Transgender wegen Trauma?
Hey, ich komme direkt zum Punkt:
Ich dachte immer, meine Geschlechtsidentität wäre einer der wenigen Aspekte von mir, die nicht mit Trauma zusammenhängen. Dann habe ich mir Gedanken gemacht, dass meine Abneigung gegenüber meinem Namen aber durchaus mit daher kommt. Und jetzt kam auf, dass vielleicht meine ganze Identität mit durch Trauma zustande gekommen ist.
Da habe ich schon mal drüber nachgedacht, aber den Gedanken verworfen, weil Gender ja doch eigentlich natürlich ist und Trauma als Ursprung immer nur von Transphoben gesagt wird, um trans schlecht darzustellen. Und das Trauma was ich habe, habe ich auch nie in Bezug auf mein Geschlecht gesehen.
Jetzt bei genauerem Nachdenken ist mir aber klar geworden: Einiges von meinem Traumata wäre nicht oder anders passiert, wenn ich AMAB statt AFAB wäre.
Mit meinem Namen verbinde ich Dinge wie "schwach, klein, hilflos", aber auch die Erwartungen, die andere an mich hatten/haben (klischeehaft weibliche Dinge) und einige Beledigungen.
Und ein Satz, von dem ich eigentlich dachte, er wäre gar nicht in meinem Kopf: "Wenn ich männlich gewesen wäre, hätte ich mich wehren können oder wäre gar nicht erst angegriffen worden."
Ich wurde nie körperlich sexuell angegangen, aber verbal schon und auch das wäre mit einem männlichen Körper nicht passiert.
Je mehr ich darüber nachdenke, desto klarer wird mir: "Von Natur aus" wäre ich wohl immer noch nicht-binär, aber nicht trans maskulin. Und meine Dysphorie kommt durch Traumata.
Wie gehe ich denn jetzt damit um? So kann und will ich ja keine Transition machen, aber habe trotzdem Dysphorie. Und meine Identität sollte etwas schönes, persönliches und echtes sein. Nichts, was mir angetan wurde. Nicht noch ein Knacks in meiner Psyche. Ich will so nicht sein, ich will einfach nur glücklich queer sein. Ich komme mir vor wie ein Imposter.
3 Antworten
![](https://images.gutefrage.net/media/user/Ruzzzzzzzz/1625255293461_nmmslarge__550_72_583_583_fcb277dd49320a980469b4475bdd6604.png?v=1625255294000)
Um eine (medizinische) Transition zu machen, musst du ohnehin in therapeutischer Behandlung sein und dort über deine Geschlechtsidentität sprechen. Versuch doch dadurch mehr herauszufinden, was du willst und wie dein weiterer Weg verlaufen soll.
Ich bin kein Trauma-Experte, aber dein Trauma ist nun eben ein Teil von deinem Leben und deiner Wahrnehmung, es wird sich immer (sehr stark oder nur minimal) auf deine Gedanken und Entscheidungen auswirken.
Versuch Entscheidungen zu treffen, die dir guttun. Wenn du deinen Namen nicht magst und dir nicht vorstellen kannst, dass du deine Perspektive darauf verändern kannst, spricht nichts dagegen, ihn amtlich zu verändern oder nur einen Spitznamen/anderen Namen zu verwenden.
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Ich wurde nie körperlich sexuell angegangen, aber verbal schon und auch das wäre mit einem männlichen Körper nicht passiert.
Wenn du nie körperlich angegangen wurdest dann hättest du dich doch auch verbal wehren können. Dass du den Mund nicht aufbekommen hast, hat weder etwas mit deinem Geschlecht zu tun, noch ist es ein Trauma. Meinst du Männer hätten keine Probleme, wenn sie groß werden? Als Junge muss man sich im Gegensatz zu Mädchen sehr oft körperlich beweisen, oder man gilt als Angsthase oder Schlappschwanz.
Such dir vielleicht als allererstes Mal professionelle Hilfe für deine psychologischen Probleme, bevor du deine Sexualität als Heiligen Gral der Problemlösung auserkürst. Von dem Text her nehme ich stark an, dass du psychologisch aufgrund zu lascher Erziehung nicht belastbar bist und meinst, das würde sich mit einer anderen Geschlechtsidentität ändern oder du würdest damit deiner Vergangenheit entkommen. Die Wirkliche Lösung ist aber, dich deinen Problemen zu stellen und nicht davor zu flüchten.
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Danke für victim blaming, das hilft mir auch sehr.
Die Victim Karte zu spielen ist auch mal ein sehr einfacher Ausweg für dich. Nur ja nicht selbstkritisch sein und sich immer als Opfer sehn und den Weg des geringsten Widerstandes gehn.
Gerade dieses "du hättest dich wehren können" ist ja Ursprung einiger meiner Probleme.
Eben, aber du versuchst es irgendwie auf dein Geschlecht zu münzen. Das ist das Problem. Solange du nicht vergewaltigt wurdest, hat dein Geschlecht absolut nichts mit deinen Problemen zu tun und hätte genausogut auch einem Jungen passieren können.
Dein Geschlecht jetzt zu ändern ändert weder deine Vergangenheit noch ist es eine Problembewältigung. Im Gegenteil, das bringt nur noch mehr Probleme mit sich.
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Die Victim Karte zu spielen ist auch mal ein sehr einfacher Ausweg für dich
Wie kann man bloß sowas sagen.
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Persönlichkeit ist immer eine Mischung aus dem, was man ist und mitbringt und dem, was einem angetan wird. Da sollte man akzeptieren. Das macht dich nicht weniger zu dir.
Wer sagt, dass ich mich nicht verbal gewehrt habe? Und was Trauma ist entscheidest nicht du, sondern idR ein Psychiater. (Und ich wurde körperlich schon mehrfach angegangen, aber halt nicht sexuell.)
Danke für victim blaming, das hilft mir auch sehr. Gerade dieses "du hättest dich wehren können" ist ja Ursprung einiger meiner Probleme. Konnte ich nicht.
Doch, natürlich auch. Aber andere als ich. Und ich habe halt Gedanken, dass das alles besser gewesen wäre als was ich durchgemacht habe.
Ich warte seit Monaten auf eine Bewilligung durch die Krankenkasse (Kostenübernahme von Therapie).
Um meine Sexualität geht es doch gar nicht. Und heiliger Gral auch nicht. Und dass mein Geschlecht realistisch betrachtet keine Probleme löst ist mir klar, aber psychische Probleme sind halt emotional und nicht rational.
Lasche Erziehung ist ein starker Ausdruck für einen Haushalt, in dem es verbale, emotionale und körperliche Übergriffe gab.
Wenigstens damit hast du Recht.