Puh. Ohne dich angreifen zu wollen, aber das ist ganz schön umständlich formuliert - und das nicht im postiven Sinn! Du versuchst hier düster zu klingen, aber der Inhalt leidet darunter und der Text kann nicht richtig atmen, fühlt sich eher erdrückend an, weil du zu viele Bilder auf einmal erzeugen willst. Dabei sagst du sehr viel, ohne wirklich ein klares Bild der Szene abzuliefern. Alles bleibt schwammig.
Die Formulierungen sind zudem teilweise extrem gekünstelt, was bei einem Romantext eher hinderlich ist, weil es den Lesefluss stört. Lass mich das mal ein wenig auseinandernehmen.
Denn verdecken versuchte er mit seinen Händen seine Augen, zu verhindern, dass die Augen erhaschen, was seine Hände erbrachten.
Holy Moly. Das könnte so ein Satz sein, den ich betrunken um 3 Uhr Nachts tippe und mich am nächsten Morgen frage, was zur Hölle mich da geritten hat.
Das sind so Sätze, die killen deinen Text - instant. Du kannst ja gern poetisch schreiben, wenn du das magst, aber poetisch heißt nicht: Verwirre deine Leser.
Dieser Gesang füllt jede Ritze in der kleinen holzigen Kammer, die Decke so tief, man möge annehmen sie bricht auf einen herab.
"Man möge annehmen"... das klingt nach Beamtensprache und bricht mit dem Stil, den du zuvor versucht hast zu etablieren.
Besser wäre zum Beispiel gewesen: "Man könnte glauben..."
Weniger ist oftmals mehr.
Nein er konnte es nicht, er floh zum Sessel, der zu klein für ihn war.
Er konnte was genau nicht? Hier fehlt der Kontext. Es entsteht kein Bild, sondern eher Verwirrung. Wovor flieht er? Ist der Sessel einfach nur klein oder unser Gollum-Verschnitt zu groß? Etwas mehr Beschreibung der Situation wäre hier hilfreich. Nachvollziehbarkeit ist wichtig!
Nun sitzt sein Kopf tief in seinen breiten Beinen vergraben und er nahm sich einen noch tieferen Atemzug und stand auf, richtete sich und begann. Es wartet immerhin noch Arbeit auf ihn. Seine jetzt gefestigten Schritte führten zum Tisch in der Mitte des Raumes.
Der Wechsel zwischen "Oh nein, ich habe Angst und fliehe zu meinem Sessel" zu "haha, jetzt nähe ich dich zusammen!" passiert viel zu plötzlich. Hier würde es Sinn machen näher darauf einzugehen was in der Figur passiert oder zumindest etwas mehr Zeit verstreichen zu lassen. Im Moment wirkt das wie: Flieht zum Sessel -> atmet kurz -> steht wieder auf und ist plötzlich entschlossener denn je. Ich verweise noch einmal auf die Nachvollziehbarkeit. Du musst nicht alles erklären, aber der Leser sollte auch nicht komplett im Dunkeln gelassen werden. Das senkt schnell mal die Motivation weiterlesen zu wollen.
Und damit ein weiterer Punkt: Das Innenleben deiner Figur fehlt komplett. Du musst das gar nicht mal super ausführlich beschreiben, denn ich habe hier eher den Eindruck, dass nur der Prolog aus dieser Perspektive geschrieben sein wird, aber so gar nicht? Come on - das kannst du besser.
Ja, es ist sicherlich schwer sich in eine gestörte Figur hineinzuversetzen, aber ein paar Details würden schon reichen, um die Szene greifbarer für den Leser zu machen. Nur ein paar gestörte Gedanken meinetwegen. Irgendwas, was den Leser wirklich reinzieht. Oder ein paar verstörende Selbstgespräche. Je nachdem wie du sie zeichnen möchtest.
"Show, don't tell" wäre dann der nächste Punkt auf der Agenda. Du erzählst viel, aber lässt den Leser wenig selbst erleben. Ein einfaches Beispiel:
‚Wie wunderschön‘ dachte er sich.
Das ist eine klassische Tell-Falle. Sagst du, dass etwas „wunderschön“ ist, nimmt der Leser das zur Kenntnis, aber fühlt es nicht.
Show-Variante:
Die violetten Fäden glänzten im fahlen Mondlicht wie nasse Blütenblätter. Er nickte kaum merklich, ein Hauch von Lächeln zuckte über sein Gesicht.
Jetzt wird klar: Er findet es schön, du musst es nicht sagen. Die Beschreibung übernimmt das.
Natürlich muss nicht der ganze Text nur aus "Show" bestehen. Auch "Tell" hat seine Daseinsberechtigung, aber hin und wieder ein bisschen mehr "show" einzustreuen, macht den Text lebendiger. Zum Beispiel hättest du beschreiben können, wie er ehrfürchtig mit den Fingern über die Haut seines Opfers streicht, die Hautfarbe dabei näher beschreiben, damit man zumindest ahnt, ob die Person noch lebt oder längst tot ist, etc.
Du versuchst stattdessen geschickt drum herum zu arbeiten, um nicht beschreiben zu müssen, was er da genau tut und vor sich sieht. Und genau das meine ich mit: Es bleibt alles schwammig. Du deutest viel an, zeigst aber im Grunde nichts Konkretes, während du trotzdem versuchst den Leser mit Bildern zu fluten - das passt nicht ganz zusammen.
Man hat beim Lesen das Gefühl, dass du zwischen Andeutung und Detail hin- und herschwankst. Vielleicht hilft es, dich vorher zu fragen: Was will ich dem Leser wirklich zeigen und was darf ein Mysterium bleiben?
Generell ist es, aber das hat Fuchssprung dir ja auch bereits gesagt, sinnvoller ein paar vereinzelte, aber dafür sehr eindringliche Bilder in den Kopf des Lesers zu pflanzen als möglichst viele auf einmal. "Weniger ist mehr" ist hier nicht nur ein Spruch, sondern ein Leitfaden.
Andere Kinderkrankheiten wurden ja bereits angesprochen. Grammatik gehört definitiv noch überarbeitet, aber da gehe ich jetzt nicht noch mal näher drauf ein. Du hast sehr viele Wortwiederholungen drin, teilweise unnötig viele Adjektive, usw.
Die Formatierung ist auch noch nicht ideal. Ich würde dir dringend empfehlen mehr Absätze und Zeilenumbrüche einzubauen, um die Lesbarkeit zu erhöhen.
Aber: das sind Dinge für die Überarbeitung. Wenn dir die Rohfassung schon nicht zusagt, ist es manchmal sinnvoller einfach noch mal von vorn anzufangen - solange bis es sich richtig anfühlt.
Du sagst ja selbst, dass du zum ersten Mal schreibst. Dass dann nicht alles sofort passt, ist normal. Dass dein Schreibstil noch holperig ist und ein bisschen wie "nachgemacht" wirkt, ist ebenfalls normal.
Du musst deine eigene Erzählstimme erst noch finden und die kommt nur durch Übung. Also probiere dich ruhig aus, schreibe dieselbe Szene in 5 verschiedenen Varianten, wenn's sein muss. Irgendwann - und das ist ein Versprechen - wirst du zum ersten Mal zufrieden mit deinem Text sein.
Dann wird er vermutlich immer noch nicht wirklich gut sein, aber du wirst Fortschritte machen - und das ist es, was am Ende wichtig ist.
Also, nicht den Mut verlieren und dran bleiben! Das wird schon. :)
Liebe Grüße