Stirbt der österreichische Dialekt in Wien aus?
Mir ist aufgefallen, dass die Jugend in Wien kaum noch Wiener Dialekt spricht. Noch nicht mal mehr das österreichische Hochdeutsch wird gesprochen, sondern immer mehr das deutsche Hochdeutsch.
Bilde ich mir das nur ein oder ist euch das auch schon aufgefallen? Und warum ist das so?
7 Antworten
Ich würde behaupten, dass es gar kein "deutsches Hochdeutsch" ist, sondern dieses typische (Sozial-)Mediendeutsch, das ein Amalgam aus grob gesagt nord- und westdeutschen Regiolekten ist. Deutsches Standarddeutsch ist das nicht.
Warum das so ist? Ich vermute eben, dass es vor allem mit Social Media zu tun hat, die heutzutage sehr stark auf Video basieren. Da herrscht ein teilweise unangenehmer Gruppendruck, möglichst konform zu sein: jeder muss gleich sprechen, gleich aussehen, gleiche Dinge tun. Früher war dieser Gruppendruck in deiner Clique ("deine Hawara"), heute hast du TikTok und Insta, wo es keine Regionalität mehr gibt.
Interessant finde ich das übrigens vor allem, was Zuwanderer betrifft. Es waren einst die "Böhmen" und später die Jugoslawen, die den wienerischen Dialekt aufsaugten und mitunter sogar stärker pflegten als die Ur-Einheimischen. Während die Zuwanderer der jüngsten Zeit (vor allem aus dem arabischen Raum) meinem Eindruck nach sehr konsequent das bundesdeutsche Kiezdeutsch sprechen. Ich schätze auch hier, dass das eben mit Social Media zu tun hat. Wäre auf jeden Fall ein spannendes Forschungsthema.
Mir ist unlängst in Wien aufgefallen, dass es zumindest noch vereinzelte junge Menschen gibt, die wienerisch reden. Deutlich mehr junge Menschen als in München münchnerisch oder in Frankfurt hessisch reden.
Nein, in Graz reden die Schüler auch wie ZDF-Nachrichtensprecher.
Echt? In Graz jetzt auch schon? :O Also vor 20 Jahren (wo ich noch in Österreich wohnte) war das nicht so!
Ich bin einmal zur Mittagszeit in einen Schwarm Teenies aus dem nahen Gymnasium geraten und dachte zuerst, das seien Gastschüler aus Hannover.
Von der Aussprache her vielleicht, aber vom Akzent her, kann ich schon noch erkennen, dass sie aus Österreich kommen.
Es ist mir in Wien nicht aufgefallen, da ich dort eigentlich nie bin.
Aber: Es fällt mir in 'meiner Stadt auf. Dialektisch einfachste Dinge, wie z.B.:
"Gell, do glotscht", oder " Brestling, Krombeera, Hoormiddela" u.ä. werden einfach nicht mehr verstanden.
Alle reden (oder meinen zu reden) ein verkünsteltes oder leicht dialektisch angehauchtes Hochdeutsch.
Also die Erdbeere und die Kartoffeln sind mir bekannt, aber beim dritten Begriff müsste ich schon auf Shampoo tippen.
Keine östereichische Stadt, sondern eine schwäbische Stadt.
Aber ändert ja am Prinzip nichts.
Heast, des is Oasch.
Ja, das kann stimmen. Aber trotzdem wurde es in den letzten Jahren sehr viel weniger. Das trifft aber nur auf Wien zu. In allen anderen Bundesländern wird der Dialekt noch sehr gepflegt. Auch von der Jugend.