Tempus beim Schreiben?

3 Antworten

Wenn du dich mit dem Präteritum generell wohler fühlst, dann bleib auch dabei. Es macht keinen Sinn sich zu zwingen im Präsens zu schreiben, wenn einem das gar nicht liegt. Die direkten Gedanken könntest du allerdings trotzdem im Präsens formulieren, ich würde sie dann nur kursiv hervorheben. Was besser ist hängt halt auch stark von deinem Schreibstil ab. Probiere einfach mal ein paar Varianten aus und schau was sich für dich am ehesten "richtig" anfühlt.

Wenn die jetzt einen Drachen bekämpfen ist es doch besser in der dritten oder nicht?

Warum sollte das zwingend besser sein? Mit der Ich-Perspektive bist du halt sehr gebunden an das, was deine Perspektivfigur wahrnimmt, aber das muss nicht unbedingt ein Nachteil sein. Eine Perspektive des Kampfes reicht vollkommen aus und die anderen Figuren lernt man dann eben durch die Augen der Perspektivfigur kennen. Das wäre für mich jetzt kein Grund die Perspektive zu ändern.

Aber wie gesagt: Probiere es aus. Nimm dir einen Absatz vor und schreibe diesen in unterschiedlichen Versionen. Mal in der 1. Person, dann in der 3. Person, im Präteritum, dann im Präsens, usw.
Wenn man unentschlossen ist, ist das denke ich der beste Weg der Entscheidungsfindung.

Liebe Grüße


FoxGirl0Z 
Beitragsersteller
 22.07.2024, 20:24

Ist es wirklich erlaubt, die Gedanken im Präsenz zu schreiben? Ich benutze da auch gerne Kursiv und so

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xJustMex  22.07.2024, 21:27
@FoxGirl0Z

Klar ist das erlaubt. Beim kreativen Schreiben gibt es keine unumstößlichen Regeln außer Grammatik und Rechtschreibung. Kursiv kannst du sie ja trotzdem lassen. Mache ich auch immer so.

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Die Auswahl des Tempus und der Perspektive ist ein Stilmittel, wie jedes andere auch. Es gibt kein richtig und kein falsch - aber es sollte bewusst sein, was das eben lostritt.

ZB, dass Präteritum in Ich-Perspektive die Lesenden zu der Annahme bringen kann, dass der Charakter, der hier 'ich' ist, alles überlebt. Oder zb, dass du bei einem Ausflug in etwas vergangenes dann teils zum Plusquamperfekt umschwenken musst, dass ziemlich umständlich klingen kann.
Andererseits ist Präsens ein bisschen seltener als Präteritum, weshalb das den Lesenden eher auffällt, was überhaupt hier das Tempus ist.
Wenn du Wechsel in der Perspektive machen willst, würde ich komplett von der Ich-Perspektive abraten, weil das sonst schnell irritierend sein kann - ich hab zwar auch schon gute Interpretationen davon gelesen, aber das waren Autoren, die zu dem Zeitpunkt schon zig veröffentlichte Bücher hatten und sich gut auskennen damit, wie sie zu schreiben haben.

Also, deine Wahl. Die sich aber nicht darauf beschränken sollte, was für dich am einfachsten ist.

Woher ich das weiß:Hobby – Viel gelesen und viel selbst geschrieben

FoxGirl0Z 
Beitragsersteller
 27.07.2024, 01:59

Achso ja, wenn der Charakter jetzt allgemeine Aussagen trifft wie "Geld ist belanglos" in einem simplen Satz als Feststellung, aber das Buch ist im Präteritum geschrieben, muss es dann "Geld war belanglos" heißen? Weil das klingt wiederum komisch.

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Seraphiel0  27.07.2024, 08:06
@FoxGirl0Z

Ne, Dialog ist selbstverständlich in der Zeitform, die du nehmen würdest, wenn du das selbst sagen würdest.
Heißt im übrigen, das in Dialog so gut wie nie Präteritum benutzt wird, sondern eher Perfekt. Also nicht "Ich aß gestern Pizza", sondern "Ich habe gestern Pizza gegessen".

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FoxGirl0Z 
Beitragsersteller
 22.07.2024, 20:22

Welche Zeitform benutzt man denn, wenn man im Präteritum von der Vergangenheit erzählt? Auch Plusquamperfekt oder nicht?

Außerdem: Ich könnte doch über jedes Kapitel die Charakternamen schreiben, aus dessen Sicht geschrieben wird. Dann wäre der Leser nicht verwirrt. Wäre nur eben ein Problem, wenn ich einen ganz neuen einführe und da plötzlich ein unbekannter Name steht. Oder man macht es geschickt und der neue Charakter wird als erstes Wort beim Namen gerufen und aus den Gedanken gerissen.. :)

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Seraphiel0  22.07.2024, 20:57
@FoxGirl0Z

Richtig, Plusquamperfekt.

Naja, so versuchen das viele, aber das hilft eben nur begrenzt. Allein schon deshalb, weil man den Titel meist sofort vergisst, außer der ist besonders eindrucksvoll. Das verwirrt trotzdem, weil man zb, wenn man zwischendurch kurz was anderes machen muss, erst mal wieder reinkommen muss.
Und du kannst ja auch nicht jedes Kapitel gleich anfangen, dass der Charakter genannt wird. Überhaupt ist das ziemlich ausgelutscht, so macht man das nur, wenn man für Wattpad oder vergleichbares schreibt. Sogar wenn es nur einmal in der ganzen Geschichte vorkommt.

Es hängt nicht nur daran, ob der Charakter bekannt ist - eines der Bücher, die ich genannt hätte, die das 'Perspektivenwechseln' richtig gut hinkriegen, führt sogar gleich mehrfach neue Charaktere damit ein, dass es plötzlich deren Perspektive ist. "Eines Menschen Flügel" von Andreas Eschbach. Erst im Laufe des Kapitels versteht man, wer das ist.

Man kommt aber trotzdem nicht durcheinander, weil jeder einzelne Charakter seine eigene Stimme hat. Einen anderen Satzbau, anderes Vokabular. Die einen sprechen mehr über Sorgen, die anderen sind optimistischer. Sie denken anders, und das merkt man in jedem einzelnen Satz. Das ist es, was 'Viele Perspektiven' gut macht.
Viele, insbesondere Anfänger-Autoren kriegen aber genau das nicht hin. Jeder Charakter spricht exakt gleich, und zwar genau so, wie die Person, die das geschrieben hat.
Und das sollte man erst anders geübt haben, als gleich die Königsdisziplin. Du rennst ja auch nicht jetzt sofort los und machst einen Triathlon, sondern du übst erst Radfahren, Schwimmen und Laufen einzeln, setzt dann kürzere Distanzen zusammen, usw.

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Nimm das mit dem du dich wohl fühlst

Woher ich das weiß:Hobby – Ich lese für mein Leben gern und schreibe auch selber