Unterschied zwischen klassisch Barock und akademischer Reitkunst?

3 Antworten

Es gibt Unterschiede in den Reitweisen, die sind aber eher fein und beziehen sich auch auf die alten Reitmeister. Die Prios sind aber in etwa gleich bzw. sehr ähnlich, beides unterscheidet sich aber zum Teil deutlich vom "FN-Reiten".

Ziel ist es, das Pferd in seinen natürlichen Möglichkeiten durch spezifische Gymnastizierung zu fördern, die bereits vorhandenen Fähigkeiten zu erweitern und durch den Aufbau der für das Reiten benötigten Muskulatur und die Ausformung der Tragkraft ein feines und leistungsfreudiges Reitpferd auszubilden, dessen Körper durch das für ein Pferd an sich unnatürliche Reiten kein Schaden zugefügt wird (Quelle: Anna Eichinger, Mitglied in der von Branderup gegründeten Ritterschaft). Bekannte Zitate Bent: "Zwei Geister müssen wollen, was zwei Körper können“. "'Die Dressur ist für das Pferd da, nicht das Pferd für die Dressur".

Eine in meinen Augen der besten Vertreter der klassischen Reitkunst ist Anja Beran. Ihr Zitat aus ihrem Buch "Aus Respekt": "Die Klassische Reitkunst ist die Fähigkeit, das Pferd durch Güte und logisch aufgebaute Übungen, die auf den Naturgesetzen von Gleichgewicht und Harmonie basieren, so auszubilden, dass es sich zufrieden und selbstbewusst dem Willen des Reiters unterwirft, ohne dass sein natürlicher Bewegungsablauf auf irgendeine Art darunter leidet.“

Beide haben bei bekannten Lehrmeistern der Reitkunst wie z. B. Luis Valenca, Manuel Jorge de Oliveira (Beran), Jerez de la Frontera, Nuno Oliveira, Egon von Neindorf (Branderup) ihre Fähigkeiten erlernt bzw. verfeinert.

Beide haben auch sehr gute Literatur verfasst und ich persönlich bin ein Fan von beiden. Wobei ich gestehen muss, dass ich trotzdem auch die Reitweise der FN nicht "verteufle", wie das ja einiger Anhänger der klassischen Reitweisen tun.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Pferdewirtschaftsmeisterin

Urlewas 
Beitragsersteller
 23.07.2018, 15:29

Erst mal vielen Dank, den Unterschied zum eher sportlich ausgerichteten Reiten der FN ist mir schon klar. Auch dass beide die alten Lehrmeister (mit den kaum aussprechbaren Namen😉) zum Vorbild haben, ist mir nicht neu.

Aber worin besteht nun der „eher feine“ Unterschied zwischen beiden? Oder ist das nur Marketing, dass sich die einen so, die anderen so nennen, um sich künstlich voneinander abzuheben?

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Hjalti  23.07.2018, 15:43
@Urlewas

Ich denke, dass hat sicher auch mit Marketing zu tun, vor allem diese Geschichte mit der Ritterschaft, aber beide haben eben auf ihre Weise die klassische Reitkunst wieder belebt, interpretiert, verfeinert und machen eben doch den ein oder anderen Unterschied. Z. B. das Einhändig reiten, z. B. den Schwerpunkt des Treibens nicht mit der Wade sondern mit dem Oberschenkel in Kombination mit der Routierung des Oberkörpers und dem Becken, etc.

Schau dir doch einfach mal ein paar Videos von beiden an, vllt hilft dir das weiter.

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Urlewas 
Beitragsersteller
 24.07.2018, 14:08
@Hjalti

Beide reiten mit scheinbarer Leichtigkeit hohe Lektionen, beide scheinen die Bedürfnisse des Pferdes in den Vorgergrund zu stellen, beide reiten mit Fokus auf Versammlung. Worin nun der Unterschied besteht, kann ich nicht erkennen.

Und , ja, nebenbei bemerkt: Wenn Leute der FN Kommerzialisierung vorwerfen, sehe diesbezüglich das Größere Übel bei den „Reitkünstlern“, denn die sehen schon zu , dass sie unter sich bleiben und ihre Weisheit dem gewöhnlichen Reitervolk vorenthalten bleibt. Sonst müßte man nicht erst sündhaft teure Bücher kaufen, um auch nur ein klein wenig Einblick in ihre Welt erlangen zu können.

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Hjalti  24.07.2018, 14:39
@Urlewas

Das stimmt nun in keinster Weise u. halte ich für ein grobes Vorurteil. Kurse u. Literatur kosten genauso Geld wie bei jedem anderen Trainer auch u. im Gegensatz zu so manchem FN-Barden, der nur WB - und auch nur ab einer bestimmten Preisklasse - für seiner würdig erachtet, gehen in diesen Kursen Haflinger, Isis, Mixe, whatever. Meine Erfahrung ist, jeder wird zusammen mit seinem Pferd da abgeholt wird, wo er gerade steht.

Dazu macht sich gerade Anja Beran, die mit ihrem Team auch die Junghengste aus Schwaiganger, Marburg, etc. ausbildet, sehr verdient um das Wohl gerader junger Pferde, die mit 3, 4 J. schon zu spektakulärem Strampeln gezwungen werden u. es dann aber auch nicht weiter interessiert, dass die mit 9 durch sind.

Natürlich ist es aber um einiges mehr an Arbeit, wenn man dem Pferd nicht einfach die Hilfszügel reinknallt, es runter riegelt u. einrollt. Es dauert, bis man zurecht kommt, gerade wenn einem jahrelanges FN in den Knochen steckt.

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Urlewas 
Beitragsersteller
 24.07.2018, 15:22
@Hjalti

Hattest du nicht oben betont, du würdest FN nicht verteufeln?

Ich stelle jedenfalls fest, dass ich seit Jahren versuche, Zugang zur Welt dieser Reitweisen zu bekommen, und sehe bildlich gesprochen immer nur ein rotes Stoppschild: „Zutritt nur für die Reichen und Schönen!“. Was ?pAnja Beran mit den Pferden in Schwaiganger und sonst wo macht, nützt auch nur den Hochwohlgeboren und deren Pferden etwas. Als breitensportlich angesiedelter interessierter Laie kommt man damit nicht in Verbindung, nein, es ist einem nicht mal vergönnt, Einblick zu bekommen.

Ein gewisser Philippe Karl (auch so „was ähnliches“, alte Meister und so...) war vor einigen Jahren in meiner Nähe, um einen Lehrgang abzuhalten. Ich dachte, ich sehe mir das mal an, um mir ein Urteil erlauben zu können. Pustekuchen! Für das Geld, nur mal beim Unterricht (nicht bei einer Vorführung!) zusehen zu dürfen, hätte ich so viel bezahlen müssen, dass mir sämtliche Lust vergangen ist. In einer FN Reitschule hat mir noch nie jemand den Zugang verwehrt.

Meine Frage, um die es oben geht, kann mir ja hier offensichtlich auch niemand beantworten. Eine wahrlich geheimnisvolle Welt, in die man demnach nur mit Taschen voller Geld rein sehen, geschweige teilhaben könnte?

Sorry, das klingt jetzt vielleicht schon etwas sarkastisch, aber ich bin doch ziemlich angefressen, dass mir nicht mal hier jemand eine ordentliche Auskunft geben kann. Alles so schwammig...

der Unterschied ist zwar klein, aber man muß für hunderte Euro Bücher lesen, um ihn sehen zu können? Ach ne....😒

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Hjalti  24.07.2018, 16:34
@Urlewas

Richtig, ich verteufle FN nicht, wobei gar nichts betont habe, u. Zugang zu Beran u. Co. bekommst du jederzeit. Sowohl als Zuschauer - ich empfehle die sonntägliche Morgenarbeit - oder auch als Kursteilnehmer oder jemand, der sein Pferd dort in Beritt gibt.

Ich finde, du machst dir die Sache zu einfach. Nu weil dir hier jetzt niemand eine Liste von Unterschieden aufschreibt - die es nun mal halt auch so, wie du vllt denkst, nicht gibt? Es finden sich genug Websiten von Branderup-Leuten (Anna, Eichinger, Claudia Strauß, Pia Haas,...), Videos etc., die nichts kosten aber gute Informationen transportieren.

Aber es scheint dann wohl doch eher um den FN-Vergleich zu gehen, wie bei den meisten...

Was du nun an Geld bzw. Reich & Schön fest machst, kann ich absolut nicht nachvollziehen. Glaubst du, irgendein FN Trainer, eine Ingrid Klimke, ein Kristofer Bräumer, ... hätten was zu verschenken?

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Urlewas 
Beitragsersteller
 30.07.2018, 15:14
@Hjalti

Nein, so war das auch nicht gemeint. Nur muß ich bei FN -Reiterei ja nicht zu Ingrid Klimke, sondern ich finde einen Stall an jeder Ecke, eben auch welche für den Breitensport.

Trotzdem würde ich gern einfach ein wenig über den Tellerrand hinwegsehen können. Wenn jemand nahc dem Untershcied zwischen Springreiten, Dressurreiten, Western und Working Eqitation fragt, kann man das doch auch kurz skuizzieren, selbst wenn man keine allzu tiefen Einblicke in jede Sparte hat. Man gewinnt, wenn man da ein paar YouTube Videos ansieht, einen Eindruck. Da kann ich sehen aha, dies sagt mir eher zu als jenes. Aber bei den beiden oben genannten Spargen, Reitwesien, Philosophien oder wie immer man das ausdrücken mag, erkenn ich nicht, worum es geht. Wenn jemand mir sagte: „ich reite akademisch“, Antworte ich „super, find ich gut“ - und weiß eigentlich nicht mal, ob ich wirklich meine, was ich sage. Aber lass gut sein.

Mir geht es nicht um den Vergleich zur FN , das war nur am Rande bemerkt. Und ja, da wie dort wollen die , denen angeblich die Pferde am Herzen liegen, eigentlich nur Geld verdienen. Weder ein Branderup, noch ein Heuchmann hat irgendetwas zu verschenken, da hast du völlig recht.

Wenn es aber nun mal auf meine Frage keine Antwort gibt, bleib ich eben bei FN und den wenigen Reitlehrern, denen die HDV 12 und die Ausbildungsskala noch am Herzen liegen...

Aber vielen Dank auch für die Namen, deren Videos möglicherweise ein wenig Aufschluß geben könnten, wobei ich mir kaum vorstellen kann, dass ich da wirklich schlauer werde.

In den Filmchen von Branderup und Beran kann ich jedenfalls keinen Unterschied erkennen. Aber vielleicht bin ich ja auch einfach zu dumm.

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pferde für barockes und für klassisches reiten unterscheiden sich schon vom exterieur erheblich.

eine sehr kurze zusammenfassung habe ich hier gefunden:

https://www.barockpferdehof-fleurdelis.de/das-barockpferd.html

im grossen und ganzen nennt sie wichtige untershiede. in beiden reitweisen handelt es sich um unterschiedliche konzepte und sogar eine unterschiedliche philosophie

weiterführend würde ich noch alois podhajsky "die klassische reitkunst" empfehlen.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Sachgerechter Umgang ist aktiver Tierschutz!

Urlewas 
Beitragsersteller
 24.07.2018, 16:24

Heißt das, die barocke Reitkunst ist die Fortführung der akademischen Reitkunst, weil man mit „normalen“ Pferden nicht den hohen .grad der Versammlung erreichen kann?

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Ich habe mal ein ganzes Seminar, zwei Tage lang - wenn auch nur Theorie - mit Bent Br. mitgemacht. Er war ein faszinierender Vortragender, da er völlig frei reden konnte, und hat seine "Reitweise" deutlich von der z.B. von Ph. Karl abgehoben. Ich gebe zu, rasend viel davon verstanden habe ich nicht. Und ohne die beiden Vorträge von Heuschmann vierzehn Tage zuvor, hätte ich wohl nur Bahnhof verstanden.
Er nannte halt die Vertreter der iber. Klassik Neobaucheristen - und ließ unerschwellig kein gutes Haar an ihnen - während er selbst sich als entschiedender Anhänger von Steinbrecht bezeichnete. Ich fand ihn der FN, so wie sie sein sollte, wenn auch sehr oft nicht ist, näher als z.B. den Baucheristen.

Ich habe aber mal mit einer bekannten, jetzt verstorbenen, Hippologin und Autorin gesprochen und sie sagte, dass im barocken Reiten (eigentlich) keine Verstärkungen vorkommen. Also kein starker Trab, Galopp z.B. Na ja, wenn man sich die Lippizaner anguckt oder die PREs, also die klassischen Barockpferde, kann ich das auch verstehen, denn für den starken Trab etc.. haben diese Pferde einfach nicht die Gänge. Sie sind halt Pferde der Versammlung.

Im Zweifelsfall, wenn ich mich für oder gegen Branderup/Karl entscheiden müsste, würde ich wohl Branderup wählen.

Aber eigentlich bin ich durchaus eine "Heeresvorschrift/Richtlinienreiterin". Die FN Reitweise ist schon sehr gut geeignet. Wenn sich denn die FN an ihre eigenen Richtlinien halten würde. Das tut sie leider immer weniger.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Urlewas 
Beitragsersteller
 24.07.2018, 16:28

Durch was konkret hob sich den Branderup von Karl ab, was bewegt dich zu dieser Entscheidung?

Und verstehe ich dich richtig, dass es in der akademischen Reitkunst Verstärkungen gibt, wie man sie aus dem Dressursport kennt?

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Urlewas 
Beitragsersteller
 23.07.2018, 15:58

Das heißt, in der akademischen Reitkunst werden im Gegensatz zur barocken auch Verstärkungen geritten ?

Und Herr Branderup halt gar nichts von zum Beispiel der spanischen Hofreitschule?

Und wenn man das verstehen will, kann das hier keiner in ein paar Sätze zusammenfassen, sondern man muß sich intensiv in die einzelnen alten Meister einlesen? Das käme ja fast einem Studium gleich 🙇‍♂️

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