Warum fühlen sich Franken beleidigt, wenn man sie als Bayern bezeichnet?

10 Antworten

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Hallo,

die Belgier finden es auch nicht prickelnd, wenn man sie für Franzosen hält.

Franken und Bayern kann man aber auch leicht am Dialekt unterscheiden.

Dieses Abgrenzen geht doch sogar bis in einzelne Städte hinein.

Ronsdorf ist ein Stadtteil von Wuppertal; aber ein Ronsdorfer wird sich niemals als Wuppertaler fühlen. Wuppertaler fühlen sich per se nicht als Wuppertaler, sondern als Barmer, Elberfelder, Cronenberger usw., weil Wuppertal ein künstliches Gebilde ist, zusammengesetzt aus den Städten Elberfeld, Barmen usw. mit z.T. westfälischem, z.T. rheinischem Kolorit.

Was hat ein Ostwestfale mit einem Kölner gemeinsam, außer daß ihr Bundesland NRW heißt? Völlig unterschiedliche Mentalität, völlig andere Lebensweise.

Wird sich der Kölner oder der Ostwestfale Nordrhein-Westfale nennen? Niemals.

Der Kölner is ene kölsche Jong.

Warum sollten sich die Franken als Bayern, die Bayern als Franken fühlen?

Im Grunde liefern diese Empfindlichkeiten doch reichlich Stoff für Satire und sind damit zu begrüßen.

Herzliche Grüße,

Willy


Tamtamy  11.07.2024, 07:51

Gut erläutert, finde ich!

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PeterP58  11.07.2024, 07:59

Wuppertal... da geht's ja schon im Kleinem los: Cronenberger, Sudberger, Hahnerberger, ... alles Berger! ^^+gg Aber wenn der Sudberger SV gegen den Cronenberger SC spielt, dann ist "Stimmung" - und zwar keine Friedliche! XD

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Willy1729  11.07.2024, 08:33

Vielen Dank für den Stern.

Willy

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Von Experte Willy1729 bestätigt

Das eine ist Lokalpatriotismus, das Abgrenzen zu den Nachbarn: Nachbardorf, Nachbarregion, ggf. Nachbarbundesland.

Das andere sind schon die Unterschiede ind Sprache und Mentalität... und in den Stereotypen/Vorurteilen, die andere haben. Und da möchte man ungern "falsch" zugeordnet werden.

Mich würde es auch nerven, wenn ein Ausländer bei einem Deutschen eben nur an Bier und Lederhosen denkt...

Badener und Württemberger wäre ein anderes Beispiel, die sich gerne voneinander abgrenzen.

Guten Morgen, DerPsychologe02!

Ich lebe in Mittelfranken und Umgebung, sodass ich sowohl die komische ruppige Art und Weise als auch diverse primitive Verhaltensweisen mitbekomme.

Hier vor Ort ist generell eine recht ruppige Stimmung. Eingefleischte lieben eben die Kultur und sind quasi auch lokal patriotisch verbunden; so auch zumeist mit dem Glubb^^ Es sagt schon viel über den Intellekt und Bildungsgrad aus, wenn es stets zu Streitereien oder gar Ausschreitungen kommt, wenn manche Menschen gegen den "Glubb" sind oder eine andere Meinung vertreten.

Es konnte auch beobachtet werden, dass, wenn eine Person Hilfe benötigt, entweder nur doof geschaut oder auf das Smartphone gestarrt wurde. Auch im ÖPNV und Straßenverkehr bekomme ich tagtäglich seltsame Verhaltensweisen mit; in der Arbeit und bei Behörden im Zusammenhang mit Kunden ebenso.

Logisch sind nicht alle so, aber schon die Mehrheit.

Insofern wundert es mich nicht, wenn die ruppige Art und Weise schon so ist, dass sich dann bei Nichtigkeiten, die wohl für Frangn keine Nichtigkeiten sind, aufgeregt wird und der Lokalpatriotismus durchkommt.

Ich lebe auch in Mittelfranken und Umgebung, dennoch ist es das Bundesland "Bayern". KLar gibt es geografische und lokal noch feinere Unterteilungen.

Man kann es also so oder anders sehen.

Ich habe mich schon immer gewundert.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
Weil sie Franken sind !

Die Rivalität zwischen Franken und Bayern ist untrennbar mit einem französischen Kaiser verknüpft.

Franken sind keine Bayern. Zumindest fühlen sie sich bis heute nicht so. Dabei gehören große Teile Frankens bereits seit mehr als 200 Jahren zu Bayern.

Bis heute gibt es große kulturelle Unterschiede zwischen den fränkischen und bayerischen Regionen des Freistaates. Das fängt beim Dialekt an, geht über unterschiedliche Traditionen und eine andere Mentalität bis hin zu religiösen Unterschieden. Doch in der Außenwahrnehmung wird Bayern mit Bergen, Lederhosen und Weißwurst verbunden - sehr zum Ärger der Franken.

Doch dass es überhaupt dazu kommen konnte, hat mit dem französischen Kaiser Napoleon Bonaparte zu tun.

Napoleon spricht Franken Bayern zu

Dieser hatte große Teile der fränkischen Region 1803 und 1806 mit der Rheinbundakte und dem Zerfall des Heiligen Römische Reich Deutscher Nationen Bayern zugesprochen.

Damit ist die Geschichte Frankens unzertrennlich mit der Bayerns verbunden:

Denn erst durch das Bündnis Maximilians I. Joseph von Bayern entstand Bayern in seiner heutigen Form - und der ehemalige Kurfürst wurde 1806 zum ersten König Bayerns gekrönt.

Das ist wie bei mir im Vogtland. Die Vogtländer verteilen sich auf Thüringen, Sachsen, Böhmen und Bayern. Wir mögen es auch nicht wenn man uns als Thüringer, Sachsen, Bayern und Böhmen bezeichnet.

Das Vogtland hat seine eigene Geschichte, Kultur und Dialekt und das möchten wir auch nicht verallgemeinert wissen.

Genau so ist es bei den Franken. Ihre Kultur, Tradition und Sprache hat nichts mit den Bayern etwa südlich der Donau zu tun.