Vergil Übersetzung - Kontrolle?
Hallo liebe Community,
um mich auf meine Klausur vorzubereiten habe ich diesen Text von Vergil einmal übersetzt. Es wäre super lieb, wenn ihr einmal drüberschauen und gegebenenfalls etwas verbessern würdet. Danke schonmal recht herzlich im Voraus.
Lateinisch:
tum breviter Barcen nutricem adfata Sychaei, namque suam patria antiqua cinis ater habebat: 'Annam, cara mihi nutrix, huc siste sororem: dic corpus properet fluviali spargere lympha, et pecudes secum et monstrata piacula ducat. sic veniat, tuque ipsa pia tege tempora vitta. sacra Iovi Stygio, quae rite incepta paravi, perficere est animus finemque imponere curis Dardaniique rogum capitis permittere flammae.' sic ait. illa gradum studio celebrabat anili. at trepida et coeptis immanibus effera Dido sanguineam volvens aciem, maculisque trementis interfusa genas et pallida morte futura, interiora domus inrumpit limina et altos conscendit furibunda rogos ensemque recludit Dardanium, non hos quaesitum munus in usus.
Meine Übersetzung:
Dann sprach sie kurz die Amme des Sychaeus, Barce, an, denn ihr altes Vaterland besaß die schwarze Asche: "Meine liebe Amme, stelle Schwester Anna hierher hin; Sage, sie solle sich beeilen, dass der Körper mit Flusswasser besprengt wird und sie soll das Vieh und die befohlenen Sühneopfer mit sich führen. Dann soll sie kommen, und bedecke du die gerechten Schläfen selbst mit der Stirnbinde. Die Heiligtümer des Jupiter Stygius', welche ich auf herkömmliche Weise vorbereitet habe, erreichen, dass ich will, dass es mein Geist ist und erlauben es den Sorgen ein Ende zu setzen sowie den Scheiterhaufen des darmarischen Hauptes mit der Flamme zu entzünden. So sagte sie es. Jene alte Frau ereilte die Stufe mit Bemühung. Aber die durch die ungeheuerlichen Vorhaben verängstigte und wütende Dido zitterte, die blutunterlaufenden Augen rollten und die Wangen sowie die fahle Zukunft des Todes waren mit Makeln übersät, im Innern des Hauses zerbricht sie die Zimmer und besteigt wütend die hohen Scheiterhaufen und öffnet das darmarische Schwert, ein derartiger Nutzen der Aufgabe ist nicht erbeten worden.
Mfg noackispe
2 Antworten
Hallo,
es ist leider schon sehr spät. Aber einen Hinweis habe ich:
suam bezieht sich nicht auf patria antiqua, sondern auf nutricem:
Sinngemäß: Sie sprach die Amme des Sychaeus an, weil ihre eigene(Amme)
in der alten Heimat begraben lag (wörtlich: die schwarze Asche hatte sie - wen? suam (nutricem) ihre Amme.
Achte immer darauf, ob Adjektive und Subjektive oder was auch immer, zusammenpassen (Kongruenz), sonst schleichen sich ganz schnell Fehler ein.
Alles Gute für die Klausur,
Willy
Der Text ist Vergil, Aeneis 4, 632 – 647.
Ratsam zu einer weiteren Verbesserung des Übersetzungsergebnisses ist:
auf Kongruenz (Übereinstimmung grammatischer Formen) achten (in Bezug auf Kasus, Numerus, Genus)
die Satzstruktur von Subjekt und Prädikat her erschließen und diese richtig bestimmen (beim Subjekt ist ein Nominativ zu erwarten)
bei Schwierigkeiten Überprüfung, ob ein Kasus oder eine Verbform richtig verstanden worden sind
sorgfältig überlegen, welche Vokabelbedeutung im Satzzusammenhang passend sein kann
namque suam patria antiqua cinis ater habebat: suam (Akkusativ Singular Feminunum) ist Objekt und auf nutricem bezogen, nicht auf patria, das eindeutig nicht im Akkusativ steht. cinis ater steht im Nominativ und ist Subjekt dieses Teils des Satzes. patria antiqua kann zwar der Form nach auch Nominativ sein, ist hier aber Ablativ des Ortes (Frage: Wo?). Wörtlich: „Denn in der alten Heimat hatte/besaß schwarze Asche ihre eigene (Amme).“ Didos eigene Amme ist also in der alten Heimat - Tyros, eine Stadt in Phönikien an der östlichen Mittelmeerküste - gestorben und begraben. „Denn ihre eigene Amme lag in der alten Heimat als schwarze Asche.“
sic veniat, tuque ipsa pia tege tempora vitta: sic bedeutet „so“, nicht „dann“. ipsa ist auf tu in tuque bezogen. Das Adjektiv pia gehört zum Substantiv vitta (beide stehen hier im Ablativ Singular), nicht zum Substantiv tempora (hier Akkusativ Plural). Weil es bei der Endung –a der bloßen grammatischen Form nach mehrere Möglichkeiten bestehen, ist dies nicht sofort ganz einfach bemerkbar.
sacra Iovi Stygio, quae rite incepta paravi, perficere est animus finemque imponere curis Dardaniique rogum capitis permittere flammae: Mit sacra sind hier Opfer gemeint. Kern ist als Subjekt und Prädikat est animus. flammae ist Dativ Singular, nicht Ablativ Singular. ausführlich zu diesem Satz: https://www.gutefrage.net/frage/4-buch-aeneas-vergil---einen-satz-kontrollieren
illa gradum studio celebrabat anili: Mit illa ist Barce gemeint. Das Adjektiv anili kann nicht direkt auf illa (Nominativ Singular Femininum) bezogen werden. anili ist hier Ablativ Singular (der auch die Form anile haben kann), nicht Dativ Singular, und bezieht sich auf studio (Ablativ Singular). „Jene beschleunigte den Schritt mit dem Eifer/der Bemühung einer alten Frau.“
„darmarischen“/„darmarische“ (statt „dardanischen“/“dardanischen“) sind wohl Versehen oder eine ungünstige Veränderung durch den Texteditor.
at trepida et coeptis immanibus effera Dido sanguineam volvens aciem, maculisque trementis interfusa genas et pallida morte futura, interiora domus inrumpit limina et altos conscendit furibunda rogos ensemque recludit Dardanium, non hos quaesitum munus in usus: Subjekt ist Dido. Richtige Prädikate kommen erst spät im Satz: inrumpit, conscendit, recludit. pallida morte futura gehört nicht direkt zu interfusa. Nur pallida ist Nominativ. morte futura ist Ablativ. interiora ist Akkusativ, nicht Ablativ. Zusammengehörig sind: in hos usus (lateinisch Akkusativ Plural; usus ist u-Deklination; in der deutschen Sprache wird daraus eher ein Singular.
Übersetzung des ganzen Textausschnittes Vergil, Aeneis 4, 632 – 647:
„Dann sprach sie kurz die Amme des Sychaeus, Barce, an, denn ihre eigene Amme lag in der alten Heimat als schwarze Asche: „Meine liebe Amme, stelle Schwester Anna hierher hin; Sage, sie solle sich beeilen, den Körper mit Flusswasser zu besprengen, und sie solle das Vieh und die befohlenen/angeordneten Sühneopfer mit sich führen. So soll sie kommen, und du selbst bedecke die Schläfen mit der pflichtgemäßen/frommen Stirnbinde. Ich will die Opfer für den stygischen Jupiter, die ich nach dem Ritus vorbereitet und begonnen habe, vollenden/ausführen und den Sorgen/Kümmernissen ein Ende setzen und den Scheiterhaufen des Dardanerhauptes dem Feuer übergeben/anzünden.“ So sagte sie. Jene beschleunigte den Schritt mit dem Eifer/der Bemühung einer alten Frau. Aber die verängstigte/zitternde und durch die ungeheuerlichen Vorhaben wilde/rasende/verstörte Dido stürzt - die blutunterlaufenen Augen rollend und die bebenden/zitternden Wangen mit Flecken übersät und blass/bleich/fahl aufgrund des zukünftigen/bevorstehenden/nahenden Todes – in das Innere/die inneren Räume des Hauses/Palastes und besteigt wuterfüllt/wütend/rasend/wild die hohen Scheiterhaufen und zieht das Dardanerschwert/das dardanische Schwert aus der Scheide, ein nicht zu diesem Gebrauch/dieser Verwendung erbetenes Geschenk.“