War die DDR echter Sozialismus? Und strebte sie echten Kommunismus an?

5 Antworten

Ein Staat als solcher kann nichts anstreben, seine Eliten schon eher. Freilich wird es den meisten so gehen, dass sie nur die Vorrechte haben wollen und das Ziel nur aus Opportunismus vor sich her tragen.

Nein, Im Kommunismus verrdienen nicht alle das Gleiche. Im Grunde genommen verdient keiner etwas, da es keine Lohnarbeit mehr gibt und die gesellschaftlichen Beziehungen nicht über Geld im heutigen Sinne geregelt werden. Es bekommt aber nicht jeder gleich viel, sondern derjenige mit größerem Bedarf (z.B. weil er mehr Kinder hat) bekommt auch mehr. Nicht mehr die (ohnehin nicht vergleichbare) Arbeitsleistung ist die Grundlage für die Menge an Gebrauchsgütern, die jemand erhält, sondern - ganz menschlich - seine Bedürfnisse (und die seiner Familie).


Granada3 
Beitragsersteller
 21.08.2024, 03:45

Okay. Kommunismus kann nicht funktionieren.

Außerdem kann man dem Bedarf eines Menschen nicht wissen. Der eine hat mehr Bedarf, der andere weniger. Beispiel:

Jemand lebt asketisch und ihm reicht ein einfaches leben im Vergleich zu jemand der sehr auf seine Gesundheit bedacht ist, viel Sport macht und der sehr darauf achtet, bestimmte Nährstoffe täglich zu sich zu nehmen um gesund zu bleiben. Beide könnten auch mit Wasser, Brot und Suppe überleben, aber zumindest die zweite Person wird so nicht glücklich und bedarf mehr als nur Brot Wasser Suppe.

Roland Sperling  21.08.2024, 06:41
@Granada3

Das stellt in einer Gemeinschaft, in der die Gesellschaftsmitglieder unmittelbar und nicht über Geldbeziehungen miteinander verbunden sind, kein Problem dar. Jahrtausendelang haben die Menschen Ihre Verhältnisse auf diese Weise geregelt.

Das kommunistische Verteilungsprinzip lautet: Jedem nach seinen Bedürfnissen. Schon daran lässt sich bemessen, dass es keinen Kommunismus gab.

Das sozialistische Leistungsprinzip lautet: Jedem nach seinen Leistungen, jedem nach seinen Fähigkeiten. Von daher gab es keine Gleichmacherei in der "DDR".

Naja es gibt immer Streitigkeiten was "echter" und "purer" Sozialismus ist (Sozialisten verleugnen das nämlich ständig). Aber die DDR war schon ein eindeutig sozialistischer (Staatseigentum an den Produktionsmitteln) Staat, mit einer eindeutigen Bekennung zum Marxismus-Leninismus, dessen Ziel der Kommunismus sein sollte.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Pan-Sezessionist, Voluntarist, Libertärer Anarchokapitalist

Roland Sperling  20.08.2024, 19:35

Dumm nur, dass Marx nie etwas vom "Staatseigentum an den Produktionsmitteln" geschrieben hat und so etwas erst recht nicht gefordert hat. Im Geghenteiol forderte Marx, dass der Staat im Kommunismus verschwindet. Die Berufung der "DDR"-Machthaber auf Marx ist also puire Täuschung gewesen.

"Echter" Kommunismus wurde meines Wissens bisher noch von keinem Staat "gelebt".

Liegt vermutlich an der Art, wie Menschen sind.

Die "schöne Theorie" braucht auch die dazu passenden Menschen, um zu funktionieren.

Das hat sowas von "Herr der Ringe"...

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Roland Sperling  20.08.2024, 19:41

Nein, der Kommunismus setzt nicht irgendeine moralische Qualität der Menschen voraus. Mit persönlicher Moral hat das ohehin nichts zu tun. Marx hat auch den Kapitalismus nicht etwa deswegen kritisiert, weil er "unmkoralisch" sei. Die "Arbeiterklasse" ist nicht per se die moralisch überlegene Klasse. Auch im Kommunismus wird es noch Leute geben, die ihren Ehepartner betrügen, ihre Kinder schlagen, ihre Arbeitskollegen bestehlen usw. Natürlich mit Einschränkungen: Da es im Kommunismus kein Geld mehr gibt, gibt es auch keine Banken mehr, also auch keine Banküberfälle. Hersteller von Falschgeld gibt es also auch nicht mehr, ebenso wenig wie Wucherer, die Geld gegen hohe Zinsen verleihen. Die "Raffgierigen" haben also sehr viel weniger Möglichkeiten.

neugierig131  21.08.2024, 08:04
@Roland Sperling

Das Problem ist doch (wenn man sich vorstellt, es gäbe jetzt Kommunismus), wer die Menschen reguliert, die versuchen, ihren Vorteil aus dem System zu ziehen, also die kommunistische Lebensweise zu durchbrechen, die "more equal" sein wollen. Wie unterbindet man das?

Aus der Gruppenpsychologie ist zum Beispiel bekannt: Setzt man einfach eine Gruppe von zum Beispiel 20 Menschen zusammen, die sich selbst organisieren sollen, bilden sich sofort "Machtstrukturen" heraus (meist dem "Gesetz des Stärkeren" folgend, zum Beispiel der "besser Argumentierenden" oder aus anderen Gründen "Angeseheneren"). Diese (von der Gruppe legitimieren) "Anführer" leiten den Rest der Gruppe. Stellt man sich nun vor, dass diese "Anführer" selbst moralisch fragwürdige Einstellungen haben, wäre ja die ganze Gruppe "ausgebeutet" / diesen ausgeliefert. Genau diese Phänomene treten überall und zu allen Zeiten in der Weltgeschichte auf.

Selbst in zum Beispiel nordamerikanischen Ureinwohnergesellschaften musste ein "Ältestenrat" die "Regierung" übernehmen. Und das Wohl und Wehe aller hing schon davon ab, wie die moralische Qualität der Mitglieder dieses Rates war.

Das meine ich mit der Art der Menschen, weshalb ich denke, dass Kommunismus erst funktionieren kann, wenn Menschen eine gewisse Reife erlangt haben.

Kann man denn den menschlichen Drang nach "Verbesserung" unterdrücken? "Verbesserung" bedeutet immer "im Vergleich zu" etwas "besseres" zu haben (also muss jemand anderes etwas "schlechteres" haben). Das widerspricht doch aber dem kommunistischen Gedanken ("alle haben es gleich gut")?

Deshalb denke ich, dass Kommunismus doch so etwas wie eine gewisse moralische Qualität voraussetzt, um funktionieren zu können.

Roland Sperling  21.08.2024, 14:20
@neugierig131

Menschen können ihren Egoismus ja nur dann ausleben, wenn die gesellschaftlichen Verhältnisse das zulassen.

Im Prinzip funktioniert Kommunismus wie ein Indianerstamm, nur natürlich größer uind moderner. Stell Dir vor, in einerm Indianerdorf will einer aus Egoismus mehr haben als andere. Welche Möglichkeiten dazu hat er? Nur sehr geringe. Mit irgendwelchen Tricks oder Betrügereien wird er nicht weit kommen. Er könnte es höchstens mit roher Gewalt versuchen, aber das werden die anderen Stammesmitglieder kaum zulassen.