"stehendes Fußes" oder "stehenden Fußes"?


18.10.2021, 13:23

Wie bzw. wonach frage ich, wenn "stehenden Fußes" rauskommen soll, und wie, wenn "stehendes Fußes"?

2 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet

Stehendes Fußes klingt nach frühem 19. Jahrhundert. Es ist die historisch richtige Form der starken Deklination (gebildet genauso wie dieses Fußes), aber seit mehr als 100 Jah­ren kommt sie kaum noch vor, vielleicht mit ein paar Ausnahmen in der Ly­rik oder wenn jemand wirklich altertümlich klingen will. Üblich ist im Gen Sg masc neutr nur noch die schwache Form stehenden, auch wenn der Kontext wie hier nach einer star­­ken Form verlangt. Ich nehme an, Du redest von der Grammatik des Lucius Annaeus Senecio, und der Mann scheint zwar jünger zu sein als ich, aber definitiv auch ein schräger Vogel.

Dagegen ist grauender Stirne richtig, analog zu guter Hoffnung. Diese adverbiellen Ge­ni­tive sind moderat altertümlich und werden eigentlich nicht mehr aktiv genutzt, son­dern nur noch zitiert. Es gibt also eine geschlossene Menge solcher Ausdrücke wie guten Mutes, finsteren Gedankens, eilenden Schrittes, frohen Herzens, aber man bildet sie nur noch selten neu.

Daneben hat grauender Stirne noch zwei weitere nichtfatale Probleme: Stirne ist als Nebenform von Stirn bekannt, aber ungebräuchlich. Außerdem weiß ich nicht, was das Partizip grauend hier ausdrücken soll: Naïv würde man annehmen, daß sich die Stirn grau färbt, aber das ist nicht allzu realitätsnah. Möglicherweise ist gemeint, daß sich im Gesichtsausdruck des Titanen Grauen widerspiegelt, aber dann ist die Bildung auch, ahem, unkonventionell.

"Die Sparter hatten den Mut ihren Führer gewählt."

Auch das ist altertümlich, kommt mir aber gerade noch möglich vor; es handelt sich um einen Prädikatsakkusativ. Fast jeder würde aber heute sagen … den Mut zu ihrem Führer

Woher ich das weiß:Hobby – Angelesenes Wissen über Sprach­geschich­te und Grammatik

lumbricussi 
Beitragsersteller
 19.10.2021, 03:19

Indiachinacook, du bist grandios! :-) Genau, es ist die Grammatik des Lucius Annaeus Senecio. Bitte erklär' mir noch, was es mit der starken und schwachen Deklination auf sich hat. Ich kenne nur starke und schwache Verben.

Die grauende Stirn des Titanen könnte ich mir auch als umwölkte Stirn vorstellen. Jedenfalls graut mir nun nicht mehr vor den anderen Übungssätzen des Lucius Annaeus Senecio und übe mit mehr Vergnügen weiter. Dankeschön für deine Hilfe.

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"Stehendes Fußes" gibt es im Deutschen nicht, die anderen Beispiele sind dementsprechend auch falsch.

"Stehenden stimmt".

Die Sparter hatten den Mut ihren Führer gewählt.

Auch dieser Satz ist schlicht und einfach falsch und ergibt keinen Sinn.


lumbricussi 
Beitragsersteller
 18.10.2021, 13:25

Gibt's doch nicht! Die Sätze kommen vom Adfontes Sprachinstitut! Huh! Mein Sprachgefühl richtig? Wahnsinn!

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ZiegemitBock  18.10.2021, 13:29
@lumbricussi

Du, ich habe schon Übersetzungen des Berlitz-Institutes in der Hand gehabt, da fällst Du vom Glauben ab. Sie haben, nur ein krasses Beispiel, "fibroso" mit "fiebrig" übersetzt. *KopftrifftTisch*

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lumbricussi 
Beitragsersteller
 23.10.2021, 16:23
@ZiegemitBock

Kommt drauf an, ob man von "die Fiber" oder "das Fieber" ausgeht. "der Fihber" stünde auch noch zur Auswahl. Oder "die Fiper" (äh, Viper wollte ich sagen), oder - jetzt hab ich ihn: "der Fieper". :-)

Aber, ich hab trotzdem was Tolles gelernt: Dass nicht nur Verben stark oder schwach konjugiert werden können, sondern auch Nomen können stark und schwach dekliniert werden. Ich bin nur noch sooooooo froh, dass ich nicht Deutsch lernen muss.

Wie heißt jetzt eigentlich "fiebrig" auf Latein? Oder eine andere europäische Spache?

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ZiegemitBock  24.10.2021, 09:43
@lumbricussi

Es ging um eine Übersetzung vom Spanischen ins Deutsche. Fiebrig wäre im Spanischen febril. Fibroso hingegen bedeutet faserig, es ging dabei um eine Wurstsorte.

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