Na ja, die Anfänge, die du oben als Beispiel gegeben hast, sind tatsächlich welche, die häufig von "Anfängern" genutzt werden. Wobei die oben angeführten Beispiele gar nicht so dramatisch sind. Es kommt eher darauf an wie der Text danach weitergeführt wird.
Das Problem mit solchen Tagesanfängen ist, dass darauf oft nichts Interessantes folgt. Der Protagonist wacht auf, schleppt sich ins Bad, es folgt eine langweilige Beschreibung von Figur und Kleidungsstil, dann geht sie runter frühstücken,... man kann das jetzt endlos fortführen. Das Problem: Es passiert eigentlich nichts und man erfährt auch nichts wirklich Interessantes über die Figur, außer dass sie einen höchst langweiligen Alltag hat.
Natürlich kann ich eine Szene am Frühstückstisch schreiben, aber dann sollte ich damit auch etwas bezwecken. Zum Beispiel könnte ich damit eine ungewöhnliche Familiendynamik aufzeigen, die der Leser bereits zu Beginn kennen sollte. Vielleicht will ich damit zeigen wie gelangweilt meine Figur von ihrem eigenen Alltag ist, bevor dieser sich drastisch verändert und die Figur sich die ursprüngliche Langeweile sehnlich zurückwünscht.
Die Frage ist nicht nur wie man am besten anfangen kann, sondern warum man an der gewählten Stelle beginnt. Frage dich: Was ist das erste, wichtige Ereignis der Geschichte? Was muss der Leser davor wissen (wenn überhaupt)? Du kannst kurz vor dem ersten Ereignis beginnen, mittendrin oder so gar erst kurz danach einsteigen.
Um mal ein sehr klischeehaftes Beispiel zu nehmen:
Es geht um eine Lovestory zwischen einer nicht ganz so beliebten Schülerin und einem Badboy, der neu an der Schule ist. Das erste Ereignis: Der Junge wird in ihrer Klasse vorgestellt.
Du hast mehrere Möglichkeiten einen Anfang zu gestalten.
Möglichkeit A) Du beginnst kurz vor der Vorstellung des neuen Klassenkameraden und zeigst anhand einer kurzen Szene innerhalb der Schule, dass deine Protagonistin nicht sonderlich beliebt ist (zum Beispiel durch eine kurze Mobbing-Szene oder Ähnliches)
"Es war jeden Tag dasselbe. Jeden Morgen saß Caitlyn auf meinem Platz, wenn ich das Klassenzimmer betrat, obwohl ich sie jeden Tag erneut darauf hinwies, dass sie dort nichts zu suchen hatte. ..."
Möglichkeit B) Du beginnst direkt mit der Vorstellung des neuen Schülers im Klassenzimmer.
Gelangweilt stützte ich mit einer Hand mein Kinn und sah aus der großen Fensterfront zu meiner Linken, während der Lehrer uns den neuen Schüler vorstellte. Bereits ein flüchtiger Blick auf Ryan hatte mir gereicht, um zu erkennen in welche Kategorie er gehörte. Auf seiner Stirn prangte in riesigen, roten Leuchtbuchstaben das Wort "Beliebt".
Möglichkeit C) Du beginnst kurz nach diesem Ereignis und startest direkt mit einer Konfrontation der beiden Figuren.
"Die Ohrfeige, die ich ihm verpasste schallte durch den nahezu leeren Schulflur. Ryans Augen weiteten sich in Schock, während ich verzweifelt versuchte die Tränen wegzublinzeln, die in meinen Augen brannten. Noch nie in meinem Leben hatte mich jemand derart wütend gemacht. ..."
Natürlich gibt es noch mehr Möglichkeiten, aber die hier alle aufzuzählen, würde etwas den Rahmen sprengen. Es sollen auch nur simple Beispiele sein wie man so einen Anfang inhaltlich gestalten kann.
Man muss nicht immer mit dem Tagesbeginn anfangen. Du kannst deine Leser ruhig auch mitten in eine Szene schmeißen.
Alles was einen gewöhnlichen Alltag zeigt, ist für Leser eher langweilig. Wenn die Figur hingegen einen generell eher ungewöhnlichen Alltag hat, kann man natürlich auch damit anfangen. Es kommt immer ein bisschen auf die Geschichte an, was sinnvoller ist.
Du kannst auch mit dem Aufwachen beginnen, solange darauf eben etwas Erzählenswertes folgt.
Ich würde dir allerdings empfehlen es erst einmal so zu schreiben wie es dir spontan in den Sinn kommt, egal wie klischeehaft oder eintönig es erst einmal wirken mag. Oftmals fällt es einem später leichter einen guten Anfangspunkt zu finden und überarbeitet die erste Szene dann nochmal komplett. Das ist gar nicht schlimm und bist auch nicht die einzige, die Probleme damit hat. :)
Zum Thema Dialoge:
Um mal dein Beispiel zu nehmen:
"Ich weiß nicht Mom, ich flühle mich heute nicht so gut.." sprach ich zu meiner Mom "Okay Schatz, dann bleib einfach im Bett und ich rufe in der Schule an" sagte sie und ging dann aus meinem Zimmer.
der Zusatz zu wem sie hier spricht, ist durch die Anrede schon mal völlig unnötig, bzw. doppelt gemoppelt.
"Ich weiß nicht, Mom. Ich fühle mich heute nicht so gut...", murmelte ich.
oder Ähnliches Reicht hier vollkommen aus.
Es würde allerdings nicht schaden etwas mehr Erzählung/Handlung einzuschieben.
Beispiel:
"Ich weiß nicht, Mom. Ich fühle mich heute nicht so gut...", murmelte ich und zog die Decke noch etwas höher, da mein Körper schon wieder zu zittern begann. Meine Mutter legte daraufhin liebevoll eine Hand an meine Stirn um meine Temperatur zu checken und zog diese kurz darauf wieder zurück.
"Also gut", lenkte sie schließlich ein und ich atmete erleichtert aus, "dann bleib heute Zuhause und ruh dich aus. Ich rufe in der Schule an". ...
Auch das geht natürlich noch deutlich besser, aber es soll auch nur grob veranschaulichen was ich meine. Ein Dialog besteht nicht immer ausschließlich aus gesprochenen Worten. Die Worte, die man hört, können unterschiedliche Emotionen hervorrufen und wie wir auf diese reagieren hängt wiederum von unserer Persönlichkeit und Beziehung zur anderen Person ab. Zudem reagieren wir nicht nur mit Worten, sondern auch mit Mimik und Gestik. Das bedeutet nicht, dass man jede kleinste Regung beschreiben sollte, aber man sollte zumindest versuchen die Szene grob zu skizzieren, damit der Leser ein Bild vor Augen hat.
Die Frage ist auch: Was willst du mit dieser Szene ausdrücken? Soll sie zeigen wie liebevoll das Verhältnis zwischen Mutter und Tochter ist? Soll sie zeigen wie verschlagen das Kind ist, weil sie nur vortäuscht krank zu sein und ihre Mutter voll im Griff hat?
Soll sie zeigen wie streng ihre Mutter eigentlich ist und, dass sie bangen muss selbst mit Fieber in die Schule geschickt zu werden?
Je nachdem was man ausdrücken möchte, beschreibt man die Situation und Reaktionen etwas anders und vermittelt dem Leser so jeweils ein anderes Bild.
Letztlich würde es vor allem helfen selbst viel zu lesen um zu lernen wie man es besser machen kann. Bestenfalls aber richtige Bücher statt Wattpad-Stories.
Liebe Grüße