Urteil des Verfassers in der Fabel "Canis per fluvium carnem ferens"?

4 Antworten

Die Fabel ist so aufgebaut, daß der Dichter bereits im zweiten Wort ein Urteil fällt (merito), und in der Wortwahl wird das auch später immer wieder deutlich, vor allem im Wort aviditas. Der Hund will einem anderen etwas entreißen (eripere), und weil sei­ne Gier mit Dumm­heit gepaart ist (er erkennt nicht simulacrum suum, eine auf­fäl­lige Allitera­tion, auf die das Augen­merk des Lesers gelenkt wird), erleidet er den Verlust, den er eigentlich dem alio zugedacht hat, eben merito selbst. Die Häme des Dichters über den betrogenen Betrüger ist unübersehbar.

Woher ich das weiß:Hobby – Angelesenes Wissen über Sprach­geschich­te und Grammatik

whataboutlove 
Beitragsersteller
 10.01.2018, 14:29

Danke!!!!

der Historiker soll sine ira et studio schreiben, heißt es. Der Fabeldichter nimmt dagegen drastische Wörter, eripere (entreißen, wegreißen) voluit...decepta aviditas (Gier, Habgier, Futterneid), um seine persönliche Sicht der Dinge auszudrücken

den Beweis würde ich nicht in den Stilmitteln suchen, sondern in der Pointe, also der "Moral von der Geschichte". Fabeln lehren immer eine Moral, und indem Phädrus zeigt, dass zu große Gier und Futterneid auf andere, (scheinbar) bessergestellte dazu führt, dass man das Seine nicht nur nicht vermehrt, sondern alles verliert. Es gibt sicher auch andere Fabeln, wo der Zaghafte leerausgeht, nach dem Muster, wer nicht Alles will, der kriegt gar nichts. Aber Phädrus will eben genau das Gegenteil davon zeigen.


whataboutlove 
Beitragsersteller
 10.01.2018, 11:59

Meine Aufgabe ist es aber leider mit Wörtern und Stilmitteln zu argumentieren, danke trotzdem

Hast du die Fabel denn übersetzt? Anders kannst du keine Stilmittel finden.

=> Bitte poste einmal deine eigene(!) Übersetzung als Zeichen deiner Eigenleistung und dann beantworte ich dir deine Frage.

LG

MCX