Verbs position?

4 Antworten

Hallo,

ich verstehe deine Verwunderung. Allerdings ist "berichten" hier nicht das finite Verb, das an zweiter Position steht. Das kannst du daran erkennen, dass es ein Infinitiv ist, der von "können" abhängt. In normaler Satzstellung würden wir den Satz wohl so formulieren:

Von ihren Tränen können Tiere nicht berichten.

oder noch deutlicher:

Tiere können von ihren Tränen nicht berichten.

Die Besonderheit des Satzes ist, dass zur Hervorhebung die komplette Ergänzung zu "können" an die Satzspitze bewegt worden ist. Die Betonung liegt beim Sprechen auf "berichten". Es soll also ausgedrückt werden, dass Tiere über ihre Tränen nicht sprechen können, sondern ihre Traurigkeit anders zeigen.

Wenn ich richtig liege, müsste auf diesen Satz ein weiterer folgen, in dem es genau um diese tierischen Ausdrucksmöglichkeiten von Traurigkeit geht.

Solche Sätze, in denen eine Satzkonstituente, die aus mehr als einem Satzglied besteht, an die Satzspitze bewegt wird, sind gar nicht so selten. Sie dienen dann aber immer der Hervorhebung, zum Beispiel um etwas klarzustellen, zu korrigieren oder einzuschränken oder um etwas einer anderen Sache gegenüberzustellen. Wenn dabei das Prädikat aus zwei oder mehr Teilen besteht, können die übrigen Prädikatsbestandteile, die normalerweise am Satzende stehen würden, ausnahmsweise vor das finite Verb bewegt werden und dabei zusätzlich ihre Ergänzungen mitnehmen.

Im Allgemeinen liegt dann beim Sprechen die Betonung auf dem nach vorne bewegten infiniten Prädikatsbestandteil.

Hier noch ein paar Beispiele für dich:

Normale Satzstellung:

Ich will am Montagabend mit Freunden ausgehen.

-> Mit Freunden ausgehen will ich am Montagabend (und nicht etwa zu Hause einen Film schauen).

Niemand hat behauptet, dass so etwas möglich ist.

-> Behauptet, dass so etwas möglich ist, hat niemand (, aber das heißt nicht, dass es nicht doch möglich sein könnte).

Ich hoffe, das hilft dir weiter.

LG

Von Experte verbosus bestätigt

Es geht darum, was der Schreiber/Sprecher hervorheben möchte.

Zum Beispiel:

  • normal: Ich habe meiner Frau immer zugehört, aber ich habe sie nie verstanden.
  • betont: Zugehört habe ich meiner Frau immer, aber verstanden habe ich sie nie.
  • normal: Sie hat viel Leid im Leben ertragen, aber sie ist nie über den frühen Tod ihrer beiden Söhne hinweggekommen.
  • betont: Sie hat viel Leid im Leben ertragen, aber über den frühen Tod ihrer beiden Söhne hinweggekommen ist sie nie.
  • normal: Ich möchte nicht von meiner schrecklichen Kindheit berichten.
  • betont: Von meiner schrecklichen Kindheit berichten möchte ich nicht.

Genauso:

  • normal: Tiere können nicht von ihren Tränen berichten.
  • betont: Von ihren Tränen berichten können Tiere nicht.

Mit Komma nach berichten wäre es logischer.

Also: " Von ihren Träumen berichten, können Tiere nicht."

Aber ohne Komma würde "Tiere können von ihren Träumen nicht berichten", logischer anhören.

Allerdings Angabe ohne Gewähr.


JMC01  22.09.2023, 16:01

Nein. Ein Komma hat da nichts zu suchen.

3

Die typische und häufigste Position wäre am Ende des Satzes.

Aber es geht hier auch um eine stilistische Frage und den restlichen Kontext. Wenn man z.B. das "Berichten können" einer anderen Tätigkeit vergleichend gegenüberstellen will, ist die Position am Anfang besser geeignet, um einen Gegensatz darzustellen.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – ehem. Lehrer