Stimmt es, je mehr Abitur machen, desto weniger wert werden niedrigere Abschlüsse?
5 Antworten
In gewisser Weise ist da schon was dran, allerdings stellen manche Personalchefs die überzogenen Ansprüche. Bald braucht man als Postbote auch ein Abitur – könnte ja sein, dass man da einen französischen Namen lesen können muss...
Ja das stimmt und das ist schon lange so.
Ich suchte für meinen Sohn vor gut 25 Jahren eine Lehrstelle in Hamburg und googelte mal in meinem Handwerk Maler und Lackierer danach. 146 Lehrstellen als Maler und Lackierer. Anforderung mindestens mittlere Reife, gute bis sehr gute mittlere Reife. Nur zwei Malerbetriebe gaben sich mit
sehr gutem Hauptschulabschluß zufrieden.
Ich fragte meinen damaligen Chef danach und der sagte :
"Das was Sie damals als Hauptschulabschuß gemacht haben wäre heute eine gute bis sehr gute mittlere Reife. Die Jugendlichen die sich mit bestandenem Hauptschulabschluß bei mir bewerben können kaum ihren Namen schreiben, keinen einfachen Dreisatz im Kopf rechnen und keine fünf Sätze fehlerfrei schreiben. Auch lesen kaum. Außer lol tut net Not chill ma.
Ich nehme keine Lehrlinge mit Hauptschulabschluss mehr, davon hat keiner die Lehre beendet.
Das war schon vor gut 25 Jahren so, zumindest in Hamburg.
Das mag sein, das ändert nichts daran das Hauptschulabsolventen in unserem Handwerk nur sehr selten lernfähig - und willig sind.
Bedeutet einfach nur, dass das allgemeine Bildungsniveau steigt. Das führt nicht dazu, dass ein 'einfacher' Handwerker plötzlich Abitur vorweisen können muss.
Umgekehrt, das allgemeine Bildungsnibeau sinkt. Darum kann nun jeder Abitur machen, auch die, die früher noch nicht einmal einen Realschulabschluss hinbekommen hätten.
Und deshalb stellen manche Personalchefs überzogene Ansprüche. Bald braucht man als Postbote auch ein Abitur – könnte ja sein, dass man da einen französischen Namen lesen können muss...
Mehr Leute machen Abitur und dadurch sinkt das allgemeine Bildungsniveau? Steile These. Das würde nur Sinn ergeben, wenn das Abitur viel einfacher geworden wäre. Hinweise oder Belege dafür sehe ich aber nicht. Meiner Kenntnis nach wollen einfach mehr Kids Abitur machen und anschließend Bürotätigkeiten ausüben. Mehr Interessenten = mehr Absolventen.
Natürlich ist es einfacher geworden? Dann untermauern wir das Ganze mal mit quantitativen Daten, um ihr Bauchgefühl adäquat einzuordnen.
Es machen weitaus mehr Mädchen Abitur und der Notendurchschnitt ist nur recht gering gestiegen:
"Bis in die 80er Jahre hinein, war der Jungs-Anteil bei den Abituren höher als der der Mädchen, Mitte der 1980er hat sich das umgekehrt. 2017 haben in Rheinland-Pfalz im betreffenden Jahrgang 47 Prozent der Mädchen Abitur gemacht, aber nur 36 Prozent der Jungs. [...] Der Durchschnitt aller deutschen Abiturnoten stieg innerhalb von 10 Jahren lediglich um eine Zehntelnote: von 2,52 (2007) auf 2,41 (2017)."
ja in gewisser Art schon.
Aber es zeigt zich mittlerweile auch das nicht jeder der ein ABI in der Tasche hat fähig zum Studieren ist.
Ich würde mir durchaus wieder mehr Achtung für Hauptschüler und Handwerker wünschen
Nein umgekehrt, jeder mit Abitur will dann studieren oder was krasses machen was Handwerker, Bauarbeiter und simple Jobs deutlich wertvoller macht.
Realschüler interessieren sich halt seltener für handwerkliche Berufe, die Mehrzahl geht in kaufmännische Ausbildungen oder in die IT.