Die Gesundheit ist in der Tat eines der sensibelsten Themen, denn offensichtlich liegt uns unser eigenes Überleben sehr am Herzen. Der Zustand unseres Körpers (und Seele respektive) bestimmt über das Leben, und wird bedroht durch unterschiedlichste Faktoren. Diese, welche uns aus Unglück, Zufall oder Schicksal attackieren, nennen wir Krankheiten. Und diese sind gefährlich. Um diese Risiken zu minimieren und zu kurieren, bedienen wir Menschen uns an der Medizin, um unser Ertragen und Überleben wahrscheinlicher zu machen. Wie es die Arbeitsteilung will, ergeben sich solche Berufe, nämlich "Ärzte", die sich durch ihre hohe Kenntnis an der Medizin auszeichnen, und uns als Berater (in den gesundheitlichen Belangen) zur Verfügung stehen.
Wie jedes andere Gut muss auch die Dienstleistung eines Arztes erwirtschaftet werden. Die Zeit eines einzelnen Arztes ist begrenzt, und unter mehreren Ärzten das Wissen unterschiedlich nützlich. Schließlich muss sich der Arzt auch ernähren können, und erwartet ein komfortables Leben, weswegen er seine alternativen Berufstätigkeiten abwägt.
Daraus ergibt sich unser erstes Prinzip: Nichts, und damit auch nicht die Gesundheit, ist kostenlos. Eine kostenlose Dienstleistung bedeutet stets, dass jemand anderes auf der anderen Seite kostenlos (d.h. ohne Verdienst) arbeiten muss. (Sei es der Arzt selber, oder er wird durch fremden Verdienst angeheuert, dessen Arbeiter - möglicherweise unfreiwillig - für deine Zwecke bezahlt.) Im Gegensatz, irgendwer zahlt immer. Die Frage ist nur, wie der Unterhalt beglichen wird, und was aus dieser Weise folgt.
Die direkte Weise entspricht dem, dass der Kranke oder Verletzte seine medizinische Dienstleistung direkt und ad-hoc bezahlt. Das Problem mit dieser Methode mag schnell zu erkennen sein: Ein Zahnarzt, der für jeden Eingriff bezahlt wird, hat nicht unbedingt das Interesse, die Zähne zu reparieren, sondern im Gegenteil den Kunden dazu "zu verleiten", erneut seine Dienste in Anspruch zu nehmen. Na gut, dem wirkt sich entgegen, dass Kunden natürlich jene Ärzte auswählen, über die Gerücht und Ruf ist, dass sie die Beschwerden auch wirklich mildern. Aber zu diesem Risiko des unehrlichen Arztes hat man dennoch die Institution der Versicherung erfunden, eine Idee, die wirklich genial ist.
Eine Versicherung ist dazu verpflichtet, im Krankheitsfall eine Prämie auszuzahlen. Im Gegensatz nimmt dieser Gelder ein, solange der Kunde gesund ist. Das ist ein ausbalanciertes und perfektes Anreizsystem. Denn der Versicherer hat nun das Profitinteresse, dass sein Mandat gesund bleibt und wird. Ich will nicht weiter über die ideale Versicherung faseln, sondern mich um die wichtigeren Fragen kümmern …
Das Faktum der Gegenwart ist, dass die öffentliche Hand eine Art Zwangsversicherung entwickelt hat, die die gesundheitlichen Angelegenheiten zu einer staatlichen Problemfrage gemacht hat. Sie funktioniert als eine One-Size-Fits-All Lösung. Sie hat somit aber auch die erwähnte Herausforderung einer Zwei-Klassen-Medizin geschaffen, in der die privaten Versicherer die gesetzlichen im Namen ihrer Kunden zu überbieten. Es scheint im Allgemeinen unfair, wenn sich jene durch reines Geld einen Vorteil verschaffen können. Die Priorisierung dort hingehend zu verändern, empfinden viele als ungerecht. Aber es darf nicht vergessen werden, dass es sich bei der Medizin auch um ein knappes Gut handelt. Dessen Preismechanismus, sofern wie er über Angebot und Nachfrage funktioniert, entsprechende Vorteile hat.
Ich will es so erklären, die Gesamtzeit der Ärzte ist begrenzt und reicht (im Detail) nur für eine begrenzte (nicht ausreichende) Zahl an Kranken und Verletzten. Es mag unfair erscheinen, dass von ihnen die mehr-zahlenden priorisiert werden. Aber ebenso erlangen die Reichen Luxusgüter, oder sogar Brot als erste, wenn es mal knapp und teuer ist. Was aber passiert, wenn ein Preis für ein Gut sehr hoch ist (etwa weil es viel Bedarf, und ungenügend Bereitstellung gibt), ist, dass die Herstellung dieses Gutes profitabler wird und Anreize verschärft, es bereitzustellen. Ist die Medizin zu teuer, dann werden sich mehr dazu bereit erklären, als Mediziner zu arbeiten. Dadurch sinkt der Preis wieder, bis es sich jeder leisten kann und damit genügend Gesundheitswesen existiert. Die Medizin einmal zu billig (das geht wirklich), dann lohnt sich das Leben als Arzt relativ zu den Alternativen eher weniger, was ein Zeichen dafür ist, dass es zu viele Ärzte gibt. So balanciert sich alles auf ein rationales Niveau.
Wenn jedoch der Preis der Gesundheit monopolisiert wird (indem beispielsweise nur noch die gesetzliche Krankenversicherung als einziger Kunde gültig sind), dann werden die Märkte eher weniger auf notwendige Veränderungen reagieren. Es wird zu Ärzteknappheit oder Überschuss kommen. Auf der anderen Seite haben die gesetzlichen Versicherungs-"Kunden" immer weniger Wahl, ihr Angebot zu personalisieren und zu entscheiden, welche medizinischen Bedingungen sie annehmen wollen (und zu welchem Preise).
Es kommt noch vieles weiteres hinzu, doch das soll zunächst reichen. Das wichtige ist: Was zunächst einfach und nützlich erscheint, kann langfristige Kosten und Fehlanreize liefern, die eher nicht gewollte sind. Das sollte man sich überlegen.