Umfrage: Soll Prostitution in Deutschland illegalisiert werden?

Das Ergebnis basiert auf 65 Abstimmungen

Nein 77%
Ja 15%
Anderer Ansicht 8%

20 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet
Nein

Der Staat sollte sich nicht in das einmischen, was zwei volljährige Erwachsene in beiderseitigem Einverständnis miteinander anstellen - egal ob mit oder ohne Bezahlung.

Einerseits fordert man ständig die Freiheit und Selbstbestimmung der Frau über ihren eigenen Körper - aber wenn sie mit diesem Körper Geld verdienen möchte, dann will man es ihr wiederum verbieten. Angeblich zu ihrem "Schutz", was aber letztendlich nur ein Deckmantel für eigene moralische Empfindlichkeiten ist.

Um es mit Nietzsche zu sagen: "Moralische Entrüstung besteht in der Regel aus 2% Moral, 48% Hemmung und 50% Neid!" Frauen, die anderen Frauen verbieten wollen mit Sex Geld zu verdienen, fürchten oft, dass ihnen ein wertvolles Belohnungs- und Erziehungsinstrument aus der Hand genommen wird, wenn sich ihre Partner jederzeit schnell und einfach Sex kaufen können. Männliche Prostitutionsgegner beneiden womöglich andere Männer um deren Möglichkeit Sexdienstleistungen zu nutzen. Gemeinsam ist beiden das Gefühl der moralischen Überlegenheit, mit dem sie Zwangsmaßnahmen gegen Menschen rechtfertigen, die eine andere Einstellung zu Sex und Moral haben.

Der Handel "Sex gegen irgendetwas" gehört zu den ältesten Geschäftsmodellen der Welt - egal ob die Gegenleistung aus Geld, Vorteilen, Adelstitel, Ansehen, Essen, Schutz, Unterkunft, Sicherheit, Karriere oder sonstwas besteht. Wenn ein junges Mädel einen Mann "aus gutem Hause" oder mit ein paar Millionen auf der Bank oder einer erfolgreichen Filmkarriere usw. in ihr Bett zerrt - müsste man das dann auch verbieten? Wo soll man die Grenze ziehen? Ist eine Essenseinladung und ein paar Drinks schon "Bezahlung"? Was ist mit Pornofilmen? Strip-Shows? Poledance? Ballett?

Gerne wird ja von Menschen, die sich nicht vorstellen können, mit einem Unbekannten Sex zu haben (egal ob beim Paysex, beim Pornodreh oder in einem Swingerclub), behauptet, dass "die meisten Frauen zu dieser Tätigkeit gezwungen werden", was allerdings stark übertrieben ist.

Undine de Riviere - eine studierte Physikerin, Mitbegründerin des bundesweiten Berufsverbands erotische und sexuelle Dienstleistungen (BesD) und schon über 20 Jahre in der Branche tätig, hat in ihrem lesenswerten Buch "Mein Hurenmanifest" einmal nachgerechnet, was an der Aussage "Die meisten Frauen werden gezwungen" dran ist:

In den letzten Jahren kam es im Schnitt zu ca. 100 Verurteilungen pro Jahr wegen Menschenhandel und Co. - Tendenz rückläufig. Bei einer angenommenen Dunkelziffer von 95% (ähnlich wie bei Vergewaltigung und ähnlichen schambehafteten Delikten) entspräche dies rund 2000 Fällen. Da die Schätzungen für die Anzahl der Sexworker zwischen 80.000 und 400.000 schwankt, nehmen wir mal 200.000 an. Dann entsprächen die 2000 Fälle genau EINEM PROZENT!

Zwar ist jeder Fall ein Fall zuviel - aber wer behauptet, dass die meisten Prostituierten gezwungen/verprügelt/eingesperrt werden, VERLEUGNET DIE REALITÄT, um die eigenen moralischen Maßstäbe der Gesellschaft aufzuzwingen.

Nur weil es hin und wieder Zwangsehen gibt verbietet man ja auch nicht die Ehe - oder? Warum soll man dann selbstbestimmt arbeitenden Prostituierten ihren Beruf verbieten - nur weil es auch Zwangsprostituierte gibt?

Wie man in Ländern, die Prostitution verboten haben, ja sieht, verschwindet damit diese Dienstleistung nicht aus der Gesellschaft - sie wandert lediglich in den Untergrund ab, wo die Frauen kriminellen Machenschaften, Zuhälterei, Gewalt und Erpressung schutzlos ausgeliefert sind. Da es dann auch keine Bordelle mehr geben dürfte, wo die Anonymität und Sicherheit der Frauen gewährleistet ist, müssten sie sich praktisch schutzlos ihren Kunden ausliefern. Übergriffige Gäste könnten sie nicht einfach zur Anzeige bringen, da sie sich damit selbst belasten würden und so weiter.

Zuhälterei - also die Nötigung und Ausbeutung von Prostituierten IST ja längst - und völlig zurecht - verboten. Was die Frauen brauchen, ist MEHR Anerkennung und MEHR Rechte, statt Verachtung und Verfolgung!

Wenn Du wissen möchtest warum Frauen diese Dienstleistungen anbieten, welche Geschäftsmodelle es gibt und warum Männer diese nutzen, so findest Du bei Amazon & Co. zum Stichwort "Paysex" interessante Titel.

Wir sehen uns im Puff!

R. Fahren

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Langjährige Tätigkeit als Life-Coach und Fachbuch-Autor

horribiledictu  11.06.2024, 15:44
Wie man in Ländern, die Prostitution verboten haben, ja sieht, verschwindet damit diese Dienstleistung nicht aus der Gesellschaft - sie wandert lediglich in den Untergrund ab, wo die Frauen kriminellen Machenschaften, Zuhälterei, Gewalt und Erpressung schutzlos ausgeliefert sind.

analog argumentiert man übrigens FÜR eine LEGALISIERUNG von Drogen: man bringt die User dadurch aus dem kriminellen Milieu raus... aber Prostitution will man illegal machen udn die Frauen und Kunden damit ins kriminelle Milieu abdrängen.

Logik?

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Nein

Ich denke eher nein, das sich dadurch die Szene nicht auflöst sondern nur in geheimen Orten ihr Buisness machen. Dadurch werden mehr Frauen Opfer von Gewalt durch Zuhälter und Freier und sie haben dann noch weniger Ausstiegsmöglichkeiten. Und dazu kommt, dass das ja alles auch kontrolliert werden muss um das Verbot durchzusetzen. Ich möchte lieber, dass sich die Behörden um die Angelegenheiten von Kindern und Jugendlichen und Menschen mit Behinderung mehr kümmern.

Nein

Auf keinen Fall. Prostitution gab es immer und wird es immer geben. Ob nun verboten im Untergrund oder eben kontrolliert und erlaubt.

Wenn Männer dort nicht hinkönnen, versuchen sie es anderswo zu kriegen. Die Belästigung nimmt zu.

Zudem kann man nichts mehr kontrollieren. Legal gibt es medizinische Kontrollen, die Sexarbeiter sind versichert, der Staat erhält Steuern. Man erspart sich unnötige Prozesse und Anzeigen. Also ein win win auf allen Seiten.

Man denke an das Alkoholverbot in den Staaten früher. Nie wurde so viel getrunken und so El Verbrechen in dem Zusammenhang verübt, wie in dieser Zeit.

Unterbinden sollte man Zwangsprostiution. Die würde durch ein generelles Verbot weiter zunehmen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
Ja

Ich bin zwar nicht wirklich gläubig aber Prostitution finde ich nicht wirklich tolerabel.

EIn reines Verbot bringt zwar auch nicht wirklich viel da sich dadurch weder Freier noch Prostituierte in Luft auflösen.

Trotzdem.. ich finde es nicht in Ordnung Sex bzw einen Frauenkörper legal wie jede andere Ware auch kaufen bzw mieten zu können.

Da sist meine ganz eigene Meinung... die muss nicht richtig sein und ich will damit weder Freier noch die Frauen irgendwie beleidigen.

Nein

Oft erwähnt wird das »Schwedische Modell« (nur die Freier unterliegen der Strafverfolgung). Das muss nicht zwingend zu einer besseren Lage von Prostituierten führen.

Die Prostitution verschwindet von der Öffentlichkeit in den Untergrund. Und kann so von zB Sozialarbeitern nicht mehr gefunden werden. Beratung und Hilfe muss im Geheimen erfolgen.

Da käuflicher Sex eh illegal ist, gibt es auch keine gesetzliche Kondompflicht. Und Gewalt und Betrug wird nicht angezeigt, um sich nicht selber in Schwierigkeiten zu bringen. Zuhälter als »Beschützer« werden erst recht benötigt:

Laut einer Studie von 2004 sei die Prostitution vordergründig von den Straßen verschwunden und in den Untergrund gedrängt worden, so dass sich die Situation für die Frauen deutlich verschlechtert habe.
Die Kontaktaufnahme habe sich ins Internet verlagert und in Kneipen, in denen Telefonnummern diskret verteilt werden.
In der Praxis behandele die Polizei die Frauen offenbar weniger als Opfer, die vor ihren Kunden gerettet werden müssen, denn als Mitwissende von Straftaten; so können sie sich keine Hilfe mehr holen, wenn ihnen Gewalt und Gefahr begegnet.
Die Sozialarbeiter hätten Probleme, die Prostituierten noch zu erreichen.
Diese sind jetzt gezwungen, sich Zuhälter zu ihrem Schutz zu suchen.
Bei Stichproben gaben nur noch ein Bruchteil der betreffenden Frauen an, sich beim letzten Geschlechtsverkehr mit Kondomen vor HIV geschützt zu haben, da sie Angst haben, auch diese Kunden zu verlieren.

https://de.wikipedia.org/wiki/Prostitution_in_Schweden#Kritik