Warum durften Benzin-Direkteinspritzer so lange ohne OPF betrieben werden?

2 Antworten

Warum durften Benzin-Direkteinspritzer so lange ohne OPF betrieben werden?

Ottokraftstoff erzeugt von Haus aus weniger Ruß, selbst dann, wenn bei der Gemischbildung Zeitmangel vorherrscht, wie das bei direkt einspritzenden Ottomotoren der Fall ist. Tränke hierzu einfach mal ein Stück Papier mit Diesel, und eines mit Benzin, und zünde beide an. Beobachte dann die Rußwolken in der Abgasfahne.

Hinzu kommt, dass seitens der Euronormen für direkt einspritzende Ottomotoren partikelanzahlbegrenzende Grenzwerte anfangs weniger streng waren, als dies bei Dieselmotoren der Fall war. Als Beispiel die Euro 6b und 6c: Ab dieser mussten Dieselmotoren einen Grenzwert von 4,5 mg/km erfüllen, zusätzlich wurde die Partikelanzahl auf 6 x 10 hoch 11 Partikel (600 Milliarden) pro Kilometer beschränkt. Bei Ottomotoren betrug der Grenzwert bei der gleichen Abgasnorm 6 x 10 hoch 12 (6000 Milliarden). Ottomotoren mit der Abgasnorm Euro 6b und 6c durften also im Vergleich zu Euro 6b und 6c - Dieselmotoren 10 x mehr Partikel emittieren, was deren Anzahl betrifft. Erst ab der Euro 6d, welche aktuell immer noch gilt, wurden die Grenzwerte angeglichen.

Trotzdem gibt es auch heute noch vereinzelt Ottomotoren mit Direkteinspritzung, welche die 6d - Grenzwerte ohne Filteranlage schaffen, als Beispiel sei hier Mazda (zumindest einige Motoren) genannt. Die besten Dieselmotoren erreichten übrigens ohne Filteranlage Emissionswerte von etwa 15 mg/km an Ruß (Anzahl unbekannt), das reicht maximal für die Euro 4 (Grenzwert 25 mg/km), ab der Euro 5 (5 mg/km) waren also ausnahmslos - im Pkw - Bereich - Filteranlagen verbaut.

Woher ich das weiß:Recherche

checkpointarea  23.08.2024, 10:01

Als kleine Ergänzung nach weiterer Recherche: Ich habe leider inzwischen unterschiedliche Quellen gefunden: Die einen behaupten, der Grenzwert von 6 x 10 hoch 12 Partikel wurde für Ottomotoren bereits ab Euro 6c auf 6 x 10 hoch 11 verschärft, die anderen hingegen schreiben, dass dies erst ab der Euro 6d geschah.

Sicher ist jedoch: Euro 6b mit Ottomotor: 6 x 10 hoch 12, Euro 6d mit Ottomotor: 6 x 10 hoch 11. Ob Euro 6c mit Ottomotor nun 6 x 10 hoch 11 oder hoch 12 als Grenzwert hat, ist für mich momentan nicht klar erkennbar. Bei meiner Antwort sollte man oben also sicherheitshalber das "c" nach dem "Euro 6" streichen, dann ist diese sicher korrekt. Die möglicherweise teils fehlerhafte Antwort bitte ich zu entschuldigen (auch wenn ich sicher bin, dass dies hier weder jemandem aufgefallen wäre, geschweige denn gestört hätte).

Benzin-Direkteinspritzer dürfen auch weiterhin ohne OPF gebaut werden, es gibt keine definierten technischen Vorschriften zur Umsetzung der Abgaswerte. Mazda baut mit dem Skyactive-G beispielsweise einen Direkteinspritzer-Benziner ohne OPF.

Was es gibt, ist eine gesonderte Vorschrift zum Partikelausstoß für Direkteinspritzer, die 2009 mit Euro 5a eingeführt, ab Bj. 2014 nochmal um eine Vorschrift zur Partikelanzahl erweitert wurde und die ab Euro 6d-TEMP um eine Größenordnung reduziert und damit an die Dieselwerte angepasst wurde.


checkpointarea  22.08.2024, 09:13
Benzin-Direkteinspritzer dürfen auch weiterhin ohne OPF gebaut werden

Ergänzend zu Deinen korrekten Ausführungen noch: Eine Pflicht zum Verbau eines Filters gibt es auch bei Dieselmotoren nicht, wie es übrigens auch keine Pflicht gibt, einen Katalysator zu verbauen. Die Sache ist nur, dass Pkw - Dieselmotoren ohne Filteranlage nicht einmal die Euro 5 (Grenzwert 0,005 Gramm Ruß pro Kilometer) schaffen. Ganz ähnlich war es in den späten 80er Jahren, als allmählich die ersten Motoren mit geregeltem 3-Wege-Katalysator auf den Markt kamen. Die damals gültigen Abgasnormen erreichten manche Hersteller auch völlig ohne Abgasreinigung, manche nutzten auch einfach einen "U-Kat", also einen Katalysator, jedoch ohne Justagemöglichkeit der Gemischzusammensetzung per Sauerstoffsonde im Auspuff (Lamdasonde). Erst ab der Euro 1, welche ab spätestens 01.01.1993 galt, schaffte es keiner mehr ohne "G-Kat".

Zeitlich verschoben kann man das auch ganz gut beobachten: Mein 10 Jahre alter Viertakt - 50 cm³ - Motorroller hat die Abgasnorm Euro 2 plus G-Kat, normalerweise kam das erst eine Stufe später, der Euro 4 (Euro 3 wurde hier übersprungen). Damals verbreitet: 2T oder 4T mit U-Kat. Manche Hersteller gehen halt voraus, andere bleiben lieber bei Bewährtem (oder Billigerem?).