Sich trauen mit Dativ oder Akkusativ?

5 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Es geht nicht um den Dativ, sondern das ist ein reflexives Verb.

Ich setze mich, Du setzt Dich, er/sie setzt sich.

Ich traue mich, Du traust Dich, er/sie traut sich.

Oder eben: Ich traue mich nicht, Du traust Dich nicht, er/sie traut sich nicht.

Den Dativ benutzt Du, wenn es nicht um die Person selbst geht. Also: Ich traue Dir, Du traust mir, er traut ihr etc.

Nachtrag: Wie Candyman richtig geschrieben hat, kann das Wort "trauen" auch bedeuten, dass man zwei Menschen miteinander verheiratet. Substantiv dazu: "Trauung".

Da wird dann auch der Akkusativ eingesetzt. Wen traut der Priester/Standesbeamte? Er traut das Brautpaar.

Das Wort in dieser Bedeutung wird aber in Bezug auf die eigene Person nur im Passiv benutzt → "ich werde getraut", oder auch "Du wirst getraut" etc.

Da traut sich keiner selbst.


MiriamTurri 
Fragesteller
 21.12.2023, 23:00

Danke, deine Antwort ist klar und einfach. Super.

0

Es geht hier um zwei verschiedene Verben.

sich trauen, etwas zu tun = keine Angst haben, etwas zu tun

  • Traust du dich, vom 10-Meter-Turm ins Wasser zu springen? - Nein, da habe ich zu viel Angst.
  • Ich habe mich nicht getraut, bei dem schweren Sturm rauszugehen.

jemandem (ver)trauen = 1. jdm. Glauben schenken, jdn. für zuverlässig halten 2. jdn. nicht für einen Lügner oder Betrüger halten

  1. Vertraust du dem Chirurgen? - Ja, er hat einen sehr guten Ruf. Ich vertraue ihm voll und ganz. Ich bin sicher, dass er bei der Operation alles richtig machen wird.
  2. Wie lange kennst du den Mann denn? Bist du ganz sicher, dass du ihm trauen kannst? Auf mich macht er keinen vertrauenswürdigen Eindruck. Sei bloß vorsichtig! Ein gesundes Misstrauen kann nicht schaden.

https://www.dwds.de/wb/trauen


MiriamTurri 
Fragesteller
 21.12.2023, 23:02

Danke, sehr klar und gut erklärt.

0

Da geht es um die Rektion der Verben. Du musst realisieren, dass es zwei unterschiedliche Verben sind: "trauen" (+ Dativ) und "sich trauen"! Bei der reflexiven Variante geht zieht Objektlosigkeit stets den Akkusativ nach sich.

Man traut sich etwas (reflexif eine Sache) = Akkusativ.

Man traut jemand anderem (einer Person) = Dativ

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Allround-Autorin und Nachhilfelehrerin

MiriamTurri 
Fragesteller
 23.12.2023, 08:16

Meine Freundin traut mir, dass ich es schaffe.

Ich traue mich nicht, dass ich es schaffe.

Ist das richtig?

0
Dichterseele  23.12.2023, 19:40
@MiriamTurri

Nein" "Meine Freundin traut mir zu, dass ich es schaffe."
--> jemandem etwas zutrauen
"Meine Freundin traut mir" = hat Vertrauen zu mir.

Ich (ge)traue mich nicht, ins Wasser zu springen.
--> sich etwas (ge)trauen / sich trauen, etwas zu tun.

Der Begriff "sich (ge)trauen" steht nie in einem Bedingungssatz (..., dass...)

1

Trauen kann zwei verschiedene Bedeutungen haben:

  • jemandem (Wem? Dativ) trauen

damit ist jemandem (ver)trauen gemeint. Bei Michael Ende (ver)traut sich Bastian selbst nicht mehr, weil ihn die anderen schikanieren, er ist unsicher geworden.

  • jemanden (Wen? Akkusativ) trauen

heisst, jemanden verheiraten, vermählen. Der Priester oder der Bürgermeister traut das Hochzeitspaar.


jsch1964  21.12.2023, 15:06

Wenn Bastian sich selbst nicht mehr (ver-)trauen würde, müsste der Satz heißen: "und jetzt traust Du *Dir* nicht mehr."

Aber weil Bastian sich nicht mehr traut, irgendetwas zu tun, ist es "und jetzt traust Du *Dich* nicht mehr."

1