Vergil Übersetzung - Kontrolle?

2 Antworten

Hallo,

es ist leider schon sehr spät. Aber einen Hinweis habe ich:

suam bezieht sich nicht auf patria antiqua, sondern auf nutricem:

Sinngemäß: Sie sprach die Amme des Sychaeus an, weil ihre eigene(Amme)

in der alten Heimat begraben lag (wörtlich: die schwarze Asche hatte sie - wen? suam (nutricem) ihre Amme.

Achte immer darauf, ob Adjektive und Subjektive oder was auch immer, zusammenpassen (Kongruenz), sonst schleichen sich ganz schnell Fehler ein.

Alles Gute für die Klausur,

Willy


noackispe3108 
Beitragsersteller
 03.12.2016, 01:37

Vielen Dank!!

Der Text ist Vergil, Aeneis 4, 632 – 647.

Ratsam zu einer weiteren Verbesserung des Übersetzungsergebnisses ist:

auf Kongruenz (Übereinstimmung grammatischer Formen) achten (in Bezug auf Kasus, Numerus, Genus)

die Satzstruktur von Subjekt und Prädikat her erschließen und diese richtig bestimmen (beim Subjekt ist ein Nominativ zu erwarten)

bei Schwierigkeiten Überprüfung, ob ein Kasus oder eine Verbform richtig verstanden worden sind

sorgfältig überlegen, welche Vokabelbedeutung im Satzzusammenhang passend sein kann

namque suam patria antiqua cinis ater habebat: suam (Akkusativ Singular Feminunum) ist Objekt und auf nutricem bezogen, nicht auf patria, das eindeutig nicht im Akkusativ steht. cinis ater steht im Nominativ und ist Subjekt dieses Teils des Satzes. patria antiqua kann zwar der Form nach auch Nominativ sein, ist hier aber Ablativ des Ortes (Frage: Wo?). Wörtlich: „Denn in der alten Heimat hatte/besaß schwarze Asche ihre eigene (Amme).“ Didos eigene Amme ist also in der alten Heimat - Tyros, eine Stadt in Phönikien an der östlichen Mittelmeerküste - gestorben und begraben. „Denn ihre eigene Amme lag in der alten Heimat als schwarze Asche.“

sic veniat, tuque ipsa pia tege tempora vitta: sic bedeutet „so“, nicht „dann“. ipsa ist auf tu in tuque bezogen. Das Adjektiv pia gehört zum Substantiv vitta (beide stehen hier im Ablativ Singular), nicht zum Substantiv tempora (hier Akkusativ Plural). Weil es bei der Endung –a der bloßen grammatischen Form nach mehrere Möglichkeiten bestehen, ist dies nicht sofort ganz einfach bemerkbar.

sacra Iovi Stygio, quae rite incepta paravi, perficere est animus finemque imponere curis Dardaniique rogum capitis permittere flammae: Mit sacra sind hier Opfer gemeint. Kern ist als Subjekt und Prädikat est animus. flammae ist Dativ Singular, nicht Ablativ Singular. ausführlich zu diesem Satz: https://www.gutefrage.net/frage/4-buch-aeneas-vergil---einen-satz-kontrollieren

illa gradum studio celebrabat anili: Mit illa ist Barce gemeint. Das Adjektiv anili kann nicht direkt auf illa (Nominativ Singular Femininum) bezogen werden. anili ist hier Ablativ Singular (der auch die Form anile haben kann), nicht Dativ Singular, und bezieht sich auf studio (Ablativ Singular). „Jene beschleunigte den Schritt mit dem Eifer/der Bemühung einer alten Frau.“

„darmarischen“/„darmarische“ (statt „dardanischen“/“dardanischen“) sind wohl Versehen oder eine ungünstige Veränderung durch den Texteditor.

at trepida et coeptis immanibus effera Dido sanguineam volvens aciem, maculisque trementis interfusa genas et pallida morte futura, interiora domus inrumpit limina et altos conscendit furibunda rogos ensemque recludit Dardanium, non hos quaesitum munus in usus: Subjekt ist Dido. Richtige Prädikate kommen erst spät im Satz: inrumpit, conscendit, recludit. pallida morte futura gehört nicht direkt zu interfusa. Nur pallida ist Nominativ. morte futura ist Ablativ. interiora ist Akkusativ, nicht Ablativ. Zusammengehörig sind: in hos usus (lateinisch Akkusativ Plural; usus ist u-Deklination; in der deutschen Sprache wird daraus eher ein Singular.

Übersetzung des ganzen Textausschnittes Vergil, Aeneis 4, 632 – 647:

„Dann sprach sie kurz die Amme des Sychaeus, Barce, an, denn ihre eigene Amme lag in der alten Heimat als schwarze Asche: „Meine liebe Amme, stelle Schwester Anna hierher hin; Sage, sie solle sich beeilen, den Körper mit Flusswasser zu besprengen, und sie solle das Vieh und die befohlenen/angeordneten Sühneopfer mit sich führen. So soll sie kommen, und du selbst bedecke die Schläfen mit der pflichtgemäßen/frommen Stirnbinde. Ich will die Opfer für den stygischen Jupiter, die ich nach dem Ritus vorbereitet und begonnen habe, vollenden/ausführen und den Sorgen/Kümmernissen ein Ende setzen und den Scheiterhaufen des Dardanerhauptes dem Feuer übergeben/anzünden.“ So sagte sie. Jene beschleunigte den Schritt mit dem Eifer/der Bemühung einer alten Frau. Aber die verängstigte/zitternde und durch die ungeheuerlichen Vorhaben wilde/rasende/verstörte Dido stürzt - die blutunterlaufenen Augen rollend und die bebenden/zitternden Wangen mit Flecken übersät und blass/bleich/fahl aufgrund des zukünftigen/bevorstehenden/nahenden Todes – in das Innere/die inneren Räume des Hauses/Palastes und besteigt wuterfüllt/wütend/rasend/wild die hohen Scheiterhaufen und zieht das Dardanerschwert/das dardanische Schwert aus der Scheide, ein nicht zu diesem Gebrauch/dieser Verwendung erbetenes Geschenk.“