Unsere Kultur ist anderen Kulturen überlegen?
Wie steht ihr zu dieser Aussage
(Ist nicht von mir!)
12 Antworten
Die Vorstellung dass die eigene Kultur anderen Kulturen überlegen, oder "besser" als diese ist, ist weiter verbreitet als man denkt. Das läuft häufig aber eher "unterbewusst" ab, wenn auch nicht immer.
Die eigene Kultur ist unweigerlich immer der individuelle Maßstab, mit welchem wir andere Kulturen betrachten. Nennt sich Ethnozentrismus. Aufgrund der eigenen kulturellen Prägung ist es praktisch unmöglich, eine andere Kultur wie die Menschen zu sehen, die dieser tatsächlich angehören. Allein deshalb haben solche Aussagen nur begrenzte Aussagekraft, wenn überhaupt. Das was von der eigenen Kultur abweicht wird tendenziell eher mit Skepsis betrachtet. (Stichworte "Das Fremde" und "das eigene")
Nichts desto trotz ist das natürlich Blödsinn. Es gibt keine Kulturen die "besser" oder "schlechter" sind als andere. Nur unterschiedliche Vorstellungen, Prägungen und Maßstäbe.
Kultur ist Kultur wir sollten einander akzeptieren und uns so nehmen wie wir sind
und das auf Augenhöhe ohne uns über irgend jemand anderen zu stellen
gibt nämlich in jeder Kultur vor und auch Nachteile
auch wir haben auch unsere Nachteile usw nicht nur vorteile
Außerdem sind wir alle nur Menschen und im Grunde gleich viel wert keiner mehr und keiner weniger
Grundsätzlich ist das tatsächlich ein deutscher Wesenszug! Ja!
Viele Menschen denken so. Für mich ist es trotzdem falsch, man sollte erstmal verstehen, wieso andere so anders handeln. Leider lassen sich viele nicht darauf ein.
Ethnozentrismus ist ein vollkommen natürliches Phänomen im Bereich der menschlichen Psyche. In gewissen Maßen, versteht sich. Und das betrifft Individuen aus ALLEN Kulturen und Subkulturen.
Der kulturelle Hintergrund einer Person formt IMMER auch deren Weltbild, Wert- und Moralvorstellungen, Verhaltenskodices, etc. Wir sind quasi kulturell programmiert. Und diese Programmierung beeinflusst gleichzeitig auch die Art und Weise, auf welche wir andere Kulturen betrachten und wahrnehmen. Bewusst wie auch unterbewusst vergleichen wir und Fällen Werturteile.
Wenn in einer anderen Kultur im Bezug auf Sache X zum Beispiel etwas ganz anders aabläuft als in der eigenen Kultur, vergleichen wir das immer mit dem was wir selbst kennen. Bestes Beispiel Religion: für viele Christen dürfte eine ganze Menge von dem was Im Koran steht blöd, unsinnig, verwerflich, etc. sein. Für viele Muslime verhält es sich mit der Bibel EXAKT genauso. Und beide Partien sind der Überzeugung, dass sie der richtigen oder einzig wahren Religion angehören. Also wer hat nun Recht? Welche Religion ist die "bessere"? Da gibt es selbstverständlich keine objektive Antwort. Das ist eine Frage des Maßstabs, hier also der persönlichen kulturellen Prägung.
(Unter anderem) Deswegen sind in den Kulturwissenschaften solche wertenden Kulturvergleiche bereits seit geraumer Zeit zurecht...verpöhnt.
Der kulturelle Hintergrund einer Person formt IMMER auch deren Weltbild, Wert- und Moralvorstellungen, Verhaltenskodices, etc. Wir sind quasi kulturell programmiert. Und diese Programmierung beeinflusst gleichzeitig auch die Art und Weise, auf welche wir andere Kulturen betrachten und wahrnehmen. Bewusst wie auch unterbewusst vergleichen wir und Fällen Werturteile.
Die eigene Programmierung ist also der Maßstab an dem jeder zumindest unterbewusst andere Kulturen misst. Nur ist dieser Maßstab INDIVIDUELL, also dementsprechend NICHT UNIVERSELL gültig oder anwendbar. Und dieser "Fehler" liegt somit in der "Natur" der Kultur, und somit des Menschen im Allgemeinen.
solche wertenden Kulturvergleiche bereits seit geraumer Zeit zurecht...verpöhnt.
Ja gewiss.
Mir fällt aber echt kaum ein Land ein, was so extrem ist wie Deutschland.
Klar kommt auf die Bildungsschicht an und was man schon gesehen hat.
Leute die in der Türkei Dinge bemängeln, was so überhaupt nicht geht? Diskussionen anfangen?
Gleiches in Kroatien, Griechenland usw. Anstatt mal das schöne zu verstehen. Einfach mal die Leute fragen, wieso ihnen das nicht wichtig ist?
Leute die in die asiatische Welt abtauchen und denen erklären wollen, wieso wir richtig liegen. Hä? Wieso z. B. eine arrangierte Ehe nicht gut ist.
Ich weiß jetzt nicht, ob du mich verstehst. Das ist echt so typtisch deutsch. Immer unseren Weg als richtig hinstellen wollen.
Bestes Beispiel ist immer noch Afghanistan + USA. Sorry wie soll das klappen?!?
- mit Gewalt?!?
- die Leute nie angehört
- etwas erklären, was die überhaupt nicht verstehen?!?
- usw.
Die Sache ist halt folgende: wegen der eigenen kulturellen Prägung (die JEDER hat) ist es praktisch UNMÖGLICH eine fremde Kultur auf die selbe Art und Weise zu sehen, wie Menschen die dieser fremden Kultur tatsächlich angehören. Wir können die Kulturen dieser Menschen nicht durch IHRE Augen sehen. Unser Blickwinkel ist was Das betrifft...eingeschränkt. Deswegen sind Feldforschungen in diesem Bereich auch so wichtig.
Leute die in der Türkei Dinge bemängeln, was so überhaupt nicht geht? Diskussionen anfangen?
Gleiches in Kroatien, Griechenland usw. Anstatt mal das schöne zu verstehen. Einfach mal die Leute fragen, wieso ihnen das nicht wichtig ist?
Naja, das ist ja wieder etwas anderes als das worum es in dieser Frage geht, wenn ich dich richtig verstehe. Problematiken und Defizite von anderen Personen, oder hier Ländern, anzusprechen, ist ja nicht zwangsläufig das selbe wie "damit ausdrücken, dass unsere Kultur viel besser ist als eure".
Bestes Beispiel ist immer noch Afghanistan + USA. Sorry wie soll das klappen?!?
Das ist wiederum ein sehr gutes Beispiel für Ethnozentrismus! Die Amerikaner waren (bzw. sind vermutlich) der Auffassung, dass ihre Art zu leben (in diesem Beispiel v.a. bezogen auf Demokratie) die beste oder einzig richtige ist. Und sie gingen noch einen Schritt weiter, und wollten ihren ("richtigen") Weg anderen aufzwingen. Das kann man als Hardcore Variante des Ethnozentrismus bezeichnen.
Und was westliche Kulturen betrifft haben sie vielleicht auch recht. Fakt ist allerdings, und dass haben die Amerikaner durch 20 Jahre in Afghanistan eindrucksvoll bewiesen, dass Demokratie in den meisten NICHT-WESTLICHEN Kulturen nicht wirklich funktioniert.
Die Sache ist halt folgende: wegen der eigenen kulturellen Prägung (die JEDER hat) ist es praktisch UNMÖGLICH eine fremde Kultur auf die selbe Art und Weise zu sehen, wie Menschen die dieser fremden Kultur tatsächlich angehören. Wir können die Kulturen dieser Menschen nicht durch IHRE Augen sehen
Nein! Natürlich kann man das verstehen 🤷♂️ Wenn man es möchte.
Problematiken und Defizite von anderen Personen, oder hier Ländern, anzusprechen, ist ja nicht zwangsläufig das selbe wie "damit ausdrücken, dass unsere Kultur viel besser ist als eure".
Ja das ist typisch Deutsch!
In Polen oder Belarus kenne ich das z. B. nicht. Russland auch nicht. Nur so als Beispiel. Selbst in Afrika! Wieso soll ich etwas bemängeln, es ist mein Gastgeber! Er gibt sich Mühe. Ganz andere Denkweise. Dankbarkeit. Nicht so überheblich.
Vielleicht muss ich dazu erwähnen, ich war schon in an die 100 Ländern der Welt. Ich lebte auch viel im Ausland, war auch mit verschiedenen Kulturen persönlich verbunden / in Beziehung und so *g*
Amerikaner durch 20 Jahre in Afghanistan eindrucksvoll bewiesen, dass Demokratie in den meisten NICHT-WESTLICHEN Kulturen nicht wirklich funktioniert.
Ja - frag doch mal was die Menschen wollen? Wie sie sich fühlen? Empathie :)
Leute die in die asiatische Welt abtauchen und denen erklären wollen, wieso wir richtig liegen. Hä? Wieso z. B. eine arrangierte Ehe nicht gut ist.
Das ist auch ein gutes Beispiel für Ethnozentrismus!
Andererseits gibt es in nicht-westlichen Kulturen, beispielsweise in islamischen Kulturkreisen, viele Menschen die den Westen und unsere Art zu leben ablehnen, und die Lebensweise ihrer Kultur für "besser" halten. Wie gesagt, Ethnozentrismus gibt es ÜBERALL!
Aber das ist halt eben der Punkt, wie du auch mit dem Amerika-Afghanistan Beispiel gezeigt hast: was für Kultur X am besten ist, ist nicht zwangsläufig auch für Kultur Y am besten.
Und deswegen kann es auch unmöglich OBJEKTIV "bessere" oder "schlechtere" Kulturen geben...
Habe ich auch nie gesagt.
Viele geben sich halt nicht die Mühe die Kultur zu verstehen. 🤷♂️
Ich kenne das z. B. für Indien.
Ich war selbst lange Jahre mit einer Muslima zusammen. Sie waren sehr offen. Es ist eine Religion aber keine Lebenseinstellung.
Wie oft durfte ich mir hier schon anhören - sie war halt keine echte Muslima?!? 🤦♂️
Ja natürlich war sie das und auch ihre Familie. Wieso muss ich mich da rechtfertigen?
Es wird immer moderne Menschen geben die die Religion auch modern auslegen.
Du siehst jetzt - gibt es von beiden Seiten.
Klar, als Muslima gehe ich nichts mit einem Christen ein! Ich verstecke meine behinderten Kinder. Ich trage Kopftuch und bla bla
Wir können uns auch davon lösen. Es ist doch nur eine Religion!
Genauso gut kann ich die arrangierte Heirat in Indien finden.
Sie funktioniert. Natürlich ist das für uns sehr seltsam. Man hat die Liebesheirat versucht.. Man ist sich halt immer noch sehr unsicher.
Es geht doch darum, zwei Familien wachsen zusammen. Im muslimischen übrigens auch nicht so anders.
Man kennt diesen ganzen Stress mit Anwerben und Flirten + Co einfach nicht. Man weiß nicht mal wie das genau funktioniert.
Man kennt es nur aus Pornos! 🤣
Alle weiße Frauen wollen ständig Sex mit jedem!
Denk mal darüber nach. Man verstehst das System einfach nicht.
Nein! Natürlich kann man das verstehen 🤷♂️ Wenn man es möchte
Verstehen, natürlich. Das ist richtig. Aber es ist unmöglich eine fremde Kultur EXAKT, zu 100(!) Prozent auf die SELBE ART UND WEISE, und aus der Perspektive einer Person zu sehen, die dieser fremden Kultur angehört. Einfach weil es nicht möglich ist, unsere eigene Kulturelle Prägung vollständig abzulegen.
Ja das ist typisch Deutsch!
In Polen oder Belarus kenne ich das z. B. nicht. Russland auch nicht. Nur so als Beispiel. Selbst in Afrika! Wieso soll ich etwas bemängeln, es ist mein Gastgeber! Er gibt sich Mühe. Ganz andere Denkweise. Dankbarkeit. Nicht so überheblich.
Versteh mich nicht falsch: bei einem andern Land, speziell wenn es mein Gastgeber ist, nach Fehlern zu SUCHEN, oder zu meckern, NUR um einfach zu meckern, ist natürlich kacke.
Aber ich finde wenn man KONSTRUKTIVE Kritik leistet, und dabei sachlich bleibt, und wenn man Kritik aus GUTEN Absichten übt, ist das was anderes. Gleichzeitig bin ich auch kein Fan davon, Dinge die WIRKLICH suboptimal sind oder schlecht laufen, zu beschönigen.
Und wie gesagt: das was du beschreibst (das bemängeln) ist ja nicht zwangsläufig Ethnozentrismus. Ethnozentrismus zeichnet sich ja dadurch aus, dass man seine Kultur für die Beste, für allen anderen Kulturen überlegen hält, dass man andere Kulturen abwertet, etc.
Das KANN zwar ein Motiv für dieses "Meckern" sein, muss es aber natürlich nicht. Missstände anzusprechen, speziell Im globalisierten Zeitalter, halte ich für wichtig..
Habe ich auch nie gesagt.
Ich weiß, das war so auf den Kontext dieser Frage bezogen.
Viele geben sich halt nicht die Mühe die Kultur zu verstehen. 🤷♂️
Da hast du natürlich recht. Viele haben auch gar kein Interesse daran. Sehr schade Eigentlich.
Genauso gut kann ich die arrangierte Heirat in Indien finden.
Sie funktioniert. Natürlich ist das für uns sehr seltsam. Man hat die Liebesheirat versucht.. Man ist sich halt immer noch sehr unsicher.
Es geht doch darum, zwei Familien wachsen zusammen. Im muslimischen übrigens auch nicht so anders.
Der Grund warum die arrangierte Ehe hier bei uns so abgelehnt wird ist halt primär, dass sie nicht sonderlich kompatibel mit UNSERER Kultur ist. Aber nur weil die arrangierte Ehe vielleicht für uns hier nichts ist, muss sie ja nicht zwangsläufig für ALLE Menschen auf der ganzen Welt schlecht sein.
Im Falle Indiens handelt es sich ja um eine völlig andere Kultur als die unsere. Sie ist zum Beispielsweise kollektivistisch geprägt, nicht individualistisch wie bei uns. Aber da sind wir wieder beim Ethnozentrismus: wir nehmem unsere Werte und Vorstellungen, die auf UNSERER Kultur beruhen, und projizieren sie auf andere, völlig anders beschaffene Kulturen...
Also mir ist dieser Gedanke fremd.
Und es ist schon ein eigenartiges Kulturverständnis, diese nur auf Technik und materiellen Wohlstand zu beziehen. Zur Kultur gehört das Lesen und Schreiben, die Kunst (Musik, Bildende Kunst, Architektur usw.) sowie die Philosophie und vieles andere mehr.
Man muss auch nicht alles vergleichen und werten und in Rankings pressen.
Kultur ist etwas anderes als ein Tetris-Spiel mit Highscore-Liste.
Prophezeigungen, die die Zukunft betreffen sind immer schwierig. Warten wir einfach mal ab wie es sich entwickeln wird !
Das ist jetzt kein Deutschen-spezifisches Phänomen, sondern ein Menschheits-spezifisches.