Das Problem ist vor allem dieses:
Vielen transidenten Schauspieler*innen werden keine Rollen angeboten, die cis sind. Liegt natürlich daran, das viele Produzenten und Regisseure immer noch ältere Männer sind, die nur danach casten, dass sie alle weiblichen Schauspielerinnen anbaggern wollen - und das wollen sie bei einem Transmädchen vielleicht nicht.
Wenn jetzt auch noch die Rollen, die trans sind, bei denen sie Argumente von Authentizität, eigener Erfahrung usw bringen können, nicht an transidente Schauspieler*innen gehen, sondern an Cis Personen, dann bleibt ja nichts mehr übrig, das trans Personen, die Schauspiel machen wollen, spielen dürfen. Dadurch drängt man diese Leute aus einem Beruf raus, den sie eigentlich gut könnten. Und dann wundert man sich, warum die Hälfte aller trans Frauen schonmal in ihrem Leben Sexarbeit machen mussten.
Ergo: Ja, solange trans Personen noch weniger für cis Rollen ausgewählt werden, sollten sie zumindest irgendwas noch als Startpunkt haben dürfen. Es gibt ja auch sehr wohl Leute, die zuerst trans Rollen gespielt haben, und dadurch jetzt mehr dürfen - zb Hunter Schaefer.
Wenn jetzt wirklich keine trans Person in Frage kommt, um diese Rolle zu spielen, weil bei allen Leuten, die Zeit und Lust hätten, irgendwas anderes nicht passt, dann ist es noch akzeptabel, eine Person zu casten, die cis ist und das Geschlecht hat, mit dem der Charakter sich identifiziert. Also zb, eine Frau (von Geburt an weiblich) spielt eine Transfrau. Also einen Charakter, der bei Geburt als männlich betrachtet wurde, aber im Inneren weiblich ist.
Mit so einem Casting respektiert man den Charakter und alle, die sich mit dem Charakter identifizieren können.
Wenn man aber eine Person castet, die dasselbe biologische Geschlecht hat und cis ist, dann ignoriert man das damit. Man reduziert einen Charakter, der komplex und vielschichtig sein könnte nur noch darauf, was er*sie zwischen den Beinen hat.