit. Auf ein einzelnes Land bezogen müsste man den Wert dann deutlich reduzieren. Damit ist Arabisch aber immer noch sehr weit oben im Ranking - was meiner Meinung nach für den Sprachstolz ausreichen sollte (wenn einem das wichtig ist).
Richtig. Je nach Zählweise, z.B. unter Einbeziehung der deutschen ad-hoc-Produktivität, erreicht die deutsche Sprache auch Platz 1. Ohne diesen Aspekt steht aber wiederum Englisch höher, da der Wortschatz aus einer germanischen und einer romanischen Familie genährt wurde. Aber wie bereits in der Antwort beschrieben, ist es in der Tat nicht möglich, brauchbare Vergleiche zu ziehen. Dazu müsste zunächst erst festgelegt werden, was und wie man zählt.
Jedes - wirklich fast jedes! - arabische Wort lässt sich auf drei Buchstaben (so genannte "Radikale") zurückführen. Das sind meist Konsonanten, seltener auch Vokale, aber es sind fast immer nur drei. Die zusätzlichen Wörter entstehen aus Abwandlungen dieser Grundform: Man fügt Prä-, In- und Suffixe ein (also kleine Partikel vor, im oder nach dem Grundstamm) und schwupps! hat man neue Wörter, die dann weiter dekliniert oder konjugiert werden und somit wieder 'neue Wörter' ergeben.
Nichtsdestotrotz ist Arabisch eine sehr wortreiche Sprache. Ich habe sie vor Jahren studiert und bin zu dem Schluss gekommen: Für jedes arabische Wort gibt es im Deutschen mindestens 10 Bedeutungen - und für jedes deutsche Wort mindestens 10 arabische Übersetzungen. Hinzu kommen der Unterschied zwischen der geschriebenen Hochsprache (die niemand so spricht) und den ganzen mündlichen Dialekten, die von Land zu Land und von Region zu Region extrem unterschiedlich sind.
Die Sprache ist also nicht leicht zu lernen. Aber eine Anzahl von Wörtern ("12 Millionen") zu definieren, ergibt keinerlei Sinn.
Man kann Wörter nicht sinnvoll bzw. linguistisch nachvollziehbar zählen - erst recht nicht, wenn es um unterschiedliche Sprachen geht. Solche "Statistiken" sind nicht mehr als eine Ausgeburt übertriebenen Sprach- oder Kulturstolzes.
Zumal: Selbst wenn man Wörter sinnvoll zählen könnte, werden lange nicht alle Wörter auch aktiv von der Sprachgemeinschaft benutzt.
Die genau Anzahl ist schwer zu bestimmen. Insofern dürften die 12 Millionen eine ziemlich optimistische Schätzung sein. Dabei wurden, soweit ich weiß, auch sämtliche Dialekte einzeln gezählt.
So gibt es auch im deutschsprachigen Raum über 100 verschiedene Dialekte. Wenn man dieselben Begriffe in allen Dialekten einzeln zählt und zudem sämtliche zusammengesetzten Wörter, Lehnwörter, verwendeten Fremdwörter und Wortneuschöpfungen als Grundwortschatz mit mehreren 100.000 Eiinzelwörtern nimmt und das mal 100 für die Dialekte nimmt, kommt man im Deutschen auch auf über 10 Millionen Wörter. Also sowas besonderes ist das nicht.
Kein einzelner Mensch benutzt alle Wörter. Das schafft das menschliche Gehirn überhaupt nicht. So kennt ein Bayer z.B. den gesamten plattdeutschen Wortschaftz nicht und umgelehrt. Ein Mediziner und ein Gärtner verstehen einander nicht, wenn sie ihre jeweilige Fachsprache benutzen etc. pp. Einzelne Gruppen haben ihren ganz eigenen Wortschatz, den andere nicht verstehen, wie z.B. Jäger oder Jugendgangs.
Wer selber einen Wortschatz von etwa 30.000 Wörtern hat, ist schon ganz vorne bei den Wortgewandten dabei. Einfachere Geister kommen auch mir rund 2000 bis 3000 Wörtern aus.
Und die Brüder Grimm sind bei ihrem Versuch ein Wörterbuch der deutschen Sprache zu schreiben beim Buchstaben D gestorben... - auch die deutsche Sprache ist sehr umfangreich. Und ich liebe es Worte zu benutzen, die nicht sehr häufig im Sprachgebrauch sind.